Münzen im Kontext. Die keltischen und römischen Münzfunde vom Castellberg bei Wallendorf

Ein Beitrag zu Genese, Entwicklung und Ende eines treverischen Siedlungszentrums sowie zu Münzwesen und Münzumlauf im Gebiet der Treverer vom 1. Jh. v.Chr. bis 5. Jh. n. Chr.
(in Arbeit)

Boris Kaczynski M.A.


Abb.1.: Der Castellberg bei Wallendorf. Übersicht der Grabungsflächen (schwarz).

Projektprofil

Gegenstand des Projektes bilden rund 3000 keltische und römische Münzen, 14 Münzschrötlinge aus Gold, Silber und Bronze sowie zahlreiche Me­tall­schmelzreste vom Castellberg bei Wallendorf (Kr. Bitburg-Prüm, Re­gie­rungs­bez. Trier). Dabei handelt es sich zum größten Teil um Funde aus den seit 1994 laufenden systematischen Oberflächenprospektionen und den in den Jahren von 1994 bis 2001 im Rahmen des DFG-Projektes „Archäologische Re­gio­nal­untersuchung zur Entwicklung der keltischen Großbefestigung mit zentralem Heiligtum von Wallendorf-Kasselt (Kr. Bitburg-Prüm) und ihres Umfeldes in spätkeltischer und römischer Zeit“ durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel unter Leitung von Prof. Dr. A. Haffner und PD Dr. D. Krausse durchgeführten Grabungen. Die Münzreihe nimmt aufgrund ihrer Qua­li­tät und Quantität zusammen mit den Funden vom Titelberg bei Lamadelaine und vom Martberg bei Pommern eine Schlüsselrolle für die Erforschung der Münz­prägung der Treverer im 1. Jh. v. Chr. sowie der Struktur und Funktion von Münzgeld in diesem Raum bis ins 5. Jh. n. Chr. ein.

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Abb. 2: AV-Stater vom Typ Scheers 30/I.

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Abb. 3: Elektron-Schröt­ling.


Abb. 4: As des Vespa­sianus.

Der Forschungsstand

Obwohl der Castellberg seit dem 18. Jh. als Fundplatz römischer Münzen bekannt ist fanden die Münzfunde erst durch die planmäßigen Ausgrabungen und systematischen Oberflächenprospektionen der Jahre 1994-2004 nähere Beachtung. Die Zahl der keltischen und römischen Fundmünzen ist in diesem Zeitraum von etwa 1.050 auf rund 3.000 Exemplare angewachsen.

Mit seinen etwa 400 keltischen Fundmünzen nimmt der Castellberg inzwischen unter den im Treverergebiet gelegenen Fundplätzen hinter dem Titelberg bei La­ma­de­laine und dem Martberg bei Pommern den dritten Rang ein.

Die zentrale Stellung des Castellberges innerhalb des treverischen Münz­umlaufs wird jedoch insbesondere durch die hohen Fundzahlen der andernorts relativ seltenen, frühen treverischen Silbermünztypen (Donnersberg-Obole und Quinare vom Typ Scheers 54) deutlich. Hinzu kommt, dass zwei treverische Potintypen (Scheers 199 und 201) sowie die ortsfremden Potintypen der Leuker und Remer (Scheers 186 und 191) bezogen auf die treverischen Fund­plätze auf dem Castellberg einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt auf­weisen.

Diese Fundkonzentration führte in der Forschung bereits zur Annahme, dass einige dieser Münztypen auf dem Castellberg geprägt worden sein könnten. Konkrete Hinweise auf eine Münzprägestätte liefern zahlreiche Schmelzreste und Schrötlinge aus Gold, Silber, Bronze und Potin.

Projektprofil

Die gallo-römische Besiedlung wird durch eine vom 1. bis 5. Jh. n. Chr. rei­chende, rund 2.600 Exemplare umfassende Münzreihe eindrücklich belegt, de­ren Auswertung sich jedoch bislang auf die Fundmünzen der Spätantike be­schränkt.

Durch die detaillierte Auswertung einzelner Flächen- und Be­fund­kom­plexe aus den Grabungen konnte in diesem Zusammenhang ein dif­fe­ren­zier­tes Bild des Vorkommens und der Funktion von Münzen sowohl innerhalb des Hei­ligtums als auch im Vicus erschlossen werden.

Die Arbeit zeigte damit deutlich die hervorragenden Perspektiven für eine den Gesamtmünzbestand ein­be­ziehende Auswertung unter archäologisch-numismatischen Aspekten auf.

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Abb. 5: Quinar vom Typ Scheers 54,
sog. "Eckige Nase".

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Abb. 6: As iulisch-claudi­scher Zeit. Mit Einhieben übersäht. Aus dem Be­reich des Heiligtums.


Abb. 7: Antoninian des Postumus. Aus dem Keller eines abgebrannten und eingestürzten Gebäudes. Teil eines Münzschatzes.

Ziele und Fragestellungen

Im Rahmen des an der Goethe-Universität Frankfurt a. M., Institut für Ar­chä­o­lo­gische Wissenschaften, Abt. II., angesiedelten Projektes sollen folgende Ziele erreicht werden:

  1. Erstellen eines publikationsreifen Gesamtkataloges der keltischen und rö­mi­schen Fundmünzen vom Castellberg bei Wallendorf in digitaler Form unter Beachtung der in der internationalen Fundnumismatik üblichen Standards.

  2. Archäologisch-numismatische Auswertung der Grabungs- und Pro­spek­tions­funde. Die Münzen sollen konsequent als archäologische Objekte aus ihren Kontexten heraus ausgewertet werden.
    Anhand von Münz­reihen­untersuchungen, Kartierungen und Befundanalysen sollen Fragen zur Struk­tur des Siedlungsgefüges sowie zur Besiedlungsgeschichte des Plateaus geklärt werden.

  3. Ausgehend von den für den Trevererraum herausragenden Funden und Befunden soll die Frage geklärt werden, ob für das 1. Jh. v. Chr. auf dem Castellberg eine treverische Prägestätte zu lokalisieren ist und welche Münz­typen mit dieser in Verbindung zu bringen sind.
    In diesem Zu­sam­men­hang sollen Münzschrötlinge, Schmelzreste und Münzen auch mit Hilfe mo­der­ner Metallanalytik untersucht werden.

  4. Numismatisch-historische Untersuchungen zum Münzumlauf auf dem Castellberg vom 1. Jh. v. Chr. bis 5. Jh. n. Chr. Durch den Vergleich mit strukturell vergleichbaren Fundplätzen wird sich feststellen lassen, ob be­stimm­te Erscheinungen innerhalb der Münzreihen vom Castellberg Be­son­derheiten dieses Fundplatzes darstellen oder typisch für die Fundstellen der Region sind.

Der Castellberg zählt aufgrund seiner komplexen Siedlungsabfolge von der Frühlatènezeit bis in die Spätantike, seiner gut dokumentierten archäologischen Kontexte sowie des Umfangs seiner Münzreihe zu den wichtigsten Fundstellen im Treverergebiet.
Das numismatisch-archäologische Forschungsvorhaben wird somit wichtige Erkenntnisse zur keltischen und gallo-römischen Besiedlungsgeschichte der Region liefern.



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Abb. 8: AE-Stater vom Typ Scheers 30/V. Für die Be­pro­bung am Rand poliert und angebohrt.