Gifte

Giftpflanzen sind gefährlich, wenn der Geschmacks- oder Geruchssinn die Gefahr nicht erkennen lässt; sie sind wenig gefährlich, wenn sie bitter schmecken oder ein abstoßendes Aroma verströmen. Unter diesem Aspekt sind die stark giftigen Fingerhutblätter weniger bedrohlich als die stark giftigen, kaum bitteren Herbstzeitlosenblätter. Risikoreich sind ferner Pflanzen mit Giften, die unkontrolliert die Haut durchdringen können, wie die Blätter vom Riesenbärenklau. Dieses Beet beherbergt ausgewählte Giftpflanzen (keine Giftpilze). Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach Gefährlichkeit und nach Prototypen.

Die größte Vergiftungsgefahr besteht für Kinder. Neugierde veranlasst zum Probieren von attraktiven Früchten oder Samen bzw. zum Spielen mit giftigen Pflanzenteilen etwa als Peitsche, Pfeifenmaterial oder „Palmenwedel“. Erwachsene sind gefährdet durch Verwechslung von Grünkraut, das als vermeintliche, gesunde Rohkost im Freien für die Küche gesammelt wird.

Giftstoffe:
Die Wirkstoffe der Giftpflanzen gehören auffallend wenigen Substanzgruppen an. Bei den auf dem Beet stehenden Pflanzen sind es vier Gruppen.

ALKALOIDE: Die Alkaloide sind vielgestaltige, basische Naturstoffe mit häufig auffälligen Wirkungen beim Tier. Alkaloide liefern in therapeutischen Dosen wichtige Arzneimittel; in höheren Dosen sind sie toxisch und wirken zumeist auf das Zentralnervensystem des Menschen. Das bekannteste Alkaloid ist das Morphin, das im Opium enthalten ist. Die giftigste Pflanze in unseren Breiten ist der Blaue Eisenhut. Dessen Alkaloid, das Aconitin, wirkt in Mengen von 3 bis 6 Milligramm für den Menschen tödlich. Sehr bekannt sind die giftigen Alkaloide aus den Nachtschattengewächsen Tollkirsche, Stechapfel, Alraune, Bilsenkraut, aber auch der Gefleckte Schierling ist wegen eines Alkaloids giftig.

HERZWIRKSAME GLYKOSIDE: Die Herzglykoside sind für das Prädikat „Giftpflanze“ bei Maiglöckchen und Fingerhut verantwortlich. Die Stoffe schmecken bitter, was auch bei den Herzglykosidpflanzen deutlich wahrnehmbar ist. Zur Giftigkeit ein Beispiel: Von getrockneten Fingerhutblättern können etwa 2,5 g tödlich sein. Für die medizinische Anwendungen sind etwa 150 mg richtig.

ÄTHERISCHES ÖL: Im Allgemeinen sind die ätherischen Öle gern verwendete Aromastoffe in der Technik, Parfümerie, im Haushalt und beim Kochen. Ätherischölpflanzen sind vielgebrauchte Arzneipflanzen, wie Pfefferminze, Melisse und Kamille. Einige Pflanzen enthalten jedoch ein ätherisches Öl mit giftigen Bestandteilen. Auf dem Beet ist das markanteste Beispiel zu sehen: der Sadebaum. 5 bis 20 Gramm der Zweigspitzen wirken tödlich. Von dem darin enthaltenen ätherischen Öl wirken bereits 6 Tropfen tödlich.

CORYNETOXIN: Das Vorkommen des Neurotoxins Corynetoxin im Taumel-Lolch ist eine Besonderheit, weshalb sie erwähnt wird. Die Pflanze beherbergt das Bakterium Corynebacterium. Die Mikrobe bildet den Giftstoff Corynetoxin und gibt ihn an die Pflanze ab. In den Früchten (typische Grassamen) sammelt sich der Stoff an. Beim Verzehr des Erntegutes treten Vergiftungen (Trunkenheit, Taumeln) auf. Tödlich wirkt die Vergiftung höchst selten.

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Gelber Eisenhut (Fuchs-Eisenhut) (Monkshood) Aconitum lycoctonum L. subsp. vulparia (RCHB. ex SPRENG.) NYMAN

Botanik
FAMILIE: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
HABITUS: Bis 1,5 m hohe, aufrechte Staude, Wurzel nicht verdickt.
BLÄTTER: Stängelblätter handförmig, 5- bis 7-spaltig, mit breiten Zipfeln.
BLÜTEN: Gelb mit zylindrischem Helm, der ca. 3 x so hoch wie breit ist. Blütenstiel meist mehr oder weniger dicht und abstehend behaart. Blütenstand meist locker und abstehend-ästig.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Balgfrüchte.
VERBREITUNG: In Wäldern und Gebüschen Europas. Alpen, Alpenvorland, Jura, Vogesen, Schwarzwald, Karpaten und Balkanhalbinsel. Die Pflanze steht unter Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz vom 01.02.2001).

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Etwa 1 % Diterpen-Alkaloide in den Wurzelknollen. Die Alkaloidfraktion besteht hauptsächlich aus den Diterpenalkaloiden  Lycaconitin und Lycoctonin. Aconitin fehlt. Ferner kommt das Isochinolinalkaloid Magnoflorin vor.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN:
• Taubheitsgefühl,
• Kälteempfindlichkeit,
• Übelkeit,
• Herzrhythmusstörungen,
• Krämpfe,
• Kreislauflähmung.

Schon einige Blütenblätter und der Hautkontakt können zu Intoxikationen führen. Die Diterpenalkaloide werden durch die Haut und die Schleimhäute aufgenommen. Bei einer Vergiftung durch die Haut kommt es zu Taubheitsgefühlen an den Hautstellen, die mit dem Eisenhut in Kontakt gekommen sind. Bei innerlicher Einnahme kommt es zu Kältegefühlen, nervöser Erregung, Übelkeit, Krämpfen und Herzrhythmusstörungen. In schweren Fällen treten Lähmungen auf, die zur Kreislauflähmung und Atemstillstand führen können.
Die Wirkungen kommen den Diterpenalkaloiden zu. Das Magnoflorin wirkt schwach kurarisierend und hypotensiv.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Die Toxizität ist vergleichbar  mit Aconitum napellus.
Maßnahmen: Im Vergiftungsfall sollte sofort Erbrechen herbeigeführt werden, sofern das nicht schon von selbst geschieht. Ferner ist die Gabe von medizinischer Kohle hilfreich.
Zudem sollte sofort unter notärztlicher Aufsicht ein Krankenhaus aufgesucht werden. Bei schweren Vergiftungen ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Dennoch kann je nach aufgenommener Menge der Tod eintreten.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Homöopathie. „Aconitum lycyctonum“. Verwendet wird das frische, zur Zeit der beginnenden Blüte gesammelte Kraut. Die homöopathischen Verdünnungen werden gegen Lymphdrüsenentzündung eingesetzt. Sie sind verschreibungspflichtig bis einschließlich D3.

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.

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Blauer Eisenhut (Friar's Cap) Aconitum napellus L.

Botanik
FAMILIE: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Acontium napellus ist eine Art mit vielen Unterarten, die ihrerseits vielfach als eigene Arten beschrieben werden.
HABITUS: Bis 1,5 m hohe, aufrechte Staude mit rübenförmiger Wurzelknolle.
BLÄTTER: Handförmig, tief eingeschnitten.
BLÜTEN: Blau mit Helm und Sporn. Blütenstand traubig.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Balgfrüchte mit glänzend schwarzen Samen.
VERBREITUNG: Europa. Auf subalpinen Hochstaudenfluren, Bachsäumen, Gebüschen; kalkliebend. In mehreren Sorten als Zierpflanze in unseren Gärten. Die Pflanze steht unter Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz vom 01.02.2001).

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze, besonders Wurzel und Samen.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Etwa 20 verschiedene Diterpen-Alkaloide.
 Das Hauptalkaloid ist Aconitin, daneben sind Mesaconitin, Hypaconitin, Benzaconin und Aconin erwähnenswert. Der Gehalt ist sehr vom Entwicklungszustand der Pflanze abhängig. Er schwankt in den Blättern zwischen 0,2 und 1,2 %, in den Wurzelknollen zwischen 0,3 und 2,0 %. Der höchste Gehalt wird im Herbst erreicht.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Alle Pflanzenteile sind giftig. Erste Anzeichen der Vergiftung können schon nach wenigen Minuten auftreten.
Zeitliche Abfolge einer Intoxikation:
• Kribbeln, taubes, schmerzhaft brennendes Gefühl (Parästhesien) im Mund, den Fingern, Zehen und der ganzen Körperoberfläche,
• Abfall der Körpertemperatur unter Schweißausbrüchen,
• Übelkeit, Speichelfluss, Erbrechen, kolikartige Durchfall und Harndrang,
• Atmung geschwächt, verlangsamt und unregelmäßig,
• Puls schwach, unregelmäßig und verlangsamt,
• Blutdruck erniedrigt,
• Sehstörungen (Gelb-Grün-Sehen),
• Ohrensausen,
• starke Schmerzen und
• Exitus bei vollem Bewusstsein innerhalb von 6 Stunden durch Herzversagen oder Atemlähmung.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Der Blaue Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas.
Ein Fall ist beschrieben, bei dem die Einnahme eines Teeaufgusses von etwa 300 mg Eisenhutknollen (= ca. 1,5 mg Aconitin) tödlich verlief. Bei einem weiteren Fall wirkte die Einnahme einer Zubereitung tödlich, deren Aconitinmenge 4 mg entsprach. Die geschätzte tödliche Dosis für den Menschen beträgt 2 bis 4 g der Wurzel.

