Lage und Abgrenzung

Das Gebiet der Katalanischen Länder (Països Catalans) liegt am westlichen Mittelmeer in einer Nord-Süd-Ausdehnung über 5 Breitengrade hin (von 43 ° bis 38° nördlicher Breite) und nimmt den größeren Teil der Ostküste der Iberischen Halbinsel ein: 1007 km Küstenlinie und zusätzlich 929 km Küstenlinie der Balearen.

So wie Afrika den Süden des Mittelmeers begrenzt, so kann man sagen: die Katalanischen Länder mit ihren Balearen-Inseln begrenzen den Westen des Mittelmeers. Das Meeresgebiet zwischen Barcelona, Mallorca und València wird Mar Catalana (Katalanisches Meer) genannt.

Die West-Ost-Erstreckung beträgt etwa 6 Längengrade (von 1° 30' West bis fast 4° 30' Ost); der Null-Meridian von Greenwich verläuft durch die Stadt Castelló de la Plana. Auch die Stadt L'Alguer (ital. »Alghero«) auf der Westseite Sardiniens gehört noch zum katalanischen Sprachbereich. Sie liegt 350 km östlich von Menorca und damit weit entfernt von den eigentlichen Katalanischen Ländern, unterstreicht aber gewissermaßen die »Katalanität« des westlichen Mittelmeers.

Gesamtkatalonien (wie man die Katalanischen Länder auch nennt) umfaßt eine Fläche von 70.000 km2, etwa so viel wie Belgien und die Niederlande zusammengenommen, und ist damit auch größer als Dänemark oder die Schweiz, so groß wie die Republik Irland und nicht sehr viel kleiner als Österreich, Portugal oder Ungarn. Die Einwohnerzahl beträgt 11 Millionen, mehr also als bei folgenden 16 Ländern Europas: Ungarn (10,6 Mill.), Portugal (10,2), Griechenland (9,9), Belgien (9,8), Bulgarien (8,9), Schweden (8,3), Österreich (7,5), die Schweiz (6,3), Dänemark (5,1), Finnland (4,9), Norwegen (4,1), Rep. Irland (3,5), Albanien (2,9) sowie Malta, Luxemburg und Island.

Das Gebiet der Katalanischen Länder ist auf drei Staaten verteilt: Spanien 93,4 %, Andorra 0,6 % und Frankreich 6 %.Der nördlich der Pyrenäen gelegene französische Teil wird Nordkatalonien (Catalunya Nord) genannt, der mittlere Teil (bis zum Fluß Ebre) Zentralkatalonien, der Süden Land València(País Valencià); dazu kommen die Balearen (Illes Balears) und natürlich Andorra. Die Bezeichnung Katalonien wird auch für Gesamtkatalonien (also gleichbedeutend mit den gesamten Katalanischen Ländern), häufiger nur für Zentralkatalonien (also was die Katalanen Principat de Catalunya nennen) gebraucht.

Der Begriff Països Catalans (Katalanische Länder) wurde 1886 geprägt und ist seit 1950 und besonders seit 1970 der Zentralbegriff geworden, um die historische und kulturelle Einheit des katalanischsprachigen Raumes zu bezeichnen. Er ist in besonderer Weise geeignet, die soziokulturelle Gegenwart des westlichen Mittelmeerrandes mit einer gewissen Unabhängigkeit von uniformierend verdeckenden Staatsstrukturen darzustellen.

Die Iberische Halbinsel erscheint bei einem oberflächlichen Blick auf eine Europakarte als durch die Pyrenäen abgeriegelte meerumspülte Einheit. Die Bezeichnung »oberflächlicher Blick« muß man hier ganz wörtlich verstehen, denn eine Karte ist nur zweidimensional und selbst die farbig eingetragenen Höhen sind nicht in der Lage, ein realistisches Bild von der geographischen Wirklichkeit zu geben. Doch bereits ein Blick auf eine plastische Reliefkarte der Iberischen Halbinsel, auf der sich die trennenden Bergbarrieren deutlich ausprägen, zeigt, daß von einer »natürlichen Einheit« dieser Halbinsel nicht die Rede sein kann.

