Kunst und Architektur

Kunst und Architektur

Griechen, Römer, Westgoten

Die Vorgeschichte der im eigentlichen Sinne katalanischen Kunst beginnt früh und eigenständig mit den Höhlenmalereien des Paläolithikums und Neo­lithikums. Charakteristisch sind hier Tanzszenen, wie z. B. die Darstellung der um einen Mann tanzenden Frauen in den Höhlen von Cogul (südöstlich Lleida) und Arbeitsszenen wie das Einsammeln des Honigs in den Schluchten von Valltorta (südlich des Ebredeltas). Aus der Bronze- bis frühen Eisenzeit um 1300 v.Chr., und zwar auf Menorca und Mallorca, stam­men erste Zeugnisse von Architektur: Talaiots, aus großen Steinen gebaute kegelstumpfförmige Wohn- und Verteidigungstürme, die den sardischen Nuraghen ähnlich sind: rätselhafte Taules, riesige Tische, die von großen Decksteinen auf bis zu vier Meter hohen monolithischen Säulen gebildet werden, sowie rechteckige Grab- und Wohnbauten, die Navetes. Dies sind die interes­santesten ur-archäologischen Denkmäler, die die Katalanischen Länder heute dem Besucher zu bieten haben.

Im Anschluß daran beginnt die Epoche der Einflüsse des östlichen Mittelmeergebietes durch die phönizische Kolonisierung. Davon zeugen noch heute auf der Insel Eivissa, aber auch im Land València und an der Ebre-Mündung die reichen Funde von Tonfiguren (auf Eivissa insbesondere die Dama d'Eivissa). Auch die griechische Kolonisierung hinterläßt deutlich ihre Spuren: Aus den hellenistischen Werkstätten kommen Marmorskulpturen wie die des Asklepios, kampanische und attische Keramiken, Mosaike wie das Opfer der Iphigenie sowie weitere Kunstwerke, die man in Empúries am Golf von Roses fand. Diese Kolonisierung führt schließlich zum Entstehen einer eige­nen Iberischen Kunst, die so bedeutende Skulpturen wie die Dama d'Elx her­vorbringt, die in einem Palmenhain im Süden des Landes València gefunden wurde: die Dame trägt ähnliche Halsketten wie die, mit denen sich bis heute die Frauen auf der Insel Eivissa schmücken. Die iberische Keramik übernimmt von den Griechen die Töpferscheibe und die Kaltbemalung, zu deren Motiven bei den Funden in Llíria, landeinwärts von València, Kriegs­tänze, Raubvögel mit Zähnen im Schnabel und Stilisierungen eines »Heiligen Baumes« zählen.

Schließlich kommen die Römer und bestimmen tiefgreifend die urbanen Anlagen von Tarragona, València und Barcelona durch ihre zivilen Verteidi­gungsanlagen. Sie hinterlassen bei Tarragona den Aquädukt von Les Ferreres, Grabmonumente wie das Scipionengrab, den Circus Maximus, Amphitheater und die in römischen Städten üblichen Bauten um das Forum. Die römi­schen Bauten und Fundstücke in und um Tarragona sind die größte archäo­logische Attraktion aus der Römerzeit in ganz Katalonien. Gleich­zeitig hat dort die frühchristliche Epoche ein ganz außergewöhnliches Erbe zurückgelassen: eine Sammlung gemeißelter Sarkophage in Tarragona und insbesondere die Mosaik-Grabsteine in nordafrikanischer Art. Noch erstaun­licher ist die Mosaikkuppel von Centcelles bei Tarragona aus dem 4. Jahr­hundert, das früheste christliche Bauwerk dieser Art im gesamten Herr­schaftsbereich Roms.

 Als die Einheit des Römischen Reiches 476 zerfällt, beginnt die westgotische Epoche, für die der Orientalismus bezeichnend ist: syrische, koptische und nordafrikanische Themen und Gestaltungsweisen werden aufgegriffen. So finden wir in der Kirche des früheren Bistums von Egara in Terrassa (bei Bar­celona) eine typische hufeisenförmige Apsis und in der benachbarten Kirche von Sant Miquel ein zentral angelegtes Baptisterium, eine Laterne auf Säulen und einen Chorumgang.

Vorromanik und Romanik

Die Geschichte der eigentlichen katalanischen Kunst beginnt im späten 8. und im 9. Jahrhundert mit einer einfachen Vorromanik. Katalonien erstreckt sich zu dieser Zeit als Grenzland zu beiden Seiten der Pyrenäen und wird zum Vorposten des karolingischen Mitteleuropa nach Süden; gleichzeitig vermit­telt es aber auch dem agrarischen und etwas provinziellen Europa feinste Wa­ren und Kunstgegenstände Córdobas, das neben Byzanz die blühendste Stadt des Kontinents war. 

Im 10. Jahrhundert waren die einflußreichsten Kulturzentren Kataloniens das Bistum Vic und die Klöster Cuixà und Ripoll, von denen aus die polyphone Musik, das Astrolabium, die arabischen Ziffern und die weltli­che Dichtung nach Europa verbreitet werden. Der in Ripoll ausgebildete Mönch Gerbert entwirft mit dem Trivium und dem Quadrivium die Grund­lage zukünftiger Universitätslehrpläne, verbreitet diese Kultur im Dienst Ottos II. in Europa und wird schließlich (im Jahr 999) zum Papst Sylve­ster II.

Die katalanische Architektur dieser Zeit wird stark von der Stadtkultur des Kalifats von Córdoba inspiriert: Steinmetze aus dem Bereich Córdobas haben offenbar in den Marmorsteinbrüchen im Vallespir in Nordkatalonien gearbeitet, wie man an den Altartafeln mit ihren Hufeisenbogenverzierungen sieht, die sich von Sant Ponç de Tomeres nördlich Narbona bis nach Girona erhalten haben. Der im gleichen Stil gehaltene Türsturz von Sant Genís de Fontanes aus dem Jahre 1020, mit dem Relief der Apostel und der ähnliche Türsturz im nahen Sant Andreu de Sureda (beide am Nordhang der Albera, südlich Perpinyà) zeigen, wie diese frühesten Beispiele romanischer Skulptur durch Katalonien in den christlichen Westen vermittelt wurden. Mit diesen Reliefs geht die lange karolingische und ottonische Zeit der nichtikonischen Archi­tektur zu Ende. Erstmals seit der Spätzeit des Römischen Reiches können wir wieder von architektonisch eingebundener Skulptur sprechen. Über die Kirche Sant Serní in Tolosa (»Toulouse«) hat dieses Beispiel wahrscheinlich auf die ganze Romanik des Pilgerwegs nach Santiago gewirkt. Ein weiterer wich­tiger Einfluß auf die katalanische Architektur des 10. und 11. Jahrhunderts kam von den Kirchenbauten der Lombardei (die ihrerseits Ravenna zum Vor­bild hatten): deutliches Zeichen davon ist der in ganz Europa einmalige Bau von Sant Vicenç in Cardona (nördlich von Barcelona und Manresa). Wie in Banyoles und Amer (bei Girona) und vielen anderen betroffenen Orten werden auch in Cardona die klassischen Holzbedachungen durch Steingewölbe ersetzt, zum Schutz gegen Feuer, das immer wieder von normanni­schen Expeditionen gelegt wird. In Sant Vicenç von Cardona wird nun zu­sätzlich das alte Thema der Zentralkuppel wieder aufgenommen, so daß die Kirche die älteste außerhalb Kleinasiens bekannte Synthese einer vollständig überwölbten Basilika und eines Querschiffs mit Kuppel darstellt. Erst sehr viel später findet diese architektonische Besonderheit in ganz Europa ihre Nachahmer.

Eine ganz eigene romanische Architektur entwickelt Katalonien dann mit den großen Säulen-Kreuzgängen und deren figuralen Kapitellen; berühmte Beispiele sind die Kreuzgänge von Girona (an der Kathedrale und bei Sant Pere de Galligans) und der ab 1190 von dem bedeutenden Architekten und Bildhauer Arnau Cadell (auch: Gatell) erbaute Kreuzgang von Sant Cugat del Vallès (bei Barcelona). An einem der Kapitelle hat sich Cadell selbst porträtiert, wie er ein korinthisches Kapitell meißelt. 

Die Bildhauerei stand eng in Verbindung mit der des okzitanischen Languedoc, das ja bis zum 13. Jahrhundert eine politische und kulturelle Ein­heit mit Katalonien bildete (in beiden Gebieten wurde auch die Trobadordichtung und -musik gepflegt). Sehr ausgefeilte Stücke entstanden unter den Händen des Meisters Gilabert, der wahrscheinlich auch die berühmte Muttergottesfigur Mare de Déu del Claustre der Kathedrale von Solsona geschaffen hat; des weiteren sind die Werke des Meisters von Cabestany berühmt, der nicht nur das Tympanon der Kirche von Cabestany gestaltete, sondern auch das Portal der Kirche in El Voló (»Le Boulou«), beide bei Perpinyà, und auch die erhaltenen Teile des Portals von Sant Pere de Rodes (bei Roses) sowie eine ganze Reihe weiterer Werke in Okzitanien, Navarra und vermutlich so­gar in Italien. 