Maßnahmen: Bei einem Vergiftungsfall muss sofort ein Notarzt gerufen werden. • Sofortiges Auslösen von Erbrechen und die Instillation von medizinischer Kohle gehören zu den Primärmaßnahmen. • Durch die eventuell entstehenden Atemstörungen kann eine Beatmung mit Sauerstoff angezeigt sein. • Die Bereithaltung eines Herzschrittmachers und eines Defibrillators ist dringend zu empfehlen.• EKG-Überwachung wegen möglicher Herzrhythmusstörungen. • Bei Krämpfen kann der Patient mit Benzodiazepinen ruhig gestellt werden. • Bei Herzrhythmusstörungen sind Antiarrhythmika wie Lidocain zu applizieren. Die weiteren Maßnahmen erfolgen rein symptomatisch. Eine klinische Beobachtung des Patienten ist unverzichtbar.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Homöopathie. • „Aconitum napellus“ (Aconitum). Verarbeitet werden frische, zu Beginn der Blütezeit gesammelte oberirdische Teile und Wurzelknollen. Homöopathische Verdünnungen (bis einschließlich der 3. Dezimalpotenz, D3, verschreibungspflichtig) werden eingesetzt bei hochakuten entzündlichen Erkrankungen, schmerzhaften Nervenerkrankungen und hochakuten Herzsensationen mit Angstzuständen. • „Aconitum napellus e radice“. Verwendet werden frische Wurzelknollen mit den Wurzeln. Angewandt zur Behandlung entzündlicher Prozesse des Nervensystems, des Herzens, des arteriellen Gefäßsystems sowie der weiblichen Geschlechtsorgane. Verschreibungspflichtig bis einschließlich D3. • „Aconitum napellus Rh“. Verwendet werden die frischen, zu Beginn der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile und Wurzelknollen. Die Zubereitungen finden Anwendung in der anthroposophischen Therapie. (Rh-Urtinkturen: Presssäfte werden einem tageszeitlichen Warm-Kalt-Rhythmus unterworfen.)

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Tollkirsche (Deadly Nightshade) Atropa bella-donna L.

Botanik
FAMILIE: Nachtschattengewächse (Solanaceae).
HABITUS: 1 bis 2 m hohe, aufrechte, krautige Staude.
BLÄTTER: Paarweise Anordnung, wobei ein größeres und eine kleineres Blatt zusammen stehen.
BLÜTEN: Violett, glockige Blumenkrone.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Knapp kirschgroße, schwarze, selten gelbe Beeren.
VERBREITUNG: Westliches Europa, Balkan, Iran, Nordafrika. Bei uns in lichten Laubwäldern, an Waldrändern auf nährstoffreichen, meist kalkhaltigen und lehmigen Böden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile; besondere Beachtung verdienen die Beeren.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Tropan-Alkaloide. Der Gesamt-Gehalt der Pflanzen liegt zwischen 0,27 - 0,51 % (Stängel: 0,1- 0,9 %, unreife Früchte 0,2 – 0,8 %, reife Früchte 0,1 – 0,6 % und Samen etwa 0,4 %). Die Hauptalkaloide sind Hyoscyamin, dessen Razemat Atropin und Scopolamin.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Innerhalb 15 Minuten nach Einnahme stellen sich Vergiftungserscheinungen ein, wie
• Rötung des Gesichts (heiße, scharlachrote Haut),
• Trockenheit im Mund,
• Pulsbeschleunigung,
• Pupillenerweiterung (sog. „Glanzaugen“),
• Unruhe, Erregung, Rededrang, Irrereden, Schreien,
• Krämpfe,
• Bewusstlosigkeit und
• Atemlähmung.

efährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Bei Kindern gelten 3 bis 4, bei Erwachsenen 10 bis 12 Beeren als tödlich. Selbst Belladonna-haltiges Pflaster kann zu Vergiftungen führen, da die Giftaufnahme auch durch die Haut möglich ist. Bei Erwachsenen kann die Aufnahme von 10 mg Hyoscyamin durch den Mund tödlich sein, bei Kindern weniger.
Die süß und angenehm schmeckenden Beeren können vor allem von Kindern verwechselt werden mit Brombeeren oder Heidelbeeren. Erwachsene sind gefährdet etwa durch den Verzehr der Blätter als „Wildgemüse“ oder Beimischung der Blätter zu „Brennnesseltee“.

Maßnahmen: Nach oraler Aufnahme von Pflanzenteilen und Zubereitungen sollte mit Salzwasser möglicht schnell Erbrechen ausgelöst werden. Anschließend können Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser) und medizinische Kohle verabreicht werden. Als temperatursenkende Maßnahme Umschläge mit nassen Tüchern. In der Klinik gibt man Physostigmin (Cholinesterase-Blocker) 1 bis 2 mg (Kinder 0,5 mg) intravenös, bei Wiederauftreten gefährlicher Symptome wird in einstündigem Abstand wiederholt. Bei Krämpfen Diazepam, 10 bis 20 mg intravenös.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Siehe Arzneipflanzenbeet „Krämpfe“.

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Herbst-Zeitlose (Autumn crocus) Colchicum autumnale L.

Botanik

FAMILIE: Herbstzeitlosengewächse (Colchicaceae).
HABITUS: Ausdauernde Knollenpflanze, bis 25 cm hoch. Blätter und Früchte entwickeln sich im Frühjahr. Blüten erscheinen im Herbst nach dem Absterben der Blätter.
BLÄTTER: Maiglöckchen-ähnlich.
BLÜTEN: Hellrosa, 6 Perigonblätter. In der Größe Krokus-ähnlich.
FRÜCHTE: Kapseln. Schwarze Samen.
BLÜTEZEIT: August bis Oktober.
VERBREITUNG: Mittel-, Süd- und West-Europa, Nord-Afrika. Bei uns auf Wiesen und in Auenwäldern sowie auf nährstoffreichen mehr oder weniger feuchten, lehmigen und tonigen Böden. In nördlichen Flachland fehlend.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile, besonders Knollen und Samen.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: 30 verschiedene Tropolon-Alkaloide.
 In den Knollen 0,1 – 0,6 %, in den Samen 0,5 – 1,2 % Alkaloide, hauptsächlich Colchicin, daneben Demecolcin.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Die Symptome treten erst 2 bis 6 Stunden nach Einnahme auf. Es sind:
• Brennen und Rauheit im Mund,
• Übelkeit,
• Harndrang,
• kolikartige Magenschmerzen,
• Krämpfe,
• Herzrhythmusstörungen,
• Blutiger Durchfall,
• Blaufärbung der Lippen und
• Atemlähmung oder Kreislaufkollaps nach 7 bis 72 Stunden.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Vergiftungsgefahr besteht für Kinder, die Blüten kauen und für Erwachsene, welche die frisch-grünen Blätter beim Sammeln von  „Wildgemüse“ aufgreifen. Im Frühjahr ist die Verwechslung mit Bärlauchblättern nahe liegend und im Herbst die Verwechslung mit spät blühenden Krokusarten. Für die Samen werden eine tödliche Dosen von 1,5 g bis 2,0 g bei Kindern und 5,0 g bei Erwachsene angegeben.

In der neueren Literatur wird folgender Fall beschrieben. Ein 65-jähriger Patient wurde wegen eines akuten Brechdurchfalles dehydriert im Krankenhaus vorgestellt. Trotz intensivmedizinischer Therapie verschlechterte sich sein Zustand zunehmend: Neben einer metabolischen Azidose, einer Hypocalciämie sowie einer Rhabdomyolyse bildete sich ein akutes Nierenversagen aus. Linksherzinsuffizienz, elektromechanische Dissoziation (EMD), nachfolgender kardiogener Schock trotz hoher katecholaminerger Unterstützung und Tod im Rahmen einer erneuten EMD kennzeichneten den weiteren Verlauf. Der klinische Verlauf und die anamnestische Angabe der Ingestion eines „Kräuterlikörs“ ließen eine Vergiftung vermuten. Bei der toxikologischen Analytik war im Serum, im Urin sowie im verwendeten Pflanzenextrakt Colchicin nachweisbar. Die Frau des Patienten hatte den Extrakt zur Einreibung bei Gelenkschmerzen hergestellt, dabei aber Krokus mit Herbstzeitlose verwechselt. Der Patient hatte den Extrakt für Likör gehalten und davon getrunken (M.H. Hermanns-Clausen, H. Schumacher, L. Jahn und U. Stedtler: Zeitschrift Intensivmedizin und Notfallmedizin, Bd. 44 Nummer 2, März 2007. Verlag Steinkopff).

Maßnahmen: Die lange Latenzzeit der Giftwirkung erschwert eine rechtzeitige Behandlung. Bereits bei Verdacht einer Vergiftung empfiehlt sich die Gabe von Aktivkohle. In jedem Fall ist ein Arzt aufzusuchen. Die therapeutischen Maßnahmen sind symptomatischer Art, wie Flüssigkeits- und Elektrolytersatz, Kreislaufunterstützung. Ferner Atropin gegen Darmspasmen und Diarrhö. Gegebenenfalls künstliche Beatmung. Die  Prognose: „ernst“ (Sterblichkeit von 90 %).

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Aus den Samen werden Tinkturen oder Tabletten bereitet. Aus den Blüten gewinnt man den Presssaft, der mit Alkohol verdünnt wird. Diese Arzneimittel sind rezeptpflichtig und dienen im Wesentlichen zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls und zur Anfallprophylaxe. Es werden ausschließlich industriell hergestellte Fertigpräparate eingesetzt.
Homöopathie: „Colchicum autumnale“ (Colchicum). Verwendet werden die frischen, im Frühjahr gesammelten  Knollen. Verdünnungen bis zur 3. Dezimalverdünnung (D3) sind verschreibungspflichtig. Anwendungen sind akute und chronische Gicht, akuter Gelenkrheumatismus, Sehnenscheidenentzündung, Ergüsse in Körperhöhlen, Nierenentzündung, Entzündung des Magen-Darmkanals.- Gemäß der anthroposophischen Therapierichtung dienen Verdünnungen gegen Stoffwechselschwäche mit Neigung zu Stauungen und Ablagerungen, z. B. Gicht, Rheuma und euthyreoter Struma.

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Gefleckter Schierling (Poison Hemlock) Conium maculatum L.

