Verdauung

Ganz selbstverständlich beziehen wir tagtäglich unsere Energie aus der aufgenommenen Nahrung. Was dabei unsere Verdauungsorgane leisten, verdeutlicht man sich erst dann, wenn sie nicht mehr so funktionieren, wie sie sollen, wenn wir nicht mehr die Energie bekommen, die wir brauchen, oder wenn der Verdauungsprozess nur noch mit Beschwerden abläuft. Die Natur stellt hier eine große Zahl von Pflanzen als Helfer zur Verfügung, von denen einige den Appetit fördern — eine Maßnahme, die wir nur im Zusammenhang beispielsweise mit Krebserkrankungen ergreifen müssen — und einige bei Verdauungsstörungen helfen.
Sehr viel häufiger als man den Appetit fördern muss, treten — beispielsweise durch eine fehlregulierte Enzymproduktion — nicht organisch-bedingte Verdauungsstörungen auf. Der Magen-Darmtrakt schafft die Verdauung der angebotenen Nahrung nicht mehr, es kommt zu Fäulnis- oder Gärungserscheinungen bzw. Störungen in der Darmmotilität. Als Konsequenz kennt man Völlegefühl, Übelkeit, Sodbrennen, Magenbeschwerden (Dyspepsie) und Unregelmäßigkeiten in der Ausscheidung. Zur Linderung dieser Zustände stehen zahlreiche Arzneipflanzen zur Verfügung, die nach den Hauptanwendungen gegliedert werden können. Dabei treten des öfteren Mehrfachnennungen auf, weil einige Arzneipflanzen mehrere Eigenschaften aufweisen.

Wirkstoffgruppen und Wirkweise:
ÄTHERISCHE ÖLE: Die ätherischen Öle bestehen jeweils aus einer Vielzahl von duftenden, flüchtigen Verbindungen, die in den Pflanzenorganen in gesonderten Behältern gespeichert werden. Ätherischölpflanzen bewirken im Verdauungstrakt eine leichte Durchblutungsförderung der Schleimhäute, was mit einer Stimulation der Verdauungssekrete verbunden ist. Sie wirken zudem vielfach krampflösend und mehr oder weniger antibakteriell — all das sind erwünschte Eigenschaften. Arzneipflanzen dieser Gruppe sind u.a. Anis, Fenchel, Kamille, Koriander, Krause Minze, Pfefferminze.

BITTERSTOFFE: Chemisch stellen die Bitterstoffe überwiegend Lactone (sog. innere Ester) von vergleichsweise komplizierter Struktur dar. Vielfach bestehen die Grundgerüste der Bitterstoffmoleküle aus 10 oder 15 Kohlenstoffatomen. Die Naturstoffe regen die Magensaftsekretion an. Arzneipflanzen sind Artischocke, Benediktenkraut, Bitterklee, Enzian, Fieberklee, Löwenzahn und Tausendgüldenkraut.

BITTERSTOFF UND ÄTHERISCHES ÖL: Das Nebeneinander von Bitterstoff und ätherischem Ölen ist günstig zur Anregung der Verdauungssekrete. Zu der Bitterstoffwirkung kommt durch das ätherische Öl eine leichte Schleim¬hautreizung mit ebenfalls sekretionsförderndem Einfluss. Entsprechende Arzneipflanzen sind Engelswurz, Kamille, Schafgarbe und Wermut.

ALKALOIDE: Das Schöllkraut ist in dieser Aufstellung die einzige Pflanze, deren Wirkstoffe Alkaloide sind. Die Schöllkrautalkaloide sind strukturchemisch mit den Opiumalkaloiden verwandt. Einige von ihnen sind farbig. Sie verleihen dem Saft des Schöllkrautes die gelborange Farbe. Die Alkaloide besitzen krampflösende, galletreibende und schwach schmerzstillende Wirkungen. In höheren Konzentrationen sind sie sehr giftig, weshalb Schöllkrautextrakte nur in Form gut studierter Fertigarzneimittel eingesetzt werden sollten.

SCHLEIMSTOFFE: Die Naturstoffe werden nach ihrer Eigenschaft bezeichnet, mit Wasser zu Schleimen aufzuquellen. Chemisch stellen die pflanzlichen Schleimstoffe sog. Polysaccharide dar, das sind Riesenmoleküle aus Zucker-Bausteinen, wie Glucose. Die Schleimstoffe sind — im Gegensatz zu der ebenfalls den Polysacchariden angehörenden Stärke — schwer oder gar nicht verdaulich. Die in den Kamillenblütenund im Leinsamen vorkommenden Schleime wirken einhüllend auf entzündete Schleimhäute und schützen sie vor mechanischen Reizen, was ihre Abheilung fördert.

Wirkansätze der Arzneipflanzen
APPETITFÖRDERUNG: Bitter und bitter/aromatisch schmeckende Arzneipflanzen, wie Artischocke, Benediktenkraut, Engelswurz, Enzian, Fieberklee, Löwenzahn, Schafgarbe Tausendgüldenkraut und Wermut. Aromatisch schmeckende Arzneipflanzen, wie Fenchel, Koriander, KümmelKrause Minze und Pfefferminze.
KRAMPFLÖSUNG BEI MAGENBESCHWERDEN: Anis, KamilleKümmel und Pfefferminze Das Schöllkraut wird in manchen Fertigpräparaten (nicht als Tee) verwendet.
BERUHIGUNG BEI NERVÖSEN MAGENBESCHWERDEN: Baldrian, KamillePfefferminze und Schafgarbe
ABSCHWÄCHUNG EINER MAGENÜBERSÄUERUNG: Kamille und Leinsamen
ENTSPANNUNG BEI BLÄHUNGEN: AnisFenchel, Kümmel, Koriander, KamillePfefferminze und Schafgarbe

Anwendungsweise
Die Drogen der aufgezählten Arzneipflanzen werden mit Ausnahme von Leinsamen und Schöllkraut durchweg als Teeaufguss angewendet. Mischungen mehrerer Drogen sind möglich.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass von der Artischocke nicht der als Gemüse bekannte Artischocken(Blüten)boden, sondern vielmehr die Blätter verwendet werden.

Image 55433238

Gewöhnliche Schafgarbe (Common Yarrow) Achillea millefolium L. subspec. millefolium

Hinweis: Die Pflanze wird auf dem Beet „Entzündung“ mit ganz ähnlichem Text besprochen.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohe, aufrechte, krautige Staude.
BLÄTTER: Mehrfach fiederschnittig.
BLÜTEN: Köpfchen (4 bis 6 mm breit) in Schirmrispen. Zungenblüten weiß bis purpurn, nie gelblich.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
VERBREITUNG: Eurasien. Fettwiesen, Weiden und Schutt sowie an Wegrändern und Dämmen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Die zur Blütezeit gesammelten oberen Sprossteile.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, 0,2 bis über 1 %, das durchschnittlich 12 % (in guten Drogen über 25 %) Azulen enthält, aber auch azulenfrei sein kann. Das Azulen färbt das ätherische Öl je nach Gehalt gelblich bis schwarzblau. Azulen geht aus Vorstufen hervor, die als Proazulene bezeichnet werden und als solche nicht im ätherischen Öl vorliegen. Die Vorstufen gehören zu den Sesquiterpenbitterstoffen, s. u. Die weitere Zusammensetzung des Öls ist sehr variabel und umfasst Monoterpene (1,8-Cineol) sowie Sesquiterpene (z.B. beta-Caryophyllen und alpha-Bisabolol). • Bitterstoffe, 0.02 %, vom Sesquiterpentyp, wie das 8-alpha-Acetoxy-10-epi-artabsin, 8-alpha-Angeloxy-10-epi-artabsin und weitere. Die Verbindungen sind Proazulene, aus denen das oben erwähnte Azulen hervorgeht. Die Proazulene und damit auch das Azulen sind qualitätsbestimmend für die Droge. • Flavonoidglykoside, wie Rutosid und Schaftosid.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Innerlich: Appetitlosigkeit, funktionelle Störungen im Oberbauch, wie Völlegefühl, Blähungen u.ä. Eine entzündungshemmende Wirkung besitzen alkoholische Zubereitungen. Dosierung: 2 g geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten abgeseiht. Die Tagesdosis beträgt 4,5 g Droge. Bei Einnahme von Frischpflanzenpresssaft beträgt die Tagesdosis 3 Teelöffel. - Äußerlich: Zu Sitzbädern bei Krampfzuständen im kleinen Becken der Frau.
 Dosierung: 100 g Kraut auf 20 Liter Wasser.

Wirkungsbild:
• Deutlich vermehrte Sekretion von Gallensäuren (choleretisch),
• appetitanregend,
• krampflösend (spasmolytisch),
• adstringierend,
• antibakteriell und
• entzündungshemmend (alkoholische Auszüge).

Bewertung. Die im Wirkungsbild aufgezählten Eigenschaften der Schafgarbe wurden in mehreren Untersuchungen nachgewiesen. – Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet die Droge positiv.
Nebenwirkungen sind selten und beziehen sich zumeist auf allergische Reaktionen. Diese können von Sesquiterpenlactonen mit einem alpha-Methylen-gamma-Lactonring im Molekül ausgelöst werden und äußeren sich in entzündlichen Hautveränderungen mit Bläschenbildung (Schafgarbendermatitis). Der Verbindungstyp soll nur in Azulen-freien Pflanzensippen vorkommen, die von den offizinellen Pharmakopoen nicht zugelassen sind. Somit ist eine gute, zugelassene Ware unbedenklich.

Homöopathie. • „Achillea millefolium“ (Millefolium). Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anwendungsgebiete sind hellrote Blutungen - sei es aus Wunden, aus dem Darm, der Niere, dem Magen oder der Gebärmutter. Wichtig! Bei unklaren Blutungen bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen, um die Ursache klären zu lassen.  Ferner bei Krampfaderleiden und Krampfschmerz. Typische Potenzen sind D1 bis D3. • „Achillea millefolium ferm. 33d“ (= ein spezielles Herstellungsverfahren unter Hinzuziehung von Wärme und einer Fermentation): Angewendet werden die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei Leber-, Blasen-, Nierenleiden, Menstruationsstörungen. Äußerlich zu Spülungen, Bädern, Umschlägen, zur Wundbehandlung ähnlich wie Kamille.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55429151

Gelbgrüner Frauenmantel (Lady's Mantle) Alchemilla xanthochlora ROTHM.

