Durchfall

Akute Durchfallerkrankungen treten als Folge von Magenverstimmungen, Diätwechsel, Klima-Umstellung oder durch den Genuss verderbender Nahrungsmittel auf, wobei Kinder besonders betroffen sind. Durch den Einsatz von Arzneipflanzen sollen die gereizte Darmschleimhaut vor mechanischen und bakteriellen Angriffen geschützt und die Selbstheilungsvorgänge gefördert werden.
Zu den geeigneten Arneipflanzen zählen auffällig viel Rosengewächsen, z.B. Blutwurz, Frauenmantel, Gänsefingerkraut und Odermennig. Dazu kommen mit anderer Familienzugehörigkeit die Gundelrebe, Eiche und der Andorn.
Die im Zusammenhang mit Durchfallerkrankungen auftretenden Koliken werden mit krampflösend wirkenden Arzneipflanzen behandelt. Hier stehen an erster Stelle Pfefferminze und Kamille.
Für die Behandlung länger anhaltender und schwerer Diarrhöen sind Arzneipflanzen allerdings nicht geeignet.

Wirksame Inhaltsstoffe:
ÄTHERISCHES ÖL: Die ätherischen Öle der Pfefferminze und Kamille sollen im Zusammenhang mit der Anwendung gegen Durchfall krampflindernd und blähungshemmend wirken. (Die beiden Pflanzen sind auf dem Beet „Verdauung“ angepflanzt.)

GERBSTOFFE: Die Gerbstoffe erkennt man daran, dass z.B. der Speichel in ihrer Gegenwart die Gleitfähigkeit verliert. Man empfindet ein stumpfes, trockenes Gefühl im Mund. Die zusammenziehende Wirkung kommt durch die Ausfällung der im Speichel gelösten Eiweißstoffe zustande. Auf der Haut bilden sie durch Reaktion mit deren Eiweißen eine Schutzschicht. Die Gerbstoffe der Arzneipflanzen wirken lokal; sie werden vom Darm nicht aufgenommen und sind deshalb kaum giftig. Gerbstoffhaltige Arzneipflanzen sind Blutwurz, Eiche , Frauenmantel, Gänsefingerkraut, GundelrebePfefferminze und Odermennig. Im Erntegut kommen bis zu 10 % und mehr Gerbstoffe vor. Die Zahl der gerbstoffhaltigen, einheimischen Arzneipflanzen ist bedeutend größer als hier aufgeführt. Die meisten davon werden auch, aber seltener gegen Durchfall verwendet.

SCHLEIME: Schleime, z.B. aus den Kamillenblüten, wirken einhüllend und schützen entzündete Schleimhäute vor mechanischen Reizen. Häufig werden sie jedoch relativ schnell verdaut und erreichen nicht die zu schützende Darmschleimhaut.

QUELLSTOFFE: Quellstoffe wirken wie Schleimstoffe einhüllend, sind jedoch oft schlechter verdaulich und schützen effektiver. Pflanzen oder Pflanzenteile mit Quellstoffen zur Behandlung von Durchfällen finden sich im Schleim von Orchideen-Knollen, im Apfelpektin und im Mehl der Früchte des mediterranen Johannisbrotbaumes.

Erntegut und Sammelzeit

Arzneipflanze

Erntegut

Erntezeit

Andorn Zweigspitzen Blütezeit
Blutwurz Wurzelstock März/April; September/Oktober
Eiche Rinde junger Zweige März bis April
Frauenmantel Blätter mit Stielen Mai bis August
Gänsefingerkraut Kraut Mai bis August
Gundelrebe Blühendes Kraut ohne Wurzeln März bis Juni

Anwendungsweise
TEEAUFGUSS: getrocknetes Erntegut der jeweiligen Pflanze.
Häufig wird ein aromatischer Bestandteil zur Geschmacksverbesserung beigegeben. Kamille und Pfefferminze werden ohne Beimischung eingesetzt.