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: 2-jährige, bis 1,8 m hohe Pflanze. Stängel blau bereift, meist rotbraun gefleckt. Die Pflanze gibt beim Zerreiben einen widerlichen, mäuseharnartigen Geruch ab.
BLÄTTER: Kahl, 3-fach gefiedert, Abschnitte fiederspaltig, hohle Stiele.
BLÜTEN: Unscheinbar, trübweiß in Dolden.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Bis 3 mm lang, eirund, Rippen meist wellig gekerbt.
VERBREITUNG: Europa, Vorder- und Mittelasien, Nord-Afrika. Bei uns gehört die Pflanze zur warmen Schuttunkrautgesellschaft; sie bevorzugt mehr oder weniger feuchte, nährstoffreiche, meist lehmige Böden. Der Schierling gilt als Stickstoffanzeiger. Wegen Todesfälle beim Nutzvieh durch Beimengung von Schierling im Grünfutter wurde die Pflanze von Landwirten gezielt bekämpft.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze. Gefahr geht von den Früchten aus, weil sie mit Anis verwechselt werden können. Ferner ist die Verwechslung der Wurzel mit Meerrettich- und Petersilienwurzeln möglich.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Alkaloide. Die Hauptalkaloide sind Coniin [(+)-alpha-n-Propyl-piperidin, 90 % der Gesamtmenge] und Conicein (9 %). In der Wurzel sind 0,05 % Alkaloide, im Stängel 0,06 %, in den Blätter 0,1 - 0,5 % und in den Früchten 0,2 - 2 %, jeweils bezogen auf das Trockengewicht. 
Der Alkaloidgehalt schwankt im Laufe eines Jahres und nimmt beim Trocknen nur sehr langsam ab.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN:
• Brennen im Mund und Rachen,
• Sehstörung,
• allgemeine Schwäche.
• Bei höheren Dosen kommt es zu Erbrechen,
• Durchfällen,
• Schwindel,
• sporadischen Bewusstseinseintrübungen,
• Schluck- und Sprachstörungen,
• schließlich aufsteigende Lähmung und Atemlähmung. Der Tod tritt nach 0,5 bis 5 Stunden bei vollem Bewusstsein ein.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Vergiftungen beim Menschen sind wegen des unangenehmen Geschmacks der Pflanze selten. Sie traten nach Verwechslung von Schierlingskraut mit Petersilie, Kerbel und ähnlichen Küchenkräutern, der Früchte mit Anisfrüchten, der Wurzeln mit Petersilienwurzeln oder anderen essbaren Wurzeln auf. Ein 2 ½-jähriges Mädchen starb im Jahre 1933 nach dem Kauen der Wurzel. Gefahr birgt auch die Verwendung der hohlen Stängel als Blasrohre oder Flöten durch Kinder. Die mittlere tödliche Menge für den Menschen (LD) beträgt oral 10 mg Coniin/kg Körpergewicht. Das würde bei einem durchschnittlichen Gehalt der unreifen Früchte von 1,0 % und einem Körpergewicht von 50 kg etwa 50 g der Früchte entsprechen. – Vergiftungen bei Tieren (u.a. bei Hühnern, Kaninchen, Pferden, Rindern, Schafen und Schweinen) wurden beobachtet. Die Symptome sind denen beim Menschen ähnlich.

Maßnahmen: Die wichtigste Maßnahme ist die Verhinderung oder Verminderung der Aufnahme der Toxine durch den Gastrointestinaltrakt, d. h., insbesondere die Gabe von medizinischer Kohle (Aktivkohle). Es folgt eine endotracheale Intubation und künstliche Beatmung, solange die Atemschwäche besteht. Auch bei Verdachtsfällen sollte eine Klinikeinweisung erfolgen.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Der Schwerpunkt der Anwendung liegt in der Homöopathie: „Conium“ (Schierling). Verwendet wird das frische, blühende Kraut. Verdünnungen bis zur 3. Dezimalverdünnung (D3) sind verschreibungspflichtig. Anwendungen sind Verkalkungen der Hirngefäße, Lähmungen und Lahmheit, Drüsenschwellungen, Neubildung in verschiednen Organen und Verstimmungszustände.

Historische Anmerkung:
Der bekannte Schierlingsbecher, mit dem Sokrates hingerichtet wurde, enthielt neben den zerstoßenen unreifen Samen des gefleckten Schierlings noch verschiedene Beimengungen. Die wichtigste davon ist Opium, das wohl der Schmerzlinderung dienen sollte. - Coniin war das erste Alkaloid, das durch LADENBURG 1886 synthetisch in den Laboratorien hergestellt wurde.

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Gewöhnliches Maiglöckchen (Lily-of-the-Valley) Convallaria majalis L.

Botanik
FAMILIE: Spargelgewächse
 (Asparagaceae, früher: Ruscaceae, Convallariaceae).
HABITUS: Ausdauerndes Kraut, bis 25 cm hoch. Ausläuferartiger, kriechender Wurzelstock.
BLÄTTER: Elliptisch, langscheidig, parallelnervig.
BLÜTEN: Glöckchen weiß oder rosa, duftend, am unbeblätterten Stängel in einseitswendiger, bis 13-blütiger Traube.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: Scharlachrote Beeren, erbsengroß.
VERBREITUNG: Europa, Asien. Bei uns in Laubmischwäldern auf mehr oder weniger trockenen bis frischen, nährstoffhaltigen, oft sandigen Lehmböden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile, besonders die Blüten, die immer reicher an toxischen Glykosiden sind als die Blätter.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: 0,1 – 0,5 % Herzwirksame Glykoside (Cardenolide). Davon ist Convallatoxin mit 4 – 40 % des Gesamtglykosidgehaltes am bedeutendsten, gefolgt von Convallosid (4 – 24 %), Desglucocheirotoxin (3 – 15 %), Convallatoxol (10 – 20 %) und Lokundjosid (1 - 25 %).
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Wegen der schweren Absorbierbarkeit der Cardenolide (10 %) über den Magen-Darmkanal sind schwere Vergiftungen nicht zu erwarten. Man beobachtete
• Übelkeit,
• Durchfall,
• Herzrhythmusstörungen,
• Schwindel,
• tiefe Atmung und
• Herzstillstand.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Vergiftungsgefahr besteht bei Erwachsenen durch Verwechslung der Blätter mit denen vom Bärlauchblättern oder von der Herbstzeitose beim Sammeln von „Wildsalaten“. Beim Kauen der Blätter wurde Erbrechen und Durchfall beobachtet. Wiederholte Angaben über Intoxikationen durch die Einnahme von Blumenwasser, in dem längere Zeit Maiglöckchen gestanden haben, wurden tierexperimentell nicht bestätigt. Für Kinder ist der Genuss der Beeren, vor allem bei Ein- bis Dreijährigen, wegen der roten Farbe reizvoll und führt ebenfalls zu Erbrechen und Durchfall; dazu kommt Schwindel. Nach Verzehr von 1 bis 5 Beeren sind höchstens kurzzeitige Sinusarrhythmien beobachtet worden, meist aber keine Symptome.

Maßnahmen: • Ab 5 Beeren wird in der Literatur die Giftentfernung empfohlen. Die Erste Hilfe besteht in der Gabe von medizinischer Kohle, dem Auslösen von Errechen und der Gabe von Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser).

 In der Klinik beginnt die Behandlung mit einer Magenspülung.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Zubereitungen des getrockneten, blühenden Krautes werden als Herzmittel verwendet, siehe Arzneipflanzenbeet „Blutkreislauf“.

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Gewöhnlicher Seidelbast (February Daphne) Daphne mezereum L.

Botanik
FAMILIE: Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae).
HABITUS: Bis 1,2 m hoher, laubabwerfender Strauch. Vor der Blattentwicklung blühend. Korkige Äste.
BLÄTTER: Lanzettlich, weich, bis 12 cm lang, 3 cm breit, spiralig am Spross aufsteigend.
BLÜTEN: Rosenrot, stark duftend, meist zu dritt in Büscheln an den Zweigspitzen eine unterbrochene Ähre vortäuschend.
BLÜTEZEIT: Februar bis April.
FRÜCHTE: Rote, saftige, etwas eiförmige, erbsengroße Beeren.
VERBREITUNG: Europa, Westasien. Bei uns ist Seidelbast ein Bestandteil der Laubmischwaldgesellschaft. Er wächst auf frischen bis feuchten, nährstoffreichen, meist kalkhaltigen Lehm- oder Steinverwitterungsböden. Zierstrauch in Gärten. Die Pflanze steht unter Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz vom 01.02.2001).

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile, vor allem die Rinde und Beeren, bei denen zerbissene Samen (scharf schmeckend) für die Toxizität verantwortlich sind. Der Giftgehalt wird scheinbar nicht durch Trocknung oder feuchte Lagerung der Pflanzenteile beeinflusst.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: So genannte Diterpenester vom Daphnantyp. Daphnetoxin (0,02 %) wurde aus der Rinde isoliert. Mezerein (0,04 %) enthalten die ganzen getrockneten Früchte. Dieses befindet sich nur in den Samen (0,1 %). Die Rinde enthält kein Mezerein.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Das Kauen von Früchten führt binnen weniger Stunden zu einem schweren Krankheitsbild mit heftigem Kratzen und Brennen im Mund, Lippen- und Gesichtsschwellungen, Speichelfluss, sowie Heiserkeit und Schluckbeschwerden, Durstgefühl, Erbrechen, blutigen Durchfällen; in schweren Fällen kommt es zu narkotischen Nebenwirkungen mit Schwindel, Betäubung, Krämpfen und sogar zum Tod. Bereits kleine Wunden im Mund können sehr verhängnisvoll werden (n. Hagers, Hdb. der Pharmaz. Praxis). Blätter führen ebenfalls zu Vergiftungen. Äußerlich führt der Hautkontakt mit der frischen Rinde nach 4 bis 6 Stunden zur Rötung, Schwellung, Blasenbildung und Abstoßung der Epidermis, später zur Nekrose. Bereits ein Zweigteil im Mund führt zur Rötung.

Intoxikationsverlauf in Kurzform:
• Kratzen und Brennen im Mund,
• Lippen- und Gesichtsschwellungen,
• Speichelfluss,
• Heiserkeit und Schluckbeschwerden,
• Durstgefühl,
• Erbrechen,
• blutige Durchfälle,
• Schwindel, Betäubung, Krämpfe und Tod.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Innerlich: Für Erwachsene gilt die Einnahme von 10 bis 12 Früchten als tödlich; bei Kindern 2 bis 3 Früchte. Auch schon kleine Mengen Rinde können zu schweren Vergiftungssymptomen führen. Äußerlich: Der Hautkontakt mit frischer Rinde oder Saft ist bereits gefährlich. Vergiftungsgefahr besteht aus Neugier und Unachtsamkeit. Bei Kindern sind es die ansehnlichen Früchte; bei Erwachsenen der Umgang mit den blühenden Zweigen für die Vase.
Maßnahmen: Im Wesentlichen symptomatisch. Bei Ingestion (vor allem der zerkauten Samen) oder Blüten ist eine primäre Giftentfernung erforderlich; d. h., Gabe von medizinischem Kohlepulver, Erbrechen auslösen, Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser). Viel warmen Tee trinken lassen. Gegen die Entzündungserscheinungen an den Schleimhäuten werden kühlende Umschläge, anaesthesierende Salben und innerlich Calciumgluconat 20 ml i.v. und  evt. Cortisonpräparate empfohlen.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Homöopathie: : „Daphne mezereum“ (Mezereum). Verwendet wird die frische, vor Beginn der Blüte gesammelte Zweigrinde. Die Darreichungsformen, wie Verdünnungen, Tabletten, Streukügelchen und Verreibungen beginnen ab der 4. Dezimalverdünnung (D4). Die Anwendungen sind Atemwegsentzündungen; Verdauungsstörungen; juckende Hautreizungen und Hauteiterungen; Nervenschmerzen, Knochenschmerzen und andere Schmerzzustände.