Hinweis: Die Pflanze wird auf dem Beet „Durchfall“ mit ganz ähnlichem Text besprochen.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 30 cm hohe Halbrosettenstaude, oft auffällig gelbgrün. Die Pflanze ist eine Kleinart der formenreichen Sammelart Alchemilla vulgaris L.
BLÄTTER: Halbkreisförmig, gelappt und oberseits spärlich behaart.
BLÜTEN: Gelbgrün, klein, doldenartig angeordnet.
BLÜTEZEIT: Mai bis September.
VERBREITUNG: Gesamte Nordhalbkugel.

Pharmazie
ERNTEGUT: Von Mai bis August gesammeltes Kraut.
INHALTSSTOFFE: • Gerbstoffe, 5 – 8 %, vom Ellagitannin-Typ. • Flavonoidglykoside, 2 %.
VERARBEITUNG: Teeaufguss oder Abkochung.

Medizinische Verwendung
Akute, unspezifische Durchfallerkrankungen, Magen-Darmstörungen. (Die Anwendungen gehen hauptsächlich auf den Gerbstoffgehalt zurück.)
Dosierung: 2  bis 4 g Droge werden mit ca. 150 ml heißem Wasser übergossen und nach 10 Minuten abgeseiht. Bis zu 3 Tassen frisch bereiteter Aufguss werden zwischen den Mahlzeiten getrunken. Bei länger als 3 bis 4 Tage anhaltenden Durchfällen ist der Arzt aufzusuchen.
Wirkungsbild: Ein adstringierendes Mittel, d.h. bei Einnahme im Wesentlichen gewebsverdichtend und entzündungshemmend.

Bewertung. Das Frauenmantelkraut ist ein Objekt der Erfahrungsheilkunde. Von der Aufbereitungskommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden nach Erfahrungsberichten die Indikationen Dysmenorrhö und klimakterische Beschwerden nicht akzeptiert. Über die pharmakologischen Eigenschaften, Pharmakokinetik und Toxikologie ist nichts bekannt. Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind ebenfalls nicht bekannt. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Nach schulmedizinischem Urteil kann eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden. Gesamtbewertung: Negativ.

Homöopathie: • „Alchemilla vulgaris ex herba siccata“. Verwendet werden die getrockneten, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Die Zubereitungen werden in den Aufbereitungsmonographien der Kommission D am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ bewertet (Negativmonographie). • „Alchemilla vulgaris“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile. Die Anwendungsgebiete sind nicht über Expertenkommissionen beurteilt worden; sie stammen aus Erfahrungsberichten. Es sind Bauch- und Unterleibsschmerzen, Gelenkbeschwerden, Kopfschmerzen und Nachtschweiß. Es heißt „Die Pflanze erlaubt uns Frau zu sein, unsere Frauenkraft neu zu entdecken und sie in vollen Zügen zu genießen und auszuleben".

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Beschwerden im Klimakterium, Dysmenorrhö; äußerlich zum Gurgeln und bei Hautausschlägen sowie in Sitzbädern bei Unterleibserkrankungen. - Von der Aufbereitungskommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden nach Erfahrungsberichten die Indikationen Dysmenorrhö und klimakterische Beschwerden nicht akzeptiert.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589231

Echte Engelwurz (Archangel) Angelica archangelica L.

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: Bis 2,5 m hohes, zwei- bis vierjähriges Kraut, das nach dem Blühen und Fruchten abstirbt. Aromatischer Geruch. Im ersten Jahr entsteht eine fast rübenförmige Wurzel, später ein schwammiger Wurzelstock.
BLÄTTER: 3-fach fiederschnittig. Unten 60 bis 90 cm groß, oben kleiner.
BLÜTEN: Grünlichgelb, Kronblätter 1,5 mm lang. Zusammengesetzte Dolden.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Nördliche Gebiete Europas und Asiens. Bei uns auf feuchten bis nassen, nährstoffreichen Böden (Wiesen).

Giftigkeit: Engelwurz wird als schwach giftige Pflanze eingestuft, weil der Saft der Pflanze phototoxisch wirksam ist und eine Dermatitis auslösen kann.

Pharmazie
ERNTEGUT: Von März bis April gegrabener Wurzelstock, z.T. gespalten und unterhalb 40° C getrocknet. 
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, 0,35 % - 1 %. Dieses besteht überwiegend aus  Monoterpenen (u. a. alpha- und beta-Phellandren, alpha-Pinen), kleinen Mengen Sesquiterpenen (u. a. beta-Caryophyllen) und geruchsbestimmenden, monozyklischen Lactonen (z. B. 15-Oxopentadecenlacton). • Cumarine. Hier herrschen Furanocumarine vor, wie z. B. Angelicin. Insgesamt ist das Cumarinspektrum groß. • Pflanzensäuren, wie Angelika- und Fumarsäure.
VERARBEITUNG: Teeaufguss; Abkochung.

Medizinische Verwendung
Bei Appetitlosigkeit, Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und leicht krampfartigen Magen-Darm-Störungen, sowie mangelhafter Magensäurebildung. Dosierung: Ein Teelöffel (etwa 2 bis 4 g) wird mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergossen und nach etwa 10 Minuten abgeseiht. Eine lauwarme Tasse des Aufgusses wird eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten getrunken.

Bewertung. Die Verwendung der Droge wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) positiv bewertet. Gegenanzeigen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt. Nebenwirkungen können die in der Droge enthaltenen Furocumarine verursachen. Diese machen die Haut lichtempfindlicher und können in Zusammenhang mit UV-Strahlung zu Hautentzündungen führen. Für die Dauer der Anwendung sollte daher auf längere Sonnenbäder und intensive UV-Bestrahlung verzichtet werden.

Homöopathie. „Angelica archangelica, äthanol. Decoctum“. Verwendet wird die frische Wurzel. „Angelica archangelica var. archangelica spag. Zimpel“ (= ein spezielles Herstellungsverfahren unter Hinzuziehung von Wärme und einer Fermentation). Verwendet wird die ganze, frische, blühende Pflanze. Die Anwendungsgebiete beziehen sich auf Indikationen nach den anthroposophischen Therapieprinzipien.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei Husten, Bronchitis und nervöser Schlaflosigkeit. Äußerlich als mildes Hautreizmittel zur Förderung der peripheren Durchblutung und bei Rheumatismus.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589171

Wermut (Absinthe, Common Wormwood) Artemisia absinthium L.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Bis 1 m hoher Halbstrauch. Sprosse silbergrau. Stark aromatischer Geruch und sehr bitterer Geschmack.
BLÄTTER: Mehrfach fiederspaltig, filzig behaart.
BLÜTEN: Gelbe, 3 bis 4 mm breite Köpfchen in Rispen.
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
VERBREITUNG: Süd- und Osteuropa, Zentralasien. Bei uns gehört die Pflanze zur Schuttunkrautgesellschaft. Wermut kommt an Dämmen, Wegrändern, Zäunen und trockenen Felshängen vor. Nährstoffreiche, oft kalkhaltige, lockere Lehm- und Steinböden bilden die Unterlage.

Pharmazie
ERNTEGUT: Zur Blütezeit werden obere Sprossteile und Laubblätter gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl (0,2 – 1,5 %). Mindestens 50 verschiedene Mono- bzw. Sesquiterpene sind vorhanden. Bei den Monoterpenen herrschen (+)-Thujon, cis-Epoxyocimen, trans-Sabinol und Chrysanthenylacetat vor. Dazu kommen die Sesquiterpene alpha-Bisabolol, beta-Curcumen u.a. • Bitterstoffe.
 Diese Verbindungen gehören zur Klasse der Sesquiterpenlactone. Erwähnenswert sind das Absinthin (0,20 – 0,28 %), Anabsinthin und Artabsin (0 04 - 0,16 %) sowie Matricin (0,007 %). Artabsin und Matricin zählen zu den so genannten azulenogenen Bestandteilen der Droge. Sie sind für die Blaufärbung verantwortlich, die das ätherisches Öl aufweist, wenn es mit Wasserdampf aus der Droge destilliert wird.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Tinktur.

Medizinische Verwendung
Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Gallenwegsbeschwerden. Dosierung: Etwa ein halber Teelöffel voll Droge wird mit 150 mL kochendem Wasser überbrüht und nach 10 Minuten abgeseiht. 30 Minuten vor den Mahlzeiten wird eine Tasse voll getrunken. Die mittlere Tagesdosis beträgt 2 bis 3 g Droge.

Die Bitterstoffe der Pflanze sind ausschlaggebend für die Anwendung bei Komplikationen im Magen-Darm-Bereich. Das ätherische Öl wirkt unterstützend. Das im Öl enthaltene Thujon kann bei hoher Dosierung zu akuten Vergiftungen führen, die durch Erbrechen, Durchfall und zentralnervöse Störungen, wie Benommenheit und Krämpfe erkennbar sind. Wegen dieser Nebenwirkungen sollen für wermuthaltige Spirituosen thujonfreie Wermutarten verwendet werden.

Bewertung. Die Verwendung des Wermutkrautes wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) positiv beurteilt. Für die Droge sind Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln nicht bekannt.

Homöopathie. „Artemisia absinthium“; synonym ist „Absinthium“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Sprossteile, Blätter und Blüten. Anwendungsgebiete sind Erregungszustände und Krampfleiden; Magenschleimhautentzündung.
VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Wechselfieber, Blutarmut, Würmer. Äußerlich bei Blutergüssen, Entzündungen und Geschwüren. Die Wirksamkeit dieser Anwendungen ist nicht ausreichend belegt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55583655

Wiesen-Kümmel (Caraway) Carum carvi L.

Hinweis: Ein gleichlautender Text befindet sich auf dem Beet „Krämpfe“.