Neben der großen Fülle katalanisch-romanischer Bauwerke (über zweitau­send romanische Gebäude und Gebäudeteile sind in ganz Katalonien katalo­gisiert) und neben den bildhauerischen Leistungen in Stein sind für Katalo­nien auch Holzskulpturen charakteristisch. Besonders bemerkenswert sind die polychromen Kruzifixe und die Darstellungen der Majestas Domini mit der farblich meist besonders beeindruckenden langärmeligen Tunika. Ein weiteres großartiges Gebiet der katalanischen Romanik sind die Fresken. Die bedeutendste Sammlung der Welt findet sich im Romanikmuseum von Barce­lona, dem Museu Nacional d'Art de Catalunya. Die romanische Freskokunst ist in ihrer Abstraktion, Idealisierung und Symbolik gewissermaßen die lateinische Ver­sion jener byzantinischen Kunst, die einst von den Benediktinermönchen in Montecassino begonnen worden war. Von den rustikalen Verges Folles (Tollen Jungfrauen) in Sant Quirze de Pedret bis zur raffinierten Zeichnung in Sant Climent de Taüll sowie in der Fülle der Altarvorsätze finden sich eine unüber­trefflich reiche Welt von Nuancen in Bezug auf Ornamente, Farbskala und Gestaltungsweise.

In chronologischer Hinsicht unterscheidet man in der katalanischen Roma­nik zwei chrakteristische Phasen. Die erste, im 11. Jahrhundert, ist die soge­nannte lombardische Romanik (primer art romànic): sie verwendet kleine roh behauene Steine und zur Verzierung der Außenmauern lombardische Blendarkaden (nebeneinandergereihte Halbbögen, die einige Zentimeter aus der Mauer hervorragen) und horizontale Dekorationsbänder, sogenannte Lisenen, als Zackenfries oder im Schachbrettmuster. Die Glockentürme ähneln italienischen Campanile und haben in den oberen Stockwerken an jeder der vier Seiten ein oder zwei Rundbogenfensteröffnungen, die durch eine Säule zu Zwillingsfenstern geteilt sein können. Die Kirchenräume, mit glatten Wänden und ohne Skulpturenschmuck, bestehen meist aus einem einzigen breiten Schiff mit einer oder drei Apsiden in Kreuzform. Anstelle einer Vierung gibt es manchmal schon eine Kuppelüberwölbung, und gelegentlich findet sich eine Krypta unter dem Altar. Das Meisterwerk dieser Phase in Katalonien ist die schon genannte Kirche von Cardona. Auch die katalanische Buch- oder Mi­niaturmalerei ist zu dieser Zeit ganz herausragend (wie z. B. die berühmte Bibel von Sant Pere de Rodes, die sich jetzt in der Bibliothèque Nationale in Paris befindet, und diejenige von Ripoll, die in die Bibliothek des Vatikans gelangte.

In der zweiten Phase der katalanischen Romanik (segon art romànic), im 12. Jahrhundert, bildet sich der romanische Stil vollends aus. Eine entwickel­tere Steinmetzkunst fügt nun Skulpturen zu den Gebäuden, besonders an Ka­pitellen, Portalen, Fenstern und Kreuzgängen und verziert die Pfeiler, die die Schiffe trennen, oft mit Halbsäulen. Ein Hauptexemplar dieser Phase ist die Kathedrale in La Seu d'Urgell; die monumentalste Skulpturenfassade bietet Ripoll, die großartigsten Kreuzgänge Girona, Sant Cugat del Vallès, Santa Maria de l'Estany und Sant Benet de Bages. Dazu kommen beein­druckende Holzskulpturen und die berühmten romanischen Fresken.

Im Übergang zur Gotik gibt es im 13. Jahrhundert in Katalonien bedeuten­de Beispiele einer Spätromanik, wie z. B. die Kirchen von Sant Cugat del Vallès, Lleida, Tarragona und València; ebenso die Zisterzienserklöster Poblet und Santes Creus.

Gotik

Im 13. und 14. Jahrhundert entwickelt sich in den Katalanischen Ländern eine eigenständige gotische Architektur, die sich von der Mitteleuropas wesent­lich unterscheidet: Der Vertikalität der nördlichen Gotik stellt sie die Horizontalität entgegen, der komplizierten Form radikale Einfachheit, den Spitztürmen, Spitzen, Ziergiebeln, Fialen und dem Kammzierat ein glattes Kranzgesims, den Kirchenfenstern reine Mauerfronten und den langen, schma­len Kirchenschiffen ein geräumiges Kurzschiff. Bei den dreischiffigen Kirchen werden die Seitenschiffe fast so hoch gebaut wie das Mittelschiff, höher als in jedem anderen Land (30 m bei der Kathedrale von Mallorca), und die Pilaster auf ein Mindestmaß reduziert (die Oktogone von Santa Maria del Mar in Barcelona) sowie in größtmöglichem Abstand voneinander gestellt (13 m, ebenfalls Santa Maria del Mar). Diese Architektur schafft homogene, freie und große Räume. Die großen gotischen Kathedralen von Katalonien sind die von Palma auf Mallorca, wie bereits gesagt, des weiteren die von Barcelona, Girona (mit nur einem riesigen Schiff), Manresa und Perpinyà.

Die katalanische Gotik bringt auch eine ganz eigene Art von Glockenturm hervor, in Form eines achteckigen, von horizontalen Ebenen durchschnitte­nen Prismas wie den Micalet in València und Kreuzgänge, die zwar ursprüng­lich dem Zisterziensermodell folgten, aber später, unter dem Einfluß der Bettelmönchorden, aus gleichförmigen, holzbedeckten Bogengalerien und äu­ßerst schlanken Säulen errichtet werden wie in Sant Francesc in Palma oder in Pedralbes (in Barcelona). Das islamischen Modellen nachemp­fundene Prinzip der über steinernen Bögen errichteten Holzbedachung wird für Klosterschlafsäle und weltliche Bauten wie die Drassanes, die Schiffswerf­ten von Barcelona verwandt, ebenso für den Hauptsaal des Königspalastes von Barcelona, El Tinell, und den Saal des Consell de Cent im dortigen Rat­haus. 

Die Spätgotik beginnt mit dem Aufkommen eines (Handels-)Bürgertums im 14. Jahrhundert und entwickelt im 15. Jahrhundert ihre Blütezeit. Große korporative Bauten wie die Regierungsgebäude der Generalitat in Barcelona und der Generalitat in València entstehen und insbesondere die dem Seehandel gewidmeten monumentalen Börsenhallen, die für die Katalanischen Länder so charakteristisch sind: Schöne Beispiele sind die Llotja von Castelló d'Empúries (bei Figueres) oder auch von Tortosa (am Ebre), die sich durch Schlichtheit auszeichnen; prächtig sind die Börsen von Barcelona, València und Perpinyà; am zierlichsten ist die von Palma. Deren Baumeister, der Bildhauer Guillem Sagrera war es auch, der die katalanische Architektur seiner Zeit nach Italien expor­tierte: in Neapel errichtet er mit Steinen aus Mallorca das Castel Nuovo. Als Festungsbauer ersinnt er dort die Außenschanze, die die Einführung der Ar­tillerie berücksichtigt, und als Konstrukteur erbaut er den großen Saal der Barone mit einer sternförmigen Kuppel von 26 x 26 m. Auch die Bildhauer des neapolitanischen Palastes waren Katalanen, und der katalanisch-gotische Typ von Häusern und Palästen findet sich in Sardinien, Sizilien, Neapel und Fondi sowie bei kirchlichen Gebäuden in Palermo und Catania.

Die gotische Skulptur Kataloniens reicht vom majestätischen Stil Jaume Cascalls' über den bewegungs- und kontrastreichen Stil von Pere Joan, dem Schöpfer des Altaraufsatzes in der Kathedrale von Tarragona, bis hin zum Pa­thos von Guillem Sagrera. Die spätgotischen Chor- und Kanzelschnitzereien in den katalanischen Kirchen sind eine Spezialität deutscher Meister, die nach Katalonien gerufen wurden, wie z. B. Lochner, der das Tympanon der Pietät am Kreuzgang der Kathedrale von Barcelona schnitzte.

Die Malerei steht zunächst unter französischem Einfluß, wie die Anklänge an Glasmalerei und Emailarbeit des Nordens in den Altaraufsätzen zeigen und weist im 14. Jahrhundert im Werk von Ferrer Bassa und den Brüdern Serra Einflüsse von Florenz und Siena auf. Im internationalen Stil malen Lluís Borrassà, Bernat Martorell und Lluís Dalmau (letzterer steht mit den Van Eycks in Kontakt) und vor allem Jaume Huguet, der in seiner hervorragenden melan­cholischen Malerei die bedeutendsten Strömungen Europas vereint.

Die katalanische Keramik

Die katalanische Keramik genoß vom 13. bis zum 16. Jahrhundert internatio­nales Ansehen. Zu dieser Zeit hatten die Töpferwerkstätten des Landes Valèn­cia (Paterna und Maníses) das Monopol für Emailkeramik und für weiß grun­dierte, metallisch glänzende Keramik in ganz Europa. Inspiriert von islami­scher Keramik sind die vorherrschenden Farben zunächst grün und dunkelviolett; Motive sind gekrönte Tänzerinnen mit Schlangen, Burgtürme, Paradiesgärten, wilde Tiere, magische Zeichen und Bitten um Glück. Später werden Kobaltblau und Kupferglanz aufgenommen, und es erscheinen goti­sche Blumenthemen, Schifffahrts-, Hof- und Jagdszenen, heraldische Themen wie Schilde, Kronen und Wappenzeichen. Dieser Typ von Keramik mit Metallreflexen wird über Mallorca nach Italien exportiert, wo er seiner Herkunft wegen den Namen Majolica bekommt. Große Kachelwände katalanischer Produktion haben sich an verschiedenen Orten in Europa erhalten, etwa im Königspalast von Budapest oder im Vatikan (letztere wurden von den katala­nischen Päpsten der Familie Borja, ital. Borgia, in Auftrag gegeben).