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.

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Weißer Stechapfel (Thorn Apple) Datura stramonium L.

Botanik
FAMILIE: Nachtschattengewächse (Solanaceae).
HABITUS: Einjährig, bis 1m hoch, aufrecht.
BLÄTTER: Bis 20 cm lang, eiförmig, buchtig gezähnt, kahl.
BLÜTEN: Weiß. Trompetenförmige Krone, bis 7 cm lang.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
FRÜCHTE: Stachelige Kapseln, bis 5 cm lang; Samen schwarz, bis 3,5 mm lang.
VERBREITUNG: Gemäßigte und warme Zonen der ganzen Erde. Bei uns gehört die Pflanze zur Schuttunkrautgesellschaft. Man findet sie an Wegrändern, Mauern und in Gärten auf nicht zu trockenen, nährstoff- sowie stickstoffreichen Sand-, Ton- und Lehmböden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Tropan-Alkaloide, vor allem Hyoscyamin und Scopolamin. Bei jungen Pflanzen überwiegt Scopolamin, bei älteren Hyoscyamin. Gesamtalkaloidgehalt: Ganze Pflanze 0,25 – 0,36 %;  Wurzel 0,18 – 0,22 %; Sprossachse: 0,16 %; Blüten um 0,6 %; Samen 0,4 – 0,6 %.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Bei Einnahme
• zunächst allgemeine Erregung,
• Sinnestäuschungen,
• Übelkeit,
• Pupillenerweiterung,
• Sehstörung,
• Benommenheit und
• Atemlähmung.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig
, d. h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Der Verzehr von ca. 100 Samen kann für Kinder tödlich sein. Vergiftungsquellen bei Erwachsenen sind Überdosierung bei der Aufnahme von Teeaufgüssen der Blätter oder des Krautes bzw. bei Mischung der Blätter zur Herstellung von tabakähnlichen Genussmitteln. Ferner muss an die Verwechslung der Samen mit Mohnsamen oder Schwarzkümmel gedacht werden.
Maßnahmen: Nach Aufnahme möglicherweise toxischer Mengen sollte schnell Errechen ausgelöst werden, z. B. durch Trinken von Salzwasser. Zur Giftentfernung können außerdem Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser) und Aktivkohle gegeben werden. Zur Temperatursenkung sind Umschläge mit nassen Tüchern geeignet. Wegen möglicher Halluzinationen sollte der Patient ständig beobachtet werden. Insgesamt entsprechen die Maßnahmen denjenigen zur Behandlung einer Tollkirschen-Vergiftung (Atropa belladonna).

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Volkstümlich wurden Zubereitungen der Blätter (Räuchermittel) und Samen bei Asthma, Keuchhusten, spastischer Bronchitis und inneren Erkrankungen mit vegetativen Dysregulationen angewendet. Von dem Einsatz ist abzuraten wegen nicht ausreichend belegter Wirksamkeit und wegen des toxikologischen Risikos. – Homöopathie: "Datura Stramonium" (Stramonium). Verwendet werden die frischen  oberirdischen Teile zur Herstellung einer Urtinktur. Die Verdünnungen bis einschließlich der 3. Dezimalverdünnung (D3) sind verschreibungspflichtig. Anwendungsgebiete sind hochfieberhafte Infektionen, Krampfzustände; Krankheiten mit Beeinträchtigung seelischer Funktionen; Entzündungen der Augen.

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Roter Fingerhut (Foxglove) Digitalis purpurea L.

Botanik
FAMILIE: Wegerichgewächse (Plantaginaeceae); Digitalis gehörte früher zu den Braunwurzgewächsen, Scrophulariaceae.
HABITUS: Zweijähriges Kraut. Im ersten Jahr mit großer Blattrosette, im zweiten Jahr treibt ein bis 2 m hoher Spross mit Blüten: Alle Teile schmecken bitter.
BLÄTTER: Länglich-eiförmig, runzelig, am Stiel herablaufend. Beiderseits dichte Behaarung, hervortretendes Adernetz auf der Unterseite.
BLÜTEN: Glockige, bis 5 cm lange Kronen, hellpurpurn, selten weiß in einseitswendigen Trauben.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: 2-fächerige, braune Kapseln, mit zahlreichen kleinen, braunen Samen. Diese werden nach dem Aufspringen der Kapseln durch den Wind leicht und weithin verstreut.
VERBREITUNG: Europa. Bei uns ist der Fingerhut ein Bestandteil der so genannten Kahlschlagsgesellschaft, d.h. auf Waldlichtungen, buschigen Abhängen; auf meist lockeren, kalkfreien, sandigen Lehmböden. Als Zierpflanze in Gärten.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Herzwirksame Glykoside vom Cardenolidtyp. Die Blätter
 enthalten etwa 30 Cardenolidglykoside. Die Stoffe gehören den Purpureaglykosidreihen A, B und E an. Der Gesamtgehalt kann in gezüchtetem Pflanzgut 0,6 % erreichen; er liegt üblicherweise zwischen 0,16 und 0,4 %, bezogen auf Trockenmaterial. Die Samen enthalten bis 0,75 % Cardenolidglykoside. Hauptglykosid ist hier das Digitalinum verum.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN:
• Die frühen Anzeichen einer Digitalisintoxikation sind Übelkeit mit ständigem Brechreiz und eventuell Diarrhö.
• Die deutlicheren Zeichen einer Vergiftung sind das Sehen von Doppelbildern, Störungen im Farbsehen, EKG-Veränderungen wie eine ST-Senkung, PQ-Verlängerung, QT-Verkürzung, T-Abflachung, die typische Muldenbildung oder gar Kammerflimmern. Es kommt zu Unruhe, Kopfschmerzen, Desorientiertheit, Delirien, Halluzinationen, Blutdruckabfall, Bewusstseinsstörungen und schließlich zu Adam-Stokes-Anfällen (Schwindel, kurzfristige, tiefe Bewusstlosigkeit, Blässe). Die Rhythmusstörungen variieren. Der Höhepunkt hinsichtlich der Giftaufnahme (Resorptionsmaximum) ist nach zwei Stunden erreicht. Bei sehr hohen Dosen kann dieses Resorptionsmaximum stark verlängert sein.
• Exitus plötzlich oder nach Tagen durch Kammerflimmern.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Die Vergiftungsgefahr für den Menschen ist nicht hoch wegen des bitteren Geschmacks der Pflanzenteile. Für Kinder ist das Objekt wenig interessant. Irrtümlich aus den Blättern bereitete Teeaufgüsse werden wegen des Geschmacks nur sehr zögerlich aufgenommen. Eine gewisse Gefahr besteht durch Überdosierung von therapeutisch eingesetzten Digitalispräparaten.

Maßnahmen: Die erste Hilfe besteht in der Gabe von medizinischer Kohle, dem Auslösen von Erbrechen und Verabfolgung von Natriumsulfatlösung.
In der Klinik erfolgt eine Magenspülung; bei Herzrhythmusstörungen vorübergehender Einsatz eines Herzschrittmachers u.a. In kritischeren Fällen wird Digitalis-Antitoxin intravenös appliziert. Bei dem Digitalis-Antitoxin handelt es sich um Fab-Antikörperfragmente (Fab, Abkürzung für engl. Fragment antigen binding) von IgG-Immunglobulinen aus dem Blutserum immunisierter Schafe. Die Wirksamkeit von Digitalis-Antitoxin beruht auf einer raschen und nahezu vollständigen Bindung des Antitoxins an das im Extrazellulärraum vorhandene freie Toxin, wodurch pharmakologisch unwirksame Antitoxin-Glykosid-Komplexe entstehen (Neutralisation). So kommt es zu einem Konzentrationsgefälle zwischen der Glykosidkonzentration im intra- und extrazellulären Raum. In der Folge diffundiert zunehmend intrazelluläres Glykosid in den Extrazellulärraum, wo es von dem hier vorhandenen Antitoxin fortlaufend neutralisiert wird.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Siehe Roter Fingerhutauf dem Arzneipflanzenbeet „Blutkreislauf“.

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Gewöhnliches Pfaffenhütchen (Common Spindle) Euonymus europaeus L.

Botanik
FAMILIE: Spindelstrauchgewächse (Celastraceae).
HABITUS: Bis 3 m hoher, laubabwerfender Strauch. Junge Äste 4-kantig, bisweilen fast geflügelt.
BLÄTTER: Länglich-lanzettlich bis länglich-eiförmig, klein-gesägt, bis 10 cm lang und 3,5 cm breit.
BLÜTEN: Unscheinbar, mit 4 grünlich-weißen, 3 bis 5 mm langen Kronblättern in achselständigen Scheindolden.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: 4-Fächerige, stumpfkantige, flügellose, rosenrote Kapseln, etwa 1 cm lang. Samen weiß, eiförmig, 6 bis 7 mm lang mit orangerotem Samenmantel
VERBREITUNG: Europa, Kaukasus, Türkei. Das Pfaffenhütchen bevorzugt Waldränder, Hecken, Raine und Abhänge mit nährstoffreichen, oft kalkhaltigen, lehmigen Böden. Auch als Zierstrauch in Gärten und Parkanlagen.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Teile, vor allem die Früchte.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: • Herzwirksame Glykoside, in kleinen Mengen vor allem in den Samen (Cardenolide wie Evobiosid, Evomonosid, Evonosid und weitere). • Alkaloide, ebenfalls in den Samen das Alkaloid Evonin, (ein Esteralkaloid mit den Bausteinen eines substituierten Pyridinringes, einer Sesquiterpenlactoneinheit und Acetylgruppen). Mengenangaben fehlen.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Die Intoxikation zeigt sich durch •Übelkeit, Erbrechen,
• schleimig-wässrigen Durchfall, der manchmal auch blutige Anteile hat, Darmentzündungen und Koliken,
• Krämpfe, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma,
•Tachykardie (Herzrhythmusstörung mit einem Anstieg der Herzfrequenz auf über 100/Minute) und andere Störungen des Kreislaufes.
• Die Pupillen sind mittelweit und reagieren nur träge.
• Die Körpertemperatur ist erhöht.
•Die Gifte schädigen zusätzlich die Leber und die Nieren.