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohes, zweijähriges Kraut. Die Pflanze entwickelt erst im zweiten Jahr Blüten und Früchte.
BLÄTTER: 2- bis 3-fach gegliedert, kahl. Untere Fiedern typisch kreuzartig angeordnet.
BLÜTEN: Zusammengesetzte Dolden. Die Krone der Einzelblüte ist weiß bis rötlich mit fünf nur 1,5 mm großen Korollblättern.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juli.
FRÜCHTE: Bei der Reife in die typischen sichelförmigen Teilfrüchte zerfallend.
VERBREITUNG: Eurasien, Marokko, Anbau. Bei uns wächst Kümmel auf Fettwiesen und –weiden mit nährstoffreichen, lehmigen Böden. Im Garten wird er im Mai an Ort und Stelle ausgesät; die Keimung erfolgt nach 2 bis 3 Wochen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Früchte, kurz vor der Vollreife gesammelt, d.h. sobald das Kraut anfängt gelb zu werden.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, 3 – 7 %. Dieses besteht zu 50 - 65 % aus S-(+)-Carvon und weiteren Monoterpenen, wie vor allem R-(+)-Limonen. • Nichtflüchtige Bestandteile sind Cumarine (u. a. Herniarin und Umbelliferon) sowie 10 – 18 % fettes Öl.
VERARBEITUNG: • Teeaufguss der zerstoßenen Früchte. • Das aus den Früchten mit Wasserdampf destillierte ätherische Öl.

Medizinische Verwendung
Krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Blähungen und Völlegefühl. Verdauungsbeschwerden bei Säuglingen. – Dosierung: 1 bis 1 ½  Teelöffel voll Kümmel werden unmittelbar vor Gebrauch gequetscht und mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergossen. 10 bis 15 Minuten lang abgedeckt stehen lassen und durch ein Teesieb abgießen.

Kümmel wird als starkes, pflanzliches Spasmolytikum eingestuft; er ist damit wirkungsmäßig dem Fenchel und Anis verwandt. Da Kümmel auch verdauungsfördernd wirkt, wird er vielfach schwer verdaulichen Mahlzeiten zugesetzt. Die Wirkungen sind dem ätherischen Öl zuzuschreiben. Zusammenhänge zwischen den Inhaltsstoffen und der in der Volksheilkunde vielfach erwähnten galaktogogen (milchtreibenden) Wirkung sind ungeklärt, wie auch die Wirkung als solche wissenschaftlich nicht belegt ist.

Bewertung. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt die Verwendung der Droge als krampflösendes und antibakteriell wirkendes Mittel positiv. Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.

Homöopathie. „Carum carvi“. Die getrockneten, reifen Früchte. Die sog. Aufbereitungskommission „D“ des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), welche die medizinische Bewertung der Homöopathika vornimmt, beurteilt die Anwendungsgebiete mit „nicht ausreichend belegt“ und verzichtet auf nähere Angaben. „Carum carvi äthanol. Decoctum“. Ein ethanolisches Decoctum aus den getrockneten, reifen Früchten mit mindestens 4 % ätherischem Öl.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Blähungen und Völlegefühl, nervöse Herz-Magen-Beschwerden. Milchtreibendes Mittel (Galaktagogum) bei stillenden Frauen, menstruationsfördernd (Emenagogum). Dosierung: ½ Teelöffel frisch angestoßene Früchte mit kochendem Wasser versetzen und nach 10 bis 15 Minuten abgießen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589306

Echtes Tausendgüldenkraut (Centaury) Centaurium erythraea RAFN

Botanik
FAMILIE: Enziangewächse (Gentianaceae).
HABITUS: Zweijähriges Kraut, bis 30 cm hoch. Im ersten Jahr grundständige Blattrosette. Im zweiten Jahr vierkantiger, verzweigter Blütenstiel.
BLÄTTER: Rosettenblätter spatelig-elliptisch. Stängelblätter sitzend, kreuzweise gegenständig.
BLÜTEN: 5-zählig, rosarot in Trugdolden.
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
VERBREITUNG: Eurasien bis Nordafrika. Bei uns auf Wiesen, sonnigen Waldlichtungen und Trockenhängen. Die Pflanzenart steht unter Naturschutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Washingtoner Artenschutzabkommen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Oberirdische Teile der blühenden Pflanze.
INHALTSSTOFFE: • Bitterstoffe der Secoiridoidreihe mit Swertiamarin als Hauptkomponente. Diese macht 75 % der Bitterstofffraktion aus. Daneben kommen in geringen Mengen vor: Gentiopicrosid und Swerosid. • Secoiridoidalkaloide mit Gentianin (0,3 % isoliert) und Gentianidin. • Phenolische Verbindungen, darunter Flavonoide und Phenolcarbonsäuren.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden. Bei Magenbeschwerden, wie mangelhafte Magensaftbildung.
 Dosierung: 1 bis 2 Teelöffel (2 bis 3 g) voll Droge werden mit etwa 150 mL siedendem Wasser übergossen und nach 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Etwa eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten frisch bereiteten Aufguss trinken.

Bewertung. Tausendgüldenkraut ist eine typische Bitterstoffdroge, die reflektorisch die Speichel- und Magensaftsekretion anregt. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt die Verwendung der Droge positiv. Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.

Homöopathie. „Centaurium erythraea“. Verwendet wird die ganze, frische Pflanze. - Anwendungsgebiet: Magenbeschwerden. Verwendet werden Tabletten in der Verdünnung ab D1.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Leber- und Gallenleiden, Fiebermittel, Diabetes. Für die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten liegen keine gesicherten Studienergebnisse vor.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55583685

Gewöhnliches Schöllkraut (Greater Celadine) Chelidonium majus L.

Hinweis: Die Pflanze wird auf dem Beet „Krämpfe“ mit ganz ähnlichem Text besprochen.

Botanik
FAMILIE: Mohngewächse (Papaveraceae).
HABITUS: Ausdauerndes Kraut, bis 6o cm hoch. Alle Pflanzenteile führen einen orangefarbenen Milchsaft.
BLÄTTER: Buchtig-fiederteilig, unterseits blaugrün.
BLÜTEN: 2 Kelchblätter, 4 gelbe Kronblätter.
BLÜTEZEIT: Mai bis Oktober.
VERBREITUNG: Europa, kalte und gemäßigte Gebiete Asiens. Bei uns gehört die verbreitet auftretende Pflanze zur so genannten Schutt- und Wegrandunkrautgesellschaft; sie gedeiht auf frischen, nährstoffreichen und meist lehmigen Böden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Oberirdische Teile, zur Blütezeit gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Alkaloide. Je nach Herkunft und Trocknungsbedingungen 0,1 – 1 %.
 Die Alkaloidfraktion umfasst mehr als 20 Einzelstoffe. Hervorzuheben sind die Benzylisochinolinabkömmlinge Berberin, Chelidonin, Chelerythrin, Coptisin (Hauptalkaloid), Protopin, Sanguinarin und Stylopin. Der Gesamtalkaloidgehalt soll mindestens 0,6 % betragen, berechnet auf Chelidonin und bezogen auf die getrocknete Droge (Deutsches Arzneibuch, DAB 10).• Pflanzensäuren. Chelidonsäure, Citronensäure, Äpfelsäure und Bernsteinsäure. Die Alkaloide im Milchsaft der Pflanze als Salze dieser Säuren vor. Für die typische gelb/orange Gelbfärbung des Milchsaftes sind bestimmte Salze der Alkaloide mit den genannten Säuren verantwortlich, u. a. die Salze des Sanguinarins. • Proteolytische (Eiweiß verdauende) Enzyme im Milchsaft.
VERARBEITUNG: Teeaufguss (selten), Extrakte.

Medizinische Verwendung
Krampfartige Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darmtraktes.
- Die mittlere Tagesdosis beträgt 2 bis 5 g Droge. Die Droge ist nicht lagerbeständig; sie verliert nach wenigen Monaten die krampflösenden Eigenschaften. Deshalb müssen - wenn überhaupt (s.u.) - standardisierte Fertigpräparate mit alkoholischen Auszügen oder Trockenextrakten verwendet werden.

Bewertung. Die Wirkungen können bis heute nicht mit ausreichend zuverlässigen Untersuchungsergebnissen aus dem experimentellen, wie auch aus dem klinischen Bereich belegt werden. Über einige isolierte Alkaloide gibt es folgende Angaben. Berberin (galletreibend), Chelerythrin (zentrallähmend, schleimhautreizend und schwach antimitotisch), Chelidonin (schwach analgetisch, zentral sedativ und spasmolytisch wirkend auf die glatte Muskulatur), Sanguinarin (Acetylcholinesterase-Hemmstoff). Nicht geklärt ist, welche Effekte die Komponenten im Drogenverband bei oraler Applikation zur Geltung bringen; allein über die Absorption (Aufnahme nach oraler Gabe) der Komponenten besteht Unklarheit. So dürfte die Absorptionsquote der quartären Basen (Berberin, Chelerythrin, Sanguinarin,) gering sein. Es resultiert für die Pflanze der Befund: Leicht krampflösende Wirkung am oberen Verdauungstrakt und schwach beruhigende sowie cholagoge Eigenschaften.

Achtung: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat ab Mai 2008 die Zulassung für hochdosierte Schöllkrautpräparate widerrufen aufgrund des Verdachts einer leberschädigenden Wirkung. Der Widerruf bezieht sich auf Schöllkraut-haltige Arzneimittel und auf Tees, die als Tagesdosis mehr als 2,5 mg Gesamtalkaloide, berechnet am Leitalkaloid Chelidonin, enthalten. Für niedriger dosierte Präparate müssen in den Fach- und Gebrauchsinformationen ab Juni 2008 Lebererkrankungen als Nebenwirkung aufgeführt werden. Die Präparate sind auch kontraindiziert bei gleichzeitiger Einnahme anderer leberschädigender Medikamente, Schwangerschaft und Stillzeit. Bei einer Einnahme länger als vier Wochen soll der Arzt die Leberenzyme prüfen. Sind Anzeichen von Leberschäden zu beobachten, soll die Anwendung gestoppt werden. - Da ein Gramm der offizinellen Arzneibuch-Droge mindestens 6 mg Gesamtalkaloide enthalten soll, liegt die üblicherweise empfohlene Tagesdosis für die Droge, s.o. (= 12 bis 30 mg Gesamtalkaloide) vergleichsweise hoch.

