2014/2015 Klimawandel

179. Vereinsjahr

Die aktuellen Auswirkungen des Klimawandels

29.10.2014 Prof. Dr. Petra Döll (Universität Frankfurt)
Welche Auswirkungen des Klimawandels wurden bereits beobachtet (und welche noch nicht)?

Der Einführungsvortrag gibt einen Überblick über die bereits beobachteten Auswirkungen des Klimawandels, wie sie im Fünften Sachstandsbericht der Arbeitsgruppe II des IPCC (2014) zusammengetragen und bewertet wurden. Die Methodik für die Identifizierung beobachteter Auswirkungen werden ebenso wie einige Beispiele für global relevante Auswirkungen des Klimawandels vorgestellt. Es wird auch deutlich werden, welche Auswirkungen (noch) nicht beobachtet werden können. Die Referentin ist Hydrologin und Leitautorin des Kapitels zu Süßwasserressourcen im aktuellen Fünften Sachstandsbericht. Sie wird auf die Auswirkungen auf Gletscher, Durchfluss, Dürren und Hochwasser eingehen. Schließlich wird gezeigt werden, in welchem Verhältnis die bereits beobachteten Auswirkungen des Klimawandels zu den zukünftigen Auswirkungen stehen. 


12.11.2014 Prof. Dr. Wilfried Haeberli (Universität Zürich)
Eisschwund und neue Seen im Hochgebirge

Mit fortschreitendem Temperaturanstieg und Gletscherschwund bilden sich in Hochgebirgen weltweit neue Seen. Modellrechnungen zeigen, dass sich die heute noch existierenden Gletscher-Landschaften etwa der Schweizer Alpen bei realistischen Szenarien der Klimaentwicklung in den kommenden Jahrzehnten für wohl lange Zeit zu Fels-Schutt-Seen-Landschaften mit stark erhöhter Abtragsdynamik verwandeln werden. Im Projekt NELAK (Neue Seen als Folge der Entgletscherung in den Alpen) des Nationalen Forschungsprogramms 61 „Nachhaltige Wassernutzung“ wurden Grundlagen für den Umgang mit dieser Entwicklung erarbeitet. Von besonderem Interesse sind im Hinblick auf die anstehenden Neukonzessionierungen im Bereich der Wasserkraft Synergiepotenziale von multifunktionalen Projekten für Energieproduktion, Sedimentrückhalt und Hochwasserschutz. Letzterer betrifft vor allem die ansteigende Wahrscheinlichkeit von großkalibrigen Sturzereignissen in Seen unterhalb von zunehmend eisfrei werdenden Steilflanken mit tendenziell abnehmender Stabilität. In einem Projekt der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweiz (DEZA) werden die neuesten Erkenntnisse auch für Seen der peruanischen Cordilleras angewendet.


26.11.2014 Prof. Dr. Jürgen Schmude (Universität München)
Auf der Suche nach Schnee — Flucht vor der Hitze?
Auswirkungen des Klimawandels für den Tourismus

Der Tourismus ist vom Klimawandel in besonderem Maße betroffen, ist doch das Klima neben der Landschaft wichtigster Faktor des sog. ursprünglichen Angebots für den Tourismus. Besonders deutlich ist die Betroffenheit vom Klimawandel für wintertouristische Destinationen (z.B. in den Alpen), aber auch für andere Regionen (z.B. mediterraner Raum) und Marksegmente (z.B. Golftourismus) bringt der Klimawandel gravierende Folgen mit sich. Von besonderem Interesse wird in diesem Zusammenhang die Reaktion der Verbraucher
(= Touristen) sein: Wie ändert sich das Destinationswahl- und Reiseverhalten? Eine denkbare Folge sind Änderungen der Tourismusströme zwischen sog. Verlierer- und Gewinnerregionen des Klimawandels. Ausgehend von den bereits zu beobachtenden Entwicklungen (z.B. schneearme Winter, heiße Sommer) und anhand verschiedener Szenarien und regionaler Beispiele setzt sich der Vortrag mit den Folgen des Klimawandels für die touristische Angebots- und Nachfrageseite auseinander.


10.12.2014 Prof. Dr. Olaf Bubenzer (Universität zu Köln)
Ägyptens Wasserressourcen in Zeiten globalen Wandels

Nur etwa 3,5% der Landesfläche Ägyptens sind landwirtschaftlich nutzbar. Hier werden ca. 86% der Wasserressourcen verbraucht, die vor allem aus der „Lebensader Nil“ stammen. Begrenzte Ressourcen, extreme naturräumliche Bedingungen, Bevölkerungswachstum, Ansprüche der Nil-Oberlieger und Auswirkungen des Klimawandels führen zu zunehmenden Problemen in Wasserverfügbarkeit und -verteilung. Großprojekte zur Ableitung von Nilwasser und zur Förderung von fossilem, also endlichem Grundwasser stellen kaum nachhaltige Lösungen dar. Der Vortrag beleuchtet an ausgewählten Fallbeispielen die komplexe Wassersituation Ägyptens und versucht Ausblicke auf zu erwartende Entwicklungen in Zeiten globalen (Klima-)Wandels.