Gefährlichkeitsgrad
Stark giftig, d.h. Vergiftungsanzeichen nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Insbesondere Kinder sind gefährdet, wenn sie die verlockend aussehenden Früchte essen. Eine Vergiftung wird erst nach einer Latenzzeit von 8 bis 16 Stunden erkennbar. Die tödliche Dosis beträgt bei einem Erwachsenen 30 bis 40  Samen. Bei einem Kind wurde eine schwere Vergiftung nach der Aufnahme von zwei Samen beobachtet. Bis zu drei Samen werden in der Regel problemlos vertragen.
Maßnahmen: Nach Verzehr weniger Samen ist es in der Regel ausreichend, Flüssigkeit trinken zu lassen. Falls mehr als 3 Samen eingenommen wurden, kommt die sofortige Gabe von medizinischer Kohle meist wegen der langen Latenzzeit zu spät. Sie sollte aber dennoch rasch durchgeführt werden. - Die Prognose einer Vergiftung ist bei der Aufnahme weniger Pflanzenteile günstig.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: In der Volksheilkunde dienten Abkochungen der reifen Früchte als Mittel gegen Krätzemilben und Ungeziefer. Das oben erwähnte Alkaloid Evonin wird für die insektizide Wirkung verantwortlich gemacht. Homöopathie: „Evonymus europaea“ (Euonymus europaea). Verwendet werden die frischen reifen Früchte. Anwendungsgebiete sind Erkrankungen der Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sowie Kopfschmerzen.

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Christrose, Schwarze Nieswurz (Christmas Rose) Helleborus niger L.

Botanik
FAMILIE: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
HABITUS: Bis 30 cm hohe, ausdauernde Pflanze mit kräftigem Wurzelstock.
BLÄTTER: Winterhart, langgestielt, grundständig. Spreite lederig, 7- bis 9-teilig, dunkelgrün.
BLÜTEN: Weiß mit zahlreichen Staubblättern, 3 bis 6 cm im Durchmesser. Stiele aufrecht mit 1 bis 3 schuppenförmigen Hochblättern.
BLÜTEZEIT: Dezember bis März.
FRÜCHTE: Auffällige, geschnäbelte, vielsamige Balgfrüchte, 3 cm lang.
VERBREITUNG: Mittel- und Südeuropa. Bei uns in Buchenmischwäldern auf kalkhaltigen, lehmigen Böden. In Gärten als Zierpflanze kultiviert und bisweilen daraus verwildert.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: In unterirdischen Teilen das Saponingemisch „Helleborin“ (Steroidsaponine?).  In oberirdischen Teilen vor allem Protoanemonin (5-Methylen-2(5H)-furanon), dessen genuine Vorstufe das Glykosid Ranuncosid ist.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Schleimhautreizungen; Kratzen im Mund- und Rachenraum, erhöhter Speichelfluss, dann vor allem Magen-Darm Beschwerden mit Erbrechen, Koliken und Durchfällen; Pupillenerweiterung.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Die frühere volkstümliche Verwendung des Wurzelstockes bei Verstopfung u. ä. Erscheinungen ist wegen der Risiken abzulehnen. - Homöopathie: Zubereitungen stammen  aus dem getrockneten Wurzelstock. Anwendungsgebiete sind Hirn- und Hirnhautentzündungen, akute Durchfallerkrankungen, Nierenentzündung, Verwirrtheitszustände und Gemütsleiden. – Die gepulverte Wurzel kann bis zu 10 % als Bestandteil von Schnupfpulver vorkommen.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringerPflanzenmengen. Bereits der Pflanzensaft kann starke Hautreizungen verursachen (Protoanemonin-Wirkung), daher beim Schneiden z.B. für Blumensträuße am besten Handschuhe tragen. 
Auch getrocknetes Pflanzenmaterials ist noch giftig. Helleborus-Vergiftungen sind selten.  - Erste Hilfe: Sofortiges Erbrechen, Medizinische Kohle, Abführmittel.

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Schwarzes Bilsenkraut (Black Henbane) Hyoscyamus niger L.

Botanik
FAMILIE: Nachtschattengewächse (Solanaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohes, aufrechtes Kraut. Klebrig-zottig. 1- bis 2-jährig.
BLÄTTER: Buchtig-fiederspaltig gezähnt, unten gestielt, oben halb-stängelumfassend.
BLÜTEN: In den Blattachseln. Krone schmutzig-gelb, auffällige dunkelviolette Aderung.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
FRÜCHTE: Deckelkapseln.
VERBREITUNG: Europa, Nord- u. Westasien, Nordafrika. Bilsenkraut gehört zur Schuttunkrautgesellschaft. Es wächst an Wegrändern, Mauern usw. auf frischen, nährstoff- und stickstoffreichen Sand- oder Lehmböden. Die Pflanze steht unter Schutz nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (18.12.2000).

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Pflanzenteile, besonders Samen und Wurzeln.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Tropan-Alkaloide: In trockenen, oberirdischen Teilen insgesamt 0,13 %. In den Samen 0,05 bis 0,3%. In den Wurzeln 0,08%. Das Hauptalkaloid ist Hyoscyamin (60 % des Gesamtgehaltes), daneben Scopolamin.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Die Vergiftungserscheinungen sind denen vom Stechapfel ähnlich, d.h.,
• Trockene Schleimhäute,
• erweiterte, lichtstarre Pupillen,
• Sehstörungen,
• psychomotorische Unruhe mit starkem Rededrang,
• Halluzinationen,
• Durchfälle,
• Herzrasen,
• Bewusstlosigkeit,
• Atemlähmung.

Wirkprinzip: Auf das Großhirn, das Zwischenhirn und das verlängerte Mark haben die Wirkstoffe eine zentral erregende Wirkung. Peripher bewirken sie an allen cholinerg reagierenden Nervenendigungen eine lähmende Wirkung.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Die tödliche Dosis soll bei Kindern 15 Samen betragen. Vergiftungen entstehen relativ selten durch die Verwechslung der Wurzeln mit Garten-Schwarzwurzeln oder der Bilsenkrautsamen mit Mohnsamen. Früher hat einmal mit  Bilsenkrautsamen verunreinigte Hirse zu Massenvergiftungen geführt. Heute weisen Vergiftungen meist auf den Verdacht des missbräuchlichen Genusses von Pflanzenteilen zum Rauchen oder Räuchern hin.

Maßnahmen: Die sofortige Gabe von medizinischer Kohle ist die erste Hilfe. Ferner ist der Patient zu beruhigen. Gegen auftretenden Krämpfe können Benzodiazepine, wie Diazepam (10 bis 20 mg intravenös) eingesetzt werden. Die Benzodiazepine beruhigen auch den erregten Patienten. Bei Atemstörungen muss der Patient intubiert und mit Sauerstoff beatmet werden. Als spezifisches Antidot kann Physostigminsalizylat (Cholinesterase-Blocker) gegeben werden. Die Dosis bei Kindern beträgt 0,5 mg und bei Erwachsenen 2 mg intramuskulär oder langsam intravenös. Diese Maßnahme bedarf der Monitorkontrolle. Bei einem erneuten Auftreten der Symptome kann Physostigminsalizylat nachinjiziert werden.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Das Bilsenkraut wird als Arzneipflanze auf dem Arzneipflanzenbeet „Krämpfe“ besprochen.

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Sadebaum (Sabine) Juniperus sabina L.

Botanik
FAMILIE: Zypressengewächse (Cupressaceae).
HABITUS: Immergrüner Strauch, bis 1,5 m, selten 3 m hoch. Besenförmig vielästig und meist niederliegend. In Kultur aufrechter Stamm. Beblätterte Triebe beim Zerreiben unangenehm riechend.
BLÄTTER: 1 bis 3 mm lang, schuppenförmig, dicht dachziegelig anliegend.
BLÜTEZEIT: April bis Mai.
FRÜCHTE: Beerenzapfen. Blauschwarz, bereift an gekrümmten Stielen hängend, erbsengroß.
VERBREITUNG: Gebirge Südeuropas, Kleinasien bis Ural. Bei uns vorkommend in der Voralpenstufe auf Trockenrasen und Felsfluren in steinigen Böden, unter Kiefern; sonst angepflanzt, z. B. in Parks und auf Friedhöfen.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Alle Teile, vor allem Zweigspitzen.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Ätherisches Öl; in den Zweigspitzen 2 -3 %, vor allem aus  Sabinylacetat (um 48 % des Öls) und Sabinen (um 22 %) bestehend. Der Rest ist ein Gemisch weiterer Monoterpene, wie Sabinol und Thujon.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN:
Innerlich:
• Übelkeit und Erbrechen (grünlich, evtl. blutig, typischer Geruch nach ätherischem Öl),
• Gewebeschädigung im Gastrointestinaltrakt (teilweise blutiger Durchfall),
• Brennen beim Urinieren, Blut im Urin,
• Erregung und Bewusstseinsstörungen,
• Herzrhythmusstörungen,
• Gebärmutterkrämpfe,
• Leberschäden.
• Der Tod erfolgt im Zustand zentraler Lähmung und tiefer Bewusstlosigkeit erst nach 10 Stunden bis mehreren Tagen.

Äußerlich:
• Die Resorption des ätherischen Öls über die Haut ist möglich.
• Das ätherische Öl hat eine sehr starke, reizende Wirkung auf die Haut, die bis zur Blasenbildung und Schädigungen tieferer Hautschichten führen kann.

