Kommentierte Edition des Briefwechsels Rudolf Bultmann und Günther Bornkamm

Prof. Dr. Werner Zager

Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt (Laufzeit: 01.04.2008 bis 31.03.2010), in Kooperation mit Prof. Dr. Christof Landmesser (Eberhard Karls Universität Tübingen), der eine kommentierte Edition des Briefwechsels Rudolf Bultmann – Ernst Käsemann bearbeitet

Was den Briefwechsel zwischen Rudolf Bultmann und Günther Bornkamm betrifft, so umspannt dieser ein halbes Jahrhundert: 1926–1976. Erhalten sind 31 Karten und 67 Briefe Bultmanns, nebst einer Briefbeilage, außerdem zwei Karten und ein Brief von Helene Bultmann, sowie 20 Karten, 62 Briefe, ein Brieffragment und eine Briefbeilage Bornkamms, dazu eine Karte von Anna Elisabeth Bornkamm.

Der Briefwechsel Bultmann – Bornkamm ist in mehrfacher Hinsicht von besonderem Interesse:

  1. Es werden zentrale Fragestellungen der neutestamentlichen Wissenschaft erörtert, die nichts an Brisanz verloren haben: die Abendmahlstradition im Neuen Testament, die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief, die Bedeutung des irdischen Jesus für eine Theologie des Neuen Testaments, die Entmythologisierung des Neuen Testaments. Außerdem finden sich Stellungnahmen eines Briefpartners zu den veröffentlichten Arbeiten des anderen; dies gilt einerseits für den Johanneskommentar, den Heidelberger Akademievortrag „Das Verhältnis der urchristlichen Christusbotschaft zum historischen Jesus“ und den Kommentar zu den Johannesbriefen von Seiten Bultmanns, andererseits für den Artikel mystērion, das Jesusbuch, den Forschungsbericht über die Entmythologisierungsdebatte, die Darstellung von Bultmanns Theologie und die Einführung in die Schriften des Neuen Testaments von Seiten Bornkamms.

  2. Für die Systematische Theologie aufschlussreich sind die Erörterungen folgender Themen: das Verhältnis von Theologie und Philosophie bei Karl Heim, die Abendmahlsfrage, Glauben und Verstehen.

  3. Theologie- und forschungsgeschichtlich relevant sind die Auseinandersetzungen mit Joachim Jeremias und Ernst Käsemann in der Abendmahlsfrage, die Äußerungen Bornkamms über den Rigaer Pfarrer und Alttestamentler Rudolf Abramowski sowie zur theologischen Arbeit von Ernst Fuchs, die Auseinandersetzungen mit Dietrich Rössler und Ulrich Wilckens hinsichtlich des Gesetzesverständnisses im Rabbinismus und in der jüdischen Apokalyptik.

  4. Aufgrund ihrer beider Beteiligung am Kirchenkampf werden in dem Briefwechsel Bultmann – Bornkamm eingehend Entwicklungen im Verhältnis von Kirche und Staat während des Dritten Reiches angesprochen, womit der Kirchengeschichtsschreibung neues Material erschlossen wird. Genannt seien folgende Themen: Pfarrernotbund, Konfrontation zwischen Martin Niemöller und Adolf Hitler in der Berliner Reichskanzlei bei einem Empfang von Kirchenführern im Januar 1934, Verantwortung der theologischen Fakultäten im (NS-)Staat, Euthanasie als Damoklesschwert über Bethel.

Der Briefwechsel Bultmann – Bornkamm erschien im November 2014 im Verlag Mohr Siebeck.