Renaissance und Barock

Die Umklammerung von Katalonien-Aragón durch die kastilisch-spanische und die französische Monarchie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert macht die Zeit der Renaissance und des Barock zu einer schwierigen Epoche für das Land. Trotzdem bringen die Katalanen weiterhin bedeutende Künstler hervor, die nun verstärkt im Ausland wirken. Francesc Ribalta aus Solsona beeinflußt sehr stark den Realismus des 17. Jahrhunderts in Andalusien, aus dem Velázquez hervorgehen sollte. Der Valencianer Josep de Ribera gilt als einer der inter­national bedeutendsten Vertreter des Tenebrismus (mit seinen Hell-Dunkel-Effekten) ebenso wie der Italiener Caravaggio, Jacint Rigau aus dem Rosselló wird als Hyacinthe Rigaud Lieblingsmaler von Ludwig XIV, der Menorquiner Pasqual Calbo arbeitet als Maler am Hof Maria Theresias von Österreich und der Mallorquiner Guillem Mesquida, in Rom und Venedig ausgebildet, wird mit Tiepolo gleichgesetzt und als Maler bei Maximilian von Bayern und bei Bürgermeister Grot in Köln verpflichtet, wo er das Königsportal des Doms gestaltet. Ein weiterer bedeutender Maler, der in Katalonien selbst wirkte, war Antoni Viladomat.

Renaissancearchitektur ist in Katalonien nicht häufig, hat aber einige be­merkenswerte Beispiele vorzuweisen: in Barcelona die Casa de l'Ardiaca (ne­ben der Kathedrale) sowie die Llotja del Trentenari im Rathaus und die Fassade des Palau de la Generalitat; in Santa Coloma de Gramenet, das östlich an Barce­lona anschließt, die Torre Pallaresa, des weiteren einige Kirchen in der Gegend von Tarragona; in Tortosa am Ebre die königlichen Schulen (Reials Col·legis), in València der Turm des Palastes der dortigen Generalitat und der Hof des Col·legi del Patriarca sowie in Palma auf Mallorca einige private Paläste. Zahl­reich vertreten hingegen ist in Katalonien die Barock- und Rokokoarchi­tektur. Bedeutende Beispiele sind die Fassaden der Kathedralen von Girona, Tortosa und València oder das Äußere der Kirche von Betlem an der Rambla in Barcelona. Die bedeutendsten katalanischen Barockbildhauer sind Agusti Pujol und besonders Lluís Bonifaç sowie einzelne Mitglieder der Familien Grau, Tremulles, Moretó, Sunyer, Padró, Costa, Capuç, Vergara usw., von denen viele großartige Altäre geschaffen haben. In Barcelona ebenso wie in Vic und dem umgebenden Landkreis Osona sind barocke Denkmäler und Kunstwer­ke besonders reich vorhanden.

Von der Industriellen Revolution zum Modernisme (Jugendstil)

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts werden durch ausländische Baumeister klassizistische Ideale bei Neubauten verwirklicht, die den barocken Stil all­mählich auf strengere Formen zurückführen. Diesen Prozeß kann man gut an dem Gebäude des jetzigen Parlaments von Katalonien im Parc de la Ciutadella in Barcelona oder am Gebäude der früheren Universität von Cervera (östlich von Lleida) erkennen. Weitere schöne klassizistische Bauten sind die neue Kathedrale in Lleida, der Bischofspalast von Solsona oder das Äu­ßere der Börse von Barcelona und die dortige Duana (Zoll). 

Anfang des 19. Jahrhunderts setzen sich dann Antonio Ginesi, Josep Mas i Vila und Antoni Cellers für die einfache Auffassung der antiken Form und den Ra­tionalismus schmuckloser Architektur nach Art eines Schinkel oder Gilly ein, wie sie noch heute im Cementiri Vell (dem Alten Friedhof), der Fassade des Rat­hauses und der gradlinigen Straße Carrer de Ferran (alle in Barcelona) sichtbar ist. Auf dem Gebiet der Skulptur ist der bedeutendste Künstler Damià Cam­peny, ein direkter Schüler von Canova und Freund Thorvaldsens.

Gegen 1830 kommt die Romantik auf, die vom Neomediävalismus einge­leitet wird. Besonders wichtig werden die ästhetischen Theorien von Pau Milà i Fontanals, der in Italien Stipendiat gewesen war und dort engen Kontakt mit den deutschen Nazarenern Overbeck und Cornelius gehabt hatte. Er be­reitet die Neoromanik von Elies Rogent vor, eines Architekten, der das roma­nische Kloster von Ripoll restauriert und 1859 das große neoromanische Ge­bäude der Universität von Barcelona entwirft, das sich eng an die Universitätsgebäude und an die Bibliothek von München anlehnt. Im Zusammenhang mit der Welle der liberalen europäischen Revolutionen des Jahres 1848 setzt sich eine immer modernere Kunstauffassung durch. In der Architektur tau­chen Stahlkonstruktionen auf, wie sie etwa in Barcelona im Bahnhof Estació de França und später in der Markthalle Mercat del Born (von Josep Fontserè) und im Mercat de Sant Antoni (von Antoni Rovira i Trias) zu finden sind. In der Malerei schafft der katalanische Courbet, Ramon Martí i Alsina, sein umfangreiches Werk. Innerhalb dieser Bewegung sticht der virtuose Schöpfer des Luminismus, einer Vorankündigung des Impressionismus, Marià Fortuny aus Reus, hervor. Er erreicht in Europa große Popularität und hinterläßt in Italien zahlreiche Schüler.

Der englische Präraffaelismus und die Bewegung Arts and Crafts von Wil­liam Morris sind dann Ausgangspunkt für eine künstlerische Erneuerung, die der vielseitige Bühnenmaler, Illustrator und Maler Alexandre de Riquer beginnt und die schon bald unter dem Einfluß von Whistler, vertreten von Santiago Rusiñol und dem Toulouse-Lautrec nahestehenden Ramon Casas, zu einem ka­talanischen Ästhetizismus führt, der seine dekorativen Motive direkt aus dem Studium der Natur ableitet. Einen Aufschwung nimmt dieser Ästhetizismus in den achtziger Jahren mit der Architektur des frühen Antoni Gaudí und sei­ner Casa Vicens sowie mit Lluís Domènech i Montaner und seiner Drei-Drachen-Burg (Castell dels Tres Dragons, beide in Barcelona), einem Vorläufer der Amsterdamer Börse von Berlage.

1896 tauchen die Münchner Zeitschriften Jugend und Simplicissimus in Katalonien auf, wo sie große Aufmerksamkeit erregen. Der Jugendstil verkörpert für die jungen Katalanen den Vitalismus des Nordens, hinter dem Nietzsche, Ibsen, Strindberg und Maeterlinck stehen. So entsteht der Modernisme, eine Bewegung, die mit dem Modern Style und dem Art Nouveau, auch mit dem ita­lienischen Liberty verwandt ist, sich aber in Katalonien anders als in den übri­gen Ländern entwickelt. Während der Jugendstil mit seinem gesuchten Raffi­nement in den meisten Ländern Luxusgegenstände für eine Minderheit ent­wirft, wird er in Katalonien zum Ausdruck eines erstarkenden Nationalismus, der alle Gesellschaftsschichten, von Intellektuellen und Industriellen bis zu Arbeitern und Bauern, umfaßt. Eine Fabrik, ein kleiner Laden und das Pro­gramm für ein Dorffest werden ebenso modernistisch gestaltet wie raffinier­teste Schöpfungen städtischer Kunst. Der katalanische Modernisme, der bis 1911 herrscht, wird zu einem Kollektivstil (die Spanier nehmen genau diesen Aspekt wahr, wenn sie vom «estilo catalán« sprechen). Zeitlich fällt der Mo­dernisme mit der großen Phase der wirtschaftlichen Expansion nach der er­sten Weltausstellung in Barcelona und mit der Stadterweiterung, d. h. dem Bau der schachbrettartig angelegten Vorstadt Eixample, zusammen. Hunderte von modernistischen Häusern und große repräsentative Monumente wie die Kirche Sagrada Família, der Parc Güell oder der Palau de la Música Catalana wer­den gebaut oder begonnen.

