Ursula Liebrucks, „Der Neubeginn“

 

Ursula Liebrucks Skulptur „Der Neubeginn“ hätte kaum einen besseren Platz finden können als vor der neu eröffneten kunsthistorischen Bibliothek in Bockenheim. Bis 2009 stand das Kunstwerk versteckt im Vorgarten des Gebäudes Dantestr. 4-6.

Vom Gestrüpp befreit, kommt es im gläsernen Verbindungsgang zwischen dem Juridicum und der neuen Kunstbibliothek wieder voll zur Geltung. Die Bronzeskulptur, von der Künstlerin 1982 entworfen und 1997 der Universität gestiftet, zeigt die menschliche Gestalt in Bewegung. Ihre dürren, langgezogenen Gliedmaßen erinnern an Giacomettis Figur „Der Schreitende“. Der Trubel um die Skulptur des Schweizers, die kürzlich den Rekordpreis von umgerechnet 74 Millionen Euro erzielte, bringt Liebrucks Variation nun noch mehr bewundernde Blicke ein. 

Mit großem Schritt und schwungvoller Armbewegung schreitet Liebrucks Figur zuversichtlich voran. In einem Brief an die Universitätsleitung erklärt die Künstlerin, dass der Titel „Der Neubeginn“ für eine neue Herstellungsweise steht, bei der ein Stahlgerüst zunächst mit Maschendraht und anschließend mit Gipslappen umhüllt wird. Für die Gipsfigur, nach der gegossen werden kann, hatte Liebrucks zuvor stets ein Tonmodel angefertigt. 

Ursula Liebrucks, Ehefrau des Philosophen Bruno Liebrucks, hatte ihr Talent erst im Alter entdeckt. 1916 in Berlin geboren, seit Anfang der 60er in Frankfurt zu Hause, ließ sie sich mit 63 Jahren in der Städelschule ausbilden und war seit Mitte der 80er Jahre als selbstständige Bildhauerin tätig.

Michaela Filla