Tagungsreihe Visuelle Geographien

Die Tagungsreihe Visuelle Geographien setzte sich im Rahmen von fünf Tagungen mit der Rolle der Visualität innerhalb der geographischen Forschung und Lehre auseinander. Die Titel der Tagungen lauteten "Das visuelle in der Praxis geographischer Vermittlung", "Von inneren und äußeren Bildern der Welt", "Praktiken geographischen Sehens", "HGD-Symposium - Räume visualisiern" und "Sehen - Denken - Vermitteln".


Visuelle Geographien V – SEHEN – DENKEN – VERMITTELN

26.-28. November 2015, Goethe-Universität Frankfurt a.M

Die fünfte Tagung der Reihe „Visuelle Geographien“ findet vom 26.-28. November 2015 an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. statt. Das diesjährige Thema „SEHEN – DENKEN – VERMITTELN“ möchten wir zum Anlass nehmen, verschiedene Zugänge zu Visualität und Bildlichkeit ins Verhältnis zu setzen.

Verstand sich die Geographie über lange Zeit als eine vornehmlich bildanwendende Disziplin, geht es vielen Geograph_innen längst nicht mehr allein um bildproduzierendes, sondern um bildreflektierendes wissenschaftliches Tun. Die wachsende Zahl von Publikationen unterstreicht die Wichtigkeit fachspezifischer theoretischer Reflexion von Visualität und Bildlichkeit. Neben den originär in der Geographie angesiedelten medienzentrierten Bereichen wie z.B. der kritischen Kartographie erstarken auch theoriegeleitete Bezugnahmen auf die Kultur- und Geisteswissenschaften und die Bildende Kunst einerseits sowie auf unterschiedliche gesellschaftliche Praxisfelder andererseits. Mit der Tagung wollen wir die Aufgabe angehen, diese Ansätze zu bündeln und zu einander in Beziehung zu setzen. Vor diesem Hintergrund stehen drei praxisbezogene Aspekte des Umgangs mit Bildlichkeit in der Geographie im Fokus:

  • SEHEN als performatives Initialereignis geographischer Konstruktion sowohl in lebensweltlichen Bezügen als auch in der Begegnung mit Bildmedien.
  • DENKEN als bildtheoretische Verortung visuell-geographischer Grundlagenforschung.
  • VERMITTELN von Bild-Raum-Bezügen in unterschiedlichen Praxisfeldern in institutionellen und außerinstitutionellen Bildungskontexten.

Diese unterschiedlichen Herangehensweisen an die Visuellen Geographien sind im Hinblick auf die einzureichenden Beiträge nicht im Sinne eines Entweder-oder zu verstehen, da sich Performanz, Theorie und Vermittlung kaum getrennt betrachten lassen. Dennoch vermag die Fokussierung auf eine Herangehensweise – unter Berücksichtigung der anderen – die Möglichkeit einer systematischeren Betrachtung zu eröffnen. Über die vorgeschlagenen Schwerpunkte hinaus laden wir auch Beiträge ein, die sich mit weiteren Aspekten des Verhältnisses von Gesellschaft, Raum und Visualität befassen.

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Visuelle Geographien IV / HGD-Symposium - Räume visualisieren

3. - 5. September 2014 an der Universität Flensburg

Kein Geographiebuch ohne Karten und Fotos, kaum eine Forschungsarbeit ohne Abbildungen und keine Unterrichtsstunde ohne umfangreiches Anschauungsmaterial: Seit jeher bedienen sich Geograph_innen mehr als andere Wissenschaften und Schulfächer der visuellen Repräsentation ihrer Erkenntnisse und Vorstellungen.

Forschungsreiseberichte, Landschaftsbilder, textbasierte „Geographische Charakterbilder“ sowie Karten, Fotografien und Satellitenbilder zielten und zielen darauf ab, das „Fremde“ und das „Nicht Erfahrbare“, insbesondere aber auch das nicht angemessen Sagbare (Formulierbare) in die geographische Bildung zu tragen. Die Visualisierung von Räumen in Form von Bildern und Karten fungiert(e) hierbei gleichermaßen als Ergebnis, Dokumentation, Beweis und Legitimation geographischer Forschung.

