Karrieren und Gesichter

Schwarz

Studienfach: Romanistik (Hauptfach), Skandinavistik und Politikwissenschaft (Nebenfächer) - Magistra Artium

1. Warum haben Sie sich für den von Ihnen gewählten Studiengang entschieden? Welche Aspekte erschienen Ihnen reizvoll? Welche Berufsvorstellungen hatten Sie am Anfang Ihres Studiums?

Ich war sehr unentschlossen was ich studieren sollte und bin nach dem Abitur erstmal für einige Monate in Südamerika herumgereist. Danach war ich auch nicht viel schlauer, schrieb mich aber zunächst für Romanistik im Hauptfach, sowie Kunstgeschichte und Germanistik in den Nebenfächern ein. Die Nebenfächer habe ich nach 3 Semestern gewechselt, das Hauptfach war mir ans Herz gewachsen und blieb. Diese Wahl war rein meinen persönlichen Neigungen zu Sprache, Literatur und Kunst geschuldet, wie ich sie aus der Schulzeit „mitgebracht“ hatte. Ich hatte keinerlei klare Vorstellung, wo ich hin wollte mit diesem Studium. Ich dachte ich studiere mal und dann kommt der Rest schon.

2. Bitte beschreiben Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang. Was machen Sie jetzt? Welche Tätigkeiten und Aufgaben sind damit verbunden?

Nach dem Studium habe ich mich zunächst an einem Graduiertenkolleg beworben, um dort meinen PhD in politischer Soziologie zu machen. Ich wurde dort aufgenommen, allerdings ohne Stipendium. Parallel habe ich ein 6-monatiges (bezahltes) Praktikum im EU Referat der Messe Frankfurt gemacht. Nach insgesamt einem Jahr stellte ich fest, dass ich mit dem PhD nicht wirklich glücklich wurde – u.a. weil an dem Kolleg zu meinem Thema zwar Interesse da war, aber keine spezifische Arbeitsgruppe, dazu kamen die fehlenden Mittel/der fehlende Anschluss an auswärtige Forschungsgruppen. Ich hing den PhD an den Nagel und bewarb mich aufeine Trainee Stelle in einer Kommunikationsagentur, und wurde auch genommen. Nach fast vier Jahren, einem Ortswechsel und zwei Beförderungen hatte ich vom Agenturleben erstmal genug. Der „klassische“ nächste Schritt wäre die Stelle als Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung eines meiner Kunden gewesen. Aber ich wollte noch einmal „raus“, im Ausland arbeiten, idealerweise in der EU oder im Bereich der internationalen EZ. Das hat auch nach einigen Anläufen geklappt: Ich bin aktuell als Entwicklungshelferin in Südafrika und berate hier das südafrikanische Äquivalent des deutschen Städte und Gemeindetags – vornehmlich zum Einsatz von ICT und Social Media zur Bürgerbeteiligung, Knowledge Management, Netzwerkgestaltung sowie zu Governance (Steuerungs-) Themen. Kein Job zur Altervorsorge, aber es ist spannend und man lernt schnell sehr viel.

3. Welche Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem Studium helfen Ihnen heute in Ihrem Beruf?

Textanalyse, Sprachanalyse – und Leidenschaft und Genauigkeit in Beidem. Ich halte das für eine hervorragende Voraussetzung für einen Job in der Kommunikationsbranche – ich glaube dass Philologie und Politikwissenschaften hier mehr helfen als ein Studium der Kommunikationswissenschaften (wie man eine Pressemitteilung schreibt lernt man auch fix on the job). Was auch hilft: in denganzen Seminararbeiten habe ich gelernt,mich nicht zu sehr in meine eigenen Sätze zu verlieben und an Ihnen zu hängen; und Texte aus und in verschiedene Sprachen zu übersetzen hilft sehr dabei, sich verschiedene Sprachstile anzueignen und „nachzuahmen“. Das damals sehr lose strukturierte Studium hat mir auch gezwungen, mich selbst besser zu organisieren und strukturieren.

4. Welche Zusatzqualifikationen haben Sie parallel zum Studium oder nach dem Studium noch erworben? Haben Sie Praktika gemacht? Welche Rolle spielte das für die Berufswahl? Und hat das Praktikum möglicherweise sogar Türen zu einem Beruf geöffnet?

Nach meiner Zwischenprüfung und einem Erasmussemester in Spanien wurde ich langsam wach und begann mir Gedanken über meine berufliche Zukunft zu machen. Vor allem aus dem Grund fing ich an, mich in einer Studentenintiative zu engagieren. Ursprünglich hatte ich an eine studentische Unternehmensberatung gedacht (inspiriert von Schulfreunden), die gab es damals an der JWG jedoch noch nicht. Ich habe mich daher bei MTP (Marketing zwischen Theorie und Praxis) engagiert und wurde hier auch schnell sehr aktiv, sowohl in Projekten mit Unternehmen als auch als Vorstand der Frankfurter Geschäftsstelle. Die Unternehmensprojektebei MTP (mit ein paar klingenden Namen) haben mir auch sicher die Tür geöffnet in meine Traineestelle bei der Kommunikationsagentur. Ansonsten habe ich nur nach dem Studium ein Praktikum gemacht (siehe obige Frage), und während des Studiums eher ziellos gejobbt. MTP und das Praktikum haben mich auch auf die Idee gebracht, dass mir Kommunikation liegt – also stark dazu beigetragen, dass ich mich bei einer Agentur auf meinen ersten Job beworben habe.

5. Was war bei Ihrem Jobeinstieg das Schwierigste? Was empfehlen Sie Studierenden und Absolventen für den Jobeinstieg? Was hat Ihnen am meisten geholfen, einen Job zu finden?

Ich musste den PhD aufgeben. Mir dieses Scheitern einzugestehen war nicht einfach. Sich selbst zu „verkaufen“ fiel mir zunächst auch nicht leicht; es hilft, sich das ganze erstmal als eine Seminaraufgabe vorzustellen um die Abneigung gegenüber dieser Art von Selbstvermarktung zu überwinden.

Ich würde Studierenden und Jobeinsteigern auf jeden Fall empfehlen, von Anfang an Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Nicht zu Leuten die man nicht leiden kann, an sowas glaube ich nicht. Aber zu den anderen Menschen die man so trifft, ganz unaufdringlich und freundlich. Dabei geht es gar nicht darum, darüber an Jobs zu kommen (wobei das auch passieren kann), sondern erstmal eher um Ideen und Inspiration: Was kann man machen, wäre das auch was für mich, ist das ein interessantes Thema? Vielleicht findet man so auch ein interessantes Projekt an dem man mitarbeiten kann und will (es muss ja nicht immer ein so bezeichnetes Praktikum sein)? Andersrum sollte man auch teilen, was man weiss und hat, und Foren (online oder im echten Leben) nutzen: hingehen, zuhören, mitreden. Und auch mal ausserhalb des Fachgebiets. Das hilft vielleicht nicht gleich beim ersten Job,aber bei den nächsten Schritten sehr!

6. Was würden Sie Studierenden und Studieninteressierten noch als Tipp mit auf den Weg geben?

Kreativ sein, auch rechts und links vom Wegesrand schauen. Sich nicht von Fehlern abschrecken lassen, und sich auch nicht von anderen einschüchtern lassen, die meinen dass man keine Fehler machen darf. Und besonders: seine eigenen Grenzen ausloten und immer wieder erweitern – auch gerne auf fremden oder ungewohnten Gebieten. Wenn man das immer wieder versucht lernt man viel über sich selbst. Und das hilft wirklich sehr weiter – in der Karriere und überhaupt.

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