Call for Participants – Forschungsprojekt für Studierende „Kritische Theorie und Religion“

Goethe-Universität Frankfurt am Main: 2015/2016

Leitung: Dirk Braunstein (Institut für Sozialforschung), Grażyna Jurewicz (Martin-Buber Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Goethe-Universität),  Ansgar Martins (Martin-Buber Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Goethe-Universität)

1. Zum Thema

1934 beschwört Theodor W. Adorno gegenüber Walter Benjamin „das Bild von Theologie, in dem ich gerne unsere Gedanken verschwinden sähe“. In seinen „Minima Moralia“ stellt er die These auf, Philosophie müsse die Welt wie aus der Perspektive des „messianischen Lichtes“ beschreiben. In der „Dialektik der Aufklärung“ heißt es: „Die Leugnung Gottes enthält in sich den unaufhebbaren Widerspruch, sie negiert das Wissen selbst“. 1970 löst Max Horkheimer eine lebhafte Debatte mit der Feststellung aus: „einen unbedingten Sinn zu retten ohne Gott, ist eitel“. Diese und ähnliche Aussagen im Umkreis der Kritischen Theorie scheinen viele Interpreten ratlos zu hinterlassen. Warum bedient sich eine so avancierte und radikale Gesellschaftskritik, wie sie die Kritische Theorie übt, mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit religiöser bzw. theologischer Sprache – auch dort, wo sie Religion kritisiert? Das Projekt „Kritische Theorie und Religion“ zielt darauf ab, die semantische Tiefe und Reichweite dieses Sprachgebrauchs innerhalb der sogenannten „älteren“ Kritischen Theorie zu befragen und den Umgang mit religiösen Themen und Motiven bei ihren Vertretern zu analysieren. Mit dieser Zielsetzung soll eine bedeutende Forschungslücke geschlossen werden.

2. Zielgruppe

Das Projekt richtet sich an fortgeschrittene Magister- und Master-Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen und versteht sich als Brücke zwischen dem Studium und dem Einstieg in die Wissenschaft als Beruf. Das Angebot soll den an einer akademischen Laufbahn Interessierten eine wissenschaftliche (Erst-)Veröffentlichung ermöglichen.
Wir setzen eine hohe Motivation, die Bereitschaft zur kontinuierlichen, intensiven Mitarbeit sowie entwickelte hermeneutische Fähigkeiten voraus, die im Umgang mit (Quellen-)Texten unterschiedlicher Art im Studium und in anderen Fachkontexten erworben wurden. Nicht vorausgesetzt werden spezielle Sach- oder Quellenkenntnisse zum Oberthema des Projektes.

3. Ablauf des Projektes

Das Projekt besteht aus folgenden Phasen:

a) April-Juli 2015: Forschungsseminar
In den wöchentlich stattfindenden Sitzungen werden einschlägige Texte Max Horkheimers, Theodor W. Adornos, Siegfried Kracauers, Leo Löwenthals und Walter Benjamins diskutiert. Die Teilnehmer/innen entwickeln während des Semesters wissenschaftliche Fragestellungen, die ihren späteren Veröffentlichungen in Form von Beiträgen in einem von der Seminarleitung verantworteten Sammelband zugrunde liegen sollen (Erscheinungsdatum: Herbst 2016).
Während der ersten Phase des Projektes können die üblichen Leistungsscheine erworben werden. Die Voraussetzungen dafür sind: aktive Teilnahme, Übernahme eines Referats und ein Abstract des geplanten Schreibvorhabens im Umfang von ca. 5 Seiten.

b) Oktober 2015: dreitägiger Workshop
Der Workshop dient der Konkretisierung und Weiterentwicklung der geplanten Schreibvorhaben. Die Teilnehmer/innen präsentieren ihre Fragestellungen und diskutieren sie mit auswärtigen Gästen – ausgewiesenen Experten aus den Bereichen Philosophie, Theologie, Religionswissenschaft und Jüdische Studien.

c) November 2015-März 2016: Ausführung der Schreibvorhaben

4. Bewerbungsmodalitäten

Bei Interesse bitten wir Sie, eine Textprobe und ein Motivationsschreiben einzureichen. Als Arbeitsprobe können wissenschaftliche Texte (im Umfang von minimal 5 Seiten) unabhängig vom Thema und der Textgattung eingereicht werden. Das Motivationsschreiben im Umfang von maximal 4.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) soll über den bisherigen Verlauf des Studiums, die Interessenschwerpunkte und die Motivation zur Beteiligung am Projekt informieren.

Wir bitten Sie, die Unterlagen bis zum 16. Januar 2015 an folgende Adresse zu richten: kritische.theorie.und.religion@gmail.com.