Geschichte – Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

Chang tsung tung farbig 2000

Mit Kriegsende sollte die Leitung des Instituts und die Professur neu besetzt werden. Dabei kam es zum Streit zwischen Hentze und Rousselle, die beide Ansprüche geltend machten. Hentze galt aufgrund der Umstände seines Amtsantritts während des Krieges als politisch belastet, da er der Universität auf Drängen des damaligen Gauleiters aufgenötigt worden sein soll. Außerdem kam er auch aus Altersgründen nicht mehr in Frage. Da Rousselle 1949 verstarb, wurde Adolf Jensen (1899-1965) als kommissarischer Leiter des China-Instituts berufen. Jensen war seit 1946 Leiter des Frobenius-Instituts, Direktor des Völkerkundemuseums und Professor für Kultur- und Völkerkunde an der Universität Frankfurt. 1962 gab er die kommissarische Leitung des China-Instituts ab an den Japanologen und Professor für Ostasiatische Philologie und Kulturwissenschaft, Otto Karow (1913-1992), der diese Funktion bis 1972 innehatte. Weder Jensen, noch Karow waren aber aufgrund ihrer Qualifikationen befähigt, die Arbeit des China-Instituts tatsächlich fortzuführen, so dass die Einrichtung de facto nur auf dem Papier existierte.

Nachdem 1967 die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt in die alleinige Verantwortung des Landes Hessen übergegangen war, wurde die Professur für Sinologie im Jahre 1973 wieder eingerichtet. Neuer Professor wurde der aus Taiwan stammende Wirtschaftswissenschaftler (VWL) und Sinologe Chang Tsung-tung (1931-2000), der vor allem auf den Gebieten der Paläographie und klassischen chinesischen Philosophie forschte. Unter seiner Leitung wurde auch das China-Institut als eingetragener Verein wiederbegründet und aus Mitgliedsbeiträgen und privaten Spenden finanziert. Sinologische Professur und China-Institut waren damit nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell weitgehend getrennte Institutionen. Ausdrückliches Ziel des neubelebten Institutes war es, an die kulturvermittelnde Tätigkeit der Zeit Richard Wilhelms und Erwin Rousselles wiederanzuknüpfen. In diesem Sinne begann seine Arbeit mit Vortragsreihen, Ausstellungen chinesischer Kunst und Konzerten mit traditioneller chinesischer Musik.