In der Architektur ist Antoni Gaudí zweifelsohne der genialste Vertreter des Modernisme. Nach seinem ästhetizistischen Beginn, versieht er bereits das Ostportal der Sagrada Família (Façana del Naixement) mit stilisierten Ele­menten aus der Natur. Der Casa Batlló fügt er später knochenförmige Säulen, mundförmige Fenster, ein Fischschuppendach und ein Türmchen in Form ei­nes Knoblauchs hinzu und die Casa Milà macht er zu einer großartigen »Skulptur« aus organischen Formen. In der Krypta der Colònia Güell gibt er dann sein plastisches Kriterium auf und entwirft eine innere, organische Struktur, die auf der Mechanik aufbaut und nach außen hin wieder zu natür­lichen Formen findet. Ohne daß es in seiner Absicht lag, zeigt sich Gaudí au­ßerdem an den Kaminen der Casa Milà als großer abstrakter Bildhauer. Die abstrakte Malerei fördert er mit den Mosaiken von Josep Maria Jujol, die er schon vor 1910 im Parc Güell verwendet. Der zweite bedeutende Jugendstilar­chitekt Kataloniens, Lluís Domènech i Montaner, folgt zunächst einem neugotischen Stil (die bereits erwähnte Drei-Drachen-Burg), geht dann aber mit dem Palau de la Música Catalana, dem Katalanischen Musikpalast (1908), zu metal­lenen Strukturen und zur Polychromie über und läßt Mosaike aus Keramik und Glasfenster in allen Farben schillern. Josep Puig i Cadafalch begreift Archi­tektur als eine Sprache und wendet das Vokabular der katalanischen Volks­kunst — gotische Steinfenster, Sgraffiti, Kacheln, Glasfenster, Schmiedeeisen — auf idealistische Muster deutscher Herkunft an. Beispiele sind die Casa Ametller, die an die Zunfthäuser des Nordens erinnert, oder die Casa de les Punxes von 1904, die wie ein Neuschwanstein aus Kacheln, Glasfenstern und Keramik anmutet. Für die Polychromie der Keramik begeistern sich auch die modernistischen Architekten aus València, insbesondere Vicent Ferrer, der Schöpfer des Carrer de Ciril Amorós, und Demetri Ribes, der Erbauer des Nordbahnhofes von València (1906). Nach Mallorca kommt der Jugendstil mit Architekten aus Barcelona; Domènech i Montaner bringt ihn nach Palma und Joan Rubió i Bellver nach Sóller.

Auf dem Gebiet der Skulptur übernimmt der Modernisme die visualistischen Kriterien von Auguste Rodin und nähert sich im Werk von Josep Llimona der sozialen Thematik von Meunier. Der junge Pau Gargallo, der später der große Bildhauer des Kubismus wird, hatte ebenfalls eine modernistische Phase, während der er die Cavalcada de les Walkíries (Den Ritt der Walküren) inmitten von Wolken gestaltet oder den Gesang der Flors de Maig (Maiblumen) unter einem großen Baum aus Stein.

Auf dem Gebiet der Malerei sind insbesondere die (bereits erwähnten) Ästhetizisten Santiago Rusiñol und Ramon Casas bahnbrechend. Rusiñol spezialisiert sich auf schwermütige Bilder wie die Cuina del Moulin de la Galette (Die Küche des Moulin de la Galette); Casas beschäftigt sich mit neuen Aspekten wie dem Intimismus, den Farbspielen von Weiß auf Weiß, psychologischen Porträts und Szenen aus dem sozialen Leben; seine Palette reicht vom populären Ball de tarda (Nachmittagstanz) bis zu La Càrrega (Der Angriff), dem Ansturm der Guardia Civil auf streikende Arbeiter.

Nach Rusiñol und Casas folgen zwei weitere Malergruppen: die eine beschäftigt sich mit hellfarbiger, idyllischer Malerei und wird von Joan Brull mit dem Bild Somni (Traum) angeführt, das Feen in weißen Gewändern an einem nebelverhangenen, von Lilien gesäumten Weg zeigt; die andere bevorzugt eine dunkelfarbige Malerei und interessiert sich für die pathetischen Aspekte im Dasein gesellschaftlicher Außenseiter. Der großartigste Künstler letztgenannter Richtung ist Isidre Nonell, der viele Zigeunerfrauen porträtiert hat. Unter japanischem Einfluß schafft er durch die Textur seiner Pinselstriche eine Bewegung, die selbst ärmliche Gegenstände prächtig hervorhebt. In seinem Umkreis arbeiten Ricard Canals, der bedeutende Joaquim Mir und Pablo Picasso. Picasso lebt seit seinem vierzehnten Lebensjahr in Barcelona und malt zur Zeit des katalanischen Modernisme die Werke seiner blauen Epoche, tragische Szenen in nächtlichem Kolorit: Bettler, Blinde, Prostituierte, elende am Strand lebende Familien, Bilder von alten Wahnsinnigen und kranken Kindern. Das ganz seinem Werk gewidmete Picasso-Museum in Barceloma zeigt mit aller Deutlichkeit die enorme Bedeutung, die die künstlerische Atmosphäre Barcelonas für den Werdegang des jungen Picasso gehabt hat.

Der Maler Joaquim Sorolla aus València steht zunächst unter dem Einfluß des Impressionismus und malt das gleißende Licht des Mittelmeers; später wendet er sich dekorativen Polychromien zu (mit Berührungspunkten zu Klimt) und malt populäre Sujets. Von der Hispanic Society in New York gefördert, gelangt er in den USA zu großem Ansehen.

Charakteristisch für die modernistische Zeit ist auch die Blüte des Kunstgewerbes, das vom englischen Arts und Crafts beieinflußt wird. Gaspar Homar aus Mallorca z. B. fertigt Möbel in Blütenform an, mit Intarsienarbeiten von Santiago Pey, die Feen und Prinzessinen zeigen, die am Seeufer lustwandeln oder auf Schwänen dahingleiten. Joan Busquets wird durch seine kurvenförmigen Möbel bekannt und durch Dekorationen wie dem Schlangentanz der Loïe Fuller, der belgischen Tänzerin, die auf den Modernistenfesten von Sitges tanzt. Neben dem Porzellan tritt inbesondere das Glas neu in den Kreis kunsthandwerklicher Tätigkeiten. Auf dem Gebiet der polychromen Glasmalerei zeichnet sich Jeroni F. Granell aus, der an den neuen Jugendstilhäusern des Eixample die Fenster der Wintergärten mit Blütenkompositionen schmückt. Auch im graphischen und im Schmuckgewerbe treten bedeutende Künstler hervor.

Zwischen 1906 und 1911 tritt der Modernisme in seine letzte Phase. Es ist die Zeit der Zeitschrift Forma und des Formalismus. Puig i Cadafalch und seine von der Wiener Sezession beeinflußten Anhänger vereinfachen und ordnen ab 1904 ihre Entwürfe. Die Anhänger Gaudís, in dessen Werk sich die reine Lust an organischer und phantasievoller Regellosigkeit findet, gestalten nun in geordneter, regelmäßiger und symmetrischer Weise. In València zeigt sich die formalistische Phase in Monumenten wie den Markthallen des Mercat Central (oder Mercat de Sant Joan), 1910 von Alexandre Soler i March erbaut, oder des Mercat del Colom von Francesc Mora (1914).

Auch die Maler entdecken die Ordnung wieder. Nonell gibt die Schwermut seiner dunklen, mit gesenktem Kopf dasitzenden Zigeunerinnen auf und findet kurz vor seinem Tod noch zu helleren, Heiterkeit und Seelenruhe ausstrahlenden Farben und Motiven. Joaquim Mir gibt seine sozialen Themen zugunsten eines präziösen, leuchtenden Stils auf und Picasso beendet seine blaue, dem Elend gewidmete Epoche und beginnt die rosa Epoche mit ihren rührenden, sanftmütigen Gauklern. 1906 malt er in Gòsol (im Berguedà) harmonisch in sich ruhende Werke und bereitet die radikale geometrische Strukturierung der Landschaft vor, die er 1909 in Horta de Sant Joan (am Ebre) zeichnet und die zum Ausgangspunkt des Kubismus wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen: die industrielle Revolution bringt eine ganz neue Vitalität auch auf künstlerischem Gebiet. So wie sich Katalonien wirtschaftlich an modernem europäischen Niveau ausrichtet — und damit Abstand nimmt von Spanien —, so läßt es sich auch in der Kunst von mittel­europäischen Modellen (Jugendstil) inspirieren, um in der Entwicklung eines spezifisch katalanischen Modernisme die eigene Persönlichkeit, die eigene wirtschaftliche Potenz und nicht zuletzt den Anspruch auf eine eigene natio­nale Identität stilistisch zu unterstreichen. Nur so erklärt sich die schnelle Be­reitschaft, mit der sich katalanische Industrielle ihre Fabrikgebäude und kata­lanische Bauherren ihre Wohnhäuser im Stil des Modernisme erbauen lassen, und nur so erklärt sich, warum Barcelonas große urbane Expansion, also die katalanische «Gründerzeit«, vornehmlich vom modernistischen Stil geprägt ist, der die Hauptstadt der Katalanen zur Welthauptstadt des Jugendstils macht.

Der Stil des 20. Jahrhunderts: Noucentisme

Soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen im Katalonien des be­ginnenden 20. Jahrhunderts sind auch für den nächsten großen künstlerischen Wandel, den Schritt vom Modernisme zum Noucentisme, entscheidend. Der Nationalismus, der eine kollektive Begeisterung für den Modernisme ent­flammte, ist mit den Wahlen von 1901 in eine neue Phase getreten: die Ver­wirklichung seiner Ziele ist nicht mehr unerreichbar fern, sondern in greifba­re Nähe gerückt. Dabei unterstützend mitwirken will auch die Kunst: mit praktischen, kultivierten Programmen nach dem Motto »fer la feina ben feta« (ordentliche Arbeit leisten) will sie dem Land aus seiner 200jährigen Unter­drückung helfen. Die Losung heißt nun rechtes Maß, Erreichbarkeit und Konkretion; gegen das Gefühl stellt man Sachlichkeit, gegen den Traum das Reale, gegen symbolistische die klassischen Tendenzen und gegen vitalistische Anarchie die Regeln 

In der Architektur gibt der Noucentisme zwischen 1911 und 1931 die Richtung vor und lebt in den vierziger Jahren noch einmal auf. Für den ersten Anstoß entscheidend war Puig i Cadafalch mit seinem an Hoffmann und Olbrich angelehnten Formalismus, der an der Casa Trinxet und der Casa Compa­ny von Barcelona sichtbar wird. Später adaptiert er das von Sullivan in Chica­go neu entwickelte Programm eines Bürogebäudes mit großen horizontalen Fenstern, wie der Bau der Casa Pich i Pou 1921 an der Plaça de Catalunya (Barcelona) zeigt, wobei er jedoch mediterranen Besonderheiten treu bleibt — man denke etwa an die ionischen Pavillons, an das barocke Portal mit sei­nen reichen Fruchtornamenten oder die Verwendung polychromer Kacheln und gelblichen Stucks. Josep Maria Pericas paßt die Muster des österreichischen Sezessionsstils und der neuen ausdrucksstarken deutschen Architektur dem formalen Reservoir katalanischer Tradition an; er schafft die expressionisti­sche Kirche del Carme in Barcelona und kombiniert neopopuläre Formen mit Formen von Mendelsohn an seinem Sgraffiti-Haus an der Kreuzung der Stra­ßen Còrsega und Diagonal. Gleichzeitig gestaltet Rafael Masó, der ganz Mit­teleuropa bereiste, Werke wie die Casa Masramon in Olot. Wichtigster Expo­nent der neopopulären Richtung ist Josep Goday, der — ausgehend von den Bauformen der Bauernhäuser oder sogar Einsiedeleien — Gebäudekomplexe mit allen Attributen klassischer Monumentalität errichtet. Seine Hauptwerke, die neuen Volksschulen von Barcelona, verziert er ab 1917 mit Sgraffiti und Terrakottafiguren.