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Odermennig (Agrimony) Agrimonia eupatoria L.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: 0,5 bis 1 m hohes, ausdauerndes Kraut. Stängel aufrecht und rauhaarig.
BLÄTTER: Unpaarig, unterbrochen gefiedert, unterseits dicht graufilzig mit wenigen im Filz versteckt sitzenden Drüsen. Nebenblätter vorhanden.
BLÜTEN: Gelb, 5 bis 8 mm groß, in langen Ähren.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Nördliche Erdhalbkugel.

Pharmazie
ERNTEGUT: Kurz vor der Blütezeit gesammelte, oberirdische Teile.
INHALTSSTOFFE: • 4 – 10 % Gerbstoffe vom Catechintyp. • 1,2 %  Gesamt-Flavonoide mit Glykosiden vom Apigenin, Luteolin, Quercetin und Kämpferol. • Im frischen Kraut 1,5 % Triterpene, davon 0,5 % Ursolsäure.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Innerlich und äußerlich, bei Rachenentzündungen, Gastroenteritis, Durchfall. Tagesdosis 3 bis 6 g Droge. Bei äußerer Anwendung werden mehrmals täglich Umschläge mit einem 10 proz. Dekokt aufgebracht.  Die Anwendungen gehen hauptsächlich auf den Gerbstoffgehalt zurück.

Wirkungsbild:
• Adstringierend, d.h., oberflächlich gewebsverdichtend, sekretionshemmend und juckreizstillend,
• entzündungshemmend,
• bakteriostatisch.

Homöopathie: „Agrimonia eupatoria“. Verwendet wird das frische, blühende Kraut. Zu den Verwendungsgebieten gehört Bronchitis mit ihren bronchitischen Verlaufsformen.
VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei Cholezystopathien (= motorische Fehlfunktion der Gallenblase oder Gallensteine).

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Gelbgrüner Frauenmantel (Lady's Mantle) Alchemilla xanthochlora ROTHM.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 30 cm hohe Halbrosettenstaude, oft auffällig gelbgrün. Die Pflanze ist eine Kleinart der formenreichen Sammelart Alchemilla vulgaris L.
BLÄTTER: Halbkreisförmig, gelappt und oberseits spärlich behaart. 

BLÜTEN: Klein (bis 3 mm breit), gelbgrün, doldenartig angeordnet.
BLÜTEZEIT: Mai bis September.
VERBREITUNG: Gesamte Nordhalbkugel, bevorzugt auf Fett- und Nasswiesen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Von Mai bis August gesammeltes Kraut.
VERARBEITUNG: Teeaufguss oder Abkochung.
INHALTSSTOFFE: • 5 – 8 % Gerbstoffe vom Ellagitannin-Typ. • 2 % Flavonoidglykoside.
VERARBEITUNG: Teeaufguss oder Abkochung.

Medizinische Verwendung
Akute, unspezifische Durchfallerkrankungen, Magen-Darmstörungen. (Die Anwendungen gehen hauptsächlich auf den Gerbstoffgehalt zurück.) 2  bis 4 g Droge werden mit ca. 150 ml heißem Wasser übergossen und nach 10 Minuten abgeseiht. Bis zu 3 Tassen frisch bereiteter Aufguss werden zwischen den Mahlzeiten getrunken. Bei länger als 3 bis 4 Tage anhaltenden Durchfällen ist der Arzt aufzusuchen.
Wirkungsbild: Ein adstringierendes Mittel, d.h. bei Einnahme im Wesentlichen gewebsverdichtend und entzündungshemmend.

Homöopathie: • „Alchemilla vulgaris ex herba siccata“. Verwendet werden die getrockneten, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Die Zubereitungen werden in den Aufbereitungsmonographien der Kommission D am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ bewertet (Negativmonographie). • „Alchemilla vulgaris“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile. Die Anwendungsgebiete sind nicht über Expertenkommissionen beurteilt worden; sie stammen aus Erfahrungsberichten. Es sind Bauch- und Unterleibsschmerzen, Gelenkbeschwerden, Kopfschmerzen und Nachtschweiß. Es heißt „Die Pflanze erlaubt uns Frau zu sein, unsere Frauenkraft neu zu entdecken und sie in vollen Zügen zu genießen und auszuleben.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Beschwerden im Klimakterium, Dysmenorrhoe; äußerlich zum Gurgeln und bei Hautausschlägen sowie in Sitzbädern bei Unterleibserkrankungen. - Von der Aufbereitungskommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) werden nach Erfahrungsberichten die Indikationen Dysmenorrhö und klimakterische Beschwerden nicht akzeptiert.