In interessanter Weise bringt dies die Sprachgeschichte zum Ausdruck, in der sich die geographischen Gegebenheiten niederschlagen. Als das Römische Reich mit seiner Uniformierungsmacht zerfiel, entwickelte sich im westlichsten Bergland der Halbinsel aus den vulgärlateinischen Dialekten das Galicisch-Portugiesische (Galego-Português), im zentralen Hochland das Spanische oder Kastilische (Español oder Castellano) und in den östlichen Pyrenäen und am Mittelmeer das Katalanische (Català). Die Entwicklung verschiedener Sprachen weist auf, wo die natürlichen geographischen Kontakträume liegen, innerhalb derer sich, solange kein Zentralismus oder Kolonialismus im Spiel ist, die Menschen in eigenen Gesellschaften und Nationen und in differenzierten Kulturen organisieren.

Die natürlichen Verkehrswege an der katalanischen Seite der Iberischen Halbinsel waren (ebenso wie an der portugiesischen Seite) die Küstenschifffahrtslinien und die Straßen parallel zur Küste sowie die meisten der von hier aus ins Landesinnere führenden Täler. Im Vergleich dazu waren der Menschenkontakt und Warentransport zur kastilischen Hochebene gering und nur über die Pässe der Iberischen und Betischen Gebirgskette und durch trinkwasserloses Gebiet möglich. Die Katalanischen Länder lebten buchstäblich mit dem Rücken zur spanischen Meseta (»Hochtisch«).

Trotz der modernen Kommunikationsmöglichkeiten hat sich an der geographischen Situation auch heute nichts geändert. Pierre Vilar schreibt in seinem maßgebenden Werk über Katalonien: »l'actuelle Catalogne est coupée ... de l'Espagne par des montagnes et des steppes quasi désertiques« (das heutige Katalonien ist von Spanien durch Gebirge und wüstenähnliche Steppen abgetrennt). (Pierre Vilar, La Catalogne dans l'Espagne moderne. Recherche sur les fondements économiques des structures nationales, Paris 1962, 3 Bände.)

Wenn wir also von natürlicher Einheit, was die Iberische Halbinsel anbelangt, sprechen können, so nicht im Singular, sondern im Plural: die Iberische Halbinsel setzt sich aus mehreren solcher natürlicher Einheiten zusammen. Eine davon ist die katalanischsprachige an der Mittelmeerküste mitsamt den Balearen.

Natürliche Einzellandschaften

Die wichtigsten Teillandschaften der Katalanischen Länder sind: l. der größere (östliche) Teil der Pyrenäen (250 km von 435 km Gesamtlänge) mit den Vorpyrenäen im Süden; 2. das Katalanische Bergland (Sistema Mediterrani Català): eine niedrige Küstenkette (Serralada Litoral Catalana), zu der die Costa Brava und die Küstenberge bis Sitges gehören, — dahinter das küstennahe 150 km lange Katalanische Längstal(Depressió Pre-litoral Catalana), in dem die Autobahn von Girona bis Tarragona verläuft, — weiter innen die Katalanische Binnenkette (Serralada Pre-litoral Catalana), die sich nach Süden bis Castelló de la Plana erstreckt; 3. das Ebre-Delta (der Ebre, span. Ebro, hat ebenso zwei Namens- und Ausspracheformen wie der span. Tajo, port. Tejo, je nach dem Gebiet, durch das er fließt); 4. die südlich anschließenden valencianischen Bergregionen;5. die Küstenebenen von Castelló-València und Elx-Alacant; 6. das Zentrale Katalanische Becken (Depressió Central Catalana), westlich hinter dem mittleren Katalanischen Bergland; und 7. die Balearen-Inseln.

Küstenabschnitte

Die vom Touristen meist zuerst wahrgenommenen landschaftlichen Gliederungen sind die Küstenabschnitte. Diese haben zum Teil erst seit dem verstärkten Einsetzen des Tourismus einen eigenen Namen bekommen. Vorreiter war der um 1905 geprägte und 1965 offiziell eingeführte Begriff Costa Brava.

Nordkatalanische Strände: Für die Sand- und Nehrungsstrände, mit denen die katalanische Küste im Norden beginnt, wird als einheitlicher katalanischer Name Platges del Rosselló verwendet. Zwischen den beiden Haffs Estany de Salses und Estany de Sant Nazari liegen die Platja de Torrelles, die Platja de Santa Maria und die Platja de Canet, südlich die Platja de Sant Cebrià (frz. »St. Cyprien«).