14.01.2015 Prof. Dr. Thomas Hickler (Biodiversität und Klima Forschungszentrum BIK-F, Frankfurt)
Aktuelle Auswirkungen des Klimawandels auf Biodiversität und Ökosysteme

Seit 1960 ist die Jahresmitteltemperatur weltweit und auch in Deutschland um knapp 0,6 Grad gestiegen. Die bisherigen Effekte dieser Klimaveränderung geben uns Indizien dafür, welche zukünftigen Effekte wir erwarten können. Beispielsweise blühen viele Pflanzen früher, viele Arten haben sich weiter nach Norden ausgebreitet, und unsere Wälder wachsen schneller, insbesondere in den höheren Breiten. Hoch spezialisierte Arten, häufig diejenigen, die bedroht oder geschützt sind, konnten jedoch nicht mit dem Klimawandel nach Norden ‘wandern‘, und Zugvögel verpassen teilweise die Saison mit dem höchsten Nahrungsangebot, weil sie zu spät aus Afrika heimkehren. Unsere Wälder haben außerdem sehr unter dem Jahrhundertsommer 2003 gelitten, und in Nordamerika führt man sogar großflächiges Waldsterben auf den Klimawandel zurück. Eventuell hängt auch die starke Abnahme des Niederschlags in der afrikanischen Sahelzone seit 1970 mit teilweise katastrophalen Effekten für die Bevölkerung mit dem Klimawandel zusammen.


28.01.2015 Prof. Dr. Wolf-Dieter Blümel (Universität Stuttgart)
Vom Polareis zur Hitzewüste - Klima- und Landschaftswandel in Extremgebieten

Seit Mitte der 1950er Jahre nimmt die jahreszeitliche Ausdehnung des arktischen Meereises rapide ab – von etwa 8,5 Mio. auf gegenwärtig ca. 4,2 Mio. km2. Der grönländische Eisschild schmilzt schneller als erwartet. Gleichzeitig mehren sich Beobachtungen über die Ausdehnung von Wüsten oder wüstenähnlicher Zustände auf unserem Globus. Eine aktuelle, äußerliche Übereinstimmung von Eisschwund und Wüstenwachstum ist unübersehbar. Doch wie steht es um die Gründe dieser Entwicklung? Besteht ein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden Prozessen? In welchem natürlichen Zusammenhang stehen Hitzewüsten und Polargebiete? Ein klima- und landschaftsgeschichtlicher Rückblick auf die jüngere Vergangenheit unseres Globus unterstützt bei der Beantwortung dieser Fragen.


04.02.2015 Prof. Dr. Otmar Löhnertz (Hochschule Geisenheim)
Bedeutung des Klimawandels für den Weinbau in Deutschland

Im deutschen Weinbau existieren lange, Jahrhunderte alte Aufzeichnungen über die phänologische Entwicklung wie bei kaum einer anderen landwirtschaftlich genutzten Kultur. Eine belegte Verfrühung der Wachstumsphasen führt dabei zu besonderen Anbauproblemen wie die erhöhte Gefahr von Spätfrösten oder der früheren Traubenreife bei höheren Temperaturen. Hohe natürliche Zuckergehalte und damit hohe Alkoholgehalte sind insbesondere bei der Weißweinproduktion inzwischen ein Problem. Neben dem Temperatureffekt ist der ansteigende CO2-Gehalt von besonderer Bedeutung. Ein veränderter Stickstoffhaushalt der Böden mit steigender Emission an Lachgasen, aber auch eine reduzierte Stickstoff- und Nährstoffeinlagerung in die Pflanze, deuten sich an. Gerade dieser Effekt könnte zu einer Verschlechterung von Nahrungsmitteln führen, im Weinbau zu einer verringerten Einlagerung an Aminosäuren in die Trauben und damit zu Gär- und Qualitätsproblemen. In einem großen Freilandversuch untersucht die Hochschule Geisenheim den Einfluss erhöhter CO2-Gehalte auf das Wachstum von Reben. Daneben wirken sich steigende Bodentemperaturen ebenfalls negativ auf die Nitratauswaschung von Weinbergböden aus.


Weitere Informationen

Veranstaltungsort

Geänderter Vortragsort: Vorträge jetzt im Hörsaal H II, EG

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal H II, EG, Campus Bockenheim, Mertonstraße 17-21, 60325 Frankfurt am Main.

Die Vortragsreihe zu den aktuellen Auswirkungen des Klimawandels erfährt einen regen Zulauf. Am 28.01.2015 konnte der 1000. Besucher der Vortragsreihe im WS 2014/15 begrüßt werden. Allen Besucherinnen und Besuchern herzlichen Dank für Ihr Interesse - Kommen Sie auch weiterhin so zahlreich zu den Vorträgen. Der bisherige Veranstaltungsort H 14 erwies sich als zu klein: Daher finden die Vorträge im größeren Hörsaal H II statt.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude in der Mertonstraße ist zu Fuß von der Bockenheimer Warte zu erreichen (U-Bahn U4. U6, U7; Tram 16, Bus 32, 36, 50, 75; Haltestelle "Bockenheimer Warte").

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 bis Ginnheim und von dort mit der Tram 16 zur Bockenheimer Warte. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Der Eintritt für Mitglieder der FGG ist frei

Nichtmitglieder zahlen 5,00 € — Schüler und Studenten 3,00 €.

max. zwei Schulklassen nach Anmeldung frei

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.