Homöopathie. „Chelidonium majus“. Verwendet wird der frische Wurzelstock mit anhängenden Wurzeln. Anwendungsgebiete sind, Entzündungen, Steinbildungen und chronische Störungen des Leber-Galle-Systems; Entzündungen der Atemorgane und des Rippenfells, Rheumatismus. Gebräuchliche Verdünnungen sind D2, D3, D4  und D6. - „Chelidonium majus Rh“. Verwendet wird der frische Wurzelstock mit anhängenden Wurzeln. [Presssäfte der Pflanze werden einem tageszeitlichen Warm-Kalt-Rhythmus  („Rh“) unterworfen].– „Chelidonium majus e floribus; äthanol. Digestio“. Verwendet werden die frischen Blüten.

VOLKSTÜML.VERWENDUNG: Gallenblasen- und Leberleiden, Magenkrebs. Dosierung: 1 ½ Esslöffel getrocknetes Kraut lässt man 10 Minuten lang in 1 Liter kochendem Wasser ziehen und trinkt 3 Tassen am Tag zwischen den Mahlzeiten. - Der Milchsaft äußerlich gegen Warzen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589201

Benediktenkraut (Blessed Thistle) Centaurea benedicta (L.) L. (Cnicus benedictus L.)

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Bis 45 cm hohe, einjährige Distel, bitterer Geschmack.
BLÄTTER: Buchtig, stachelig und vor allem klebrig.
BLÜTEN: Wollige Blütenköpfe, innere Hülle mit langen, fiederspaltigen Stacheln, Krone gelb.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Europa, Kaukasus bis Zentral-Asien. Bei uns kann die Pflanze kultiviert werden. Sie kommt selten verwildert vor.

Pharmazie
ERNTEGUT: Blätter und Triebspitzen zur Blütezeit gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Bitterstoffe der Sesquiterpenreihe vom Germacrantyp mit einer alpha-Methylen-gamma-Lactongruppierung. Hauptkomponente der Fraktion ist das Cnicin (bis 2,5 % in getrockneten Blättern). • Mineralstoffe. Etwa 10 - 18 %, besonders Kalium- und Magnesiumsalze. • Ätherisches Öl. Etwa 0,03 %.
VERARBEITUNG: Teeabkochung.

Medizinische Verwendung
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, Magen-Darm-Störungen, Leber- und Gallenblasenbeschwerden.
 Teebereitung: 1 Teelöffel (etwa 1g) mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, 2 bis 3 Minuten lang aufkochen und abseihen. Vor der Mahlzeit eine Tasse warm trinken.

Bewertung. Die Anwendungen sind auf Grund des Vorkommens von Bitterstoffen plausibel. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet die Droge positiv. Bemerkenswert ist, dass das Cnicin im Laborversuch eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung aufweist. In wie weit diese die Anwendungen begünstigt, ist nicht geklärt. Die Bitterstoffe oben genannten Typs haben eine deutliche Anti-Tumorwirkung bei Versuchen an Mäusen. Diese Beobachtung wurde bisher nicht auf die Nützlichkeit beim Menschen untersucht, möglicherweise, weil Nebenwirkungen zu erwarten sind, die schwerwiegender als der Nutzen sind. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen allergische Reaktionen.

Homöopathie. • “Cnicus benedictus“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. • „Cnicus benedictus, äthanol. Decoctum“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. • „Cnicus benedictus spag. Zimpel“. Verwendet wird die ganze, frische, blühende Pflanze. Bei diesem Präparat wird das pflanzliche Material zunächst mit Wasser und Hefe versetzt und gegoren. Danach erfolgt eine Wasserdampfdestillation in eine ethanolische Vorlage. Der Destillationsrückstand wird schließlich abgepresst, getrocknet und verascht. Die Asche fügt man dem Destillat zu und filtriert das Ganze. - Anwendungsgebiete für die drei Formen sind chronische Lebererkrankungen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Gegen Husten u. Blasenleiden, äußerlich (Abkochung) bei schlecht heilenden Geschwüren. Die Wirksamkeit für diese Indikationen ist wissenschaftlich nicht belegt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55435743

Koriander (Coriander) Coriandrum sativum L.

Hinweis: Der Koriander wird im Beet „Gewürze/Aroma“ ebenfalls beschrieben.

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: Einjährig. Aufrechter Spross, bis 50 cm hoch. Unangenehm wanzenartiger Geruch.
BLÄTTER: Untere doppelt gefiedert, obere mit tief fiederspaltigen, linealischen Zipfeln.
BLÜTEN: Kronen bis 4 mm lang, weiß oder rötlich. Dolden 3- bis 5-strahlig. Randständige Blüten der Döldchen größer.
BLÜTEZEIT: Juni bis Juli.
FRÜCHTE: Pfefferkorngroß, kugelig.
VERBREITUNG: Östl. Mittelmeer, Ostasien, Nord- u. Südamerika. Bei uns kultiviert. Aussaat März bis April an Ort und Stelle. Ernte August bis September.

Pharmazie
ERNTEGUT: Früchte zum Zeitpunkt der beginnenden Bräunung.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl mit einer Zitronen-limonenähnlichen Note
 (0,4 bis >1 %). Hauptbestandteil ist mit 60 – 75 % Linalool. • Fettes Öl (13 – 21 %).
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Dyspeptische Beschwerden und Appetitlosigkeit

Bewertung. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt die Verwendung der Droge positiv. Gegenanzeigen und Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei dyspeptischen Beschwerden, Völlegefühl, Durchfall, Blähungen und leichten krampfartigen Magen-Darm-Störungen. Appetitlosigkeit. Dosierung: 1 g zerquetschte Früchte als Einzeldosis. Die Tagesdosis beträgt 3 g. Teebereitung: Zwei Teelöffel Früchte werden zerquetscht, mit etwa 150 mL siedendem Wasser aufgegossen, 10 bis 15 Minuten lang abgedeckt stehen gelassen und dann durch ein Teesieb gegeben. Mehrmals täglich eine Tasse frisch bereiteten Teeaufguss warm zwischen den Mahlzeiten trinken.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589261

Gemüse-Artischocke (Globe Artichoke) Cynara scolymus L.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Distelähnliche, bis 2 m hohe, krautige Staude.
BLÄTTER: Groß, fiederspaltig, unten weißfilzig.
BLÜTEN: Bis 12 cm breite Köpfe, blaurote Röhrenblüten.
BLÜTEZEIT: September bis Oktober.
VERBREITUNG: Pflanze nur aus Kultur bekannt. In mediterranen Klimagebieten angebaut. Bei uns als stattliche, sehr dekorative Distel im Garten an warmen, sonnigen, Standorten kultivierbar. Ein frischer, nährstoffreicher Boden ist Voraussetzung.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter; frisch u. getrocknet.
INHALTSSTOFFE: • Bitterstoffe (0,5 – 5 %) aus der Reihe der Sesquiterpenlactone vom Guajanolidtyp. Der Hauptbitterstoff ist Cynaropikrin. • Hydroxyzimtsäuren (1,7 – 4,2 %, bestimmt in Frischmaterial und berechnet auf Trockendroge. In getrockneter Handelsdroge wurden 0,02 – 1,4 %, berechnet als Chlorogensäure gefunden). Bei den Hydroxyzimtsäuren handelt es sich um ein instabiles Gemisch von Mono- und Di-Caffeoylchinasäuren. Davon sind die Isomeren der Chlorogensäure am bedeutendsten [Chlorogensäure: (1S)-3ß-(3,4-Dihydroxycinnamoyloxy)-1alpha,4alpha,5alpha-trihydroxycyclohexancarbonsäure oder 5-O-Caffeoylchinasäure]. • Flavonoidglykoside (0,5 %) mit Luteolin (3’,4’,5,7-Tetrahydroxyflavon) als wichtigstem Aglykon.
Das in Position 7 mit Glucose verknüpfte Luteolin ist das bedeutendste Glykosid; es wird als Cynarosid bezeichnet.
VERARBEITUNG: Extrakte. Bestandteil von Teegemischen. Als ungemischter Tee sind die Artischockenblätter nicht im Handel.

Medizinische Verwendung
Dyspeptische Beschwerden durch verminderte Gallensekretion. Dosierung: Durchschnittliche Tagesdosis an Droge: 6 g. Am häufigsten werden Trockenextrakte oder Pflanzenpresssäfte verwendet. Die mittlere Einzeldosis für den Trockenextrakt beträgt 500 mg.

Bewertung. Artischockenextrakte werden häufig eingesetzt; die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) erkennt die Verwendung bei dyspeptischen Beschwerden an. Nebenwirkungen sind außer einer bekannten Allergie gegenüber Artischocken nicht bekannt. Gegenanzeigen sind Verschluss der Gallenwege, und bei Gallenleiden sollte die Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Wirkstoffe. Die choleretische Wirkung wird im Wesentlichen dem Vorkommen der Chlorogensäure-Isomere zugeschrieben. Daneben fördern die Bitterstoffe die Freisetzung von Verdauungssekreten. - Für das Luteolin und Cynarosid wurden die Hemmung der Cholesterinbildung im Tierversuch nachgewiesen. Zur Umsetzung dieser Befunde in die Humanmedizin sind weitere klinische Studien erforderlich.

Homöopathie. „Cynara scolymus“. Verwendet werden die frischen, zur Blütezeit geernteten, oberirdischen Teile. Anwendungsgebiet. Chronische Leber-Galle-Störungen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Förderung der Harnausscheidung, Diabetes, Arteriosklerose, Hautkrankheiten. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungen ist nicht belegt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55340338

Garten-Fenchel (Finnochio) Foeniculum vulgare MILL.

Hinweis: Auf dem Beet „Krämpfe“ befindet sich ein in mehreren Teilen gleichlautender Abschnitt über den Garten-Fenchel

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: Zweijähriges bis ausdauerndes Kraut. Im zweiten Jahr mannshoher, feingerillter, markiger bis hohler Stängel. Stark würziger Geruch.
BLÄTTER: Lange Blattscheiden, Spreite mehrfach gefiedert, die Zipfel fädig.
BLÜTEN: Doppeldolden bis 15 cm im Durchmesser. Hülle und Hüllblättchen fehlen. Sehr kleine Blüten mit sattgelben, bis 1 mm langen Kronblättern. 
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
FRÜCHTE: Bis 10 mm lange Spaltfrüchte. Innenseiten der Teilfrüchte mit vorspringenden Ölstriemen gerillt.
VERBREITUNG: Europa bis Vorderasien; Kulturpflanze. Im Garten wird Fenchel zunächst im Saatbeet angezogen (Keimdauer 3 Wochen) und erst im nächsten Frühjahr ins Freie ausgepflanzt. Die Kultur hält etwa 3 Jahre lang.

