Annäherung an eine Konsumfigur des eingehenden 21. Jahrhunderts / Assoziierte WissenschaftlerInnen / Dr. Nina Metz

Fp nm content4

Der Hipster schafft es mit einer beeindruckenden Passivität und Unschärfe des Bekenntnisses den Widerwillen seiner Generationsgenossen ebenso zu wecken, wie das Missfallen einer älteren Generation. Dabei steht er bärtig, hager, dickbebrillt, sensibel wie feierfreudig, nerdig und gleichzeitig körperlich im Fokus eines dezidierten Werbeinteresses. Angesichts der Heftigkeit, mit der die Debatte um den Hipster in den Wandelhallen des Internets geführt wird, erstaunt es, wie zögerlich sich eine Beschäftigung mit dem Phänomen entwickelt, die über die beständige Wiederholung der immer gleichen Klischees hinaus geht, die mit wissenschaftlichem Anspruch das zu Beobachtende hinterfragen, vielleicht deuten, zumindest aber umsichtig kontextualisieren könnte.

Denn der Begriff des Konsums fällt im Bezug auf den Hipster mit einer scheinbar disqualifizierenden Härte, als wären die vorangegangenen Generation jugendlicher Stilfindung, ihre virtuosen Abgrenzungsstrategien und spielerischen Verweigerungs-techniken, vollständig ohne eine mit dem steigenden Wissen über die inneren Mechanismen des jeweiligen Stilbildes beständig wachsenden Kompetenz einhergegangen, die sich nicht anders denn eben als Konsumkompetenz beschreiben lässt.

Im Zentrum dieses Beitrags steht die Auseinandersetzung mit der Online-Plattform Tumblr, die, als soziales Netzwerk angelegt, mit ihrer medialen Struktur das unkomplizierte ‚kuratieren’ von Bildmaterial und somit eine Referenzbreite ermöglicht und voraussetzt, wie sie für die jugendlichen Stilavantgarden vergangener Jahrzehnte undenkbar gewesen wäre. Tumblr präsentiert sich damit, mehr noch als die einschlägigen Stadtviertel und Straßenzüge, als Epizentrum des Hipster-Phänomens. Hier findet sich die manierierte wie kenntnisreiche Selbststilisierung nur wenige Klicks von ihrer Demontage und dem bitter-ironischen Kommentar entfernt.  

Der Hipster der frühen 2000er Jahre lässt sich auf diesem Hintergrund, auch angesichts seiner unbestreitbaren Offline-Existenz, vor allem als ein Medienphänomen verstehen, das auf paradigmatische Weise einem, sich nicht zuletzt auch in Konsumstrategien abbildenden, postmodernen Identitätsringen Ausdruck verleiht.

PraktikanntInnen:
Wachtang Tscheischwili
Helena Kling

Tutorin/Doktorandin:
Lisa Klemmer

Studentische Hilfskräfte
Tillmann Hanel
Birte Svea Metzdorf