Mit dem Streben nach Ordnung und rechtem Maß besinnen sich die Kata­lanen auf den Klassizismus. Als Frankreich sein Grand Siècle feierte und Kastilien das Siglo de Oro, hatten die Katalanischen Länder keine historische Führungsrolle mehr inne, wie noch in der katalanisch-aragonesischen Glanz­zeit des 13. bis 15. Jahrhunderts, die aber keine Zeit für eine »Klassik« war. Nun, Anfang des 20. Jahrhunderts, übernehmen sie die klassischen Formen der Stadtkultur der Toscana, eines Gebietes also, das Katalonien ähnlich ist. Auf der Plaça de Catalunya in Barcelona steht als bildhauerisches Denkmal des katalanischen Klassizismus die Deessa von Josep Clarà, eine Göttin aus weißem Marmor. Gegen Ende der zwanziger Jahre macht sich die noucentistische Architektur mit der Casa de Sant Jordi von Francesc Folguera Formen des deutschen Rationalismus zu eigen.

In der Bildhauerei ist die Reaktion auf den Impressionismus Ausgangs­punkt für kulturellen Wandel. Entscheidend hierbei ist der konstruktivisti­sche Anspruch der Mittelmeerwelt, die sich der ätherischen Vibration des Nordens entgegenstellt. Aristides Maillol (in Banyuls in Nordkatalonien gebo­ren) war es, der international den Bedeutungswandel in der Bildhauerei durchsetzte. Im Gegensatz zu der visualistischen, mit Licht und Schatten ar­beitenden Kunst Rodins begreift er die Plastik als ein Spiel konkreter Massen im Raum, das sich auf taktile Werte und nicht auf optische Effekte stützt. Er sucht sich kalte und ausdruckslose Modelle, die nur Körperlichkeit demon­strieren sollen. Werke Maillols mit programmatischer Bedeutung stehen in Perpinyà an öffentlichen Plätzen: die Mediterrànea im Rathaus und die Venus am Platz vor der Llotja. Auch bei Manolo Hugué herrscht das Grundkonzept der Plastizität mit massiger, kompakter Körperlichkeit über ein Schönheits­ideal. Andere Bildhauer — Fidel Aguilar aus Girona, Juli Antonio aus Mora d'Ebre und der Alacantiner Vicent Banyuls — tendieren zum Archaismus grie­chischen Ursprungs und finden ihre Vorbilder in den energischen, reinen Rhythmen der Auriga von Delphi oder der Lakonischen Läuferin. Die Skulp­turen von Joan Rebull aus Reus, der Plastizität mit äußerst knappen Mitteln erzeugt, strahlen eine Kraft aus, die derjenigen der besten ägyptischen Skulptu­ren vergleichbar ist.

Auf dem Gebiet der Malerei gab es zunächst ein klassizistisches Vorspiel, das sich von Puvis de Chavannes und dem primitivistischen Symbolismus herleite­te; einer seiner bedeutenden Vertreter war Joaquim Torres Garcia, der den Saal der Generalitat in Barcelona ausmalte, der auch seinen Namen trägt. Unter den Ein­flüssen des Kubismus und Futurismus sowie der Welt industrieller und geome­trischer Formen, kam Torres Garcia nach Paris, wo er zu einem Vorkämpfer der Bewegung Cercle et Carré wurde und sich für die Verbreitung der abstrak­ten Kunst einsetzte. In Montevideo förderte er die Bewegung Círculo y Cuadrado, die den Anstoß gab für die gesamte moderne Bewegung in Südamerika.

Joaquim Sunyer ist derjenige, der dem Noucentisme in Katalonien zu seinem entscheidenden Durchbruch verhilft. Ihm gelingt die Synthese zwischen ei­ner Landschaftsanalyse, deren strukturelle Aspekte von Cezanne stammen und einer figuralen Kunst, die die gleiche Strukturierung wie in manchen Mustern der frühen italienischen Renaissance (besonders Signorelli) schafft. Sunyer ist antirealistisch und normativ; er gibt Urbilder katalanischer Land­schaften wieder, wo der Mensch die Natur bezwungen hat, wie im Küstenge­biet des Maresme und im Hinterland von Sitges, und porträtiert seine Landsleute mit viel Sinn für Harmonie und Ausgeglichenheit (ohne pittoresk zu sein), wie im Bild Cala Forn. 

Auch das Kunstgewerbe und die künstlerischen Handwerksberufe gelan­gen mit der Herausbildung eines kollektiven nationalen Stils zu neuem Anse­hen. Xavier Nogués bringt seine Kunst mit Wandmalereien, Möbelentwürfen, Keramik und Zierfenstern der breiten Bevölkerung nahe. Die Schmuckferti­gung blüht mit Ramon Sunyer und Jaume Mercadé auf, die beide ihre Anregun­gen aus deutschen dekorativen Motiven schöpfen, die sie mit der mediterranen Thematik figuraler Motive verbinden. Eine besondere Spezialität dieser Zeit sind Arbeiten mit Lack; Bedeutendes leisten auch die Holzschnitt- und die Druckerkunst.

Parallel und im Gegensatz zum Noucentisme unterstützt eine dem spani­schen Staat eng verbundene Gruppe von Kapitalisten unter der Diktatur von Primo de Rivera in den Jahren 1923 bis 1930 eine monumentalistische Kunst­strömung. Der einzige bedeutende katalanische Künstler dieser Richtung ist der Maler Josep Maria Sert; er gestaltet das Innere der Kathedrale von Vic und bedeckt Mauern und Wände in ganz Europa sowie Nord- und Südamerika mit seinen braun-schwärzlich-düsteren Schöpfungen. Unter anderem deko­riert er das Rockefeller Center und das Hotel Waldorf Astoria in New York und erhält schließlich den gewichtigsten Malauftrag seiner Zeit: die Dekora­tion des Sitzungssaals des Völkerbundes in Genf.

Avantgarde

Die Avantgarde, deren Ziel es ist, der Tätigkeit des Künstlers eine radikal neue Bedeutung zu geben, entsteht in Katalonien aus dem Zusammentreffen zweier diametral entgegengesetzter Auffassungen von Kunst: einerseits die der sozialen Verantwortlichkeit künstlerischen Schaffens (Art and Crafts), an­dererseits die der ästhetizistischen Selbstbespieglung (l'art pour l'art). Hohe Qualitätsansprüche aus dem Noucentisme und gleichzeitig schöpferische Energie, die sich nicht von etablierten Regeln binden läßt, laufen bei den Künstlern mit dem Wunsch zusammen, einen Beitrag zu einer gerechteren und schöneren Welt zu leisten. Künstlerische Bewegungen, die auf den Impressionismus antworten, indem sie versuchen, die Kunst aus ihrer Zwangsrolle als Abbildner von Realität zu lösen und zu einem System zu ma­chen, mit dem Neues geschaffen werden kann, bilden die Anfänge der Avant­garde.

Die erste Avantgarde Kataloniens entsteht aus der Vorliebe Pariser Künst­lergruppen für katalanische Landschaften und Menschen. Wichtigster Ort in diesem Zusammenhang ist Ceret am Eingang des Vallespir in Nordkatalonien; hierher kommen auf Anregung des Bildhauers Manolo Hugué zwi­schen 1910 und 1914 Picasso, ferner Künstler wie Havilland, Braque, Kisling, Herbin, Juan Gris, Matisse, Marcoussis, der katalanische Maler Pitxot und andere. Matisse und seine fauvistischen Freunde treffen sich auch häufig in Cotlliure an der Costa Vermella am Pyrenäenausläufer, so daß man gesagt hat, Ceret sei das Mekka des Kubismus und Cotlliure das des Fauvismus. Ein wei­terer internationaler Künstlertreffpunkt ist in den Jahren 1916 und 1917 Barce­lona. Hier entsteht in Zusammenarbeit mit dem katalanischen Maler und Kunsthändler Josep Dalmau, der bereits 1912 eine Kubismus-Ausstellung or­ganisiert hatte, die Zeitschrift 391 (unter der Leitung von Francis Picabia) — eine Fortführung der Zeitschrift 291, die in New York von der Gruppe um Stieglitz und Marcel Duchamp begonnen worden war und die einen wesent­lichen Ausgangspunkt der Dada-Bewegung darstellt. Mitwirkende Künstler in Barcelona sind u. a. Marie Laurencin, Albert Gleizes, Arthur Cravan, Otto Lloyd und Olga Sacharoff.

