Geschichte – Anfänge

Richardw

Im Jahre 1924 wurden Richard Wilhelm von der Universität Frankfurt eine Honorarprofessur und ein Lehrauftrag für Chinakunde und Chinaforschung verliehen, nachdem Wilhelm schon 1922 mit einem Ehrendoktor der Universität Frankfurt ausgezeichnet worden war. Richard Wilhelm strebte die Gründung eines "Chinesischen Kulturinstitutes" an, in dem er seine Idee des Kulturaustausches praktisch umsetzen konnte. Tatsächlich gelang es Wilhelm, innerhalb eines Jahres in Bertha Gräfin von Francken-Sierstorpff eine Stifterin aus wohlhabender Industriellenfamilie zu finden, die die Gelder für die Gründung des China-Institutes und auch für den Lehrauftrag Richard Wilhelms zur Verfügung stellte. In der Folgezeit warb Wilhelm mehrere hundert Persönlichkeiten der Gesellschaft für den Förderkreis des Institutes und ermöglichte damit der Frankfurter Sinologie zunächst seine einflussreiche und weithin anerkannte Tätigkeit. Schon bald gab das China-Institut einen chinesisch-deutschen Almanach und dann die Zeitschrift Sinica heraus, die sich zu einer der bedeutendsten deutschen sinologischen Zeitschriften entwickeln sollte. Nach der so erfolgreichen Etablierung des China-Instituts bat Wilhelm die Universität Frankfurt, das Institut offiziell als "Seminar für Chinakunde und -Forschung an der Universität Frankfurt" anzuerkennen, was die Universitätsleitung nach der Zusicherung Wilhelms, das Seminar und Institut würden sich ausschließlich aus eigener finanzieller Kraft erhalten, auch bewilligte. Bereits in dieser Frühphase wirkte die Sinologie über ihr enges Gebiet hinaus. So war Richard Wilhelm einer der Gutachter von Karl August Wittfogels Dissertation, die in erweiterter Form im Jahr 1931 unter dem Titel Wirtschaft und Gesellschaft Chinas veröffentlicht wurde und in der internationalen Fachwelt für Aufsehen sorgte. Auch Willy Hartner, der später zu einem bedeutenden Wissenschaftshistoriker werden sollte, pflegte bereits in jungen Jahren enge Beziehungen zur Sinologie und veröffentlichte – teilweise gemeinsam mit Wilhelm – zu Fragen der chinesischen Astronomie.

Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre wurde dann aber auch die finanzielle Situation des China-Instituts immer schwieriger und die Sinologie in Frankfurt konnte nur mit Zuschüssen des Staates am Leben gehalten werden. Dennoch drohte nach dem Tod Wilhelms im Jahre 1930 zunächst die Schließung des Institutes. Nach einer großzügigen Spende der chinesischen Nationalregierung für den Erhalt von Professur und Institut blieb die Frankfurter Sinologie dann doch erhalten.