Der Geographieunterricht ist in besonderem Maße von einem Visualisierungsideal geprägt. Dieses geht zurück auf den Anschauungsunterricht und hat sich beispielsweise in der Dominanz von Abbildungen in aktuellen Schulbüchern oder in der zunehmenden Verwendung unterschiedlicher visueller Geomedien im Unterricht bis heute erhalten. Das Internet hat den Zugang zu entsprechenden Materialien revolutioniert – Bilder, Fotografien, Dokumentarfilme und Karten sind längst ubiquitär verfügbar, selbst entlegene Räume lassen sich mithilfe von „Google Earth“ erkunden. Doch wie verändert diese Bilderflut die geographische (Bildungs-)Forschung und den Geographieunterricht? Das Verhältnis von Erkenntnisgewinnung, Wissensproduktion, Visualisierungspraktiken und dem Einsatz visueller Medien im Lehr-Lern-Kontext ist mehr denn je kritisch zu reflektieren und muss neu diskutiert werden.

Das diesjährige HGD-Symposium zielt in Fortsetzung der Tagungsreihe Visuelle Geographien darauf ab, Fachdidaktiker_innen, Schulgeograph_innen und Hochschulgeograph_innen, die sich mit Fragen der Visualisierung von Räumen in unterschiedlichen praxisorientierten oder theoretischen Bezügen beschäftigen, verstärkt in die Diskussion zu bringen. Der Visualisierungsbegriff wird dabei bewusst offen gehalten und bezieht sich nicht nur auf Bilder, Filme und Karten, sondern auch auf Grafiken und Modelle. Er schließt Praktiken des Sehens ebenso ein wie innere Vorstellungsbilder, die beispielsweise in Forschungsarbeiten zu Schüler_innenvorstellungen und imaginierten Geographien untersucht werden.

Zum diesjährigen Symposium laden wir somit Beiträge ein, die sich mit Fragen der Visualisierung von Räumen in Theorie und Praxis beschäftigen. Mögliche Themenfelder sind dabei:

  1. Zum Verhältnis von Visualisierung und (geographischer) Bildung – Theoretische Potentiale für die Praxis der Vermittlung.
  2. Zur Diskussion des Verhältnisses von Sprache und visuellem Material bei der Darstellung raumbezogener Sachverhalte – Beispiele aus Schulbüchern, Unterrichtspraktiken und Medien.
  3. Vom Wirklichkeitsersatz zur Bildwirklichkeit – Aktuelle Formen des Bildeinsatzes und der Visualisierungspraktiken in unterschiedlichen Vermittlungskontexten (Schule, Hochschule, Medien, Dokumentarfilme...).
  4. Karten und Atlanten versus Bildsuche und Google maps – Potentiale und Grenzen des Einsatzes visueller Geomedien.
  5. Visuelle Kompetenz im Geographieunterricht – Kritische Bild- und Kartenrezeption und strategische Bild- und Kartenproduktion als Schlüsselkompetenzen einer Teilhabe an der Mediengesellschaft.
  6. Visualisierungspraktiken in den Nachbarfächern (Kunst, Geschichte, Naturwissenschaften) – Synergien, Erfahrungen und „Lessons learned“.

Zu imaginativen Geographien und visuellen Schüler_innenvorstellungen in geographischen Vermittlungszusammenhängen.

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Visuelle Geographien III – Praktiken geographischen Sehens

14. – 16. November 2013; Goethe-Universität Frankfurt a.M.

Das Sehen ist „Mittel der Orientierung, Informationsaufnahme und Interaktion“ und „zugleich eine persönlichkeitsspezifische und kulturell variable Form individueller Wirklichkeitswahrnehmung“ (Schürmann 2008: 9). Was wir sehen, wird gleichermaßen bedingt durch Materialitäten, die uns etwas zu sehen geben, durch das, was wir als Subjekte und im Moment einer Situation zu sehen fähig, gewohnt und bereit sind, sowie durch kulturell tradierte angeeignete Sehkonventionen. Das „geographisch disziplinierte“ Sehen, welches in der deutschsprachigen Geographie bislang eher punktuell behandelt wurde, wird im Zentrum der dritten Tagung der Reihe „Visuelle Geographien“ stehen. Neben individuellen Beiträgen, die sich mit dem „Sehen“ in der geographischen Forschung und Lehre beschäftigen, möchten wir auch Beiträge einladen die sich explizit mit einem vom Organisationsteam angebotenen Bildkorpus auseinandersetzen.

