Vortrag von Prof. Dr. Richard Wolin (New York)

"‘Die Banalität des Bösen‘ – Vom Ende einer Legende“

Veröffentlicht am: Montag, 12. Mai 2014, 11:02 Uhr (2014-05-03)

Vortrag von Prof. Dr. Richard Wolin (New York)

Thema: „‘Die Banalität des Bösen‘ – Vom Ende einer Legende“

Zeit: 12. Mai 2014 (Montag), 18 Uhr c.t.

Ort: Campus Westend, Hörsaalzentrum, Raum HZ 11

 

Kooperation der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und des Fritz Bauer Instituts

 

Wenige Behauptungen über den Holocaust waren hartnäckiger und wurden kontroverser diskutiert als Hannah Arendts These, die Nazi-Verbrecher seien nicht unbedingt „böse“, sondern vielmehr „banal“ gewesen. Arendt zielte mit diesem Argument darauf ab, die Rolle der nicht ideologisch motivierten Schreibtisch-Mörder des sogenannten Verwaltungsmassenmords hervorzuheben.
Im Lichte kürzlich entdeckter Belege, vor allem des lange vermissten Argentinien-Dossiers von Adolf Eichmann, kommen allerdings Zweifel auf, ob Arendts Beschreibung zutrifft, Eichmann sei ein bürokratischer Roboter gewesen, dessen Loyalität dem reibungslosen Funktionieren galt, ohne antisemitisch begründet zu sein. Diese Funde werfen wichtige Fragen auf im Hinblick auf die Interpretation des Holocaust und die Genocide Studies im Allgemeinen.

Richard Wolin ist Distinguished Professor of History, Political Science and Comparative Literature am CUNY Graduate Center in New York. Zu seinen Publikationen, die in zehn Sprachen übersetzt wurden, zählen Bücher wie: Heidegger’s Children: Hannah Arendt, Karl Löwith, Hans Jonas, and Herbert Marcuse (2001); The Seduction of Unreason: the Intellectual Romance with Fascism from Nietzsche to Postmodernism (2005); und The Wind From the East: French Intellectuals, the Cultural Revolution and the Legacy of the 1960s (2012) letzteres Buch wurde kürzlich von der Financial Times als eines der besten Bücher des Jahres 2012 charakterisiert. Richard Wolin schreibt regelmäßig über intellektuelle und politische Themen für Zeitschriften wie The New Republic, The Nation und Dissent.