Gefährlichkeitsgrad
Sehr stark giftig, d.h. Gefährdung schon nach Aufnahme geringer Pflanzenmengen. Die tödliche Dosis beträgt 6 Tropfen des ätherischen Öles oder 5 bis 20 g der Zweigspitzen. Bereits 1 g der Zweigspitzen kann zu Vergiftungen führen.
Maßnahmen:
• Schleimhautspülung: Reichlich Flüssigkeit (Tee oder kohlensäurefreies Wasser) zu trinken geben. Das Gift wird dadurch von den empfindlichen Schleimhäuten des Rachens gespült und verdünnt.
• Medizinische Kohle geben: Als Richtschnur gelten 1 g Kohle pro Kilogramm Körpergewicht. Kohletabletten werden zerdrückt und in Wasser aufgeschwemmt, Kohlegranulat wird mit Wasser versetzt und geschüttelt. Medizinische Kohle bindet das Gift, das dann zusammen mit der Kohle nach drei bis vier Stunden ausgeschieden wird.
• Bei Auftreten von Vergiftungssymptomen: Sofort Notruf auslösen. Möglichst Teile der Pflanzen zur Identifikation vorlegen.
Ärztliche Maßnahmen: Bei Krämpfen können Benzodiazepine, wie Diazepam und Midazolam gegeben werden. Ein peripherer venöser Zugang ist bei jeder Intoxikation obligat. Die Prognose einer Vergiftung ist sehr ernst.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Volksmedizinisch wurden früher Infuse und Dekokte von den Zweigspitzen im Wesentlichen bei Menstruationsstörungen und missbräuchlich zur Abtreibung eingenommen. Vor der Einnahme ist zu warnen. Äußerlich in Salben eingearbeitet bei Warzen und Feigwarzen - Homöopathie: „Juniperus sabina“ (Sabina). Die frischen, noch unverholzten Zweigspitzen mit den Blättern. Anwendungen bei Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, der Nieren und ableitenden Harnwege, sowie des Stütz- und Bewegungsapparates, z.B. Gebärmutterblutung, Entzündung der Harn- und Geschlechtsorgane, Rheumatismus und Warzen. Die Zubereitungen sind apothekenpflichtig. Verschreibungspflicht besteht für die Urtinktur und 1. bis 3. Dezimalverdünnung.

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.

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Gift-Lattich (Bitter Lettuce) Lactuca virosa L.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Ein- bis zweijährige, milchsaftführende, 60 bis 120 cm hohe Pflanze. Wurzelstock mit Mohngeruch. Stängel oft rötlich, manchmal unten steifborstig.
BLÄTTER: Kahl, blaugrün und stängelumfassend. Die oberen pfeilförmig, sitzend. Unterseiten am Mittelnerv stachelig und am Rande fein dornig gezähnt.
BLÜTEN: Körbchen mit hellgelben Zungenblüten,vor dem Aufblühen hängend. Hüllblätter dachziegelig, kahl, mit weißem Rand und roter Spitze. In großen pyramidenförmigen Rispen.
BLÜTEZEIT: Juli bis August.
VERBREITUNG: Eurasien, Westasien, Nordafrika. In Mitteleuropa eher selten anzutreffen. Giftlattich gehört zur Unkrautgesellschaft; auf Schuttplätzen, trockenen, warmen und nährstoffreichen Böden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze, besonders der Milchsaft.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Sesquiterpenlactone (Lactucin, Lactucopikrin). Der Milchsaft enthält bis zu 3,5 % dieser Stoffe.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Für den Giftlattichsaft werden bei Überdosierung (ohne Mengenangaben) u.a. angegeben
• Schweißausbruch,
• Atembeschleunigung,
• Schwindel,
• Kopfschmerzen,
• Sehstörungen.

Gefährlichkeitsgrad
Stark giftig, d.h. Vergiftungsanzeichen nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Die Blätter können mit Kopfsalat verwechselt werden. Konkrete Vergiftungsfälle sind in neuerer Zeit nicht bekannt geworden.
Maßnahmen:
• Giftentfernung durch Auslösen von Erbrechen.
• Gabe von Medizinalkohle (10 g) und Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser).
• Magenspülung, ggf. mit Kaliumpermanganat-Lösung (0,1% bei Erwachsenen, 0,05% bei Kindern).
• Überwachung des Kreislaufs.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Homöopathie. „Lactuca“. Verwendet wird die frische, ganze, zur Blütezeit gesammelte Pflanze. Anwendungsgebiete sind Verdauungsschwäche mit Blähsucht, Krampfhusten, nervöse Störungen.

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Deutsches Weidelgras (Perennial ryegrass) Lolium perenne L.

Botanik
FAMILIE: Süßgräser (Poaceae).
HABITUS: 30 bis 60 cm hohes, ausdauerndes Gras, ausgebreitete Horste bildend. Nichtblühende Pflanzen Büschel bildend, daher für strapazierfähige Rasen geeignet. — Wichtige Futterpflanze.
BLÄTTER: Halm glatt. Bis 20 cm lang.
BLÜTEN: Unterbrochene Ähren mit 10 bis 20 zweiseitig abgeflachten Ährchen. Deckspelzen unbegrannt.
BLÜTEZEIT: Mai bis Oktober.
VERBREITUNG: Kosmopolit. Das Deutsche Weidelgras ist sehr trittresistent und regeneriert sich sehr schnell. Es ist damit gut geeignet für strapazierfähige Rasen in Sportanlagen, Parks und Ziergärten. Aus diesem Grund ist es ein typischer Bestandteil zahlreicher Rasenmischungen. Es verträgt Beweidung und häufigen Schnitt sehr gut. Seine wichtigste Bedeutung liegt in der Nutzung als Weidegras und in der Gewinnung von Heu. Es wird meist in einer Mischung mit anderen Gräsern und auch mit Klee angebaut.

Toxikologie
Weidelgras istkeine Giftpflanze. Das Gras wird hier erwähnt wegen seiner allergologischen Bedeutung.

Allergologie
ALLERGENE PFLANZENTEILE: Antheren und Pollen. Diese sind die wichtigsten Allergenträger bei den Süßgräsern.
ALLERGENE INHALTSSTOFFE: Bislang ist ein Allergen mit einem Molekulargewicht von 32.000 Dalton bekannt (= "Lol p 1".
 Die Zeichenfolge steht für das erste identifizierte Pollen-Allergen in Lolium perenne). Es handelt sich um ein Inhalationsallergen (Aeroallergen). Es sind Proteine.

Für die Pollenallergie sind die Pollenkörner von windbestäubten Pflanzen verantwortlich. Zum Beispiel sind im Roggen (Secale cereale) pro Staubblatt rund 19000 Pollenkörner enthalten. Somit produziert ein durchschnittlicher Halm gegen sieben Millionen Pollenkörner. Dies führt während der Blütezeit zu regelrechten Staubwolken. Die allergene Potenz der Pollenkörner ist unterschiedlich, weshalb die Symptome einer Graspollenallergie verschieden stark ausfallen können.

SYMPTOME: Durch das Einatmen oder den direkten Kontakt mit den in der Luft vorhandenen Pollen schwellen die Bindehaut der Augen und die Schleimhaut der Nase an. Das aus Gewebemastzellen freigesetzte Histamin führt zu Juckreiz. Durch Kratzen und Reiben verstärkt sich die Schwellung und die Schleimhäute entzünden sich.
Zusammengefasst sind die häufigsten Erscheinungen einer Graspollenallergie (Heufieber, Heuschnupfen):
• Niesattacken,
• Fliesschnupfen (Rhinitis),
• verstopfte Nase,
• juckende, tränende Augen sowie
• Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren.
• Atemnot.
• Angestauter Schleim in den Nasennebenhöhlen kann zu Kiefer- und Kopfschmerzen führen.
• Fachleute warnen vor dem so genannten Etagenwechsel, d.h. eine langfristig unbehandelte Pollenallergie kann sich zu einem allergischen Asthma entwickeln.

Ergebnisse von Laborversuchen zur Wirkungsweise:
Die Auslösung von allergischem Asthma bei Graspollenallergikern ist bislang nur unzureichend verstanden, da die intakten Pollenkörner aufgrund ihrer Größe die unteren Luftwege nicht erreichen können. Bei der Untersuchung von Weidelgraspollen wurde beobachtet, dass die Pollenkörner in hypotoner Umgebung (Wasser) innerhalb von Minuten aufquellen und ihren zytoplasmatischen Inhalt durch den Keimporus herausschleudern. In dem ausgestoßenen Zytoplasma befinden sich Partikel mit Allergenen im Mikrometer- und Submikrometerbereich. Diese Partikel könnten sich als staubförmige Allergenträger in die Luft verbreiten und direkt oder nach Anhaftung an andere Stäube (z.B. Rußpartikel) eingeatmet werden.

Maßnahmen: Die medikamentöse Behandlung der Symptome erfolgt mit Antihistaminika und Antiallergika in Form von Nasensprays und Augentropfen oder Tabletten, eventuell auch in Kombination mit Kortison. Die sog. Desensibilisierung ist bis heute die einzige Möglichkeit, eine Pollenallergie längerfristig zu vermindern. Sie setzt eine allergologische Begutachtung durch den Facharzt voraus.

Vorbeugung: Während der Pollensaison sollte man darauf achten, hauptsächlich während längerer Regenphasen oder nur kurz in den frühesten Morgenstunden zu lüften, im Auto Pollenfilter und an den Fenstern Pollenschutzgitter anzubringen. Es empfiehlt sich, die Haare abends zu waschen, nicht selber Rasen zu mähen oder Staub zu saugen. Bei warmem, windigem Wetter ist nur ein kurzer Aufenthalt im Freien vertretbar; dabei sollten Sonnenbrille mit Seitenschutz und eine Kopfbedeckung getragen werden.

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.

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Taumel-Lolch, Tollgerste Lolium temulentum L.

Botanik
FAMILIE: Süßgräser (Poaceae).
HABITUS: 30 bis 100 cm hohes, einjähriges Gras, alle Triebe mit Blütenständen.
BLÄTTER: Blattscheiden schmal; oben rau, unten glatt.
BLÜTEN: Ähre mehr als 20 cm lang, locker, mehrblütige Ährchen; Hüllspelze 15 bis 30 mm lang, 2- bis 4-mal länger als Deckspelze; Deckspelzen derb, mit Granne.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Europa, Mittelmeergebiet. Außerhalb Deutschland ist die Pflanzenart geschützt.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Frucht/Samen.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Pyrrolizidin-Alkaloide (Lolin und Lolinin). Vor allem aber ist es so, dass auf und in den Pflanzen lebende Bakterien (Corynebacterium) Neurotoxine bilden, welche die Giftwirkung hervorrufen, wie es auch an anderen Gräsern derselben Gattung bekannt ist. Dominierend sind dabei die so genannten Corynetoxine welche Glykolipide darstellen.

VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Durch den Verzehr von Lolchfrüchten, mit denen früher gelegentlich das Getreide verunreinigt war, kam es zu Massenvergiftungen mit dem Auftreten von
• Schwindel,
• Verwirrtheit,
• Erbrechen,
• Magenbeschwerden und
• Atemnot.

Wirkprinzip:
Die Alkaloide sind im Tierversuch schwach toxisch. Die Corynetoxine jedoch führen zu den charakteristischen ZNS-Störungen (zentrale Depression und Muskellähmung).

Gefährlichkeitsgrad
Giftig
. Vergiftungen mit Taumel-Lolch sind heute sehr unwahrscheinlich, da die Pflanze fast ausgestorben ist. Todesfälle sind selten.

