Der Biologe Professor Dr. Falk Nimmerjahn, Labor für Experimentelle
Immunologie und Immuntherapie an der Medizinischen Klinik 3 der Universität Erlangen-
Nürnberg, wurde mit dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-
Nachwuchspreis 2009 ausgezeichnet. Falk Nimmerjahn
erhält den Preis für seine „herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Immunologie“, so die
Begründung des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung.
Falk Nimmerjahn beschäftigt sich wissenschaftlich hauptsächlich mit Antikörpern und ihrer
Bedeutung für die Entstehung von Autoimmunkrankheiten. Normalerweise erkennen
Antikörper zerstörerische Mikroorganismen wie Bakterien und Viren und schützen den
Körper so vor Krankheitserregern. Kommt es jedoch zu einer Fehlsteuerung im
Immunsystem, kann dies dazu führen, dass die Antikörper gesundes Gewebe angreifen. So
werden sie zu so genannten Autoantikörpern, die im schlimmsten Fall
Autoimmunerkrankungen wie Arthritis oder Multiple Sklerose auslösen. Falk Nimmerjahn
und sein Team fanden heraus, dass die An- oder Abwesenheit bestimmter Zuckermoleküle
über die zerstörerische Aktivität von Autoantikörpern entscheiden. Denn neben
Eiweißbausteinen enthalten Antikörper auch Zuckerseitenketten, die maßgeblich dazu
beitragen, dass die Antikörpermoleküle funktionieren. Die Zuckerseitenketten bestehen aus
mehreren Zuckerresten, so zum Beispiel Sialinsäure und Galaktose. In Experimenten an
Mäusen wiesen die Wissenschaftler nach, dass insbesondere Sialinsäurereste bei der
Entstehung von Autoimmunkrankheiten eine Schlüsselfunktion spielen: Fehlen diese
Zuckerreste an den Antikörpern, verstärkt dies deren zerstörerisches Potenzial. Dabei
reagieren sie mit bestimmten zellulären Rezeptoren, so genannten Fc-Rezeptoren. Das sind
Membranproteine, die auf die Bindung unterschiedlicher Antikörper-Subtypen spezialisiert
sind und auf einer Vielzahl von Zelltypen, wie etwa Fresszellen, vorkommen. Die Bindung
von Autoantikörpern an diese Rezeptoren führt dann zu einer Zellaktivierung und damit zur
Entstehung einer Entzündung. Bei Autoimmunpatienten (zum Beispiel bei der rheumatoiden
Arthritis) treten diese sialinsäurefreien Autoantikörper stark gehäuft auf, was deren
entzündliche Wirkung erklären könnte. Aus den Erkenntnissen von Falk Nimmerjahn und
seinem Team ergeben sich neue Möglichkeiten für die Therapie von
Autoimmunerkrankungen: Zum einen könnte die Interaktion der selbstreaktiven Antikörper
mit Fc-Rezeptoren blockiert werden, zum anderen könnten Veränderungen in den
Zuckerresten dieser Antikörper einen Therapieansatz liefern.
Neben Projekten, die sich mit grundlegenden Fragen der Aktivierung des Immunsystems
beschäftigen, beschäftigt sich Falk Nimmerjahn mit der Anwendung von Antikörpern in der
Tumortherapie und der Entwicklung von neuen Modellsystemen, in denen die Komplexität
des menschlichen Immunsystems besser abgebildet wird.
Kurzbiographie Falk Nimmerjahn
Professor Dr. Falk Nimmerjahn, geboren am 9. Oktober 1972 in Kulmbach, studierte von
1993 bis 1999 Biologie zunächst an der Universität Bayreuth, danach in Nürnberg-Erlangen.
Seine Doktorarbeit fertigte er zu einem immunologischen Thema am Institut für Klinische
Molekularbiologie und Tumorgenetik des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und
Gesundheit GmbH an. Nach einer kurzen Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
gleichen Institut arbeitete er von 2004 bis 2007 als Postdoktorand im Labor von Prof. Dr.
Jeffrey V. Ravetch an der Rockefeller Universität in New York, USA. Seit Februar 2007 hat
er eine W2-Professur für Experimentelle Immunologie und Immuntherapie an der Universität
Erlangen-Nürnberg inne. Seitdem ist er auch Visiting Professor im Labor für Molekulare
Genetik und Immunologie der Rockefeller Universität in New York, USA. Im Rahmen seiner
wissenschaftlichen Tätigkeit erhielt er verschiedene Auszeichnungen und Preise, darunter den
Doktorandenpreis der GSF im Jahr 2003 und dem BD Prize for excellent research der
European Macrophage and Dendritic Cell Society im Jahr 2008.