Die Welt hat vom 11.-16. März 2011 über die Massenmedien zugesehen, wie ein Atomkraftwerk explodiert. Hat sie das wirklich? Was zeigen die medial verbreiteten Bilder und was nicht, was verbergen sie, was können sie gar nicht zeigen? Welche Raumvorstellungen und Raumdeutungen werden durch die Bilder wirklich? Die Bilder aus Fukushima bieten beispielhaft Anknüpfungspunkte für viele geographische Perspektiven – auf Orte, Räume, Menschen und Umwelten und werfen in ihrer vermeintlichen Allgegenwärtigkeit Fragen nach Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten und nach den Gesten des Zeigens und Verbergens auf. Wir möchten eine Auswahl dieser bis heute medial präsenten Bilder im Rahmen der Tagung zum Anlass und zugleich zum Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung über Praktiken des Sehens und sich daraus ergebende Konsequenzen für die geographische Erkenntnisgewinnung und Vermittlung machen.

Die Tagung „Visuelle Geographien III – Praktiken geographischen Sehens“ widmet sich ausgehend von den obigen Überlegungen theoretischen, methodischen, didaktischen und alltagsbezogenen Reflexionen von Praktiken (geographischen) Sehens. Auf Grundlage der von uns zusammengestellten Bildreihe zum Reaktorunglück in Fukushima – die wir aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht abbilden können, bei Interesse aber umgehend zusenden (E-Mail-Adressen siehe unten) – möchten wir Blicke und Sichtweisen erkunden, zusammenführen und differenzieren. Was haben wir am 11. März 2011 und in den Tagen danach gesehen? Was sehen wir jetzt, wenn wir uns Bilder zum Atomunglück in Fukushima ansehen, die kurz nach dem Reaktorunfall die Medienwelt bestimmten und bis heute als Visiotype das kollektive Gedächtnis prägen? Wie wirken diese äußeren Bilder auf unser inneres Bild, wie verändern sie sich im Akt des Sehens?

Die Tagungsreihe reflektiert die fortlaufende Entwicklung des vergleichsweise jungen Forschungsfeldes. Das gemeinsame Arbeiten soll diesmal weitergehend dazu dienen, die Erfassung, Systematisierung und Diskussion von Zugangsweisen visueller Geographien für die Forschung, insbesondere aber auch für eine kritisch-reflexiv angelegte Lehre fortzuführen.

Wir freuen uns über Vortragsangebote,

  • die eine theoretische/methodische Perspektive auf eines oder mehrere Bilder der Bildreihe und/oder auch selbst gewählte Bilder aus dem visuellen Zusammenhang des Atomunglücks in Fukushima eröffnen,
  • die sich analytisch mit Praktiken „geographischen Sehens“ in Disziplingeschichte, Forschung, Lehre oder Unterricht befassen,
  • die systematisch oder performativ Einblicke in Alltagspraktiken geographischen Sehens in geographischen Vermittlungskontexten eröffnen.

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Visuelle Geographien II – Von inneren und äußeren Bildern der Welt

12.–14. Juli 2012, Universität Flensburg

Bilder sind zentrale Medien geographischer Erkenntnisgewinnung und Vermittlung. In den Massenmedien wie im Geographieunterricht fungieren Bilder oftmals als „Realitätsersatz“ oder „Anschauungsmedien“ bei der Beschäftigung mit Ausschnitten der Welt. Die Bildwissenschaften betonen hingegen, dass so genannte äußere (materielle) Bilder – seien es Skizzen, Zeichnungen, Gemälde, Fotografien oder Videos – nicht einfache Abbilder einer ebenso äußeren Realität sind, sondern gleichsam Ausdrucksformen innerer (mentaler) Bilder im Zusammenwirken von diskursiven Kontexten und Situationen der Bildherstellung und Bildbetrachtung.

In der wissenschaftlichen Kommunikation wurden Bilder lange Zeit der Sprache untergeordnet. Erst die Entwicklung zur Mediengesellschaft hat das Feld der wissenschaftlichen Auseinandersetzung für die Spezifika von Bildlogiken, bildlicher Kommunikation und Praktiken der Rezeption geöffnet. Dies führt – ausgehend von der Annahme, Bilder seien nicht nur Ausdrucksform sondern auch Denkgebilde – dazu, dass sich der Fokus vom materiellen Bild löst und auf die Entstehung und Beschaffenheit von inneren Bildern gelegt wird. Diese inneren Bilder sind prägende Elemente nicht zuletzt auch unserer geographischen Vorstellungen – geographical imaginations. Sie bestimmen einerseits unsere Begegnung mit der Welt und umgekehrt kann jede Begegnung mit äußeren Bildern auch zu einer Modifikation innerer Bilder beitragen. Für die Konstitution geographischer Gegenstände und die Durchdringung geographischer Sachverhalte sind innere Bilder demnach ein entscheidendes Moment.