Costa Vermella (Rote Küste): Sie zieht sich von südlich Argelers bis zum Cap de Cervera (frz. »Cerbère«) und wird von dem ins Meer abstürzenden östlichsten Ausläufer der Pyrenäen, der Serra de l'Albera, mit ihren dunklen, rötlichen Felsen und vielen Buchten und Kaps gebildet.

Costa Brava (Wilde Küste): Sie hat ihren Namen von den malerischen hellbraunen Felsabbrüchen, die bis zu 100 m über dem tiefblauen Meerwasser aufragen, vom Grün der Pinien gekrönt, und in die sich immer wieder kleine Buchten mit goldgelben Stränden einschneiden. Diese Beschreibung trifft eigentlich nur auf den südlichen Teil vom Cap de Begur bis Blanes zu, und in der Tat wurde die Bezeichnung erst später auf den nördlichen Teil bis Portbou ausgedehnt.

Die Costa Brava umfaßt also heute die kleinen Strände und Buchten um Llançà, die steile, zerklüftete Halbinsel des Cap de Creus mit dem Fischerdorf Cadaqués; südlich anschließend die lange flache Strandbucht des 18 km breiten Golf de Roses, dann wieder ein Vorgebirge (Massís de Montgrí) mit vorgelagerten Inseln, den Illes Medes, und danach den 11 km langen Strand Platja de Pals.

Am Massís de Begur findet sich wieder ein besonders malerisches steil eingeschnittenes Stück; dann bieten Palamós und Platja d'Aro größere Strände; über Sant Feliu de Guíxols bis Tossa, Lloret und Blanes erstreckt sich hier die »klassische« Costa Brava.

Costa del Maresme: Man zieht heute vor, der fast ununterbrochenen Strandküste von Malgrat an der Mündung der Tordera bis Barcelona diesen eigenen traditionellen Namen zu bewahren und sie nicht unter den Namen Costa Daurada zu subsummieren.

Costa Daurada (Goldene Küste): So genannt wegen ihrer weiten, gelben Sandstrände, die sich nach der Unterbrechung durch das Massís von Garraf südlich Barcelona von Sitges über Tarragona bis an die Deltalandschaft der Ebre-Mündung fortsetzen.

Costa dels Tarongers (Küste der Apfelsinenbäume, span. »Costa del Azahar«): Sie nimmt den Golf von València bis zum Cap de la Nau ein. Der Sandstrand wird nur an wenigen Stellen von felsiger Küste unterbrochen: südlich von Peníscola durch die Serra d'Irta, später bei Orpesa und dann beim Cap de Cullera. 55 km südöstlich von Orpesa liegt mitten im Meer die winzige Inselgruppe Els Columbrets, vulkanischen Ursprungs mit interessanten Kratern (bis l km Durchmesser) über und unter Wasser. Zwischen València und Cullera im Süden liegt das Haff der Albufera; der Meeresstrand ist hier also eine Nehrung.

Costa Blanca (Weiße Küste): Ursprünglich auf die Küste vom Cap de la Nau über Benidorm bis Alacant (span. »Alicante«) bezogen, ist die Bezeichnung nicht nur bis zur Südgrenze der Katalanischen Länder ausgedehnt worden, sondern von staatlicher Seite sogar bis zum Cabo de Gata in Andalusien. Auf der Höhe von Elx, 4,3 km vor Santa Pola, findet sich im Meer die Insel Illa Plana oder Tabarca, die bewohnt ist.

Die Küsten der Balearen: Formentera mit den Inseln S'Espalmador, S'Espardell u. a.: große Strände im Süden und Norden. Eivissa (span. »Ibiza«) mit den Inseln Tagomago, Es Vedrà, Sa Conillera u. a.: kleine Strandbuchten im Norden, größere Strände im Süden. Mallorca mit den Inseln Cabrera, Conillera u. a. in der gleichen Inselgruppe sowie im Westen Sa Dragonera u. a.: steile Nordwestküste fast ohne Strände, auch hier Costa Brava genannt; riesige Strände in den Buchten im Norden (Alcúdia, Pollença) und Süden (S'Arenal bei Palma, Es Trenc, Colònia de Sant Jordi); viele kleinere Strandbuchten an der ganzen Ostküste. Menorca mit den Inseln de l'Aire, d'En Colom u. a.: viele Strandbuchten und einige große Strände an der Südseite; tiefeingeschnittene Buchten an der Nordseite.

