Wilfried Grolig

1949 in Friedberg / Hessen geboren, 1960 bis 1968 Besuch der Augustinerschule in Friedberg, 1968 bis 1973 Studium der Rechtswissenschaft in Frankfurt. Nach dem Referendariat Praktikum bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Ab 1978 im Höheren Auswärtigen Dienst mit Stationen in Kinshasa (Kultur- und Pressereferent), Rabat (Rechts- und Konsularabteilung), New York (Vertretung bei den Vereinten Nationen, Deutscher Delegierter im Ausschuss für Menschenrechte) und Jakarta (Ständiger Vertreter des Botschafters und Leiter Wirtschaft). 1998 bis 2007 Auswärtiges Amt in Berlin, u. a. Leiter des Arbeitsstabs Globale Fragen, Leiter des Personalreferats Höherer Dienst, Stellvertretender Leiter der Zentralabteilung, von 2002 bis 2007 Ministerialdirektor und Leiter der Kultur- und Bildungsabteilung. Seit 2007 Deutscher Botschafter in Helsinki. Herr Grolig ist verheiratet.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Das Jura-Studium in Frankfurt war eine solide Grundlage für meinen Berufswunsch, später im Auswärtigen Dienst tätig zu sein. Darüber hinaus boten die Jahre in Frankfurt eine „ideale“ Möglichkeit, die Irrungen und Wirrungen der 68er Bewegung life zu erleben.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Intoleranz und Missachtung des Mehrheitswillens waren mir bis zu meinem Studienbeginn nur als abstrakte Begriffe begegnet. Die wilden Frankfurter Jahre lieferten dann den konkreten Anschauungsunterricht. In Erinnerung geblieben sind aber auch die durch ihre Lebendigkeit sich auszeichnenden Vorlesungen von Prof. Kohlmann (Strafrecht) und Prof. Simon (Zivilrecht).

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Mit Freunden am Wochenende den Taunus erkunden, aber auch die Niederungen von Sachsenhausen und das studentische Biotop rund um die Universität erleben. Das Sportangebot (Judo und allgemeines Fitnesstraining) habe ich ebenfalls genutzt.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Die diversen Kneipen und Cafés rund um die Universität waren regelmäßige Treffpunkte, natürlich der „Schlagbaum“ an der Bockenheimer Warte und das „Café Bauer“. Im Sommer auch der Palmengarten.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Zunächst wohnte ich noch bei meinen Eltern in der Nähe von Friedberg. Mir gelang es allerdings schnell einen Platz in dem modernen und vergleichsweise komfortablen Alfred-Dessauer-Haus in Hausen zu bekommen, wo ich bis zum Ende des Studium blieb. In gewisser Weise war das Studentenheim eine WG. Man kannte sich, kochte und lebte zusammen. Meine Frau war damals meine Zimmernachbarin….

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Auch die längste Reise besteht letztlich „nur“ aus einzelnen Schritten. Dass sie mich in die richtige Richtung geführt haben, kann ich heute erleichtert feststellen. Mit der Gestaltung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in schwierigen Zeiten betraut worden zu sein (2002-2007), war eine Herausforderung, die ich retrospektiv nicht missen möchte.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten nicht nur fachlich qualifiziert sein, sondern auch den Studenten helfen, den Blick für das tatsächliche Leben zu schärfen, Praxisbezug und Erfahrungen zu vermitteln. Die Studierenden sollten sich einen offenen Blick für die Themen und Probleme auch rechts und links der ausgetretenen Pfade eines Turbostudiums bewahren.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Interdisziplinär vernetztes Systemdenken als Metadisziplin.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Leistungsorientiert, effizient, wettbewerbsfähig, offen, global vernetzt.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Da bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Can do!