In dieser kubistisch-futuristischen Atmosphäre stellt Josep Dalmau zum ersten Mal die bahnbrechende Malerei von Joan Miró in seiner Galerie vor und bringt ihn 1921 nach Paris. Hier kommt Miró mit den führenden Avant­garde-Dichtern seiner Zeit in Kontakt. In Montroig südlich Tarragona über­trägt er dann im Sommer 1923 die kreative Methode des literarischen Surrea­lismus auf die Malerei: der Definition von Breton gemäß, überläßt sich auch Miró im Malen dem »Automatismus seiner Seele ohne Kontrolle durch den Verstand«. 1924 unterzeichnet er in Paris gemeinsam mit den französischen Dichtern das Surrealistische Manifest.

Mirós Malerei beruht auf organischen, an lebende Wesen erinnernden Ab­straktionen, die präzis umrissen und in reinen Farben lebhaft koloriert sind; sie drücken die Spannung aus zwischen der Energie, die sie aus einer irdi­schen Basis in sich aufnehmen, und den Gebärden, die sie an einen Himmel richten, wo der Mond blau, die Sonne wie ein Feuerball und die Sterne feine Zeichen sind. Miró hat auch Objekte geschaffen, die auf Montagen gefunde­ner Gegenstände (objets trouvés) beruhen, sowie organisch geformte, manch­mal monumentale Skulpturen (auch in Keramik), die den Gestalten seiner Ge­mälde ähneln. Keramische Wandmosaike von Miró, geschaffen in Zusam­menarbeit mit Josep Llorens Artigas, finden sich u. a. im Pariser Unesco-Gebäude, an verschiedenen Orten der USA wie dem Hotel Plaza in Cincinatti, der Harvard-Universität, dem Guggenheim-Museum in New York und auch am Flughafen von Barcelona. Ferner hat Miró riesige Wandteppiche so­wie originelle Textilkreationen in Collagetechnik gefertigt. Die Fundació Joan Miró, auf dem Montjuïc in Barcelona von Josep Lluís Sert erbaut, beherbergt eine gute Sammlung von Miró-Werken und ist außerdem ein Zentrum für moderne Kunst und für Ausstellungen.

Im Jahr 1924 stellt Dalmau in Barcelona erneut einen jungen Maler dem Publikum vor, der in noucentistischer Weise mediterrane Mythen zeichnet und zum Metaphysischen neigt: Salvador Dalí. Dalí wendet sich dem Surrea­lismus zu und hält 1928 triumphalen Einzug in Paris. Seine Auffassung des Surrealismus ist von der Mirós völlig verschieden. Er bedient sich beim Ma­len nicht des Automatismus, sondern des herkömmlichen, akademischen Malverfahrens. So verleiht er Träumen und Obsessionen Gestalt und enthüllt, ausgehend von den Lehren Freuds, Vorgänge des Unterbewußten. Trotz der phantastischen Irrealität seiner kristallklar ausgeführten Werke erinnern sie beständig an die geheimnisvollen Landschaften von Cadaqués, an die zerklüf­tete Küste in der Umgebung der Bucht von Portlligat, wo er sich auch sein Haus erbaut. Salvador Dalí ist zum bekanntesten katalanischen Künst­ler der Welt geworden. Die Bedeutung seines Werkes beruht auf der außerge­wöhnlichen Beherrschung der Maltechniken einerseits und auf dem konge­nialen Durchschauen der neurotischen modernen Welt anderseits. Sein Teatre-Museu Dalí in Figueres, seinem Geburtsort an der Costa Brava, stellt sein Werk und insbesondere eine Fülle seiner Installationen aus und ist damit ein Mekka der Dalí-Bewunderer geworden. Eine Reihe weiterer katalani­scher Maler wendet sich dem Surrealismus zu, etwa der Mallorquiner Juli Ramis, der in der Art von Miró malt und in den vierziger Jahren zum Informalismus übergeht.

In den dreißiger Jahren entsteht in Katalonien eine bedeutende Plakatkunst. Der Valencianer Josep Renau ist ein brillanter Schöpfer von Fotomontagen und stellt während des Bürgerkriegs (wie viele andere Künstler) seine Arbeit in den Dienst der Republik. Er ist es auch, der im Namen der republikanischen Regierung bei Picasso das Bild Gernika (so die baskische Schreibung) für die Pariser Weltausstellung in Auftrag gibt. Nach dem Krieg zieht Renau nach Deutschland, nach (Ost-)Berlin, und geißelt dort Imperialismus, Kapitalis­mus und bürgerliches Leben.

In der Bildhauerei beginnt die Avantgarde mit Pau Gargallo. Er erlebt die Einführung des Kubismus durch Picasso aus nächster Nähe und wird zu ei­nem der größten kubistischen Bildhauer Europas. Anstelle der früheren Gleichsetzung von Skulptur mit kompakter Masse, führt er das Konzept des leeren Raumes ein. Um Volumen zu suggerieren, verwendet er sich über­schneidende Metallebenen. Oft benutzt er die Leere, um nicht vorhandene Massen optisch zum Ausdruck zu bringen; bei anderen Stücken ersetzt er konvexe Formen durch konkave. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der Profeta (Prophet), der Arlequí (Harlekin) und ein Portrait von Greta Garbo.

Juli Gonzàlez, ein enger Freund Picassos und Kubist leistet aufgrund seiner Erfahrung als Metallarbeiter bei Renault einen außergewöhnlichen histori­schen Beitrag zur Kunst: er schafft Skulpturen aus Stahlplatten, die durch Autogenschweißung verbunden werden. Hunderte von Bildhauern auf der gan­zen Welt folgen seinem Beispiel; selbst Picasso hat bei ihm gelernt. Das Mei­sterwerk von Gonzàlez entsteht im Bürgerkrieg für den Pavillon der Repu­blik (wo es neben Picassos Gernika stand) auf der Pariser Weltausstellung: La Montserrat, eine katalanische Frauengestalt mit einer Sichel in der Hand, die den Heldenmut Kataloniens im Kampf um die Freiheit verkörpern soll. Heu­te steht das Werk im Stedelijk Museum in Amsterdam.

Der neue Geist der Art déco findet seinen Ausdruck in den hervorragenden Lichtanlagen des Montjuïc-Parks, die Carles Buigas zur Weltausstellung von 1929 in Barcelona installiert: Bestrahlung der Gebäude in wechselnden Far­ben, phantastische Lichtobeliske aus Glas, farbige Rauchsäulen und Wasserfontänen, auf denen Bälle balancieren, sind nur einige der vielen Ideen, die Buigas zum international gesuchtesten Fachmann auf diesem Gebiet werden lassen.

Die Avantgarde der Architekten bildet sich aus dem Kreis um Le Corbusier und verbindet ihre Theorien mit dem Rationalismus. Angeführt werden die jungen Architekten von Josep Lluís Sert, der 1929 eine Ausstellung mit Entwürfen und Modellen in der Galerie von Josep Dalmau organisiert. Im folgenden Jahr wird der GATCPAC (Grup d'artistes i tècnics catalans per l’arquitectura contemporània) gegründet, der sehr aktiv wird und eine äußerst kämpferische Zeitschrift, die AC, herausgibt. Er nimmt am Macià-Plan zur städtebaulichen Neugestaltung Barcelonas teil, richtet eine Urlaubs- und Er­holungsstadt für Arbeiter in Castelldefels ein und saniert den überbevölker­ten Fünften Stadtbezirk der katalanischen Hauptstadt.

Sert baut im Carrer de Muntaner (ebenfalls in Barcelona) die Casa Sert, wo er die Duplex genannte Wohnungsform einführt: die Verbindung zweier übereinanderliegender Wohnebenen durch einen mittleren Raum. Architek­ten aus der Gruppe um Sert sowie Josep Torres Clavé und der Techniker Joan B. Subirana errichten die Arbeiterwohnungen der Casa Bloc, das erste Projekt dieser Art südlich der Pyrenäen, und beginnen 1934 ihr bestes Werk, die Lungenheilstätte im Carrer de Torres Amat (Barcelona).

Zur Weltausstellung 1929 in Barcelona wird am Montjuïc ein Meisterwerk des internationalen Rationalismus errichtet: der Deutsche Pavillon von Mies van der Rohe. Marmor- und Onyxwände werden von einer glatten Steinplatte überdeckt und stehen auf einer Travertinplattform und im Wasser. Die katala­nischen Architekten der Gegenwart haben es sich nicht nehmen lassen, Mitte der 80er Jahre diesen Pavillon, der nach der Weltausstellung wieder abgebaut worden war, dauerhaft neu zu errichten. Zur Zeit seiner ersten Errichtung sind übrigens eigens Sessel entworfen worden, die den Namen »Barcelona« tragen und noch heute hergestellt und weltweit vertrieben werden.

Im Bereich der graphischen Künste bringt die Avantgarde eine höchst kreative Zeitschrift hervor, D'ací i d'allà (Hier und dort), die mehrere Neue­rungen einführt: den Buchstabentyp Europa, in Katalonien Futura genannt, die angeschnittenen Abbildungen und die Spiralheftung. Einige Titelblätter stammen von dem deutschen Künstler Will Faber, der sich in Katalonien nie­dergelassen hatte 

Der Beginn der Franco-Diktatur im Jahre 1939 bedeutet mit einem Schlag das Ende jeglicher Avantgarde-Kunst: katalanische Künstler werden radikal verfolgt.