Pharmazie
ERNTEGUT: Reife Früchte.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, 0,8 – 8,5 %. Davon sind 50 – 75 % trans-Anethol, 2 – 33 % Fenchon, 2 – 5 % Estragol und ein kleiner Teil der Monoterpene alpha-Pinen, Limonen und gamma-Fenchen als spezifischer Bestandteil des Bitterfenchels. Problematisch könnte ein zu hoher Anteil an Estragol werden; s. u. Der Estragol-Gehalt darf 5 % nicht übersteigen.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Krampfartige Magen-Darmbeschwerden. Dosierung: 1 bis 3 Teelöffel voll Fenchel werden zerquetscht, mit etwa 150 mL siedendem Wasser übergossen, 5 bis 10 Minuten lang bedeckt stehen gelassen und dann durch ein Teesieb gegeben. 2 bis 4-mal täglich eine Tasse voll frisch bereiteten Aufguss warm trinken. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann der Aufguss auch zum Verdünnen von Milch oder Breinahrung verwendet werden.

Hinweise: • Die Früchte sollen erst unmittelbar vor der Verwendung gequetscht werden (am besten in einem Mörser mit dem Pistill quetschen oder mit dem Fleischklopfer auf einem Holzbrett zerdrücken). Auf diese Weise wird das ätherische Öl zugänglich, das sich in der unversehrten Frucht separat in geschlossenen Gängen (Exkretgänge) befindet. Werden die beschädigten Früchte aufbewahrt, so verdunstet bald das freigesetzte ätherische Öl. Somit sind diese nicht lagerfähig. • Das oben erwähnte, im Tierversuch toxische Estragol kommt bei üblicher Anwendung der Früchte in einer Menge (maximal 0,1 mg) zur Aufnahme, die für den Menschen unbedenklich ist. Zudem ist der Gebrauch von Fenchel über einen längeren Zeitraum nicht üblich.

Bewertung. Die Verwendung des Fenchels bei dyspeptischen Beschwerden wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anerkannt. Direkte Gegenanzeigen sind nicht bekannt. Bei Schwangerschaft könnte Vorsicht geboten sein. Zudem könnten Nebenwirkungen in Einzelfällen allergische Reaktionen sein. - Das oben erwähnte Estragol wirkt bei Nagetieren karzinogen auf das Lebergewebe. Da aber zwischen den Nagern und Mensch unterschiedliche Wege im so genannten Phenylpropanstoffwechsel bestehen (Estragol ist ein Phenylpropankörper), sind Rückschlüsse auf das Risiko für den Menschen nur bedingt möglich. Für den Menschen gibt es keine Hinweise auf ein Risiko bei langandauernder Anwendung. Dennoch wird von einer über längere Zeiträume ausgedehnten Anwendung ohne Rücksprache mit Sachverständigen abgeraten.

Wirkstoffe. Das Fenchelöl ist der wertbestimmende Bestandteil der Früchte. Fenchel hat vor allem antimikrobielle, krampflösende, sekretolytische und carminative Wirkungen. Das Fenchelöl übertrifft die Desinfektionskraft des als Standard früher vielfach eingesetzten Phenols um das 13-Fache.

Homöopathie.• „Foeniculum vulgare“. Es werden die getrockneten, reifen Früchte verarbeitet. Es existiert eine Negativmonographie der Kommission „D“ des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), wonach zwar Wirkungen vorhanden sind, das Nutzen-Risiko-Verhältnis aber negativ ist. • „Foeniculum vulgare, äthanol. Decoctum“. Herstellung aus den reifen Früchten und eingesetzt auf Gebieten der anthroposophischen Therapierichtung.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Verdauungsbeschwerden und Husten; bei Dyspepsien mit Durchfall bei Säuglingen. Zur Stimulation der Milchsekretion. Dosierung: 3-mal täglich 0,3 bis 0,6 g gepulverte Droge einnehmen; oder 1 Teelöffel zerstoßene Früchte auf eine Tasse als Teeaufguss. Äußerlich bei Augenbindehautentzündung in Form von Augenkompressen (Augenwasser, d.h. eine Fencheltinktur wird mit Wasser um das 10-fache verdünnt). Die Wirkungen als Galaktogogum und gegen Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung) sind nicht belegt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589186

Zimt-Erdbeere (Hautbois Strawberry) Fragaria moschata (DUCHESNE) WESTON

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 30 cm hohes, ausdauerndes Kraut. Haare der Blatt- und Blütenstiele waagerecht abstehend. Ausläufer bildend.
BLÄTTER: 3-zählig, grob gezähnt.
BLÜTEN: Weiß.
BLÜTEZEIT: Mai/Juni.
FRÜCHTE: Würziger Geschmack. Das Aroma unterscheidet sich deutlich von dem der Wald-Erdbeeren-Früchte.
VERBREITUNG: Europa. Bei uns in der Laubmischwaldgesellschaft. Die Pflanze ist gegen Kälte und Hitze empfindlicher als die Wald-Erdbeere; sie meidet zudem stark kalkhaltige Böden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter, im Mai/Juni gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Phenolcarbonsäuren, wie Gallussäure, Salizylsäure, Zimtsäure, Kaffeesäure und Chlorogensäure. • Das Flavonolglykosid Rutosid (um 3 %). • Gerbstoffe. Die Gerbstoffe sind nicht näher untersucht.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
In der Schulmedizin ist die Droge bedeutungslos.

Bewertung. Die Erdbeerblätter werden von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ beurteilt, weil für die unten erwähnten Anwendungsgebiete kein ausreichender Beleg der Wirksamkeit vorliegt. Die Anwendung in Tees und teeähnlichen Erzeugnissen ist überwiegend dem Lebensmittelbereich zuzuordnen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Die Anwendungen entsprechen denjenigen der Walderdbeere, das heißt: Leichte Durchfälle, insbesondere bei Kindern. Ferner bei Erkrankungen der Harnwege, zur Unterstützung von Herz und Kreislauf, bei Fieber, gegen Nachtschweiß sowie zur „Blutreinigung“ und „Unterstützung naturgemäßer Gewichtsabnahme“. Frühstückstee (Schwarztee-Ersatz). Äußerlich bei Halsentzündungen und Ausschlägen. Dosierung: Innerlich ein Aufguss von 4 g Droge auf 150 mL Wasser als Einzelgabe bei Kinderdurchfall. Äußerlich die Abkochung einer Handvoll Blätter als Gurgelmittel bei Halsentzündungen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589246

Wald-Erdbeere (Wild Strawberry) Fragaria vesca L. var. vesca

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 15 cm hohes, ausdauerndes Kraut. Haare an den Blütenstielen aufrecht oder angedrückt. Ausläufer bildend.
BLÄTTER: 3-zählig, grob gesägt, unterseits seidig.
BLÜTEN: Trugdolden, Kronblätter weiß.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: Fruchtkelch waagerecht abstehend. Reife Früchte beim Pflücken nicht vom Fruchtkelch abreißend.
VERBREITUNG: Gemäßigtes Eurasien. Bei uns weit verbreitet auf Waldschlägen und in Lichtungen, Wäldern, Gebüschen, Hecken, Wiesen und Dämmen. Die als Monats-Erdbeere gepflanzte Form ist eine kräftige Unterart, die unter günstigen Bedingungen das ganze Jahr über blüht und fruchtet. Nach dem Artenschutzabkommen ist die Wald-Erdbeere geschützt.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter, im Mai/Juni gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Phenolcarbonsäuren, wie Salizylsäue, Zimtsäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure. • Flavonoide mit 2,2 % Rutosid, • Gerbstoffe, darunter Ellagitannine und kondensierte Gerbstofftypen.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Homöopathie. „Fragaria vesca“. Verwendet werden die reifen Früchte. Das Anwendungsgebiet ist u. a. Nesselsucht.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Leichte Durchfälle, insbesondere bei Kindern. Frühstückstee (Schwarztee-Ersatz). Äußerlich bei Halsentzündungen. Dosierung: Innerlich ein Aufguss von 4 g Droge auf 150 mL Wasser als Einzelgabe bei Kinderdurchfall. Äußerlich die Abkochung einer Handvoll Blätter als Gurgelmittel bei Halsentzündungen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589321

Knack-Erdbeere (Green Strawberry) Fragaria viridis WESTON

geschützte Art.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 15 cm hohes, ausdauerndes Kraut. Haare an allen Blütenstielen aufrecht oder angedrückt. Ausläufer bildend.
BLÄTTER: 3-zählig, grob gesägt.
BLÜTEN: Kronblätter gelblichweiß.
BLÜTEZEIT: Mai bis Juni.
FRÜCHTE: Fruchtkelch angedrückt. Reife Früchte beim Pflücken knackend vom Fruchtkelch abreißend. Im Gegensatz dazu sind die Kelchblätter bei der Walderdbeere waagrecht abstehend oder sogar zurückgeschlagen; sie werden selten bei Pflücken mit abgerissen. Die Früchte können wie diejenigen der Walderdbeere
 verwendet werden.
VERBREITUNG: Europa, Kaukasus, Sibirien, Zentralasien. Die Knackerdbeere bevorzugt warme, trockene und lichte Standorte, wächst aber auch in lichten Laubmischwäldern und auf nährstoffreichen Böden. Die Pflanze ist kalkliebend. Die Knackerdbeere kommt weniger häufig vor als die Walderdbeere. In den nördlichen Bundesländern ist sie selten (in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf der Roten Liste), kommt jedoch in Mittel- und Süddeutschland zerstreut vor. Nach dem Artenschutzabkommen eine geschützte Art.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter, im Mai/Juni gesammelt.
INHALTSSTOFFE: Die Stoffführung ist vergleichbar mit derjenigen der Walderdbeere, das heißt: • Phenolcarbonsäuren, wie Salizylsäure, Zimtsäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure. • Flavonoide mit 2,2 % Rutosid. • Gerbstoffe, darunter Ellagitannine und kondensierte Gerbstofftypen.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
In der Schulmedizin ist die Droge bedeutungslos.

