Karin Boenkost

Karin Boenkost studierte an der Goethe-Universität Mathematik und darf sich zu Recht als erste Diplom-Mathematikerin der Goethe-Universität bezeichnen (siehe Interview). Bei einer Frankfurter Beratungsfirma erarbeitet sie finanzmathematische Modelle im Bereich Quant Analyse. Darüber hinaus unterrichtet sie an der Fachhochschule Frankfurt im Fachbereich Wirtschaft und Recht. Ihr besonderes Interesse liegt dabei in der Didaktik der Mathematik.

Karin Boenkost ist mit einem Mathematiker verheiratet; sie hat zwei Kinder, von denen eines das „Mathe-Gen“ geerbt hat.

Sie erlebt es immer wieder als große Herausforderung, die Anforderungen durch die Schule und ihr Berufsleben unter einen Hut zu bringen. Sie ist darüber hinaus kirchlich engagiert und erholt sich bei ihren Hobbies Skilaufen, Radtouren, Nordsee-Reisen, Gartenarbeit und Kuchen backen.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Den Traum vom Hochschulstudium trotz aller Hindernisse und Schicksale des Lebens zu Ende zu bringen, sich anzustrengen und sich auch über kleine Erfolge zu freuen.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
In besonderer Erinnerung ist mir die Hilfe meiner Studienkollegen und –Kolleginnen geblieben. Als ich meine todkranke Mutter pflegte und sie mich aufmunterten und mich unterstützen, damit ich studieren konnte. Damals gab es noch keine Kurzzeitpflege oder andre Hilfestellungen, die mich unterstützen konnten.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Viel Freizeit hatte ich bedingt durch die Pflege meiner Mutter nicht, aber in sehr guter Erinnerung sind mir unsere Doppelkopfrunden geblieben, in denen zum Beispiel die Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik praktisch angewandt wurde. Gerne machte ich Leichtathletik.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Da eigentlich immer Geldmangel herrschte, meistens bei Kommilitonen und Kommilitoninnen zu Hause. Wir gingen auch gerne zu den Konzerten „Lieder im Park“ oder ähnlichen Veranstaltungen. Dort war der Eintritt frei, und wir konnten sehr gute Musik hören. Besonders hat mich damals der Sänger O. Augst und Band beeindruckt. Schön finde ich, dass ich ihn heute immer noch bei Konzerten hören kann.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Bis zum Tode meiner Mutter und noch ein Jahr danach wohnte ich bei meinen Eltern.

Dann zog ich zu einem Freund. Das war die schönste Studienzeit. Hier konnte ich endlich „richtig studieren“ und stundenlang Kaffee in Theoreme und Beispiele verwandeln.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Die größten und wichtigsten akademischen Erfolge sind meine Abschlüsse in Mathematik an der Goethe Universität und im Changemanagement an der FH-Frankfurt.

Aus heutiger Sicht kann man es sich zwar nicht mehr vorstellen, aber ein weiterer Erfolg für mich war, die erste Frau zu sein, an die der Titel Diplom Mathematikerin in Frankfurt verliehen wurde. Das Problem für den Fachbereich war die weibliche Bezeichnung des Abschlusses. Dabei gab es einige Widerstände von Seiten der Professoren und Sekretärinnen zu überwinden. Zitat des damaligen Dekans: “Für die paar Hansels lohnt sich das Drucken der Urkunden nicht“. Ohne die Unterstützung von Herrn Prof. Weidmann, dem ich an dieser Stelle noch einmal sehr dafür danke, hätte ich es nicht geschafft.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten vor allem neben der Leidenschaft für das Thema auch Spaß und Begeisterung an der Vermittlung des Lehrstoffes mitbringen.

Studierende sollten sehr neugierig sein, aber auch den Mut besitzen, Sachverhalte zu hinterfragen. Sie sollten auch die Möglichkeit nutzen, in andere Studienfächer reinzuschnuppern.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Das zu studieren, wofür das Herz schlägt.

Sich zu vernetzen, finde ich ganz wichtig, gerade für uns Frauen. Ich arbeite ehrenamtlich im Netzwerk für Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen mit. Wir betreiben ein qualifiziertes Mentoring, damit die Mentees ihr Studium und den Einstieg ins Berufsleben erfolgreicher meistern können.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Die Universität der Zukunft trennt für mich mehr die Lehre von der Forschung. Außerdem wünsche ich mir, dass die Hochschulen sich mehr mit der Wirtschaft vernetzen

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich wäre Professorin an der FH.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Hüte dich, alles zu begehren, was du siehst, alles zu glauben, was du hörst, alles zu sagen, was du weißt, und alles zu tun, was du kannst. (Inschrift im Franziskanerkloster Lyon)