Neue Avantgarde 

Bis 1948 ist Katalonien in künstlerischer Hinsicht eine fast vollkommene Wü­ste: viele katalanische Künstler waren ins Exil gegangen. Miró ist in Frank­reich und den USA tätig. Der Architekt Josep Lluís Sert wird Professor in Harvard und entwirft hier Gebäudekomplexe für die Universität und das be­rühmte M.I.T., das Massachusetts Institute of Technology. Er wird schließlich als Nachfolger von Walter Gropius Vorsitzender des Fachbereichs Architek­tur. Andere Katalanen können im Exil überhaupt erst kreativ tätig werden, wie z. B. der Architekt Antoni Bonet, der sein Werk mit der Casa de Cristal (dem Glashaus) in Buenos Aires in Argentinien und mit der Wohnsiedlung Punta Ballena in Uruguay beginnt. Der Maler und Bildhauer Antoni Clavé genießt in Paris einen großen Ruf als Bühnenbildner. Der Bildhauer Joan Rebull arbeitet in Frankreich, England und den USA 

In Katalonien selbst ermöglichen die kirchlichen Sonderrechte dem Kloster von Montserrat, das nicht den von Franco ernannten Bischöfen, sondern Rom untersteht, eine gewisse Extraterritorialität. So entsteht hier zwischen 1945 und 1947 ein monumentaler Gebäudekomplex, mit dem das katalanische Na­tionalgefühl einen Epilog auf die Epoche des Noucentisme schreibt. Archi­tekt ist Francesc Folguera, der die traditionellen, mediterranen Formen von akademistischen Vorurteilen befreit und modernisiert.

In der Malerei tritt ab 1948 — trotz Zensur — in Katalonien eine neue Avantgarde hervor, als Joan Ponç, Antoni Tàpies und Modest Cuixart mit der (clandestinen) Herausgabe der Zeitschrift Dau al Set (Würfel mit sieben Au­gen) beginnen; ständiger Mitarbeiter ist der Dichter Joan Brossa; Umbruch und Druck organisiert mit viel Phantasie Joan Josep Tharrats. Bei einer Ausstel­lung, die diese Künstler im Saló d'Octubre (Herbstsalon) organisieren, erregt Tàpies großes Aufsehen mit einem riesigen Gemälde, das aus einer kotigen Substanz zu bestehen scheint und mit Fetzen von Toilettenpapier und Fried­hofskreuzen übersät ist. Ponç zeigt eine nicht weniger aggressive figürliche Kunst mit grausamen, ekelerregenden oder sexuellen Motiven.

In dieser Zeit beginnt Antoni Tàpies, eine der Hauptfiguren der katalanischen Malerei zu werden. Am Anfang seiner Entwicklung steht eine Periode magi­scher Malerei, die von Paul Klee, Joan Miró und von der Dichtung Joan Brossas beeinflußt ist; später entwirft er seine Material-Arbeiten und gelangt damit über die Galerien Stadler in Paris und Jackson in New York (später auch die Ga­lerie Maeght) zu großer internationaler Popularität. Seine Malerei beruht mehr auf Textur als auf Farbe und vertritt eine Art von Realismus, die bis auf das Ma­terial übergreift, das absichtlich armselig, zerschunden, zerrissen, zerschnit­ten und zertreten erscheint, um so die menschliche Situation des Ausgebeu­tet-, Entfremdet- und Unterworfen-Seins darzustellen. Die darüber gelegten graphischen Zeichen sind oft Todes- oder Verdammungszeichen oder aber Graffiti des Protests. Tàpies Werk — zu dem auch entscheidend die Graphik zählt — zeugt von der engagierten Teilnahme des Künstlers am Kampf für eine zweifache Befreiung: die der Unterprivilegierten und die Kataloniens. Doch noch immer gehen katalanische Künstler in die Emigration: Pere Tort, der im Kreise von Joan Ponç begonnen hatte, geht nach Brasilien, wo er seine Lauf­bahn als Maler fortsetzt; August Puig zieht nach Frankreich und später nach Schweden, wo er zu den ersten gehört, die informelle Werke schaffen.

Zwischen 1955 und 1964 bringt die Ausstrahlung von Tàpies Werk die Welle des Informalismus hervor, einer Kunst der Gebärde, der Materie und der Flecken. Herausragend auf diesem Gebiet sind Albert Ràfols Casamada, der mit ruhigen zartfarbigen Flächen arbeitet, Joan Hernàndez Pijuan, dessen Bil­der wie Gesten wirken, und Joan Josep Tharrats, dessen Charakteristikum in einer Farbgebung liegt, die häufig an Atomexplosionen oder kosmische Rei­sen erinnert.

Ab 1962 faßt in Katalonien die Pop Art Fuß, die aus den Vereinigten Staa­ten kommt, wobei der radikalste Wandel in València stattfindet: ein Team der drei Künstler Boix, Armengol und Heras verwendet in sehr getreuer, virtuoser Imitation den Stil der Massenmedien und bereitet so den Weg für die späte­ren, ebenfalls aus València stammenden Teams Crònica und Realitat. Equip Crònica besteht aus den Künstlern Toledo, Selbes und Valdés (Toledo scheidet später aus) und übernimmt die Methoden des Pop erstmals zum Zweck poli­tischer Satire: mit verwirrender Kunstfertigkeit kombinieren sie z. B. Kopien spanischer Malerei des 17. Jahrhunderts mit modernem Bildmaterial und er­möglichen so eine groteske Lesart des Absolutismus als subversiver Satire der eigenen Zeit. Später verarbeiten sie populäre und wissenschaftliche Elemente und schaffen eine vielseitig verwendbare Metasprache, die nicht auf die Male­rei beschränkt ist, sondern sich auch auf dreidimensionale Objekte ausdehnt. Equip Realitat schließlich stützt die Satire auf die Reproduktion von Dokumentarfotos, die entscheidende Augenblicke des modernen politischen Lebens festhalten. Auch Antoni Miró stammt aus dem Land València und verarbeitet in seinen Bildern und Skulpturen Zitate früherer Kunst, die er meist mit sozialkritischer Absicht einsetzt. Seine Büste von Pau Casals, in vier Profilen, die auf die vier Streifen der kata­lanischen Fahne anspielen, steht in Wolfenbüttel vor der Herzog-August-Bibliothek 

Auf Eivissa haben sich Künstler unterschiedlichster Herkunft niedergelas­sen, die jene Jahre bestimmen: deutsche Synthesisten wie Broner, Micus und Erwin Bechtold als Vertreter der Minimal art; bedeutendster Eivissenquer Künstler ist Rafael Tur Costa.

Bezeichnend für die zweite Avantgarde ist auch die Entwicklung des Industrial Design, das vom ADIFAD (Associació de Dissenydors Industrials - FAD) mit seinen Preisen Goldenes Delta und Silbernes Delta gefördert wird. An­fänglich dominiert hier eine vom Bauhaus, von Max Bill und Maldonado herkommende Logik, später führt man Realismus und Utopismus ein, bis man schließlich zum spielerischen Design gelangt. 1958 wird die Kunstschule des FAD (Foment de les Arts Decoratives) als erste Schule für Design gegründet, 1966 die von Albert Ràfols Casamada geleitete Eina.

Die zweite Avantgarde der Architekten macht sich 1951 bemerkbar, als infolge von Verträgen zwischen dem franquistischen Spanien und den USA erstmalig wieder moderne Architektur öffentlich zugelassen wird. Repräsen­tiert wird sie von der Gruppe R und ihrem Theoretiker Josep Maria Sostres. Sostres bekennt sich zur neuen organischen Architektur von Wright, Aalto und Saarinen, die auf nicht-rechtwinkligen Räumen beruht, auf komplexen Verbindungen von Innen und Außen, auf geneigten Stützen und Mauern und auf der Verwendung natürlicher und traditioneller Materialien wie Holz, Stein und Keramik. Herausragender Schöpfer dieser Zeit ist Coderch, der noch im Jahr 1951 den großen Preis der Triennale von Mailand gewinnt und das sternförmige Haus des Pòsit de Pescadors in der Barceloneta, einem Stadtteil Barcelonas, errichtet. Zur Gruppe R gehören ferner Oriol Bohigas und Josep Maria Martorell, die mit traditionellen Techniken die sogenannte Realistische Bewegung einleiten, die vom formalen Repertoire her in engem Kontakt mit norditalienischen Gruppen steht. Ein monumentales Beispiel für den organi­schen Stil ist das Stadion Camp Nou des F.C. Barcelona (Barça), das Francesc Mitjans zwischen 1955 und 1957 erbaut. 