Bewertung. Die Erdbeerblätter werden von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ beurteilt, weil für die unten erwähnten Anwendungsgebiete kein ausreichender Beleg der Wirksamkeit vorliegt. Die Anwendung in Tees und teeähnlichen Erzeugnissen ist überwiegend dem Lebensmittelbereich zuzuordnen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Die Anwendungen entsprechen denjenigen der Walderdbeere, das heißt: Leichte Durchfälle, insbesondere bei Kindern. Ferner bei Erkrankungen der Harnwege, zur Unterstützung von Herz und Kreislauf, bei Fieber, gegen Nachtschweiß sowie zur „Blutreinigung“ und „Unterstützung naturgemäßer Gewichtsabnahme“. Frühstückstee (Schwarztee-Ersatz). Äußerlich bei Halsentzündungen und Ausschlägen Dosierung: Innerlich ein Aufguss von 4 g Droge auf 150 mL Wasser als Einzelgabe bei Kinderdurchfall. Äußerlich die Abkochung einer Handvoll Blätter als Gurgelmittel bei Halsentzündungen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589351

Gelber Enzian (Yellow Gentian) Gentiana lutea L.

Botanik
FAMILIE: Enziangewächse (Gentianaceae).
HABITUS: Bis 1,4 m hohe, stattliche, sommergrüne Staude. Die Pflanze hat eine mehrköpfige, armdicke Wurzel.
BLÄTTER: Bis 30 cm lang, gegenständig, bogennervig.
BLÜTEN: In den Achseln der oberen, vergleichsweise kleinblättrigen Blattpaare stehen die Blüten in Trugdolden mit blassgelber Krone und bilden insgesamt einen sehr kräftigen Blütentrieb, der bis zu einem Meter hoch wachsen kann. 
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
VERBREITUNG: Kalkliebende Gebirgspflanze in Europa. In den westlichen Alpen verbreitet auf Magerrasen und Flachmooren. Bei uns auch im Alpenvorland, in  der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald. Der Gelbe Enzian steht unter Naturschutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz vom 1. Februar 2001. - Für medizinische Zwecke wird die Pflanze kultiviert.

Pharmazie
ERNTEGUT: Wurzel. Grabung September bis Oktober (gründliche Trocknung ist wichtig).
INHALTSSTOFFE: • Bitterstoffe, die phytochemisch zu den Secoiridoidglucosiden gehören. Mengenmäßig vorherrschend ist das Gentiopikrosid (Synonym: Gentiopikrin) mit 2 – 3,5 %.  • Gelbe Farbstoffe. Es handelt sich um Xanthonderivate. Der Hauptvertreter ist Gentiosid. • Vergärbare Zucker (30 – 55 %), wie Glucose, Fructose, Saccharose und das Trisaccharid Gentianose. • Pektine, 3 – 11 % • Iridoidalkaloide in kleinen Mengen, wie Gentialutin und Gentianin.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Tinktur. Die Wurzel ist neben Eisenkraut, Holunderblüten, Sauerampferkraut und Schlüsselblumenblüten in Sinupret® von BIONORICA enthalten.

Medizinische Verwendung
Bei Magenbeschwerden, wie z. B. durch mangelnde Magensaftbildung; zur Appetitanregung. Verdauungsbeschwerden, wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Blähungen. Teebereitung: Ein halber Teelöffel voll (1 – 2 g) Enzianwurzel wird mit siedendem Wasser (150 mL) übergossen und nach etwa 5 bis 10 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Der Tee kann auch durch Ansetzen der Droge mit kaltem Wasser und mehrstündiges Ziehen bereitet werden.

Bewertung. Die Verwendung von Enzian bei Verdauungsbeschwerden ist von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anerkannt. Gegenanzeigen sind Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Nebenwirkungen können bei empfindlichen Patienten Kopfschmerzen sein.

Wirkprofil. Die Wirkungen der Enzianwurzel sind sensorisch-reflektorisch. Durch den bitteren Geschmack wird die Sekretproduktion im Magen angeregt. Eine zusätzliche Wirkung auf die Galleproduktion ist möglich; es ist jedoch nicht geklärt, ob diese auf reflektorischem Wege zustande kommt. - Im Tierversuch deutet sich eine Steigerung der Bronchialsekretion an. 

Homöopathie. „Gentiana lutea“. Verwendet werden die frischen, unterirdischen Teile. Anwendungsgebiete sind u. a. Verdauungsstörungen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Fiebermittel; diese Verwendung ist nicht erwiesen und obsolet. Zusammen mit Eisen gegen Anämien. – Herstellung von Enzianbranntwein. Dazu werden die Zucker der frisch geernteten Wurzel vergoren. Beim anschließenden Destillieren gehen neben dem entstandenen Alkohol typische Aromastoffe in das Destillat über. Die Bitterstoffe sind dabei unbedeutend.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55433208

Echte Kamille (Chamomile) Matricaria chamomilla L. (Matricaria recutita L., Chamomilla recutita (L.) RAUSCHERT)

Hinweis: Zum Thema Kamille befinden sich auf dem Beet „Entzündung“ ähnliche Ausführungen.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Einjähriges Kraut, um 40 cm hoch, aufrecht.
BLÄTTER: 2- bis 3-fach fiederteilig, schmal-linealisch, wechselständig.
BLÜTEN: Etwa 2,5 cm breite Köpfchen mit hohlem Blütenstandsboden. Zungenblüten weiß, Röhrenblüten goldgelb.
BLÜTEZEIT: Mai bis September.
VERBREITUNG: Europa bis 60° nördl. Breite, gemäßigtes Asien. Kamille  gehört zur sog. Getreideunkrautgesellschaft. Bei uns  kommt sie noch oft an Wegrändern, auf Ödland und an Getreidefeldern vor. Bevorzugt werden nährstoffreiche, kalkärmere, sandige und tonige Lehmböden. Der Anbau spezieller Zuchtsorten ist in Deutschland möglich.

Pharmazie
ERNTEGUT: Blütenköpfe, zu Beginn der Blüte gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • 0,3 – 1,5 % Ätherisches Öl mit bis zu 15 % dunkelblauem Chamazulen, das bei der Destillation aus dem Bitterstoff Matricin hervorgeht. Mengenmäßig bedeutungsvoller sind im ätherischen Öl Sesquiterpenverbindungen aus der Gruppe der Bisabolole [(-)-alpha-Bisabolol, Bisabololoxide A bis C und Bisabolonoxid A], die bis 33 % ausmachen sowie trans-beta-Farnesen (bis 45 % des Öls). Ferner enthält das Öl die cis- und trans-En-In-Dicycloether, die im präparativ gewonnenen Öl 25 % betragen können. – • Flavonoide (in den Zungenblüten bis zu 5 % Apigenin-7-glucosid). • Schleimstoffe bis 10 %.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Tinktur, Fluidextrakt.

Medizinische Verwendung
Im Einzelnen ergibt sich folgendes Bild über die medizinische Verwendung.

Innerlich:
• Gastro-intestinale Spasmen und entzündliche Erkrankungen des Gastro-Intestinal-Traktes.
• Magen-Darm-Beschwerden; Reizung der Mund- und Rachenschleimhaut sowie der oberen Atemwege.
Äußerlich:
• Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bakterielle Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleisches.
• Entzündliche Erkrankungen und Reizzustände der Luftwege (Inhalationen).
• Entzündungen im Anal- und Genitalbereich (Bäder und Spülungen).
• Für Bäder und Spülungen bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bakteriellen Hauterkrankungen, wie Nachbehandlung eröffneter Furunkel und infizierte Wunden. Als Sitzbad bei entzündlichen Erkrankungen des Analbereiches, Afterjucken, nach Operationen, zur Linderung der Beschwerden bei Hämorrhoiden, Analekzemen, Analfissuren bei perianalem Ekzem, entzündlichen Erkrankungen im Genitalbereich, zur Nachbehandlung von vaginalen Operationswunden.

Dosierungen: Ein gehäufter Esslöffel voll Kamillenblüten (etwa 3 g) wird mit heißem Wasser (ca. 150 mL) übergossen, zugedeckt und nach 5 bis 10 Minuten durch ein Teesieb filtriert. Bei Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich wird 3- bis 4-mal täglich eine Tasse frisch bereiteter Tee zwischen den Mahlzeiten getrunken. Zur Bereitung eines Dampfbades 1 bis 2 Esslöffel (= ca. 6 g) Kamillenblüten mit heißem Wasser übergießen. Bei Entzündungen der Schleimhaut im Mund- und Rachenbereich wird mit dem frisch bereiteten Tee mehrmals täglich gespült oder gegurgelt. Da im Drogenrückstand bis zu 70 % des ätherischen Öls zurückbleiben, ist die Verwendung wässrig-alkoholischer, standardisierter Auszüge vorteilhaft. Geschmacklich besonders aromatisch sind diese, wenn sie aus frischen Blüten zubereitet wurden. Eine beliebte Arzneiform ist der Kamillenfluidextrakt.

Wirkungsbild:
• Spasmolytisch (krampflösend): Dieser Effekt wurde an Darmpräparaten des Meerschweinchens geprüft und ergab für Apigenin,  (-)-alpha-Bisabolol und die Bisaboloxide relative Wirksamkeiten von 3,29; 0,91 und 0,5 im Vergleich zu dem als Standard häufig eingesetzten Papaverin (= 1,0).
• Entzündungshemmend: Das Kamillenöl und (-)-alpha-Bisabolol zeigten im Tierversuch (Ratte) etwa 12 % bzw. 15 % der Wirkung des als Standard häufig eingesetzten Synthetikums Indometacin.
• Wundheilend: Die Zellregeneration von geschädigter Meerschweinchenhaut wird durch örtliche Anwendung von Kamillenextrakten beschleunigt. Besonders wirksam sind (-)-alpha-Bisabolol und Chamazulen
• Antimikrobiell: Die wirkungsstärksten Inhaltsstoffe gegen Bakterien (Staphylokokken und Streptokokken) sowie Hefe-Pilze (Candidosen) sind (-)-alpha-Bisabolol und die Spiroketalenolether aus der Kamille.

Bewertung. Die Kamille und Kamillenextrakte sind typische populäre Hausmittel. Es ist bemerkenswert, dass es über den therapeutischen Nutzen der Kamille sehr wohl Hinweise gibt aber kaum aussagekräftige klinische Untersuchungsergebnisse. So sind hier Erfahrungen aus der Praxis tonangebend. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erkennt die Droge als wirksames Mittel bei Beschwerden im Gastro-intestinal-Trakt sowie äußerlich bei Empfindlichkeiten der Haut- und bestimmter Schleimhäute an. -Gegenanzeigen gelten für Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern, wie Arnika, Ringelblumen und Schafgarbe.

