Profil des Fachs

Kirchengeschichte - Historische Theologie/ Dogmengeschichte - befasst sich mit der Inanspruchnahme des Christlichen im Verlauf der Geschichte seit dem Beginn der Verkündigung des Christuszeugnisses. Ihre disziplinäre Begründung als theologisches Lehrfach ergibt sich daraus, dass heutige Christen und Christinnen zu der in den Schriften der Bibel fassbaren Offenbarung Gottes nicht nur in einem unmittelbaren, sondern immer auch in einem mittelbaren Verhältnis der Reflexion wie des praktischen Nachvollzuges stehen: Bis zu zweitausend Jahre der Mitteilung und Gestaltung liegen zwischen uns und den Ereignissen selbst.

In Forschung und Lehre vereint das Fach zwei für längere Zeit geschiedene Wissenschaftstraditionen: Im Fach Kirchengeschichte wird die Entwicklung der Inanspruchnahme des Christlichen durch die Jahrhunderte seit der Ursprungssituation bis in die Gegenwart rekonstruiert und unter verschiedenen Aspekten interpretiert. Methodisch ist diese Arbeit den historischen Disziplinen verpflichtet und unterschiedet zwischen philologisch-historischen, kultur- und sozialwissenschaftlichen Methoden- und Theoriekonzepten.

Im Fach der Historischen Theologie/ Dogmengeschichte wird hingegen der christliche Normbildungsprozess nachvollzogen. In Lehre und Forschung geht es um die historische Plausibilisierung von Normsetzungen und ihrer Bestreitung. Das Fach Dogmengeschichte stand lange Zeit in dem Ruf, die Dogmatik in der Systematischen Theologie zu ersetzen. Das ist nicht der Fall. Vielmehr leistet die Dogmengeschichte die notwendigen Vorarbeiten der im Fokus gegenwärtiger Entwicklung erforderlichen Neuformulierung der normativen Glaubensreflexion und ihrer Kritik.

Die Selbstoffenbarung Gottes vollzieht sich in der hermeneutischen Spannung von Gesetz und Evangelium. Sie ereignet sich unter geschichtlichen Bedingungen. Das verpflichtet dazu sowohl den Traditionsprozess der Offenbarungsauslegung als auch deren Verwirklichung in der Religionskultur zu rekonstruieren. Diese historische Rekonstruktion geschieht in kritischer Auseinandersetzung mit der gegenwärtig selbstverständlichen Auslegung und Religiosität. Historische Theologie ist damit ein unabdingbarer Teil des theologischen Diskurses.

Die Geschichte der Auslegung des Schriftzeugnisses und deren religionskulturelle Inszenierung sind in historischen Quellen fassbar, worunter man alles Materiale (Texte, Gegenstände oder mediale Zeugnisse) versteht, das zur Rekonstruktion der Vergangenheit dienen kann. Darin findet die ausdrückliche Reflexion auf die christliche Lehre ebenso einen Niederschlag wie das spontane und geformte Zusammenleben der Christen und Christinnen. Daraus ergeben sich die Akzentsetzungen "Theologiegeschichte" und "Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte". Da die theologische Reflexion auch zu institutionell anerkannten und für die kirchlichen Gemeinschaften jeweils verbindlichen Festlegungen geführt hat, bildet einen besonderen Aspekt der Theologiegeschichte die Dogmengeschichte.

Verbindlich für die Einteilung des Faches in der Lehre sind die historischen Epochen, an denen sich die Grundvorlesungen orientieren: Alte Kirche (vertreten durch den Lehrstuhl Neues Testament/ Alte Kirche, Mittelalter, Reformationszeit, Neuere und Neueste Zeit. In Forschung und Lehre konzentrieren sich die Mitarbeiter der Professur auf die Geschichte der lateinischen Christenheit in den westlichen Traditionen und Berücksichtigung ihrer globalen Wirkungen

In die Methodik der Fächer Kirchen- und Dogmengeschichte führen Proseminare ein. Grundsätzlich gebraucht die Historische Theologie zur Quellenanalyse das auch in anderen historischen Disziplinen übliche Instrumentarium. Traditionell hat dabei die Geistesgeschichte ein besonders großes Gewicht, wird aber mit anderen Methoden wie Institutionen-, Sozial-, Mentalitäten- oder Geschlechtergeschichte verbunden.

Das Fach Historische Theologie (Theologie- und Kirchengeschichte; Geschichte der Christlichen Religion) ist für die Studierenden, die den Abschluss Diplom (Ev. Theologie), Erstes Theologisches Examen (Pfarramt), Lehramt und Magister Artium (Religionswissenschaft und Religionsgeschichte) anstreben, Pflicht- oder Wahlpflichtfach.

Forschungsschwerpunkte sind im Fokus "Kommunikative Strukturen und Prozesse":

  • Rezeption des patristischen Erbes
  • Spätmittelalterliche Frömmigkeit und Theologie
  • Konfessionskulturen und Bildungsgeschichte der frühen Neuzeit
  • Frömmigkeitsformen und Theologien im Zeitalter der Aufklärung