Beispiele für den Neorationalismus, den Joaquim Gili im Gebäude des Ver­lages Gili in Barcelona vertritt, ist auch die Architektenschule gegenüber der Barceloniner Kathedrale von Xavier Busquets, die den schiefen Quader als Ge­bäudeform einführt und Picasso die Verzierung der Fassade mit großen, sgraffierten Friesen überläßt. Das Architektenteam Tous / Fargas konzentriert sich, ausgehend vom Rationalismus, auf die Suche nach neuen Strukturen, neuen Systemen und neuen Materialien. Ihre experimentelle Architektur führt zu modernen Bauten, wie dem ersten Gebäude der Banca Catalana mit Spiegelfassade und der späte­ren Neukonstruktion, die aus einem System von polygonalen, mit Gartenan­lagen bedeckten Prismen besteht 

In der Bildhauerei wird die neue Avantgarde von Eudald Serra eingeleitet, der nach seiner Rückkehr aus Japan das gegenständliche Monument al Treball (Denkmal für die Arbeit) in der Avinguda de la Meridiana in Barcelona und geistreiche Montagen in organischer Form kreiert. Gegen 1950 wendet sich Josep Maria Subirachs nach einer Phase des strukturellen Figuralismus dem In­formalismus zu, bis er schließlich zu einer Kombination von barocken geo­metrischen mechanischen und optischen Gebilden in Trompe-l'oeil-Manier gelangt 

In València tritt besonders Andreu Alfaro hervor. Er geht vom Informalismus steifer Metalldrähte zur reinen Plastik aus zugeschnittenen, gebogenen Metallplatten über und schafft Werke wie El Vent (Der Wind), das sich auf ein Lied des Sängers Raimon bezieht. Er wird besonders in Deutschland geschätzt, wo verschiedene seiner Plastiken aufgestellt werden, wie z. B. das monumentale, am oberen Ende offene Stangenbündel in Nürnberg sowie weitere Werke in Frankfurt, Mainz, Koblenz, Köln, Mühlheim und Mün­chen 

Im Bereich des Kunstgewerbes ist Antoni Cumella zu nennen, der sich der rei­nen Keramik widmet; u. a. arbeitet er an Wandobjekten wie dem der Beethovenhalle in Bonn. Eine Keramik-Lehrwerkstatt, die zum Ausgangspunkt für einen großen Kreis von Keramikern wird, eröffnet der Maler und Bildhauer Fermí Bauby in Nordkatalonien am Rande von Perpinyà auf dem Hof Sant Vicenç. In der Wandteppichweberei fördert Josep Grau Garriga in der Escola Catalana de Tapisseria in Sant Cugat (einer Weiterführung der noucentistischen Betriebe von Aymat) die Entwicklung zum neuen Konzept des nicht-bildlichen texturellen Teppichs.

Von der Aktionskunst zur Postmoderne

In den sechziger Jahren entsteht weltweit eine Jugendprotestbewegung, die sich gegen die Entfremdung durch die Konsumgesellschaft und gegen alle Formen der Unterdrückung wendet. Im Bereich der Kunst wirkt sich dieser Protest in einer Veränderung des Kunstverständnisses aus: Kunst soll nicht mehr (nur) Handelsware und Spekulationsobjekt sein. Konsequenz davon ist eine Entmaterialisierung und Vergeistigung der Kunst. Erste radikale Manife­station der neuen Denkweise ist die Aktionskunst, die Angle und Borrell aus der Gruppe Gallots aus Sabadell 1960 entwickeln. Ihr wichtigster Auftritt, mit dem sie das traditionelle Kunstwerk durch eine Aktion ersetzen, besteht darin, Leinwände auf der Plaça de Catalunya in Barcelona auszubreiten und in Farbe getauchte Hühner Spuren darauf laufen zu lassen. 1966 führt Gonçal Sobré das Happening als eine kurzlebige Realisierung von Aktionen ein. Auch Antoni Miralda macht 1967 mit seinen Soldats saldats (Soldatenausverkauf) ephemere Kunst: er besetzt öffentliche Bänke und Denkmäler in Paris, Mai­land oder Stockholm mit Plastiksoldaten — eine Antik-Kriegs-Demonstration.

In Katalonien nimmt unterdessen die Bewegung der Concept-Art Gestalt an: sie manifestiert sich 1971 und 1972 kollektiv auf den Granollers 1 und 2 ge­nannten Ausstellungen in der Stadt Granollers und in der Galerie Aquitània sowie auf der Ausstellung Comunicació in Hospitalet und 1973 auf der TRA 73 in Barcelona. Das Deutsche Kulturinstitut in Barcelona beauftragt Antoni Mercader mit der Erstellung eines Aktivitäten-Archivs und unterstützt damit die neuen katalanischen Kunstströmungen und den internationalen Künstleraustausch, der u. a. die deutschen Konzeptkünstler Vostell und Ulrichs nach Barcelona bringt. Vielseitigster und ausdrucksstärkster Vertreter der Con­cept-Art ist zweifellos Ferran Garcia Sevilla. Berühmt werden seine earth-art-Arbeiten und seine Landschaftstransformationen auf Mallorca; des weiteren veranstaltet er bildkritischc Aktionen, die auf optische Täuschungen auf­merksam machen, und schafft Environments, wie das dem Pare, also seinem Vater gewidmete: eine kritische Auseinandersetzung mit den letzten Hinrich­tungen der Franco-Zeit. Jordi Benito beginnt mit ironischen Montagen wie der Eier-Zersägemaschine und geht über zu ephemeren Environments von gro­ßer dramatischer Kraft, wie das in der Kirche Sant Francesc von Granollers oder das an der Casa Frègoli in Barcelona; später veranstaltet er body-art-performances, auf denen Liebe und Tod in Gestalt eines menschlichen Paares und der Schlachtung eines Stiers real gegenwärtig sind. Charakteristisch für Fina Miralles sind fruchtbare Paradoxe: das Selbstbegräbnis, eine aufs Meer verlegte Wiese, Strand auf dem Acker, ausgestopfte Hühner unter lebenden im Hühnerhof oder der Baum im Bett. In einer späteren Schaffensphase er­zeugt sie spontane Landschaften, etwa die automatisch durch Kapillarität her­vorgerufene Küste, die durch das Eintauchen einer Papierunterlage in blaue Flüssigkeit entsteht. Die Spezialität von Josep Ponsatí sind aufblasbare Werke: gegliederte, aufsteigende, heliumgefüllte Türme, die vielleicht die größten Plastiken aller Zeiten darstellen. Performances finden in Granollers, Cadaqués, Cap de Creus, Benidorm und Barcelona statt.

In der Architektur tendiert man nach der historischen Ernüchterung von 1968 dazu, die sozialen, ökonomischen und politischen Intentionen der Avantgarde aufzugeben. Die Theorien von Venturi begünstigen mit ihren Forderungen nach einer rücksichtslos spontanen Ästhetik den Verzicht auf jeglichen Kulturästhetizismus. Eine andere Richtung, die der Gruppe Five Architects aus New York, vertritt das Konzept einer völlig kompromißlosen Ar­chitektur reiner Konstruktivität, die sich mit nichts anderem als den spezifi­schen Problemen ihres Berufsstandes beschäftigen soll. Obwohl Josep Lluís Sert in den siebziger Jahren mit dem Bau der Stiftung Miró in Barcelona ein hervorragendes Beispiel für den späten Rationalismus schafft, entsteht im Schatten dieser neuen Ideen eine spielerische Architektur, die der Spontanität freien Lauf läßt.

Die Ölkrise von 1973, in ihrer Folge die Ökologiebewegung, der Gedanke an die begrenzten Ressourcen unseres Planeten und die Notwendigkeit einer Wachstumsbegrenzung tragen dazu bei, allzu fortschrittsgläubige Zukunfts­planung zu zügeln. Man hält inne und lenkt den Blick zurück, um die Moderne abzuschließen. Ein postmodernes Gefühl bringt für viele die Annä­herung an einen klassischen Neoakademismus mit sich. Oscar Tusquets spielt in seinem Aerojet mit kommerziellen Elementen und zugleich mit der Bewun­derung für die Klassik; fern jeder Zweckgebundenheit setzt er in die Casa Regàs Laubengänge und Säulengeländer ein. Oriol Bohigas hingegen spielt mit dem Stil der dreißiger Jahre und vertritt einen fundamentalen Realismus. Bauten von ihm finden sich in Berlin-Friedrichstadt und auch die Stadterneuerung Barcelonas für die Olympiade von 1992 trägt deutlich seine Hand­schrift. Eine weitere Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung ist Ricard Bofill. Beispiele für sein vielseitiges Schaffen sind die große Raute am Castell de les Tres Corones in Sitges, das grellrote Gebäude Xanadú in Calp im Land València und das Walden Dos in Sant Just bei Barcelona, wo die Struk­turen einer Zementfabrik zur Schaffung von Wohnungen benutzt werden. Auch die riesigen Komplexe der Villes Nouvelles südlich Paris und der Stadt­teil Antigone in Montpellier mit kannelierten Säulen, Arkaden, Kranzgesim­sen und Giebeln stammen von Bofill.

Ab 1976, mit der Demokratisierung des spanischen Staates, gewinnt in Katalonien die Idee, »die Vergangenheit in die Zukunft« zu retten, immer mehr an Bedeutung. So wird in Barcelona das Straßenbahndepot von Sants sowie (1977) die Markthalle des Mercat del Born restauriert. 1992, im Jahr der Olympiade, wird die katalanische Hauptstadt einer grundlegenden strukturellen Restaurierung und Renovierung unterzogen.

Insgesamt kann man sagen, daß die künstlerische (Protest-)Aktivität der Katalanen Barcelona seit Mitte der sechziger Jahre zu einer der außergewöhn­lichen Kunststätten und Kunststädte der Welt machen. Seit Mitte der siebzi­ger und bis in das neue Jahrtausend hinein herrscht ein postmodernes Bewußtsein vor, das mit klassischer Nostalgie im weitesten Sinne experimentiert und sich einerseits dem konsolidierenden Aufbau einer funktionstüchtigen, vorrangig von autonomen Kräften bestimmten katalanischen Gesellschaft widmet und anderseits die freie Entfaltung einer breiten katalanischen, unabhängig in den internationalen Rahmen eingebundenen Kultur zum Ziel hat.