L'Alguer (Sardinien): der Vollständigkeit halber seien hier auch die katalanischen Strände der Bucht von L'Alguer, südlich der einzigen katalanischsprachigen Stadt Sardiniens, genannt: Sant Joan, el Lido und besonders les Bombardes.

Flüsse und Seen

Wenn man an der katalanischen Mittelmeerküste nach Süden fährt, überquert man viele Flüsse (bzw. Täler), die aus den küstennahen Bergen in verhältnismäßig kurzem Lauf ins Mittelmeer münden, im Norden z. B. Tet, Tec und Fluvià. Eine Ausnahme bilden der Ter und der Llobregat, die sich durch das Hinterland gegraben haben und von den Pyrenäen herabkommen, und die drei valencianischen Flüsse Túria, Xúquer (gesprochen »Schúcker«; span. Júcar) und Segura, die verhältnismäßig weit aus den inneren Gebirgen (schon außerhalb der katalanischen Grenzen) kommen. Die größte Ausnahme ist jedoch der Segre. Er entwässert nämlich die Südseite der gesamten zentralen Pyrenäen (durch seinen Nebenfluß Cinca auch das halbe Aragón) durch das Zentrale Katalanische Becken zum Ebre hin. Der Segre entspringt in der Cerdanya in Nordkatalonien und ist mit 265 km der längste Fluß Kataloniens. Weitere 160 km fließt er dann noch gewissermaßen mit dem Ebre zusammen: fast ein Drittel des Ebre-Wassers stammt in diesem Flußteil aus dem Segre; der Segre seinerseits profitiert von seinen beiden größten Nebenflüssen Noguera Pallaresa und Noguera Ribagorçana und dem bereits genannten Cinca. Flüsse sind nicht nur Wasserträger, sondern als Former von Tälern und Landschaften für die Kenntnis eines Landes besonders bedeutungsvoll.

In den katalanischen Pyrenäen findet man hunderte von kleinen Seen von großem landschaftlichem Reiz. Größere Haffseen liegen im Norden bei Salses und Canet und im Süden bei València; daneben gibt es kleinere Strandseen, z. B. auf Mallorca an der Albufera von Alcúdia. Ein etwas größerer Binnensee ist der von Banyoles bei Girona (106 Hektar). Doch die größten Wasseroberflächen im Landesinneren sind die etwa 100 z. T. sehr ausgedehnten Stauseen.

All diese Wasserflächen sind reizvolle Alternativen zum Meereswasser, die jeden Strandurlauber erfreuen können, der Abwechslung liebt und kühleres Wasser schätzt.

Die Comarques (Kreise)

Gesamtkatalonien ist, wie schon gesagt, auf drei Staaten aufgeteilt: Frankreich, Andorra und Spanien. In Frankreich bildet der katalanische Teil das »Département Pyrénées Orientales«. Andorra ist ein eigener Staat. Im spanischen Staat sind die katalanischsprachigen Gebiete in drei Autonomien, jede mit eigenem Parlament und eigener Regierung unterteilt, wodurch das Gewicht der Katalanischen Länder gegenüber dem eigentlichen Spanien weniger zum Ausdruck kommt, als wenn sie in einer gemeinsamen Autonomie zusammengefaßt wären. Ein 5000 km2 großes katalanisches Gebiet westlich von Lleida liegt noch in einer vierten autonomen Region, nämlich in Aragón. Man nennt dieses Gebiet, das sich in einem Streifen von den Pyrenäen bis zum Ebre zieht, den aragonesischen Streifen (Franja de Ponent oder d'Aragó) des katalanischsprachigen Gebiets.

Die eigentliche für die Katalanischen Länder relevante verwaltungsmäßige Untergliederung ist die Aufteilung in Comarques, ein Wort, dem man seinen germanischen Ursprung ansieht: es bedeutet Gemarkung und hängt mit den Worten Grenzmark, Merkzeichen, (Brief-)Marke, markieren, merken zusammen. Es kam durch die Langobarden über Italien und direkt über die Westgoten nach Katalonien.

