Panel 3: Quellenwert der aḥādīṯ

Panelleitung: Mohammad Gharaibeh, Bonn/Zeki Tuncel, Frankfurt

In diesem Panel ist der Quellenwert der aḥādīṯ Gegenstand der Vorträge und Diskussionen. Die Berichte über den Propheten gelten nach dem Koran als zweites Standbein des Islam. Der Koran ruft die Gläubigen dazu auf, Gott und dem Propheten Muḥammad zu folgen (u. a. 4,80) und bezeichnet Letzteren als uswatun ḥasanatun (schönes Vorbild) (33,21).

Anders als beim Koran erfolgte die Überlieferung der aḥādīṯ weitgehend mündlich. Die Entstehung systematischer Ḥadīṯkompendien ist ca. 100 Jahre nach dem Tod des Propheten anzusetzen. Konkrete Fragen zum Entstehungskontext und -zeit sind damit sehr schwer zu beantworten. Bereits in frühislamischer Zeit hat man großen Wert auf 'authentische' Überlieferung der aḥādīṯ gelegt und entsprechende Methoden zu entwickeln versucht.

Was hat das konkret für das Quellenverständnis im Islam und für das Leben der Muslime zu bedeuten? Inwiefern können davon ausgehend Verpflichtungen abgeleitet werden, dass die Gläubigen dem Propheten Muḥammad in Tat und Rat zu folgen haben? Welche davon sind für die Gläubigen heute als verbindlich zu betrachten?

Hier sollen zunächst verschiedene Methoden zur Authentizitätsprüfung der aḥādīṯ vorgestellt, ihre Stärken und Schwächen aus der Binnen- und Außenperspektive diskutiert werden. Es werden sowohl klassische als auch moderne Ansätze herangezogen, um den Quellenwert der aḥādīṯ in den islamischen Quellen einerseits und im Leben der Muslime andererseits darzulegen und zu hinterfragen. Es ist an der Zeit, (erneut) die Frage zu stellen, ob und inwiefern die Notwendigkeit zu einer Neudefinition des Quellenwerts deaḥādīṯ besteht.

Referenten

Hayri Kırbaşoğlu (Ankara)
Problems of Islamic Sources, such as Manuscripts, Printed Copies, Electronic Copies or E-Books

Mehmet Apaydın (Istanbul)
Nasīʾ (Intercalation) and the Chronology of Seerah

Marco Schöller (Münster)
Menschliches, Allzumenschliches, oder: Wem kann man was glauben? 

Mohammad Gharaibeh (Bonn)
Ḥadīṯ-Sammlungen als Quelle von sozial- und geistesgeschichtlichen Studien. Die Buldāniyyāt von as-Saḫāwī (gest. 902/1497) – eine Fallstudie 

Ali Dere (Ankara)
Sinngemässe Überlieferung und Zusammenhang des Textes im Ḥadīṯ