Landnutzungs- und Bergbaugeschichte im Montafon (Vorarlberg, Österreich) – kombinierte geoarchäologische Untersuchungen (Bodenkunde/Mikromorphologie/ Palynologie)

Antragsteller: Dr. Astrid Röpke

Förderung: DFG, Laufzeit 2009-2013

Kooperationspartner: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Franziska Würfel M.A.


Innerhalb des Forschungsprojektes werden Hochgebirgsböden als Paläoumweltarchiv genutzt, um Mensch-Umwelt-Interaktionen zu erforschen. Neben archäologischen und archäo-botanischen Untersuchungen, war es ein wichtiges Desiderat, geoarchäologische Untersuchungsmethoden aus der Bodenkunde, Geomorphologie, Mikromorphologie direkt innerhalb der archäologischen Grabungen sowie im weiteren Umfeld einzusetzen. Dabei wird der Boden systematisch geoarchäologisch aufgenommen, um archäologische Befunde bestimmten Horizonten und Schichten zuzuordnen und damit eine genauere zeitliche und räumliche Einordnung von menschlichen Aktivitätsphasen in dieser stark von Geomorphodynamik geprägten Hochgebirgslandschaft zu gewinnen. Aus geoarchäologischer Sicht bietet sich in diesem Raum eine einzigartige Situation, die Abfolge oder auch das Nebeneinander verschiedener Nutzungen, wie Wiesen- und Weidewirtschaft, Siedlungstätigkeit und Bergbau und ihre Auswirkungen auf die Landschaft zu untersuchen.

Fig. 1: Fritza-Legi, Almein (1460 m ü. NN)oberhalb von Bartholomäberg

Fig. 2: Übersichtskarte der Weide- und ehemaligen Bergbauzone in Bartholomäberg

Im Einzelnen beinhaltet das Forschungsprojekt folgende Themenschwerpunkte:

-       Untersuchungen der prähistorischen und historischen Kolluvien im Montafon und Verknüpfungen mit vorhandenen palynologischen Analysen

-       Bodenkundliche Beschreibung und Laboranalysen im Bereich der Bergbauzone Knappagruaba

-       Geoarchäologisch-mikromorphologische Untersuchungen der archäologischen Ausgrabungen Bodaweg, Buxwaldstraße und Roferweg in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Rüdiger Krause und seiner Arbeitsgruppe

-       Mikromorphologische Untersuchungen an hitzeveränderten Böden und Sedimenten in Zusammenarbeit mit Dr. Carlo Dietl (Gesteinslabor Jahns, Heiligenstadt)

 
Zeit-Höhendiagramm der 14C-datierten Holzkohlelagen der Böden der Weide- und Bergbauzone.  

Die bisherigen Untersuchungen deuten darauf hin, dass die hochmontan-subalpinen Böden Produkt einer mindestens 4000 Jahre andauernden Landnutzung sind. Es handelt sich zumeist um Kolluvisole, deren zahlreiche Holzkohlelagen auf einen nicht unerheblichen Einsatz von Feuer hinweisen. Im Zusammenspiel der Disziplinen zeigt sich, dass bereits in der Früh- und Mittelbronzezeit (2200-1600 v. Chr.) umfassende Rodungen des Fichtenwaldes unter Einsatz von Feuer bis in Höhen von 1700 m ü. NN stattfanden, um Weidflächen zu schaffen. Ab der späten Eisenzeit (450- 15 v. Chr.) belegen die bodenkundlichen Ergebnisse dann eine räumlich differenzierte Nutzung in eine Weide- und Bergbauzone. Auch im Früh- und Hochmittelalter weisen Holzkohlelagen in den Böden auf eine Nutzungskontinuität in den weidewirtschaftlichen Gunstlagen hin.

 
Fig. 4: Zwei charakteristische Bodenprofile mit eingeschalteten Holzkohlelagen (Almein, Bartholomäberg).  

Die geoarchäologisch-mikromorphologischen Untersuchungen im Bereich der archäologischen Grabungen sind noch nicht abgeschlossen. Flächenhaft genommene Bodenproben für bodenchemische und –physikalische Laboranalysen in Kombination mit Dünnschliffen sollen zur Abgrenzung des Siedlungsareals und Identifizierung von bestimmten Nutzungsbereichen dienen.

 

Fig. 5: Sondage der Halde auf Grundparzelle 564.

 

Publikationen

 

Röpke, A. & Dietl, C. (accepted): Chapter 1.6.1 Burnt soils, siliceous rocks and minerals. IN Stoops, G. (Editor) Atlas of Micromorphology in Archaeology.

Röpke, A., Krause, R. 2013: High montane-subalpine soils in the Montafon Valley (Austria, northern Alps) and their link to land-use, fire and settlement history.- Quaternary International XXX 1-12.

Röpke, A. (2012): Past Land-Use and Fire Management in the Montafon Valley (Northern Alps): An Integrated Palaeoenvironmental Approach. eTopoi Journal for Ancient Studies 3, 1007-1037.

Röpke, A. (2012).Fire walk with me. Human induced fire activity in the Montafon Valley (Northern Alps, Austria) - A geoarchaeological approach. Quaternary International 279/280; 346-351

Röpke, A. (2012): Feuer- und Landnutzungsgeschichte im Montafon (Vorarlberg, Österreich) – geoarchäologische Untersuchungen von Almböden oberhalb der Gemeinde Bartholomäberg. FArS 17, 207-224 (Habelt).

 

 

Poster

Fire walk with me. Human induced fire activity in the Montafon Valley (Northern Alps, Austria) - A geoarchaeological approach

Prehistoric expansion of animal husbandry and environmental changes in the Northern Alps - An integrated archaeobotanical, geoarchaeological and archaeological approach