Multiple Sklerose besser verstehen

Frankfurter Neurowissenschaftler am neuen Transregio-SFB beteiligt

Veröffentlicht am: Donnerstag, 24. Mai 2012, 12:36 Uhr (021)




















Bild: Was bei schubförmig verlaufender Multipler Sklerose im Gehirn des Patienten passiert, lässt sich mit moderner Magnetresonanztomographie (MRT) immer besser feststellen. Links eine mit konventioneller MRT aufgenommene signalreiche Schädigung (rot eingekreist), in der Mitte und rechts die mit modernen quantitativen MRT Verfahren aufgenommenen erhöhten Signalwerte. Quantitatives MRT erlaubt die genaue, vom MRT-Gerät unabhängige Messung von Signalveränderungen und wird im neuen Transregio-Forschungszentrum CRC 128 verwendet, um das Zusammenspiel von Degenerations- und Reparaturprozessen in der Zeit nach Auftreten der Läsion beurteilen zu können. Die Daten erhob Prof. Ralf Deichmann am Brain Imaging Center Frankfurt (BIC).


Die Multiple Sklerose gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Ihre Ursachen sind bisher aber nur ansatzweise erforscht. Das neue Transregio Forschungszentrum CRC 128 „Initiierungs-, Effektor- und Regulationsmechanismen bei Multipler Sklerose“ bündelt nun die in Deutschland vorhandene Expertise, um von einem neuen Verständnis der Pathogenese zu verbesserten Therapien zu gelangen. Sprecherhochschule ist die Universität Mainz. Von der Goethe-Universität sind beteiligt: Prof. Ulf Ziemann (ehemals Klinik für Neurologie, jetzt  Neurologische Klinik des Universitätsklinikums Tübingen), Prof. Ralf Deichmann (Brain Imaging Center Frankfurt, BIC) und Dr. Krishnaraj Rajalingam (Institut für Biochemie II).

Neuropathologisch ist die Multiple Sklerose vom herdförmigen Zerfall der Myelinscheiden geprägt. Diese isolieren die reizleitenden Nervenfortsätze (Axone) elektrisch. Ihr Verlust führt zu einer gestörten Reizleitung. Der Prozess kann überall im Zentralen Nervensystem auftreten. Er ist oft von Entzündungen begleitet, die auch zu einer Degeneration der Nerven führen können. Im Rhine-Main-Neuroscience Network (rmn2), einer Kooperation der Universitäten Frankfurt und Mainz, haben Neurologen in den vergangenen Jahren deshalb insbesondere untersucht, welchen Einfluss die Entzündungen vermittelnden Zytokine sowie die T- und B-Zellen des Immunsystems auf die Degeneration von Nerven ausüben.

„Bisher hat sich die MS-Forschung auf die klassischen Konzepte der antigen-spezifischen, adaptierten B- und T-Zell-Immunologie in Bereichen außerhalb des Gehirns konzentriert“, erklärt Prof. Ulf Ziemann, „es gibt aber zunehmend Hinweise, dass man die Pathomechanismen nur dann verstehen kann, wenn man die Neurodegeneration und Reparaturmechanismen mit einbezieht – und zwar auch an und jenseits der Blut-Hirn-Schranke“.

In den kommenden zwei Jahren sollen etwa 100 Patienten mit Multipler Sklerose an den Universitäten Mainz und Frankfurt mit hochauflösenden Bildgebungsverfahren untersucht werden. Die Forscher wollen insbesondere herausfinden, wie sich neu eingetretene Schädigungen (Läsionen) in der weißen und grauen Hirnsubstanz des Gehirns auf die Funktion von Nervenzellverbänden (neuronale Netze) und klinische Beeinträchtigungen auswirken. Im Fokus sind dabei Degenerations- und Reparaturprozesse, die auf eine solche Läsion folgen und mittels moderner kernspintomographischer bildgebender Verfahren und Magnetoenzephalographie untersucht werden.

Weitere antragstellende Hochschulen sind die LMU München, die Technische Universität München und die Universität Münster. Außerdem beteiligt sind: das Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, Münster, das Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Planegg und das Max-Planck-Institut für Herz und Lungenforschung, Bad Nauheim.

Pressemitteilung der Uni Mainz: http://www.idw-online.de/de/news479621