Heute wird Gesamtkatalonien in 90 Comarques, also Stadt- und Landkreise, aufgeteilt, die aber erst in Zentralkatalonien auch offiziell verankert sind. Diese Einteilungen folgen den geographischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und zeigen die natürlichen kleinräumigen Einheiten Kataloniens. Sie zu kennen ist auch für den Touristen interessant, da er so die katalanischen Landschaften individualisieren kann. Öfter führen Comarques in ihrem Namen die Bezeichnung Alt(a), d. h. Obere(s), oder Baix(a), gesprochen »Basch(a)«, d. h. Untere(s) und verweisen damit auf die engere Beziehung zwischen den beiden jeweiligen Kreisen. Auch verweist der Name manchmal auf den Fluß der Region (wie bei den französischen Départements).

In den Touristen-Informationsbüros in Katalonien erhält man den interessanten Übersichtsprospekt Comarques de Catalunya auf deutsch/englisch/französisch (oder auch auf katalanisch); ferner gibt es dort zu jeder Comarca einen sehr nützlichen Prospekt mit einer Karte und wichtigen Adressen, meist auch in deutscher Ausgabe. Man kann sich kostenlos eine Sammlung der interessierenden Comarca-Prospekte zusammenstellen lassen.

Klima

Die mittleren Jahrestemperaturen Gesamtkataloniens liegen (auf Meereshöhe normalisiert) zwischen 12° C im Norden und 17° C im Süden, lediglich im Inneren (Zentrales Katalanisches Becken) werden 22 ° C erreicht. Die mittleren Sommertemperaturen bewegen sich zwischen 20 und 27 ° C, die mittleren Wintertemperaturen zwischen 4 und 13° C.

Die Niederschläge sind recht unterschiedlich verteilt: 800 mm in den Pyrenäen und Vorpyrenäen und kaum 300 mm im Zentralen Katalanischen Becken oder ganz im Süden (in Deutschland durchschnittlich 600 mm und in den Alpen 1500 bis 2000 mm). Die Hauptregenfälle gibt es zum Herbst- und Frühlingsanfang; die Haupttrockenzeit liegt im Sommer und eine sekundäre Trockenzeit im Winter. Ganz im Süden erstreckt sich die Sommertrockenzeit oft über 6 Monate.

Man kann in Gesamtkatalonien 5 Klimatypen und -zonen unterscheiden:

1. typisch mediterranes Klima an fast der gesamten Küste, d. h. vom Rosselló bis Dénia südlich València und auf den Balearen, mit milden Temperaturen, Niederschlägen Ende September und Ende März und längerer Sommertrockenzeit; 2. kühleres und weniger trockenes Klima in den Küstenbergen, die sich von den Pyrenäen in einem zum Mittelmeer geöffneten Bogen bis Alcoi (nördlich Alacant) ziehen, und die im Sommer in wenigen Kilometern Entfernung von der Küste kühlere Bedingungen bieten (in Katalonien nimmt die Temperatur im Durchschnitt mit jeden 100 m Höhe um 0,65° C ab; außerdem kühlt es in den Nächten besser ab, als direkt am Meer); 3. feuchtes Klima und frische Sommertemperaturen in den Pyrenäen und Vorpyrenäen mit Niederschlagsperioden zum Herbst- und Frühlingsanfang, im Winter verbreitet Nebel in den Tälern und 30 bis 50 Tage Schneefall; 4. trockenes mediterran-kontinentales Klima im Zentralen Katalanischen Becken; 5. sehr trockenes mediterranes Klima um Alacant ganz im Süden mit den höchsten Küstentemperaturen der Katalanischen Länder.

Pflanzen- und Tierwelt

Die typischen Bäume in Gesamtkatalonien sind unterhalb der Almwiesen und Matten der Pyrenäen zunächst Schwarzkiefern sowie kleine Tannenbestände in den Zentralpyrenäen und ausnahmsweise auch auf dem Montseny bei Barcelona, in 1200 bis 1400 m Höhe. Buchenwälder gibt es hauptsächlich um Olot nördlich Girona; Eßkastanien in Einzelbeständen. Der eigentliche typische Baum unterhalb der Schwarzkieferregion, also in den Vorpyrenäen, ist die Eiche und zwar die Stieleiche (Quercus robur, kat. Roure), die wir auch in Deutschland haben. Immer stärker vertreten ist in dieser Region auch die Rotkiefer (Pi roig). Die Küstenberge und die Küste sind ursprünglich das natürliche Gebiet der Steineiche (Quercus ilex, Alzina). Durch die Einwirkung des Menschen wird diese aber immer mehr von der Weißkiefer (Pinus halepensis, Pi blanc) verdrängt; an einzelnen Standorten findet man auch die (Schirm-)Pinie (Pinus pinea, Pi pinyer), in deren Zapfen, wie ihr katalanischer Name deutlich macht, die schmackhaften Pinienkerne wachsen.