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Schlangen-Wiesenknöterich (Snakeweed) Bistorta officinalis DELARBRE subsp. officinalis (Polygonum bistorta L.)

Botanik
FAMILIE: Knöterichgewächse (Polygonaceae).
HABITUS: 20 bis 100 cm hohe, mehrjährige, krautige Pflanze mit aufrechtem, unverzweigtem Stängel.
BLÄTTER: Grundblätter oval bis länglich, bis 15 cm lang, Oberseite dunkelgrün, Unterseite bläulichgrün.Untere Blätter mit wellig geflügelten Blattstielen.
BLÜTEN: Rosa, 4 bis 5 mm lang, in dichten, zylindrischen, 2 bis 7 cm langen Scheinähren.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juli.
FRÜCHTE: Dreikantige Nuss.
VERBREITUNG: Auf Feuchtwiesen gemäßigter bis arktischer Gebiete Europas, Asiens und Nordamerikas (gilt als Zeigerpflanze für Nässe).

Pharmazie
ERNTEGUT: Wurzelstock.
INHALTSSTOFFE: Um 20 % Gerbstoffe vom Catechin- und Tannintyp.

VERARBEITUNG: Teeaufguss. 2 gehäufte Teelöffel Droge  werden mit 250 ml lauwarmem Wasser angesetzt. Nach 5 Stunden wird abgeseiht.

Medizinische Verwendung
Wirkungsbild: 
• adstringierend (stark),
• antimikrobiell und antiviral.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich als Adstringens bei Durchfällen. Lokal als Spül- und Gurgelmittel bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

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Gundelrebe, Efeublättriger Gundermann (Ground Ivy) Glechoma hederacea L.

Botanik
FAMILIE: Lippenblütler (Lamiaceae).
HABITUS: Bis 40 cm hohe, ausdauernde, wintergrüne, weich behaarte Staude mit langen, wurzelnden Ausläufern und aufrechten, Blüten tragenden Trieben.
BLÄTTER: Gestielt, nieren- bis herzförmig, gekerbt.
BLÜTEN: Blauviolett, zu 2 bis 4 in lockeren Scheinquirlen; 10 bis 22 mm lange Krone.
BLÜTEZEIT: April bis Juni.
VERBREITUNG: Europa und Asien, bevorzugt auf feuchten, kalkhaltigen Böden, schattenliebend.

Pharmazie
ERNTEGUT: Getrocknete oberirdische Teile blühender Pflanzen. In der Apotheke wird das getrocknete Kraut, das nur noch sehr selten auftaucht, auch unter der Bezeichnung „Herba hederae terrestris“ geführt.
INHALTSSTOFFE: • Wenig (0,06 %) ätherisches Öl, • Flavonoide mit Hyperosid. • Lamiaceen-Gerbstoffe: mindestens 1,3 % mit Hautpulver fällbare Polyphenole. • In den Blättern 1,5 % Rosmarinsäure.Triterpene: U.a. alpha- und beta-Ursolsäure sowie Oleanolsäure.
VERARBEITUNG: Teeaufguss: 1 bis 2 Teelöffel Droge (2 – 4 g) mit 250 mL kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten lang stehen lassen, dann abseihen.

Medizinische Verwendung
Wissenschaftlich belegte Wirkungen wurden bisher nicht beschrieben. Die Triterpene sollen entzündungshemmend wirken.

Homöopathie: „Glechoma hederacea“. Verwendet werden die frischen, zur Blütezeit geernteten, oberirdischen Teile.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Magen-Darm-Katarrhe, Durchfall. Volksmedizinisch auch beliebt bei Bronchialleiden. Bei Bedarf 1 Tasse Tee trinken oder zur Kur 2-mal täglich 1 Tasse. – Das im Frühling gesammelte Kraut wird für Suppen verwendet oder spinatartig zubereitet.