In Bezug auf die Theorie und Praxis geographischer Vermittlung liegen derzeit allerdings noch vergleichsweise wenige Untersuchungen zu Entstehung, Wirkungsweise und Wirklichkeit innerer Vorstellungsbilder in Abhängigkeit von inhärenten Bildlogiken, soziokulturell geprägten Sehgewohnheiten oder machtvoll eingesetzten Strategien visueller Kommunikation vor. Auch der Einsatz zentraler Medien der Vermittlung (Lehrbücher, Unterrichtsmaterialien, Schulfilme etc.) ist diesbezüglich kaum hinreichend thematisiert und beforscht. Die Frage danach, wie und unter welchen Bedingungen Prozesse der Übersetzung ablaufen, sowohl zwischen materiellen und mentalen bildlichen Vorstellungen, als auch zwischen bildlichen und sprachlichen Elementen der Vermittlung, eröffnet dabei eine weitere Dimension der grade erst am Anfang stehenden Auseinandersetzung.

In unserer 2. Tagung zu Visuellen Geographien möchten wir unter anderem folgende Fragen diskutieren:

  1. Wie lässt sich das Verhältnis von inneren und äußeren Bildern theoretisch fassen?
  2. Wie wirken Sichtweisen und Sehgewohnheiten bei der Entstehung innerer Bilder?
  3. Wie lassen sich geographische Vorstellungsbilder z.B. bei Schülerinnen und Schülern oder Studierenden untersuchen?
  4. Wie haben sich der Umgang mit Bildern und die geographischen Vorstellungsbilder im Medienzeitalter gewandelt?
  5. Wie drücken sich innere Vorstellungsbilder in der Praxis der Vermittlung aus? In welchen Situationen werden sie relevant?
  6. Welchen Einfluss hat der Umgang mit Bildern im Geographieunterricht auf den „geographischen Blick“  der Lernenden?

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Visuelle Geographien I – Das Visuelle in der Praxis geographischer Vermittlung

31. März-2. April 2011, Goethe-Universität Frankfurt a.M.

Bilder bestimmen – bemerkt und unbemerkt – unser alltägliches Handeln und unsere Vorstellungswelten. Gleichzeitig ist der Umgang mit visuellen Eindrücken keine Kulturtechnik, die wie Lesen und Schreiben in formalisierten Bildungszusammenhängen vermittelt wird, vielmehr wird das Sehen primär informell und intuitiv erlernt.

Bild(lese)kompetenz, d.h. ein kritisch reflektierender Umgang mit visueller Information, wird heute zwar programmatisch in den Bildungsstandards gefordert, noch existieren aber kaum praxisnahe Operationalisierungen für ein entsprechendes Lehren und Lernen mit Visualisierungen. In der Praxis des Geographieunterrichts wird Bildern meist eher ein illustrierender Charakter zuerkannt.

Gerade die Geographie als „visuelle Disziplin“ ist daher gefordert, die Reflexion der von ihr selbst hergestellten wissenschaftlichen, wie auch der im Unterricht verwendeten Bilder zu ihrem Anliegen zu machen. Denn das alltägliche Geographie-Machen ist maßgeblich ein visueller Prozess, der Räume, (ihre) Menschen und Kulturen auf bestimmte Art und Weise erscheinen lässt. Die produktive praktische Arbeit mit visuellem Material sollte stets hinterfragen: Was machen wir mit Bildern, was machen die Bilder mit uns Betrachtern? Was verbirgt sich im Unsichtbaren? Wie sind Visualisierungen politisch motiviert? Wie können wir Lernende im Unterricht lehren „anders“ zu sehen – und selbst daraus lernen?

In der Geographiedidaktik an Hochschulen wie auch an den Schulen wird bereits verschiedentlich in dieser Hinsicht gearbeitet. Ziel dieses Workshops ist es, diese Erfahrungen und Erkenntnisse zu bündeln und zu diskutieren.

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