Das Zentrale Katalanische Becken ist das angestammte Gebiet der kleinen Steineiche (Quercus ilex rotundifolia, Alzina de carrasca). An der Costa Brava bis nach Girona und zwischen La Jonquera und Llançà gibt es große Bestände an Korkeichen (Alzina Surera), deren Rinde hauptsächlich zur Flaschenkorkenherstellung dient.

Eine weitere ganz typische Pflanzenzone Kataloniens sind die Macchien und zwar zunächst die küstentypische Màquia de llentiscle i margalló, also die Macchia von Mastixbaum und Zwergpalme, die sich an der ganzen Küste vom Massís de Garraf bei Barcelona südlich bis nach Alacant erstreckt. Die Zwergpalme ist übrigens die einzige in Europa heimische Palme. Ferner gibt es am Unterlauf des Segre bis zum Ebre die Màquia de garric i arçot, die Macchia von Kermeseiche und Schwarzdorn. Man findet in den Macchien auch die phönizische Zeder (Savina) und Wacholder (Càdec) sowie den wilden Ölbaum (Ullastre) und den Johannisbrotbaum (Garrofer).

An Sträuchern und Büschen findet man Erika (multiflora, Bruc), Rosmarin (Romaní), Thymian (Farigola), Heckenrosen, Brombeeren, Ginster, Rhododendron und Buchsbaum; im Steineichenwald auch Zwergholunder (Marfull), den interessanten Erdbeerbaum (Arboç) mit eßbaren roten Früchten, Mäusedorn, wilden Spargel, Geißblatt oder Jelängerjelieber und verschiedene Lianen, z. B. Efeu.

Die klassischen mediterranen Kulturpflanzen sind Weinrebe, Olivenbaum, Feigenbaum, Mandelbaum (besonders auf Mallorca und im südlichen Land València) und Johannisbrotbaum. Charakteristisch sind die Zitrusbäume (besonders Orangen, kat. Taronges) um Castelló und València und im Tal von Sóller auf Mallorca. Die Gegend um Reus (bei Tarragona) ist spezialisiert auf Haselnußkultur (Avellanes). An Getreide wird in den Katalanischen Ländern hauptsächlich Gerste, Hafer, Roggen und Mais angebaut; außerdem Kartoffeln, Reis, Gemüse aller Art, Grünfutter, wie z. B. Luzerne; an Obst vor allem Birnen, Äpfel und Pfirsiche.

Interessante Tiere Kataloniens sind: der Isard (eine Gemsenart), Wildkatze, Ginsterkatze, Fischotter (Llúdria) und die endemische, das heißt nur hier vorkommende Bisamspitzmaus (Galemys pyrenaicus, Almesquera); was die Vogelwelt in den Bergen anbetrifft: Königsadler, Bartgeier, Schwarzspecht, Alpenschneehuhn, Auerhahn, Rebhuhn, Uhu; eine weitere reiche Vogelwelt findet man in den Niederungen, z. B. im Ebredelta, an den Haffseen und Marschen südlich València, in den Aiguamolls de l'Empordà (am Golf von Roses) sowie auf den Balearen (Zugvögel). Ferner gibt es eine sehr interessante und vielfältige Insektenfauna mit einer Reihe endemischer Arten. Endemisch sind auch einige Eidechsen auf den Balearen. Ansonsten findet man auch Karnickel, Hase, Fuchs, Dachs, Marder, Wildschwein und Eichhörnchen.

Die traditionelle Schafzucht ist der Rinderzucht gewichen; auch Ziegen werden nur noch wenig gehalten. Am wichtigsten ist allerdings die Schweinezucht; daneben gibt es eine entwickelte Geflügelzucht.