Anmerkung: • Vor der Kultivierung des Hopfens wurde der Gundermann aufgrund seiner Bitterstoffe zur Konservierung von Bier genutzt.  • In der Tiermedizin ist der Gundermann eine Giftpflanze. Gefährlichkeitsgrad: „wenig giftig“. Vergiftungserscheinungen sind besonders für Pferde beobachtet worden. Beim Menschen sind Vergiftungen nicht bekannt.

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Andorn (White Horehound) Marrubium vulgare L.

Botanik
FAMILIE: Lippenblütler (Lamiaceae).
HABITUS: Mehrjährige, 30 bis 60 cm hohe, dicht filzig behaarte Staude; Ausläufer bildend.
BLÄTTER: Kreuzgegenständig, 2 bis 5 cm lang, eiförmig mit gekerbt-gesägtem Rand.
BLÜTEN: Rosa bis weiß, zygomorph, zahlreich in Scheinquirlen in den Blattachseln. Kelch mit 10 zurück gekrümmten, hakigen, an der Spitze kahlen Zähnen.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Südosteuropa, Marokko; in Mittel- und Nordeuropa eingebürgert.Bevorzugte Standorte sind trockene Hänge, Weiden und Wegränder, magere Wiesen und Schuttplätze.

Pharmazie
ERNTEGUT: Getrocknete Blätter und obere Pflanzenteile.
INHALTSSTOFFE: • Diterpen-Bitterstoffe der Labdanreihe  mit dem Diterpenlacton Marrubiin (0,12 – 1 %), • Flavonoide ohne Mengenangaben, Flavon- und Flavonolglykoside sowie deren Aglykone; dazu die ungewöhnlichen Lactyolflavone 5,7,3’,4’-Tetrahydroxy-7-O-lactoylflavon (Luteolin-7-lactat) und 5,7,4’-Trihydroxy-7-O-lactoylflavon (Apigenin-7-lactat). • Um 7 % Lamiaceen-Gerbstoffe, keine Rosmarinsäure. • ätherisches Öl in Spuren.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Frischpflanzenpresssaft.

Medizinische Verwendung
Die Verwendung des Andorns geht auf Beobachtungen aus der Erfahrungsheilkunde zurück. Ergebnisse systematischer Studien sind nicht bekannt.
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden; Katarrhe der Luftwege.
1 - 2 g Droge mit kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Minuten abseihen. 3-mal täglich einnehmen. Tagesdosis 4,5 g Droge oder 2 bis 6 Esslöffel Presssaft.

Wirkungsbild: 
• choleretisch, d.h., die Leberzellen werden zu vermehrter Sekretion  von Gallensäuren (Cholerese) angeregt.
• keine Nebenwirkungen

Homöopathie: „Marrubium vulgare“ (Marrubium album). Verwendet werden die frischen oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Zu den Anwendungsgebieten gehören Entzündungen der Atemwege.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich bei Durchfall und Bronchitis. Äußerlich bei Hautschäden, Geschwüren oder Wunden.

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Gänse-Fingerkraut (Goose grass, Silverweed) Potentilla anserina L.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 8 cm hohe Staude mit verzweigtem Rhizom. Durch Ausläufer dichte Bestände bildend.
BLÄTTER: Länglich, bis 20-fach unterbrochen gefiedert, unterseits seidenhaarig bis weißfilzig, bis 20 cm lang.
BLÜTEN: Langgestielt. 5 goldgelbe Kronblätter, zahlreiche Staubblätter.
BLÜTEZEIT: Mai bis August.
VERBREITUNG: Gemäßigte und kalte Zonen der Nordhemisphäre. Die Pflanze gehört zur sog. Trittpflanzengesellschaft auf nährstoffreichen Sand-, Lehm- oder Tonböden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Kraut. Sammlung zur Blütezeit.
INHALTSSTOFFE: • Flavonoide ohne Mengenangabe, darunter Flavonolglykoside, wie Quercitrin. • 5 – 10 % Gerbstoffe überwiegend vom Typ der Ellagitannine. • Anthocyanidine, Cyanidin und Leucodelphinidin; ohne Mengenangaben.• Phenolcarbonsäuren, u.a. p-Cumarsäure sowie Ferulasäure. • Vitamin C: Im frischen Kraut 300 – 350 mg/100 g.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Innerlich: Leichte dysmenorrhoische Beschwerden, unspezifische Durchfallerkrankungen. 2 g fein geschnittene Droge mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten abseihen. Mehrmals täglich eine Tasse frisch bereiteten Aufguss zwischen den Mahlzeiten trinken. - Äußerlich die Abkochung der Droge bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.


