Prof. Dr. Norbert Abels

Prof. Norbert Abels studierte an der Goethe-Universität Literaturwissenschaft, Philosophie und Musikwissenschaft. Nach seiner Promotion war er ebendort zwölf Jahre Lehrbeauftragter im Fach Theaterwissenschaften. Heute lehrt er Musiktheatertheorie an der Folkwang-Hochschule Essen. Als Dramaturg arbeitete Abels an zahlreichen deutschen und europäischen Theaterhäusern, seit 1997/98 ist er Chefdramaturg der Oper Frankfurt. Begeisterte Kritiken erhielt sein jüngst erschienenes, erstes deutschsprachiges Sachbuch über Werk und Leben des Komponisten Benjamin Brittens.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Ich studierte bei den Professoren, die die Schüler ›Emigrantengeneration‹  nannten. Philosophen wie Alfred Schmidt, Jürgen Habermas waren darunter, aber auch Horkheimer, Adorno, Bloch, Arendt. Literaturwissenschaftler wie Norbert Altenhofer oder Ernst Erich Noth wurden gute Freunde von mir. Später pilgerte ich zu dem so verehrten Hans Blumenberg. Musikalisch wurde ich durch Carl Dahlhaus – was die Theorie betraf – erweckt. Mein Geld habe ich in dieser Zeit als Musiker in Bluesbands verdient. Damals gab es unendlich viele Clubs und Konzerthallen. Ich gehörte zu der Nachfolgergeneration der 68er, war nicht mehr so ideologisch verkrampft und erkannte in Jim Morrison – den ich in Frankfurt erlebt hatte – mehr Substanz für mich als in Che Guevara.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Eine Mittelaltererkundungsfahrt nach Straßburg, auf deren Rückfahrt ich mich unsterblich verliebt habe und zwar im Großraumbus. Wußte zuvor gar nicht, wie gut endlose Küsse schmecken können. Da verblasste sogar das berühmte Münster. Wichtig für meine Zukunft waren die intensiven Begegnungen mit Jean Amery, Erich Fried, Egon Kogon und Margarete Buber-Neumann.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Liebe machen, Kant lesen, Mahler hören und Hammondorgel spielen.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
In verrufenen Kaschemmen, wo man vor lauter Dampf sein Gegenüber nicht mehr identifizieren konnte. In von Patschouliduft geschwängerten Konzerthallen und in Cafes, wo die suspekten Folgen der revolutionären APO-Jahre seziert wurden.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Erst alleine, dann mit meiner aus Amsterdam zurückgekehrten Freundin Marina (polange, kastanienfarbene Haare ,tierlieb, verführerisch), dann auf einem Bauernhof; später in einer Hausgemeinschaft mit den unterschiedlichsten Nationalitäten.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Aufzuhören, bei Vorlesungen es nicht für das Ausschlaggebende zu halten, dass die Zuhörer verstehen, was man sagt.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Wirkliches Interesse an den Studenten. Lust an Transparenz bei der Vermittlung.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Im Alter zwischen 19 und 29 unablässig erforschen, erlernen. Viel, extrem viel lesen und dabei sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Viel schreiben, denn das wird an der Uni aus völlig unbegreiflichen Gründen überhaupt nicht gelehrt. Sich nicht ohne genaue Prüfung auf die Lehrenden verlassen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
-

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Musiker – ich war aber nie gut genug. Habe eine kurze Fischerausbildung absolviert, dann freilich auf die Abenteuer im Kopf gesetzt.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Eins nach dem anderen.