Maßnahmen: Sofort medizinische Kohle (10 g) verabreichen, Erbrechen auslösen und Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser) geben. In der Klinik zunächst Magenspülung, evt. mit 0,1 proz. Kaliumpermanganatlösung. Nach Giftstoffaufnahme werden Krampferscheinungen durch die Gabe von Diazepam unterdrückt.

Tiergiftig:
Vor allem für Pferde und Schweine ist der Taumel-Lolch stark giftig. Eine Vergiftung tritt aber erst nach dem Fressen von mehreren Kilogramm ein. Rinder und Kühe sind weniger gefährdet. Symptome einer Vergiftung sind Taumeln sowie Lähmungen, die von Krämpfen unterbrochen werden.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Homöopathie. „Lolium temulentum“. Verwendet werden die reifen, getrockneten Früchte. Anwendungsgebiete sind Durchblutungsstörungen des Gehirns, Schwindel (Vertigo), Gangstörungen, Magenbeschwerden, Neuralgien und Schlaflosigkeit. Die üblichen Verdünnungen sind D3 und D4.

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Alraune (Devil's Apple) Mandragora officinarum L.

Botanik
FAMILIE: Nachtschattengewächse (Solanaceae).
HABITUS: Staude mit fleischiger Wurzel. Stängel stark verkürzt. Auf der Erdoberfläche ist nur eine Blattrosette erkennbar. Die Blätter haben einen ekelerregenden Geruch.
BLÄTTER: Fast niederliegend, bis 40 cm lang, eiförmig-länglich, am Rand gekräuselt.
BLÜTEN: Glockig, gelbgrüne Krone, 3 bis 4 cm im Durchmesser, zu mehreren in der Mitte stehend.
BLÜTEZEIT: März bis April.
FRÜCHTE: Am Boden liegende, grüne bis gelbe Beeren, 2 bis 3 cm im Durchmesser.
VERBREITUNG: Mittelmeergebiet; in milden, frostfreien Gegenden Mitteleuropas. Die Alraune ist eine Ödlandbewohnerin, die trockene, sonnige bis halbschattige Standorte auf leichtem Sandboden bevorzugt. Bei uns nicht zur heimischen Flora gehörend; in Gärten aus Samen kultvierbar. Die Pflanzen benötigen je nach Lage Winterschutz.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Blätter und Wurzeln (Alraunwurzel mit menschenähnlicher Gestalt, weshalb sie als Zaubermittel diente).
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Tropan-Alkaloide. In den unterirdischen Organen 0,2 – 0,6 % vor allem Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin, Cuscohygrin, Apoatropin sowie die N-Oxide von Hyoscyamin und Scopolamin.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Die Wirkungen sind ähnlich denjenigen der Tollkirsche (Atropa belladonna), d.h., innerhalb 15 Minuten nach Einnahme stellen sich Intoxikationen ein, wie
• Rötung des Gesichts (heiße, scharlachrote Haut),
• Trockenheit im Mund (Schleimhäute),
• Pulsbeschleunigung,
• Pupillenerweiterung (sog. „Glanzaugen“),
• Unruhe, Erregung, Rededrang, Irrereden, Schreien,
• Krämpfe,
• Bewusstlosigkeit und
• Atemlähmung.

Gefährlichkeitsgrad
Stark giftig, d. h. Vergiftungsanzeichen nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Die großen, kohlartigen Blätter sind als Verunreinigung von Gemüse beschrieben worden. Man geht von einer Mortalität von ungefähr 10 % aus.
Maßnahmen: Nach oraler Aufnahme von Pflanzenteilen und Zubereitungen sollte mit Salzwasser möglichst schnell Erbrechen ausgelöst werden. Anschließend können Natriumsulfat (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser) und 10 g medizinische Kohle verabreicht werden. Als temperatursenkende Maßnahme Umschläge mit nassen Tüchern. In der Klinik gibt man Physostigmin (Cholinesterase-Blocker) 1 bis 2 mg (Kinder 0,5 mg) intravenös, bei Wiederauftreten gefährlicher Symptome wird in einstündigem Abstand wiederholt. Bei Krämpfen Diazepam, 10 bis 20 mg intravenös. Die Versorgung mit einem Plasmaexpander ist ein selbstverständlicher Bestandteil der Notfallversorgung. Opiate und Opioide dürfen nicht verabreicht werden. Unter gegebenen Umständen können eine Intubation und eine Sauerstoffbeatmung notwendig werden.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: In der Medizin und Volksmedizin heute bedeutungslos (früher war Mandragoraeine wichtige Arzneipflanze). – Homöopathie: „Mandragora e radice siccato“. Verwendet werden die getrockneten Wurzeln. Die Anwendungen erfolgen bei Kopfschmerz, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Verdauungsschwäche bei Leber-Galle-Störungen und Ischiasschmerz. – „Mandragora“. Verwendet wird das frische Kraut. Anwendungsgebiete sind Kopfschmerzen, Bronchitis, Erregungszustände, Visus- und Gehörstörungen mit Sinnestäuschungen. Die Zubereitung wird von der Kommission D am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ beurteilt. - „Mandragora äthanol. Decoctum“ ist ein alkoholischer Auszug der Wurzeln. Anwendungsgebiete zeigt die anthroposophische Therapierichtung auf.

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Vielblütige Weißwurz (Salomon's Seal) Polygonatum multiflorum (L.) ALL.

Botanik
FAMILIE: Spargelgewächse 
(Asparagaceae, früher: Ruscaceae, Convallariaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohe, krautige Staude mit rundem, übergebogenem Stängel.
BLÄTTER: Zweireihig, eiförmig.
BLÜTEN: Glockenförmig, weiß, an der Spitze grün, zu 3 bis 5 in den Blattachseln hängend, geruchlos.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: Beeren, blau-schwarz, bereift, erbsengroß, widerlich süß schmeckend.
VERBREITUNG: Europa, Vorder- und Ostasien, Himalaya, Sibirien, Nordamerika. Bei uns häufig in Laub- und Nadelmischwäldern auf frischen, nährstoffreichen, lehmigen Böden. Auch in Gärten.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Ganze Pflanze, vor allem die Beeren.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Unbekannt, möglicherweise Steroid-Saponine, wie Spirostanolsaponosid (Diosgenin als Aglykon) A und Furostanolsaponosid B. Mengenangaben fehlen.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Bei oraler Aufnahme kommt es zu
• Übelkeit,
• Erbrechen,
• Durchfällen und Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.
• Halluzinationen,
• Arrhythmien und vorübergehende Sehstörungen sind als weitere Symptome beschrieben worden.

Gefährlichkeitsgrad
Giftig, d.h. es treten Klinische Störungen nach Aufnahme großer Pflanzenmengen auf. Die Gefährdung liegt bei Kindern, welche die Früchte aus Neugier probieren. Im Normalfall sind bei diesem Objekt leichte Vergiftungen zu erwarten. Möglicherweise lösen die Saponine lokale Reizungen aus (gastrointestinale Reizerscheinungen). Vergiftungen mit tödlichem Ausgang sind in der Literatur bei Kindern beschrieben worden. Mengenangaben fehlen.
Maßnahmen: Medizinalkohle verabreichen. Alle weiteren Maßnahmen richten sich nach der auftretenden Symptomatik.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: In der Volksmedizin wird das Rhizom bei Frauenbeschwerden verwendet. Die gepulverte Wurzel soll als Breiumschlag bei Prellungen, Entzündungen und Hämorrhoiden eingesetzt werden. Die Wirksamkeit ist nicht belegt. Vergiftungsfälle mit der Droge sind nicht bekannt.

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Jakobs-Greiskraut (Jakobs-Kreuzkraut) (Staggerwort) Senecio jacobaea L.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Bis 90 cm hoch, zwei- bis mehrjährig, aufrecht. Sprossachse kantig-rillig, unten violett überlaufen. Der ganze Spross locker spinnwebig behaart.
BLÄTTER: Fiederteilig.
BLÜTEN: Bis 20 mm breite, goldgelbe Köpfchen mit 12 bis 15 Strahlenblüten, in Doldentrauben.
BLÜTEZEIT: Juli bis Oktober.
VERBREITUNG: Europa, Kleinasien, Nordafrika. Kommt insbesondere auf Wiesen und Wegrändern vor, wobei sonnige und trockene Standorte bevorzugt werden.  Oft vergesellschaftet mit dem Johanniskraut (Hypericum perforatum). Das Jakobs-Greiskraut verbreitet sich zurzeit in einem Ausmaß, welches der Weidewirtschaft für die Futterbeschaffung Schwierigkeiten zu bereiten beginnt.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Pyrrolizidin-Alkaloide, vor allem in Blättern junger Pflanzen und Blüten (0,2 -0 4 %, bezogen auf Trockenmaterial). Die Pflanzenart lässt sich entsprechend der Alkaloidführung in zwei Chemotypen aufteilen:
Jacobin-Chemotyp mit Jacobin und seinen Derivaten als Hauptalkaloide. Diese  Gruppe umfasst Retrosin, Usamarin und Ridellin sowie Eruciflorin. Die Erucifolin-Grupppe enthält Erucifolin und O-Acetylerucifolin als Hauptalkaloide.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Lebertoxisch. Akute Vergiftungen sind beim Menschen bisher nicht bekannt geworden. Es ist zu befürchten, dass sich Pyrrolizidin-Alkaloide über die pflanzliche Nahrungskette vom Nutztier in den menschlichen Nahrungskreislauf einschleichen. Vergiftungserscheinungen treten meist erst nach Wochen oder Monaten auf und sind uncharakteristisch: Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Leibschmerzen; später Vergrößerung und Verhärtung der Leber oder Leberzirrhose

TIERVERGIFTUNGEN: Gefährdet sind besonders Weidetiere (Wiederkäuer weniger), Schweine und Geflügel. Vergiftungen meist nach Heu- und Silageverfütterung. Die Alkaloide gelangen in kleinen Mengen auch in die Milch des Weideviehs. Bei Ratten löst das Alkaloidgemisch aus dem Jakobs-Kreuzkraut (0,03 – 0,05 mg/ml Trinkwasser) im Langzeitversuch Lebertumore aus.

Wirkungsbild für Pferde:
• Konditionsverlust,
• Gewichtsverlust,
• Futterverweigerung,
• Kolik, Obstipation und blutige Diarrhö,
• häufiges Gähnen,
• Ikterus mit Leberversagen,
• Unruhe, Taumeln, zielloses Wandern,
• Zehenschleifen, Lecksucht, Blindheit, Kopfpressen,
• Konvulsionen, hepatisches Koma und Tod.