Wirkungsbild: 
• Adstringierend, d.h., oberflächlich gewebsverdichtend. Der Effekt ist vergleichsweise schwach ausgeprägt. 
• Spasmolytisch und tonusbeeinflussend. Die Effekte sind in älteren Arbeiten an Versuchstieren, wie Maus, Ratte und Meerschweinchen erhoben worden. Statistische Angaben fehlen.
• Antiviral. Ein Drogenauszug wirkt im Plaquehemmungstest virustatisch und cytostatisch gegen Herpesvirus Hominis HVP 75 (Typ 2) und Vaccine-Virus.

Homöopathie: „Potentilla anserina“. Verwendet werden die zur Blütezeit geernteten, frischen, oberirdischen Teile. Anwendungen bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der weiblichen Geschlechtsorgane sowie bei spastischer Neigung zu Blutungen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Abkochung äußerlich bei schlecht heilenden Wunden.


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Stiel-Eiche (English Oak) Quercus robur L.

Botanik
FAMILIE: Buchengewächse (Fagaceae).
HABITUS: Bis 50 m hoher Baum. Borke in der Jugend glatt und schwach grau-grün glänzend, später dick, tief längsrissig, graubraun.
BLÄTTER: Buchtig gelappt, am Grund herzförmig mit Öhrchen. Blattstiel kürzer als 1 cm (Unterscheidung von der Traubeneiche).
BLÜTEN: Männliche Blüten in hängenden Kätzchen, weibliche Blüten zu 1 bis 5 an langem Stiel. 
- Fruchtbecher kahl (Unterscheidung von der Flaumeiche)
BLÜTEZEIT: April bis Mai. 

VERBREITUNG: Fast ganz Europa in Laub- und Auenwäldern.

Pharmazie
ERNTEGUT: • Getrocknete, borkenfreie Rinde junger Zweige und Stockausschläge.
• Die von der Samenschale befreiten Samenkerne.
Besprechung der Rinde:
INHALTSSTOFFE: Um 15 % Gerbstoffe vorwiegend vom Typ der hydrolysierbaren (z.B. Castalagin und Vescalagin) und kondensierten Gerbstoffen sowie Mischtypen. 2,5 – 4 mm dicke Rinde weist den höchsten Gehalt auf.
VERARBEITUNG: Zerkleinerte Droge in Abkochungen.

Medizinische Verwendung
• Innerlich. Bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen. Dosierung. 1 g fein geschnittene oder gepulverte Rinden-Droge wird mit kaltem Wasser angesetzt, kurz aufgekocht und nach einigen Minuten abgeseiht. Die Tagesdosis beträgt 3 g Droge. Bei länger als 3 bis 4 Tage andauernden Durchfällen ist ein Arzt aufzusuchen. • Äußerlich. Bei entzündlichen Hauterkrankungen, leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Dosierung. Für Spülungen, Umschläge und Gurgellösungen werden 20 g Droge auf 1 L Wasser als Aufkochung angesetzt. Für Voll- und Teilbäder 5 g Droge auf 1 Liter Wasser. 

Wirkungsbild der Rinde:
• adstringierend,
• entzündungshemmend,
• sekretionshemmend,
• juckreizstillend,
• Kapillarpermeabilität hemmend,
• schwach oberflächenanästhesierend,
• virustatisch. 
Gegenanzeige: Für die innere Anwendung sind keine Gegenanzeigen bekannt. Bei äußerer Anwendung sind es großflächige Hautschäden, bei Vollbädern nässende, großflächige Ekzeme und Hautverletzungen, fieberhafte und infektiöse Erkrankungen, Herzinsuffizienz Stadium III und IV (NYHA), das heißt New York Heart Association und bedeutet bei III Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit. Keine Beschwerden in Ruhe. Geringe körperliche Belastung löst Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina pectoris aus. Stadium IV ist eine Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe sowie Bettlägerigkeit. Ferner schwerer Bluthochdruck. Wechselwirkungen: Bei innerer Anwendung kann die Aufnahme von Alkaloiden und anderen basischen Arzneistoffen verringert oder verhindert werden
Nebenwirkungen: Keine bekannt.