Anmerkung zur Qualität von Kamillenblüten im Handel: Von der Kamille gibt es, wie bei den Kulturpflanzen, zahlreiche Sorten. Besonders hochwertige Kamillensorten kommen aus deutschen Anbaugebieten oder Regionen, in denen Sorten aus deutschen Zuchtbetrieben kultiviert werden. Der Gehalt an Wirkstoffen entspricht oder übertrifft hier den Forderungen der wissenschaftlichen Institutionen. In Filterbeuteln dürften diese Produkte nicht enthalten sein. Darin befindet dich neben Blüten nicht selten ein zerkleinertes, minderwertiges Kamillenkraut.

Homöopathie: „Chamomilla recutita“ (Chamomilla). Verwendet wird die ganze zur Blütezeit gesammelte Pflanze. Anwendungsgebiete sind Entzündungen der Atemorgane, Zahnungsbeschwerden, Entzündungen und Krämpfe der Verdauungsorgane, der weiblichen Geschlechtsorgane, heftige Schmerzzustände, reizbare Verstimmungszustände. Gebräuchliche Verdünnungen sind D2 bis D4 und D6.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: In Form des Teeaufgusses bei schmerzhaften, mit Krämpfen verbundenen Magen- und Darmstörungen, wie Durchfall und Blähungen, bei entzündlichen Magen- und Darmerkrankungen, wie Gastritis und Enteritis. Als Mundspülung bei Entzündungen der Mund- und Rachenhöhle. In Form heißer Kompressen bei schlecht heilenden Wunden, als Sitzbad bei Abszessen Furunkeln, Hämorrhoiden und Frauenleiden. Als Dampfbad zur Inhalation bei Schnupfen und Bronchitis. Gebräuchlich sind 3 g Kamillenblüten für einen Teeaufguss und 6 g mit heißem Wasser als Dampfbad. - Als Zusatz zu kosmetischen Pflegemitteln.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55583715

Pfeffer-Minze (Peppermint) Mentha x piperita L.

Botanik
FAMLILIE: Lippenblütler (Lamiaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohe ausdauernd-krautige, aromatische Staude. Stängel rot überlaufen, kahl, glänzend.
BLÄTTER: Gestielt, mit gesägtem Rand.
BLÜTEN: Scheinähren. Kronblätter lila.
BLÜTEZEIT: Juni bis Juli.
VERBREITUNG: Europa, Nord-Amerika. Bei uns kommt Pfefferminze nur als Kulturpflanze vor. Sie stellt hohe Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit und benötigt einen sonnigen Standort. Da sie steril ist, erfolgt die Vermehrung ausschließlich durch Stecklinge.

Die Pfefferminze war die Arzneipflanze des Jahres 2004.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter vor Beginn der Blüte gesammelt.
Die Blätter sollten lichtgeschützt aufbewahrt werden. Die Abpackung in Kunststoffbehältern ist ungeeignet, weil die Weichmacher von Plastikmaterialien das ätherische Öl absorbieren können und dadurch eine Wirkungsminderung eintritt.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl. 0,5 – 4 %. Von den über 100 Bestandteilen des Öls sind erwähnenswert: Menthol (Anteil im ätherischen Öl: 35 – 45 %), Menthon (15 – 20 %), Cineol (6 – 8 %), Menthofuran (ca. 5 %), Menthylacetat (ca. 4 %), Neomenthol (ca. 3 %), Isomenthon (ca. 2,5 %), Limonen ( ca. 2,5 %) und Pulegon (ca.1 %, höchstens 4 %). • Nichtflüchtige Bestandteile sind Lamiaceen-Gerbstoffe (um 4 %, Struktur nicht geklärt), Kaffeesäurederivate und Flavonoide.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie Gallenblase und Gallenwege.

Dosierung. Teeaufguss: 1 Esslöffel Blätter werden mit 150 mL heißem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 Minuten durch ein Teesieb filtriert. 3- bis 4-mal täglich wird eine Tasse frisch bereiteten Tees zwischen den Mahlzeiten getrunken.
 Von einem Dauergebrauch bei chronischen Magenbeschwerden ist abzuraten, weil das Menthol vergleichsweise leicht in Teeaufgüsse übergeht und allmählich die Schleimhäute reizen kann. Eine Mischung aus gleichen Teilen von Pfefferminzblättern und Kamillenblüten ist dann günstiger.

Wirkprofil. Von den Wirkungen der Pfefferminzblätter sind die krampflösenden Eigenschaften am auffälligsten. Diese lassen sich am isolierten Krummdarm des Meerschweinchens signifikant und dosisabhängig nachweisen. Hinzu kommen antimikrobielle und antivirale Effekte. Zudem ist eine steigernde Wirkung auf die Gallensekretion nachgewiesen. Die Wirkstoffe sind vor allem im ätherischen Öl lokalisiert; die antiviralen Eigenschaften gehen möglicherweise auf die Anwesenheit der Kaffeesäurederivate zurück.

Bewertung. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erkennt die Droge als wirksames Mittel bei Krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie Gallenblase und Gallenwege an.
 - Gegenanzeigen sind Gallensteinleiden. Bei diesen soll vor der Anwendung eine Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. – Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind nicht bekannt.

Homöopathie: „Mentha piperita“. Verwendet wird die frische, blühende Pflanze. Anwendungsgebiete sind Erkältungskrankheiten.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Übelkeit wegen Magenfülle, Brechreiz, auch Schwangerschaftserbrechen, Erkältungskrankheiten und Dysmenorrhoe. Die Wirksamkeit bei Übelkeit und leichtem Brechreiz scheint durch Erfahrung gestützt zu sein. Die Dosierung erfolgt wie oben angegeben.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589336

Krause Minze (Spearmint) Mentha spicata L.

Botanik
FAMILIE: Lippenblütler (Lamiaceae).
HABITUS: Bis 80 cm hohes, ausdauerndes, aromatisches Kraut.
BLÄTTER: Lanzettlich bis länglich-eiförmig; bei der Unterart Mentha spicata var. crispata (SCHRAD.)  runzelig-kraus.
BLÜTEN: Rötlichlila. Ährenförmige Blütenstände, die aus Scheinquirlen bestehen.
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
VERBREITUNG: Mitteleuropa. Bei uns in Gärten.

Anmerkung. Zu den „Krausen Minzen“ werden auch Kulturformen anderer Minzen-Arten gerechnet, wie Mentha longifolia var. crispaMentha X piperita var. crispa; Mentha aquatica var. crispa. Die oben genannte Mentha spicata var. crispata wurde besonders in Norddeutschland, Skandinavien und der Schweiz seit langem kultiviert. Die Pflanze ist jetzt jedoch durch die Pfefferminze stark zurückgedrängt worden. Auffallend ist bei allen „Krause-Minze-Formen“, dass sie nicht den frischen Geruch und kühlenden Geschmack der Pfefferminze aufweisen sondern eher ein kräftig würziges Aroma haben.

Pharmazie
ERNTEGUT: Laubblätter, während der Blütezeit gesammelt.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, 0,8 – 2,5 %.
Hauptkomponenten sind mit 40 - 80 % (R)-(-)-Carvon und 5 - 15 % (-)-Limonen. • Methoxylierte Flavone, wie Thymonin (= 5,6,4’-Trihydroxy-7,8,3’-trimethoxyflavon). • Zimtsäurederivate mit Rosmarinsäure.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Gewinnung von Krauseminzöl.

Medizinische Verwendung
In der Schulmedizin werden die Blätter nicht angewendet.

Bewertung. Die Wirksamkeit der Droge wurde bisher nicht von einem unabhängigen Gremium beurteilt. Ausschließlich das ätherische Öl wird als „Krauseminzöl“ in neueren Pharmakopoen (DAC) erwähnt.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Die Blätter können ähnlich wie die Pfefferminze bei Magendrücken, Koliken und Blähungen des Magen-Darm-Traktes eingesetzt werden. Teeaufguss: 1,5 g Blätter auf eine Tasse als mittlere Dosierung. Äußerlich: - Das ätherische Öl (Oil of Spearmint) ist in Kaugummi  und Zahnpasten sowie nicht selten in anderen Kosmetika vertreten.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55429166

Gänse-Fingerkraut (Goose grass, Silverweed) Potentilla anserina L.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 8 cm hohe Staude mit verzweigtem Rhizom. Durch Ausläufer kriechend und dichte Bestände bildend.
BLÄTTER: Länglich, bis 20-fach unterbrochen gefiedert, unterseits seidenhaarig bis weißfilzig, bis 20 cm lang.
BLÜTEN: Langgestielt. 5 goldgelbe Kronblätter, zahlreiche Staubblätter.
BLÜTEZEIT: Mai bis August.
VERBREITUNG: Gemäßigte und kalte Zonen der Nordhemisphäre. Bevorzugt werden frische, feuchte Wiesen (Gänseanger) und Äcker mit nährstoffreichen Sand-, Lehm- oder Tonböden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Kraut. Sammlung zur Blütezeit.
INHALTSSTOFFE: • Gerbstoffe (5 – 10 %). Die Fraktion besteht zum größten Teil aus Ellagitanninen.
 • Flavonoide (Mengenangaben liegen bislang nicht vor). Quercitrin (Quercetin-3-O-alpha-L-rhamnosid) und im Hydrolysat eines Auszuges der Blätter das Kämpferol, Myricetin sowie Quercetin. Chemotaxonomisch ist das Auftreten der 3’,4’,5’-trihydroxylierten Flavonoide Leucodelphinidin und Myricetin bemerkenswert, weil diese Verbindungen nicht in anderen Arten der Gattung Potentilla erscheinen. • Vitamine. Im frischen Kraut wurden 300 – 350 mg Vitamin C/100 g gefunden.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Leichte dysmenorrhoische Beschwerden. Unspezifische, akute Durchfallerkrankungen. 

