Panel 5: Islam im Machtfeld – Islam als Institution

Panelleitung: Riem Spielhaus, Erlangen/Constantin Wagner, Frankfurt

In den letzten Jahren blicken staatliche Organe und einflussreiche gesellschaftliche Akteure mit erhöhter Aufmerksamkeit auf den Islam und die Muslime in Deutschland. Ausdruck findet diese neue Aufmerksamkeit in der Entwicklung einer islambezogenen Religionspolitik: Sowohl die Einrichtung der Deutschen Islamkonferenz als auch die Einführung von universitären islamischen Theologien sind in diesem Kontext zu verstehen. Legislative, Judikative und Exekutive werden somit vermehrt zu Akteuren in Bezug auf das islamische Leben in Deutschland.

Dabei haben Diskussionen um die Anerkennung muslimischer Religionsgemeinschaften auf lokaler oder nationaler Ebene Dynamiken in Gang gesetzt, die Aus- und Rückwirkungen auf muslimische Gemeinschaften haben. Der laufende Institutionalisierungsprozess des Islams reagiert einerseits auf Forderungen von Muslimen nach Einbindung in das deutsche Rechtssystem, um ihre religiösen Bedürfnisse umfassend leben zu können, reflektiert gleichzeitig aber auch das Bedürfnis nach Kontrolle und Steuerung muslimischen Lebens.

In diesem Machtfeld kommt dem Aspekt der Organisation und Repräsentation der Muslime eine wichtige Bedeutung zu. Hiermit verbunden sind Fragen danach, wer und in welchen Angelegenheiten für wen sprechen darf, und auf welche Weise Legitimierung und Anerkennung verschiedener Formen von Repräsentanz zustande kommen. In dem Panel soll eruiert werden, inwiefern das Selbst- und Religionsverständnis von Muslimen durch diesen Kontext geformt wird und wie sich die Einführung der islamischen Theologie in Deutschland darin verorten lässt.

Mögliche Themen für das Panel sind vor diesem Hintergrund: eine kritische Analyse der Herausbildung von religiösen Autoritäten im deutschen Kontext; Möglichkeiten und Grenzen einer „authentischen“ Selbstrepräsentation; Auswirkungen der „Islamisierung sozialer Probleme“ auf Selbstpositionierungen von Muslimen; Analysen der Positionierungen unterschiedlicher Verbände und Gruppierungen zu Organisations- und Repräsentationsfragen; die Beschreibung von Aushandlungen unterschiedlicher islamischer Subjektkonstitutionen, bis hin zu historischen Einordnungen und transnationalen Vergleichen. Auch theoretische Einordnungen sowie methodische Herangehensweisen an die Problematik sind von Interesse.

Referenten

Nasar Meer (Glasgow)
Misrecognizing Muslim Consciousness in Europe

Response: Samim Akgönul (Strasbourg)

Welmoet Boender (Utrecht)
Islam- and Imam Training Programs at European Universities: Questions of Ownership and Emancipation

Response: Ingvild Flaskerud (Bergen)

Kerstin Rosenow-Williams (Bochum)
Sicherheitsfragen in der deutschen Islampolitik: Reaktionen der islamischen Verbände von 9/11 bis zum NSU-Prozess

Response: Dirk Halm (Essen)

Martin Herzog (Erlangen), Riem Spielhaus (Erlangen)
Islam sucht Anerkennung: Vom Körperschaftsstatus und anderen Kooperationsformen

Response: Mounir Azzaoui (Aachen)

Open Round-table
Muslims and Islam in the European Context: Power Relations, Challenges, Chances