Wirkungsbild für Rinder:
• Futterverweigerung,
• schneller Gewichtsverlust,
• reduzierte Milchleistung,
• raues, struppiges Fell,
• Photosensibilität,
• abnorm gefüllter Pansen wegen fehlender Motorik,
• übel riechende, wässrige Diarrhö,
• Lethargie,
• plötzliche Aufregungszustände und Vorwärtsdrängen,
• Tod.

Wirkmechanismus:
Die Pyrrolizidin-Alkaloide werden vollständig aufgenommen, egal über welchen Zeitraum dies geschieht. Die Auswirkungen der Vergiftung sind kumulativ: Die Pyrrolizidin-Alkaloide werden in der Leber in Metaboliten umgewandelt, welche irreversibel mit der DNA und anderen Makromolekülen reagieren und zur Schädigung der Leberzellen führen, was auch viele Monate nach der Aufnahme der Alkaloid-haltigen Pflanzen zum Tode führen kann.
Untersuchungen bei Schafen ergaben, dass in den Vormägen der Wiederkäuer eine partielle Detoxifikation der Pyrrolizidin-Alkaloide erfolgt.

Gefährlichkeitsgrad für Tiere
Giftig, d.h. Vergiftungssymptome erst nach Aufnahme massiver Pflanzenmengen.

Letale Dosis

Tierart Menge an Jakobs-Greiskraut in % des Körpergewichts bzw. kg Kraut/kg Körpergewicht
Pferd, Rind 5 – 20 % bzw. 0,05 - 0,20 kg /kg.
Ziege 125 – 400 % bzw. 1,.25 - 4,0 kg /kg (total 29,8-71,5 kg) über 152-388 Tage
Schaf > 2 kg /kg
Huhn 0,05 kg /kg
Maus 1,5 kg /kg
Ratte 0,05-0,50 kg /kg

Maßnahmen:
Eine Behandlung der Vergiftung ist aussichtslos.
 Sofortiger Futterwechsel nötig.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Ein arzneiliche Verwendung des Krautes - auch in der Volksmedizin - ist strikt  abzulehnen. – Homöopathie: „Senecia jacobaea“. Verwendet wird die ganz frische Pflanze. Anwendung bei Grauem Star.

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Schwarzer Nachtschatten (Black Nightshade) Solanum nigrumL.

Botanik
FAMILIE: Nachtschattengewächse (Solanaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohe, einjährige, auffällig dunkelgrüne Pflanze. Durchdringend unangenehmer Geruch. Zweige verästelt und mehr oder weniger kantig.
BLÄTTER: Breit-eiförmig, dreieckig-rautenförmig.
BLÜTEN: Weiß mit gelben Staubblättern, doldenartige Wickel.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
FRÜCHTE: Schwarze, seltener grünlichgelbe, glänzende Beeren.
VERBREITUNG: Kosmopolit. Bei uns Bestandteil von Unkrautgesellschaften, Hackkulturen (Gemüsegärten, Kartoffelfeldern usw.) und an Wegrändern auf frischem, nährstoffreichem, tonigem oder sandigem Lehmboden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze, besonders unreife Beeren. Schwarze, reife Beeren sollen untoxisch sein.
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Steroidalkaloide (bis 1,6 %), vor allem Solasonin, Solamargin und ß-Solamargin.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Vergiftungen werden immer wieder beschrieben. Die ersten Symptome sind
• Erbrechen,
• Durchfall,
• Atembeschwerden,
• erhöhte Herzfrequenz und
• Nierenreizung.
Des Weiteren entwickeln sich Angstzustände, Lähmungen und Krämpfe. Ferner ist ein Ansteigen der Körpertemperatur mit anschließendem Abfallen unter den Normalwert zu beobachten. Bei ausgeprägten Vergiftungen tritt der Tod durch Lähmung des zentralen Atemsystems ein.

Gefährlichkeitsgrad
Stark giftig. d. h. Vergiftungsanzeichen nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Gefährdung von Kindern vor allem durch die unreifen Beeren. Allerdings soll gelegentlich bei Kleinkindern der geringe Gehalt an Giftstoffen reifer Früchte für Intoxikationen ausreichen.
Maßnahmen: 
Ab 5 bis 10 Beeren wird in der Literatur die Giftentfernung empfohlen. Sofort Medizinalkohle, Erbrechen auslösen, Natriumsulfatgabe (1 Esslöffel auf 250 mL Wasser).

Tierkunde: Da Hühner nach dem Fressen von unreifen Beeren verenden können, hat sich für das Kraut auch der Name Hühnertod eingebürgert. Vergiftungen bei Weidetieren, die erst nach der Aufnahme vergleichsweise großer Mengen auftreten, werden mit dem hohen Nitratgehalt der Pflanzen in Zusammenhang gebracht. Ist dies der Fall, schmeckt die Milch betroffener Tiere bitter.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Das während der Blütezeit gesammelte und getrocknete Kraut wird in der Volksheilkunde innerlich gegen Magen- und Blasenkrämpfe sowie bei Keuchhusten eingesetzt. Äußerliche Anwendungen erfolgen bei Ekzemen, nässenden Flechten, Juckreiz, Hämorrhoiden, Schrunden, Prellungen und Abszessen. Abgesehen von möglichen homöopathischen Anwendungen spielt das Kraut bei uns als Arzneimittel zurzeit keine Rolle. Homöopathie: „Solanum nigrum“. Verwendet wird die frische, blühende, ganze Pflanze. Anwendung bei Erkrankungen des Zentralnervensystems, Hirn– und Hirnhautreizungen.

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Weißer Germer (Weiße Nieswurz) (White Hellebore) Veratrum album L.

Botanik
FAMILIE: Germergewächse (Melanthiaceae).
HABITUS: 50 bis 150 cm hohe, aufrechte Rhizom-Staude. Stängel kräftig, oberwärts dicht behaart.
BLÄTTER: Wechselständig am Spross stehend, breit eiförmig, tief längsgefaltet und parallelnervig. Die Blätter verströmen einen starken Geruch und fallen auch durch ihre Bogennerven auf.
BLÜTEN: Bis 1,5 cm im Durchmesser, weiß bis grünlich in einer 30 bis 60 cm langen, ährenartigen Traube.
BLÜTEZEIT: Juli bis August.
VERBREITUNG: Hochgebirge von Mittel-, Süd- u. Osteuropa, Sibirien, Ostasien, Alaska. Der Weiße Germer wächst auf Alpenwiesen und auf Hochstaudenfluren, er liebt feuchten, stickstoffreichen und etwas kalkhaltigen Boden.

Toxikologie
GIFTIGE PFLANZENTEILE: Die ganze Pflanze (Wurzelpulver in Niespulver vorkommend).
GIFTIGE INHALTSSTOFFE: Steroid-Alkaloide. In den Blattspreiten 0,1- 0,3 %; in den Wurzeln 1,3 – 1,6 %. Die Alkaloide gehören zum Solanidin-Typ oder weisen einen C-nor-D-homo-Steran-Grundkörper auf. Beispiele sind Protoverin, Protroveratrin A und B, Jervin, Rubijervin und Germerin. Je höher der Standort der Pflanze in Meter über NN, desto geringer ist der Wirkstoffgehalt.
VERGIFTUNGSERSCHEINUNGEN: Die Vergiftungssymptome ähneln denen des Blauen Eisenhutes. Die Giftstoffe können über die Schleimhäute und durch die unverletzte Haut in den Körper eindringen. Die Vergiftungserscheinungen sind
• Kribbeln im Mund,
• Die Schleimhäute fühlen sich taub an, dieses Gefühl breitet sich über den ganzen Körper aus,
• erhöhter Speichel- und Tränenfluss,
• Niesreiz,
• Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle.
• Puls extrem verlangsamt und schwach.
• Bei starker Vergiftung erfolgen Muskelzucken, Krämpfe und Kollaps.
• Der Tod kann nach 3 bis 12 Stunden durch Herzstillstand und Atemlähmung eintreten.
Wirkungsbild: Die Alkaloide des Weißen Germers sind starke Nervengifte, die insbesondere auf die Nervenenden der Haut wirken. Daher rührt auch der Niesreiz, der bereits nach Aufnahme von 1/50 mg der wirksamen Stoffe entsteht.

Gefährlichkeitsgrad
Stark giftig
, d.h. Vergiftungsanzeichen nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen. Eine Vergiftung durch den Weißen Germer infolge Verwechslung mit dem Gelben Enzian ist schnell möglich, z.B. bei der Schnapsherstellung. Ferner sind Vergiftungen durch Veratrum-Alkaloide in Baldriantinktur beschrieben worden. Intoxikationen treten auch auf durch Beimischung der Wurzel zu Scherzartikeln. Wurzelpulver kann in Niespulver vorkommen. (Offiziell ist der Zusatz von Veratrum in Nies- und Schnupfpulvern verboten.) Als tödliche Dosis gelten für einen Erwachsenen 10 - 20 mg der Alkaloide, was etwa 1-2 g der Wurzeln entspricht.
Maßnahmen: Bei dem Betroffenen Giftentfernung durch Magenspülung. Ferner ist sofort medizinische Kohle (10 Gramm) zu verabreichen. Da spezielle Antidote nicht bekannt sind, kommen lediglich symptomatische Maßnahmen zum Einsatz: Die starke Pulsverlangsamung lässt sich mit Atropin behandeln. Bei Krampferscheinungen werden Benzodiazepine verabfolgt, wie Diazepam oder Midazolam. Bei drohender Atemlähmung erfolgt die künstliche Beatmung. Des Weiteren können periphere Kreislaufmittel nützlich sein.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG: Die früher genutzte Eigenschaften der Wurzel (gefäßerweiternd, negativ chronotrop, blutdrucksenkend, digitalisähnlich) am insuffizienten Herz gelten heute als obsolet wegen der hohen Toxizität und unsicheren Wirkung. – Homöopathie: „Veratrum album“ (Veratrum). Verwendet wird der getrocknete Wurzelstock. Anwendungsgebiete sind drohendes Kreislaufversagen bei Infektionskrankheiten, Durchfallerkrankungen, Nervenschmerzen und Gemütsleiden mit Antriebssteigerung. Bis einschließlich der 3. Dezimalpotenz (D3)  verschreibungspflichtig. - Die Veterinärmedizin verwendet die Droge äußerlich als Läusemittel und setzt sie bei Krätze ein.

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.

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