Die Fischerei wird von etwa 40 Hauptfischerhäfen (einschließlich der Balearen) und nur als Küstenfischerei betrieben. Die Fische und Meerestiere, die gefangen werden, sind: Sardine, Sardelle (Anxova), Makrele, Garnelen (Gamba und Escamarlà), Langschwanzkrebs (Llagostí), Seezunge (Llenguado), Seehecht (Lluç), Schellfisch (Mòllera), Meerbarbe (Moll), Graubarsch (Besuc), Rotbrasse (Pagell) und andere Brassenarten sowie Tintenfisch (Calamars und Sípia) und weißer Oktopus (Pop blanc).

Wirtschaft und Tourismus

Katalonien ist, besonders seit dem 18. Jahrhundert, die wirtschaftlich bedeutendste Region der Iberischen Halbinsel, zumal was Handel und Industrie betrifft. Die Zahl alter und neuer Niederlassungen europäischer und außereuropäischer Unternehmen weist Katalonien als den beliebtesten Standort in Südwesteuropa aus.

Zwei Drittel aller Industriearbeiter der Katalanischen Länder leben in der Region Barcelona. Industriell bedeutend ist außerdem die Küstenebene um València von Gandia bis Castelló de la Plana. Die wichtigsten Zweige sind die Metallindustrie (besonders der Automobilsektor), der Textil-, Leder- und Modebereich, die Nahrungsmittelverarbeitung, Chemie, Baustoffe sowie Druck und Papier.

Die gut funktionierende Landwirtschaft beschäftigt, wie in allen Industriestaaten, nur noch einen kleinen Teil der Erwerbstätigen, produziert aber charakteristische und auch für den Export wichtige Produkte wie Apfelsinen, Wein, Sekt usw. (siehe den obigen Abschnitt »Kulturpflanzen«).

Die meisten Arbeitsplätze bietet der Dienstleistungssektor. Er erwirtschaftet 60 % des Bruttosozialprodukts der Katalanischen Länder. Die Handelsmetropolen sind Barcelona und València; sie sind auch bedeutende Messestädte. Innerhalb dieses tertiären Sektors hat im gesamten katalanischsprachigen Gebiet der Tourismus ein entscheidendes Gewicht, da die langen Küsten und ausgezeichneten Strände in Verbindung mit günstigen Luft- und Wassertemperaturen und geringen Niederschlägen ein Anziehungspunkt erster Ordnung sind. Außerdem liegt hinter den Küsten leicht erreichbar eine faszinierende Bergwelt. Zu den landschaftlichen Schönheiten treten beeindruckende Zeugnisse der griechischen, römischen und der mehr als 1000jährigen katalanischen Kultur sowie ein reges zeitgenössisches kulturelles Leben von ausgeprägter Eigenständigkeit, das entscheidende Beiträge zur Weltkultur des 20. Jahrhunderts geleistet hat.

Die Katalanischen Länder sind die bedeutendste touristische Region Europas und eine der bedeutendsten der Welt. Für die Deutschen und Deutschsprachigen sind sie zum meistbesuchten Reisegebiet der Welt geworden. Die Katalanischen Länder bieten ½ Million Betten in Hotels und Pensionen und ¼ Million Plätze auf Campinggeländen sowie mehrere Millionen Betten in Ferienwohnungen und -häusern. Die hiermit verbundene enorme Bautätigkeit (besonders in den 60er Jahren) führte dazu, daß an einzelnen Stränden eine Hochhausurbanisierung im amerikanischen Stil entstand, die von Naturliebhabern nur negativ beurteilt werden kann. Doch diese Baumaßnahmen konzentrieren sich auf wenige Küstenstücke, die den Gesamteindruck der insgesamt fast 2000 km Küstenlinien der Katalanischen Länder nicht entscheidend beeinträchtigen können. Auch heute findet man noch überall Strände, die weniger oder kaum frequentiert sind.

Abschließend noch einige globale Zahlen zu den Katalanischen Ländern (in diesem Fall ohne Nordkatalonien): obwohl sie nur 13 % des spanischen Staatsgebiets einnehmen, wohnt hier 27 % der Bevölkerung, die 31 % der Steuern und Sozialabgaben zahlt und 33 % des Bruttosozialprodukts erarbeitet, 40 % der Exporte tätigt, etwa 50 % der Möbel und der PKWs und etwa 55 % der Bücher herstellt, etwa 60 % des Tourismus versorgt, 62 % der Textil- und Lederindustrie stellt, im Schnitt 90 % der Apfelsinen und Mandarinen anbaut und schließlich 99 % des Cava-Sektes produziert.