Uwe Wesp

Für viele ist er nach wie vor der einzig wahre „Mr. Wetterbericht“: Uwe Wesp hat wie kaum ein anderer die Meteorologie in deutschen Medien geprägt, vor allem durch seine Auftritte in den „heute“-Nachrichten des ZDF, in denen er von 1975 bis 2007 die Wettervorhersage moderierte. An der Goethe-Universität studierte Wesp (Jahrgang 1942) von 1964 bis 1969 Meteorologie, Physik, Geophysik und Anorganische Chemie und schloss bei Prof. Hans-Walter Georgii als Diplom-Meteorologe ab. Von 1970 an arbeitete er für den Deutschen Wetterdienst in Offenbach, wo er unter anderem 20 Jahre lang als Pressesprecher wirkte. Für das ZDF war der zweifache Vater stets „nur“ als freier Mitarbeiter tätig. In seiner Freizeit ist er unter anderem aktiver Anhänger des Vereins „Schlaraffia“ zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Außerdem liebt er den Frankfurter Palmengarten, den er schon während seines Studiums gerne aufsuchte, um dort zu lernen.

Welche Bedeutung hat Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Sie hat mir geholfen, mich „zu enthemmen“, zum Beispiel, weil ich durch Seminarvorträge gelernt habe, gut und sicher vor vielen Menschen zu sprechen. Dort habe ich auch gelernt, dass man Inhalte nicht in jeder x-beliebigen Art und Weise vermitteln kann und wie man freundlich, aber konstruktiv kritisiert. Da habe ich später auch bei meinen Mitarbeitern beim Wetterdienst sehr drauf geachtet, und diese Vorkenntnisse waren auch für meine Fernseharbeit sehr wichtig.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Mir waren die Geselligkeit und der Humor stets wichtig. Wir hatten in meiner Studienzeit auch noch eine ganz andere Streichkultur. Da gab es zum Beispiel einen Professor, der farbenblind war, und dem wir gerne mal die Farbstifte vertauscht haben, mit denen er seine Wetterkarten gezeichnet hat. Da entstanden wundervolle Bilder, aber eben ohne jegliche fachliche Aussage, weil in der Meteorologie bestimmte Farben für bestimmte Inhalte stehen.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums?
Im elterlichen Haus in Darmstadt. Bei Mama und Papa hat’s nichts gekostet, die Wäsche wurde gewaschen, Essen war da – insofern lag das nahe!

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Sport. Früher habe ich relativ viel Tennis gespielt, wozu aber im Laufe des Studiums immer weniger Zeit blieb. Schließlich bin ich ja jeden Tag zwischen Frankfurt und Darmstadt gependelt. Insbesondere in der Zeit meiner Diplomarbeit saß ich abends bis in die Puppen im Labor und bin oft erst mit dem letzten Zug zurück nach Hause gefahren. 

Wo trafen Sie sich mit Ihren Kommilitonen außerhalb der Universität?
Auf dem Grundstück unseres Instituts in der Feldbergstraße gab es ein kleines Holzhäuschen mit Büros und einem Raum, in dem wir versuchten Schneeflocken zu züchten. Dort haben wir natürlich häufig gefeiert – und nebenbei liefen die Versuche.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Mein erster akademischer Erfolg war zugleich auch mein wichtigster: Ich konnte nämlich in meiner Diplomarbeit nachweisen, welche photochemischen Reaktionen bei uns zu Smog führen können. Im Beruf hat es mir immer am meisten Spaß gemacht, dass ich alle Themen bearbeiten durfte, die in den Fachabteilungen des Wetterdienstes keinen Platz hatten, egal ob Klima oder Radioaktivität. Ich war gewissermaßen „der Mülleimer des Wetterdienstes“.  

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Ein Hochschullehrer sollte eine gute Veranlagung haben, komplexe Zusammenhänge so erklären zu können, dass sie die Studierenden auch verstehen. In meinem Studium konnten das Hans-Walter Georgii und Hans Berckhemer besonders gut, die Inhalte sind bis heute sitzen geblieben. Ein Student hingegen braucht Geduld und Zähigkeit, um erfolgreich zu sein. Und zwar insofern, weil er sich immer wieder mit Dingen beschäftigen muss, die nicht gleich einleuchtend sind. Aber wenn man es lernt, so lange an einer Sache dran zu bleiben, bis man sie verstanden hat, dann hat man auch gute Chancen, im Beruf voranzukommen.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Wie gesagt: am Ball bleiben. Auch was den zügigen Abschluss des Studiums betrifft – mit einer möglichst guten Note natürlich. Denn je später man in den Beruf einsteigt, desto schwieriger wird es. Wenn einer mit 40 aus dem Studium kommt, weil er noch promoviert hat, dann fragt sich jede Firma allein aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus, wieso man den noch einstellen soll.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Ich denke, dass sie sehr viel mehr als heute über Computer gesteuert werden wird.ELearning,E-Books und Social Networks, in denen die Studenten miteinander kommunizieren, sind da meines Erachtens nur der Anfang. Aber den Grips wird man auch weiterhin anstrengen müssen!

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – welcher wäre das gewesen?
Ursprünglich wollte ich Chirurg werden. Doch als ich von der Uni Frankfurt die Immatrikulationsbescheinigung für Medizin bekam, wurde ich zur Bundeswehr einberufen und kam dort in ein NATO-Flugzeuggeschwader. Dort habe ich dann mein Interesse an der Wetterkunde entdeckt.

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
„Carpe Diem.“ Damit bin ich bisher immer gut gefahren.