Sarah Sorge

Sarah Sorge ist wissenschaftspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und seit 2005 Vizepräsidentin des Hessischen Landtags. An der Goethe-Universität studierte sie ab 1989 zunächst Kulturanthropologie und Betriebswirtschaftslehre und später Politologie; 1997 schloss sie ihr Studium als Diplom-Politologin ab. Als Landtagsabgeordnete beschäftigte sie sich bislang unter anderem mit den Themen Hochschule, Wissenschaft und Kunst, aber auch der Förderung der Gleichstellung von Frauen.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Während der Studienzeit wird man wirklich reif und erwachsen – menschlich, intellektuell und auch politisch. So war das auch bei mir. Außerdem habe ich in dieser Zeit nicht nur viele Erkenntnisse, sondern auch viele Freundinnen und Freunde gewonnen und den Vater meiner Tochter kennengelernt. Es war also durchaus einer meiner wichtigsten Lebensabschnitte.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Meine mündliche Examensprüfung im AfE-Turm. Die Studierenden waren im Streik und der Turm (inklusive Aufzug) war besetzt. Ich durfte dann aber trotzdem durch und habe den Aufzug über die Barrikaden mit wackeligen Knien bestiegen – und später zum Schluss glücklich und erleichtert wieder verlassen

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Frei nach den der F’s: Party, Prosecco und Politik.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Damals oft in den immer neu auftauchenden Hans Romanov-Off-Locations oder einfach im Park oder zu Hause.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
In einer WG mit Michael Schumacher – allerdings nicht dem Rennfahrer.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Die Abschaffung der Studiengebühren in Hessen. Die Studiengebührenfreiheit ist allerdings gerade in Zeiten knapper Kassen ein erkämpftes Gut, was immer wieder verteidigt werden muss. Insofern werde ich mich hier nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern achtsam sein.   

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten mehr Frauen unter sich zulassen und auch sonst etwas mehr über den eigenen fachlichen Tellerrand hinausschauen. Und Studierende sollten Spaß an der Wissenschaft haben und nicht nur an den späteren Beruf denken.  

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Nicht nach dem zu gucken, was alle anderen machen, sondern das zu finden, was sie selbst am meisten interessiert.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Auf jeden Fall demokratischer und zugangsgerechter. Ich träume von Hochschulen, in denen die gemeinsamen Belange zwischen allen an der Hochschule auch gemeinsam ausgehandelt werden, statt Hochschulräte von außen bestimmen zu lassen. Und ich träume von Hochschulen, in denen Inhalte und neue Erkenntnisse mehr Gewicht haben als Credit Points. Ich glaube, dass sich der Hochschulzugang in Zukunft zwangsläufig öffnen wird, weil wir es uns in Zukunft immer weniger erlauben können Potenziale der Gesellschaft nicht auszuschöpfen. In Sonntagsreden haben das eigentlich alle schon verstanden, bis zur Umsetzung wird das aber noch ein harter und steiniger Weg.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Aus heutiger Sich hätte ich entweder Jura studiert und an anderer Stelle um eine gerechtere Welt gestritten. Oder ich hätte Pädagogik studiert, um die Lücken in der Bildungsforschung schließen zu helfen.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Auf die Inhalte kommt es an.