Hildegard Becker-Toussaint

Hildegrad Becker-Toussaint (Jahrgang 1944) studierte Rechtswissenschaft an der Universität Frankfurt und Soziologie in Berlin. Nach ihrem ersten Staatsexamen, das sie in Frankfurt ablegte, studierte sie für ein Jahr an der Georgetown University in Washington, D.C.; das zweite juristische Staatsexamen folgte 1974, ebenfalls in Frankfurt. Von 1975 an übte Becker-Toussaint verschiedene Tätigkeiten im Justizdienst aus: als Staatsanwältin, Richterin in Zivil- und Strafsachen, als Fortbildungsreferentin im hessischen Justizministerium, als Wissenschaftlerin für das Bundesministerium der Justiz. Von 1994 bis 2009 wirkte sie in der Position einer leitenden Oberstaatsanwältin als Abteilungsleiterin und Pressesprecherin bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Becker-Toussaint ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Neben der Berufsausbildung war die Studienzeit wichtig zum Knüpfen von intellektuellen Kontakten, von denen  sich einige später auch als berufsrelevant herausstellen sollten, sowie von persönlichen Beziehungen, die sogar bis heute tragfähig sind:  Freunde fürs Leben gewinnt man nicht selten schon in der Studienzeit.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Akademische „Ausflüge“ in die Nachbarwissenschaften, vor allem in die Soziologie und die Psychologie, die das juristische Studium interessanter machten. In den Seminaren lernte ich auch Studenten der anderen Fachrichtungen kennen, was horizonterweiternd wirkte.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Ich nutzte intensiv das  kulturelle Angebot in Frankfurt und Umgebung, was für Studenten damals sehr erschwinglich war. Außerdem schätzte ich Wanderungen im Taunus und Rheingau und gemeinsame Radtouren.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
In Cafés und Kneipen in der Nähe der Uni, in WGs, im Sommer in Gartenwirtschaften, bei sportlichen Aktivitäten im Freien, zum Beispiel Radtouren.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Immer in einer WG. Nacheinander in unterschiedlichen WG’s: Zunächst in einer „Frauen-WG“ zu viert: mit Studentinnen der Medizin, Pädagogik und Soziologie… Später in einer „gemischten WG“ zu fünft, mit Studierenden der Fächer Jura, Soziologie, Medizin.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Gute Staatsexamina, dann beruflich: stellvertretende Generalstaatsanwältin

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Juristische Hochschullehrer sollten viel überzeugter von ihrem Lehrauftrag sein, den sie weniger an Repetitoren „delegieren“ sollten, und mehr Kontakt zu Studenten suchen. Studierende sollten Liebe zum Fach und fachübergreifendes Interesse mitbringen, sonst wird das Studium langweilig.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Möglichst frühe Praxiskontakte, an mehr als einer Uni studieren und besonders wichtig: möglichst ein oder zwei Auslandssemester anstreben, Netzwerke und Freundschaften bereits im Studium knüpfen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Auf der Basis einer profunden Grundausbildung ein wesentlich höherer Praxisbezug, dem alle Hochschullehrer auch ideell verpflichtet sein sollten, damit die Universität Antworten auf die Probleme der tatsächlichen Welt beisteuern kann. Dazu müssten die Hochschullehrer nach dem Muster der USA zu eigener Praxiserfahrung verpflichtet werden.            

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich wäre Ärztin geworden.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
“Versuche alles, was Du machst, so gut zu machen, dass Du Freude daran hast.”