Ziele

Die Ziele des Projektes sind:

1.    die systematische Sammlung der Rezeptionszeugnisse in einer Datenbank,
2.    ein Lexikon, in dem das Nachleben der nordischen Mythen überblicksartig erfasst werden soll,
3.    exemplarische Untersuchungen der Edda-Rezeption in Literatur, Musik, Religion, Wissenschaft und Alltagskultur:


Bösewicht und arme Waise – die Rezeption des Gottes Loki in der Literatur der Moderne

Dr. Katja Schulz (Monographie)

Schon in den mittelalterlichen mythologischen Quellen eine überaus zwiespältige Figur, hat Loki in besonderem Maße zur Projektion unterschiedlichster Vorstellungen und Zuschreibungen gedient. Die Forschung hat ihn als Luzifer gedeutet und als Personifikation des Feuers, als Kulturheros und als Trickster.

Ebenso breit ist das Spektrum literarischer Anverwandlungen. Zentral ist Lokis Rolle im Mythos von der Tötung Balders – vielleicht dem meistrezipierten Mythos der nordischen Mythologie. Sein Anteil daran wird als böser Urtrieb geschildert und als Folge der Missachtung durch die anderen Götter, als aufklärerischer Befreiungsschlag und als Machtstreben.

Am Beispiel der Loki-Mythen soll exemplarisch ein Rezeptionsverlauf rekonstruiert werden. Gegenstand der Untersuchung sind dabei u.a.

  • die Diskurse, innerhalb derer Rezeptionen entstehen
  • die Milieus, die die Figur aufgreifen
  • die weltanschaulichen Positionen, die dem zugrundeliegen
  • die künstlerisch-ästhetischen Prämissen der Rezeptionszeugnisse

Edda 1943. Bild – Text – Buchgestaltung

Dr. Sarah Timme (Dissertation)

Im Zentrum der Doktorarbeit steht eine 1943 erschienene Ausgabe der Liederedda-Übersetzung von Hugo Gering. Das Buch enthält neben der Übersetzung Illustrationen des völkischen Künstlers Franz Stassen und einführende Texte zur Edda und deren Rezeption in der bildenden Kunst. Auffällig ist nicht zuletzt die recht aufwendige Gestaltung von Einband, Typographie und Papier. Texte, Bilder und Ausstattung des Buches konstituieren eine vielschichtige Aktualisierung der Liederedda, die nicht nur von Germanenideologie geprägt ist, sondern auch bspw. auf die deutsche Buchkunstbewegung verweist. Die Dissertation unterzieht das Buch einer gründlichen Werkanalyse aus bild-, text- und buchwissenschaftlicher Perspektive und rekonstruiert dessen ideologische und kulturelle Kontexte.

Der Titel ist online erhältlich unter: Shop des Winter Verlages


Interpretatio metallica: Die Rezeption nordischer Mythen im Heavy Metal

Dr. Florian Heesch (Monographie)

Die Rezeption nordischer Mythen erfährt seit einigen Jahren eine neue Hochphase in der Kultur Mittel- und Nordeuropas und der USA. Sie umfasst die unterschiedlichsten Medien der Literatur, der bildenden Kunst, der Musik, des Films, aber auch neuheidnische Strömungen und Phänomene der Alltagskultur. In der Musik ist insbesondere im Heavy Metal ein gesteigertes Interesse an nordischen Mythen zu beobachten, z. B. im Power Metal der US-amerikanischen Band Manowar und besonders ausgeprägt in extremen Subgenres ? vom Album Blood Fire Death (1988) der schwedischen Band Bathory über den norwegischen Black Metal der frühen 1990er-Jahre bis hin zu aktuellem Viking Metal und Pagan Metal.


Das Forschungsprojekt differenziert zwischen verschiedenen Typen der Mythenrezeption im Heavy Metal, u. a. die vielseitige Repräsentation von Wikingern, Darstellungen von Krieg, Kampf und Heroismus, Transformationen von eddischer Dichtung sowie neopagane Mythendeutungen. Als zentrale Aspekte der jeweiligen Typen werden Fragen zu Intermedialität, Ideologie und Gender diskutiert. Der methodische Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Songs und Alben, die auf der Grundlage einer systematischen Datensammlung zur Edda-Rezeption im Heavy Metal ausgewählt wurden. Die Diskussion der kulturellen Kontexte basiert neben paratextuellen Quellen auf Interviews mit Musikern und Musikerinnen und auf Beobachtungen bei Live-Ereignissen.


Alte Mythen – neue Religion. Voraussetzungen und Verfahren der Aktualisierung nordischer Mythen im Kontext religiöser Neubildungen des frühen 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum

Dr. des. Debora Dusse (Monographie)

Das Projekt untersucht anhand ausgewählter deutschsprachiger Gruppierungen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts – mit einem Fokus auf der Zeit um 1910, der Nachkriegszeit und der Zeit um 1933 – die Voraussetzungen und Verfahren der religiösen Aktualisierung eddischer Überlieferung. Ziel ist es darüber hinaus, den Stellenwert und die Funktion des Rückgriffs auf nordische Mythen zu bestimmen und das Spannungsverhältnis freizulegen, das dieser Bezugnahme auf Überliefertes im Kontext zeitbezogener Interessen eigen ist.


Formen und Strategien der Popularisierung von Wissen zur nordischen Mythologie

Dr. des. Jennifer Baden (Dissertation)

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Popularisie­rung der nordischen Mythologie im ausgehenden 19. Jahrhundert in Skandinavien und Deutschland – einem Wissensfeld, das in der akademischen Forschung ebenso aktuell gewesen ist wie in verschiedenen anderen Bereichen des kulturellen Lebens. Untersucht werden zum einen literarische Aktualisierungen, und zwar Nacherzählungen der nordischen Mythologie, zum anderen Texte, in denen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Erforschung dieser Mythen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Mit einer Analyse der spezifischen Darstellungsformen werden aus literaturwissenschaft­licher Perspektive die Logiken der Wissensvermittlung in diesen unterschiedlichen Textgattungen unter­sucht und mit den kulturellen, ästhetischen und historischen Kontexten, die diese Darstellungsformen konfigurieren, diskursanalytisch in Bezug gesetzt.

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