Die bronzezeitiche Befestigung von Bernstorf (Oberbayern, Deutschland) – Geoarchäologisch-mikromorphologische Forschungen am Fundplatz und den prähistorischen Böden

Antragsteller: Dr. Astrid Röpke

Förderung: DFG, Laufzeit 2013-2015

Kooperationspartner: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Vanessa Bähr, Dr. Astrid Stobbe (Vegetationsgeschichte) Die bronzezeitliche Befestigung Bernstorf, Lkr. Freising und ihr Siedlungsumfeld im Ampertal

Dr. Carlo Dietl
Gesteinslabor Dr. Eberhard Jahns
37308 Heiligenstadt
dietl@gesteinslabor.de


Die bronzezeitliche Befestigung von Bernstorf (Kreis Freising/Oberbayern) – Geoarchäologisch-mikromorphologische Forschungen am Fundplatz und den prähistorischen Böden

Die Befestigung von Bernstorf zählt zu den größten bronzezeitlichen Anlagen nördlich der Alpen. Die großflächig niedergebrannte Befestigungsmauer(Länge: 1,6 km) zusammen mit den viel diskutierten Gold- und Bernsteinfunden geben Anlass für eine Vielfalt an wissenschaftlichen Fragestellungen. Verbrannte prähistorische Befestigungen oder auch „vitrified forts“ genannt sind ein europäisches Phänomen. Schon im 18. Jahrhundert wurden in England erste Überlegungen zu deren Brandursachen angestellt. Nicht nur die Befestigung in Bernstorf ist verbrannt, sondern 2012 wurden auch verbrannte bronzezeitliche Häuserstrukturen entdeckt.

            Aufgrund der komplexen Fundplatzgeschichte mit verbrannten Strukturen, eisenzeitlicher und mittelalterlicher Überprägung, gestaltet es sich bisher schwierig, die bronzezeitliche Siedlung, ihr Größe und Funktion zu deuten. Daher soll ein geoarchäologischer Methodenverbund eingebunden werden, um anthropogene Veränderungen in den Böden räumlich und zeitlich zu erfassen. Das geoarchäologische Projekt beinhaltet

1) die Analyse der verbrannten bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Strukturen und die experimentell hergestellte Brandruine.

2) Desweiteren sollen die Böden im Bereich des prähistorischen Siedlungsareals mit geomorphologischen, bodenkundlichen und mikromorphologischen Methoden untersucht und Nutzungsphasen und –intensität ausgewiesen werden.

1) Obwohl Einwirkungen von Feuer häufig in archäologischem Kontext vorkommen, sind sie bisher wenig archäologisch oder geoarchäologisch beachtet. Kombinierte mikromorphologische und gesteinschemische und –physikalische Untersuchungen an hitzeveränderte Böden und Sedimente ermöglichen Aussagen zum Temperaturregime und der Art der Feuerquelle wie z.B. Schadfeuer, Feuer- Herdstelle oder Produktionsort. Im Rahmen einer Studie zu verbrannten Böden und Sedimenten wurde auch die verbrannte Holz-Erde-Mauer untersucht. Es wurden Kriterien entwickelt, um die Rekonstruktion von Brandabläufen und das Temperaturregime in archäologischem Kontext besser einschätzen zu können. Die Ergebnisse werden im „Atlas of Micromorphology in Archaeology“ zusammengefasst und sollen nun auch auf die verbrannten bronzezeitlichen Häuserreste und eisenzeitlichen Strukturen in Bernstorf angewendet werden. Neben der Mikromorphologie beinhaltet dies auch der Einsatz von Phytolithen-Analysen, Röntgendiffraktometrie, magnetische Suszeptibilität u.a..

2) Die Böden innerhalb der Befestigungsanlage sind stark durch den menschlichen Einfluss verändert. Statt Braunerden kommen Kolluvisole vor, welche sich in verschieden alte kolluvialen Ablagerungen gliedern lassen. Schichten und Horizonte der Böden in den  archäologischen Grabungen sollen bodenkundlich zu beschrieben werden sowie Paläooberflächen, Laufhorizonte und verschiedene Nutzungsbereiche (wie z.B. Stall, Herd, Produktionsort) mit mikromorphologischen Analysen identifiziert. Unter den verziegelten Strukturen sind ungestörte Paläooberflächen erhalten, die systematisch beprobt wurden und bodenchemisch und –physikalisch untersucht werden sollen( pH, org. Sub., Korngröße, Gesamtphosphat, Metalle u.a.). Eben diese Methoden sollen auch bei Sedimentummantelung des Goldfundes und der Bernsteine angewendet werden, um über die Zusammensetzung, Mikrogefüge und pedogenen Merkmale einen Beitrag zur Klärung von Herkunft und Alter dieser herausragenden Funde zu leisten.

 
 Schnitt durch die verbrannte Befestigungsanlage (links) und Mikrograph des verziegelten Materials (rechts) (Grabungsschnitt 3, Goethe Universität).