 In der Homöopathie ist die Zubereitung „Quercus; äthanol. Decoctum“ offizinell. Homöopathie. • „Quercus äthanol. Decoctum“. Verwendet wird die getrocknete Rinde junger Zweige und Stockausschläge. Die Anwendungen leiten sich aus der anthroposophischen Therapierichtung ab. • „Quercus e cortice“. Verwendet wird die frische Rinde junger Zweige. Die Zubereitungen werden in den Aufbereitungsmonographien der Kommission D am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ bewertet (Negativmonographie).
• „Quercus e glandibus“. Verwendet werden die getrockneten Früchte mit der Schale. Das Mittel wird in Dilutionen von D3 bis D6 gegen Schwindel, Tinnitus und Leberschwäche verwendet. 

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Innerlich: Bei chronischen Schleimhautentzündungen des Verdauungstraktes, nicht menstruellen Blutungen aus der Gebärmutter, blutigem Stuhlgang sowie Bluthusten. Eine längere Anwendung – 2 bis 3 Wochen - ist angesichts der Risiken mit tanninreichen Drogen problematisch. Äußerlich: U. a. bei Ausschlägen und chronischen, juckenden sowie nässenden Ekzemen. Auch hier ist die Dauer der Anwendung vergleichsweise eng zu begrenzen.

Besprechung der Samenkerne:
INHALTSSTOFFE: • Um 7 % Gerbstoffe. • 5 bis 15 % fettes Öl mit Ölsäure und Linolsäure als Hauptkomponenten der Triglyceride. • 37 % Stärke.

VERARBEITUNG: Die Samenkerne werden in Metalltrommeln in der Hitze geröstet und zerkleinert. Das Produkt ist der so genannte Eichelkaffee. Dieser enthält nun Dextrin, das durch das Rösten aus der Stärke hervorgegangen ist. Ferner bilden sich beim Rösten phenolartige, aromatische Substanzen.

Medizinische Verwendung
VOLKSTÜML. VERWENDUNG: • Eichelkaffee ist ein Mittel der Volksheilkunde mit Wirkungen auf gereizte Verdauungsorgane, wie Magen- und Darmbeschwerden. Die Dosierung beträgt 3 g gepulverte Droge im Teeaufguss. • Eichelkaffee wurde früher als ein Gegenmittel (Antidot) bei Vergiftungen eingesetzt. Früher wurde der Eichelkaffee in Notzeiten getrunken, wenn es keinen echten Kaffee gab. Aus gesundheitlichen Gründen wird Eichelkaffee immer noch getrunken. Das Getränk soll den Blutzuckergehalt senken, was ihn vor allem für Diabetiker geeignet machen soll. Zusammen mit Zimt (eine zerbröselte viertel Stange pro Tasse), der den Eichelkaffee noch wohlschmeckender macht, wirkt er sogar doppelt blutzuckersenkend, weil Zimt ebenfalls einen blutzuckersenkenden Einfluss haben soll. Die Wirksamkeit ist nicht hinreichend belegt.

Nebenwirkungen: Keine bekannt.

Anmerkungen: • Eicheln und Eichenlaub sind für Rind und Pferd unverträglich. Gefährlichkeitsgrad „giftig“. Bei Rindern ist die „Eichelkrankheit“ bekannt, die nach 3 – 5 Tagen durch den Gerbstoffgehalt u. a. ein apathisches Verhalten, Futterverweigerung, Durst, Verstopfung und dann übel riechenden, blutigen Durchfall zeigt. Für den Menschen sind die Eicheln kaum giftig. • Eichenholzstaub wird für den Menschen als ein „eindeutig krebserregend ausgewiesener Arbeitsstoff“ eingestuft.

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