Hartwin Möhrle

Hartwin Möhrle, Jahrgang 1956, ist Geschäftsführer der A&B ONE Kommunikationsagentur GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der A&B COMMUNICATIONS GROUP GmbH.

Er studierte Diplompädagogik, Germanistik und Musik und war in den Jahren 1981-1982 AStA-Vorsitzender. Nach dem Studium arbeitete Hartwin Möhrle lange Jahre als freier Journalist für Magazine, Tageszeitungen, Hörfunk und Fernsehen. Von 1990 bis 1993 leitete er als Chefredakteur das „Journal Frankfurt“.

Gemeinsam mit  seinen Ex-Kommilitonen Rupert Ahrens und Michael Behrent gründete er 1993 die Ahrens & Behrent Agentur für Kommunikation GmbH, seit Mai April 2006 A&B ONE Kommunikationsagentur GmbH. A&B ONE ist seit Mitte 2009 deutscher Partner im EU-Krisenprojekt SAFE-COMMS. Auf wissenschaftlicher Basis werden für Europas Behörden und Organisationen präventive Strategien, Instrumente und Trainingsprogramme für die speziellen Kommunikationsanforderungen bei Terrorakten entwickelt. Um die beabsichtigte mediale und kommunikative Eskalation zu minimieren und den Anschlägen damit wenigstens einen Teil ihrer intendierten Wirkung zu nehmen, bedarf es für potenziell involvierte öffentliche Institutionen und Organisationen, aber auch für Unternehmen einer speziell auf diese Situation zugeschnittenen präventiven Kommunikationsplanung.

Seit 1998 ist Hartwin Möhrle Gastdozent am Schweizerischen PR-Institut, SPRI, in Zürich, er lehrt an der Frankfurt School of Finance & Management und hat zahlreiche Bücher und Fachpublikationen zu Themen der professionellen Kommunikation veröffentlicht.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Eine sehr hohe, und zwar sowohl im Sinne der formellen als auch der informellen Qualifikation. Angesichts der Studienverhältnisse Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre war die informelle Qualifikation dabei wohl die wichtigere. Im „Dschungel“ der technokratisch mangelverwalteten Hochschule sind manche Kernelemente einer akademischen Ausbildung nur Dank kollektiver Selbstorganisation vermittelt worden. In Verbindung mit dem Engagement in den Gremien der studentischen Selbstverwaltung eine durchaus harte und erfahrungsreiche Schule. Sie hat mir später so manchen Managementkurs erspart.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Das Zusammentreffen mit Ludwig Marcuse und die Diplomprüfung bei Prof. Dr. Ernest Jouhy.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Musik machen mit meiner Band, Motorradfahren und Fußballspielen. Abends ging es ins Kino oder in die Musikclubs oder Discos mit anspruchsvoller Musik.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
In den WGs der Freunde und Bekannten, den einschlägigen, mehr oder minder alternativ bewirtschafteten Gasthäuser und Cafes und den zum Teil heute noch existierenden Lokalitäten für frühmorgendliches Tanz- und Musikvergnügen.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
So genau wollen sie das nicht wissen, oder? Ich habe in unterschiedlichen WGs gewohnt, in einer sogar über neun Jahre, also bis lange nach meinem Abschluss. Genauer gesagt, bis meine damalige Freundin und heutige Frau mit unserer Tochter schwanger war und wir uns entschlossen zusammenzuziehen. Das ist, ergänzt um einen Sohn, bis heute Stand der Dinge geblieben. Aber auch zu den Mitbewohnern meiner WG sind damals fast familiäre Beziehungen entstanden, die bis heute bestehen. In mancherlei Hinsicht hat die in den siebziger und achtziger Jahren kaum mehr existente bürgerliche Großfamilie gerade in so genannten alternativen Lebensformen eine zeitgemäße Neuinterpretation erfahren.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Ein sehr guter Diplomabschluss hat damals nicht nur die Eltern und die nähere Verwandtschaft verzückt. Aber abgesehen davon sind es heute im akademischen Bereich vor allem die Bewertungen meiner Seminare als Gastdozent durch die Studierenden. Und beruflich ist es der Aufbau eines erfolgreichen mittelständischen Beratungsunternehmens.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
In Kurzform: Neben der jeweils notwendigen, wenn auch unterschiedlichen fachlichen Basisqualifikation vor allem brennende Neugierde, persönliche Emphase für ihre Themen und Fachgebiete, selbstverständlich Spaß an Spitzenforschung und Spitzenlehre, keine Scheu vor produktivem Wettbewerb, ausgeprägte soziale Kompetenz  – und bei beiden die Fähigkeit, aus einem Studium mehr zu machen als nur eine Ausbildung.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Vor lauter Lernen das Studieren nicht vergessen. Sie sollten die Zeit nutzen, im und neben dem Studium sich soviel auszuprobieren wie irgend möglich, Herausforderungen zu suchen, Neues auszuprobieren, Niederlagen einzustecken und Triumphe zu feiern. Die informellen Qualifikationen, die sie dabei erwerben, sind mindestens genauso wichtig, wie die formalen Benotungen.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Architektonisch kommt der neue Westendcampus meinem Idealbild schon sehr nahe. Was das Inhaltliche betrifft, sehe ich kein klares Bild. Dafür muss die Hochschule und die sie begleitende Politik konzeptionell und vor allem kommunikativ noch einiges tun.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Designer

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Ein Motto habe ich nicht. Aber es gibt zwei Sätze, die mich seit meiner Zeit als Student persönlich, beruflich und gesellschaftlich leiten.  Es ist der Satz von Theodor W. Adorno: „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“

Und es ist der Titel des bildungsphilosophischen Hauptwerkes des Frankfurter Professors  Heinz-Joachim Heydorn, den ich leider nicht mehr erlebt habe: „Ungleichheit für alle.“