- Nebenwirkungen können bei bestehendem Reizmagen durch Verstärkung der Symptome auftreten. Teebereitung: 2 g fein zerkleinertes, getrocknetes Kraut mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten abseihen. Mehrmals täglich eine Tasse frisch bereiteten Aufguss zwischen den Mahlzeiten trinken. Äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Wirkungsweise. Im Tierversuch werden spasmolytische und tonussteigernde Effekte nachgewiesen. Die Anwendung bei Dysmenorrhoe findet damit eine gewisse Erklärung. Die Gerbstoffe wirken adstringierend und begründen die Anwendung bei Durchfällen. Untersuchungen, die den heutigen Standards entsprechen, liegen nicht vor.

Bewertung. Die Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet die Droge positiv in Bezug auf die oben angegebenen Anwendungen. In Fachkreisen besteht die Ansicht, dass die Droge in der Wirksamkeit eher überschätzt als unterschätzt wird.

Homöopathie. „Potentilla anserina“. Verwendet werden die zur Blütezeit geernteten, frischen, oberirdischen Teile. Anwendungsgebiete sind Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der weiblichen Geschlechtsorgane und bei spastischer Diathese (Diathese = Neigung des Körpers zu bestimmten Krankheiten). Gebräuchliche Zubereitungen sind die Urtinktur sowie Tabletten der Verdünnungen D1 und D2.


VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Abkochung äußerlich bei schlecht heilenden Wunden. Innerlich u.a. als Fertigpräparates zusammen mit anderen Kräuterauszügen bei Reizmagen und zur Durchspülung der Harnwege.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589216

Aufrechtes Fingerkraut, Blutwurz oder Tormentill  (Bloodroot, Shepherd's Knot) Potentilla erecta (L.) RAEUSCH.

Botanik
FAMILIE: Rosengewächse (Rosaceae).
HABITUS: Bis 30 cm hohe Rhizomstaude. Wurzelstock 1 bis 3 cm dick, außen dunkelbraun, an den Schnittflächen rötlich anlaufend. Stängel oft niederliegend, bis 50 cm lang.
BLÄTTER: Bis 3 cm lang, kahl, 3-zählig gefingert, gesägter Rand.
BLÜTEN: Gelb, langgestielt, etwa 1 cm breit, meist 4 Kronblätter.
BLÜTEZEIT: Juni bis August
VERBREITUNG: Gemäßigtes Eurasien. Bei uns verbreitet vorkommend auf Grasrasen und Heiden in kalkfreien Böden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Wurzelstock. Sammlung März bis April oder September bis Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Gerbstoffe (17 – 22 %). Es liegen Catechingerbstoffe sowie Gallo- und Ellagitannine vor. Zu den Catechinderivaten gehören die vergleichsweise viel untersuchten dimeren Catechinderivate Procyanidin B3 und B6. • Flavonoide. Die Gerbstoffbausteine (+)-Catechin und (-)-Epicatechin sowie (+)-Gallocatechin und (-)-Epigallocatechin; ferner Kämpferol, Cyanidinglucosid und Leucoanthocyanidin. • Triterpene mit Ursolsäure und Tormentillsäure.
VERARBEITUNG: Abkochung, Teeaufguss, Tinktur.

Medizinische Verwendung
Unspezifische, akute Durchfälle. Äußerlich bei leichter Schleimhautentzündung im Mund- und Rachenraum, Prothesendruckstellen.
 Teebereitung: 3 bis 4 g Droge  (= 1 gehäufter Teelöffel) mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten lang am Sieden halten und abseihen. Bei Durchfall 2 bis 3-mal täglich zwischen den Mahlzeiten eine Tasse frisch bereitete Abkochung trinken. Durch die Einnahme von gepulverter Droge werden die Gerbstoffe erst allmählich freigesetzt, wodurch sie auch tiefere Darmabschnitte erreichen. Bei Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum, mehrmals täglich mit laufwarmem Teeaufguss spülen oder 10 bis 20 Tropfen Tormentilltinktur auf ein Glas Wasser mehrmals täglich verwenden.

Die Wirkungen dürften nahezu durchweg auf den adstringierenden Eigenschaften der Gerbstoffe beruhen.

Bewertung. Die Anwendungen der Wurzel werden von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) positiv bewertet. Die Droge wird in der Erfahrungsheilkunde und Volksmedizin geschätzt wegen des vergleichsweise hohen Gerbstoffgehaltes. - Bei empfindlichen Patienten können Magenbeschwerden auftreten.

Homöopathie. „Potentilla erecta“. Verwendet werden die frischen, im Frühling gesammelten, unterirdischen Teile. Die Zubereitungen begutachtet die Kommission „D“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) negativ. „Potentilla erecta, äthanol. Decoctum“. Ein ethanolischer Auszug des  getrockneten Wurzelstocks. Verwendet wird die Zubereitung nach den Therapieprinzipien der Anthroposophie.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Neben den oben erwähnten Anwendungen sind erwähnenswert: Äußerlich zu Bädern und Umschlägen bei Verbrennungen, Erfrierungen, Hämorrhoiden. Die gelegentlich erwähnten Anwendungen bei Leber- und Lungenleiden sind abzulehnen.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55587657

Gewöhnliche Mariendistel (Milk Thistle) Silybum marianum (L.) GAERTN.

Hinweis: Die Mariendistel ist unter dem Kapitel "Reinstoffe" ebenfalls abgehandelt; hauptsächlich unter dem Aspekt der Gewinnung von Silibinin.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Bis 1,5 m hohe, ein- bis zweijährige, aufrechte Distel.
BLÄTTER: Glänzend grün, weiße Fleckenzeichnung, buchtig gelappt mit dornigem Rand.
BLÜTEN: Kronen purpurrot. Hüllblätter der Köpfe mit kräftigem Dorn endend.
BLÜTEZEIT: Juli bis August.
FRÜCHTE: Bis 7 mm lang, braungelb marmoriert bis schwarz, Pappus weiß.
VERBREITUNG: Südeuropa, Vorderasien, N-Afrika, Kanaren. Bei uns eine Zierpflanze wegen der großen, marmorierten Blätter und der stattlichen, Artischocken-ähnlichen Blütenstände. Das Saatgut kann an Ort und Stelle ausgebracht werden. Ansprüche an den Boden werden nicht gestellt, Nässe ist ungünstig, ein sonniger Standort ist notwendig.

Pharmazie
ERNTEGUT: Die reifen, von der Federkrone (Pappus) befreiten Früchte.
INHALTSSTOFFE: • Flavanolignane (sog. Silymarin), 1,5 - 3 %. • Fettes Öl, 20 – 30 %, mit hohem Linolsäuregehalt (60 %).
VERARBEITUNG: Teeaufguss der zerquetschten Früchte; Tinkturen, Trockenextrakt.

Medizinische Verwendung
Verdauungsbeschwerden, besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems. Dosierung: Ein Teelöffel voll Droge oder die entsprechende Menge eines Aufgussbeutels wird mit etwa 150 mL siedendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten abgegossen. 3 bis 4-mal täglich eine Tasse des Aufgusses trinken. Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, wird die Rücksprache mit einem Arzt empfohlen.

Bewertung. Die Anwendung der Früchte bei dyspeptischen Beschwerden wird von der Kommission E am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) positiv beurteilt. Die Verwendung der zerkleinerten Früchte im Teeaufguss ist wegen des faden, fettigen Geschmacks unangenehm. Es gibt im Handel zahlreiche Präparate zum Einnehmen, die Trockenextrakte der Früchte oder den Silymarinkomplex in angereicherter Form enthalten. Sie werden zur Unterstützung der Verdauungsfunktionen und gegen chronische Leberentzündung, Leberzirrhose und zur Anregung des Gallenflusses eingesetzt. Die Schulmedizin beurteilt die Wirksamkeit kritisch und hält den Einsatz für ein zweifelhaftes Therapieprinzip. In Doppelblindstudien seien die beanspruchten Wirkungen nicht ausreichend bestätigt worden.

Homöopathie. „Silybum marianum“; synonym „Carduus marianus“. Verwendet werden die reifen, getrockneten, vom Pappus befreiten Früchte. Anwendungsgebiete sind Leber- und Galle-Erkrankungen; Hämorrhoiden und Krampfaderleiden; Rheumatismus der Schulter und Hüfte. Gebräuchlich sind Verdünnungen D2 bis D4.– „Silybum marianum, äthanol. Decoctum“. Die Zubereitung wird in der anthroposophischen Medizinrichtung eingesetzt.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Magen- und Darmbeschwerden. Gallensteine, Koliken, Kopfschmerzen, Übelkeit und Migräne, die auf Leberleiden zurückgeführt werden. Herz-Kreislaufbeschwerden. Hypotonie und kardiovaskuläre Störungen. Die Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist nicht belegt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55583700

Echter Baldrian (Common Valerian) Valeriana officinalis L.

Anmerkung: Die Pflanze ist eigentlich auf dem Beet „Nerven“ zu Hause und wird dort mit nahezu gleichem Text besprochen. Sie findet hier Erwähnung, weil eines der volkstümlichen Anwendungsgebiete „nervöse Magenkrämpfe“ lautet.

Botanik
FAMILIE: Baldriangewächse (Valerianaceae).
HABITUS: Bis 1 m hohe Staude. Stängel wenig beblättert. Wurzelstock walzenförmig, Ausläufer aussendend, mit typischem Geruch.
- Der echte Baldrian ist eine außerordentlich vielgestaltige Sammelart mit einer großen Mannigfaltigkeit an Formen, Varietäten und Unterarten.
BLÄTTER: Unpaarig gefiedert, aus 11 bis 23 lanzettlichen, grob gesägten Fiedern zusammengesetzt. Am Stängel gegenständig.
BLÜTEN: Hellrosa, klein, asymmetrisch, 3 Staubblätter; in doldenartiger Anordnung mit kegelförmigem Umriss.
BLÜTEZEIT: Mai bis September.
FRÜCHTE: Einsamig, nussähnlich mit Haarkrone (Pappus).
VERBREITUNG: Europa, gemäßigte Zonen Asiens. Bei uns findet man Baldrian als Bestandteil der sog. Hochstaudenfluren an feuchten und schattigen Orten, wie feuchten Laubwäldern und Waldwiesen, Gebüschen und Grabenrändern. Die Pflanze gedeiht in mäßig nährstoffreichen, basenreichen Lehm- und Tonböden, auch auf torfigen Böden. Der feldmäßige Anbau von Baldrian ist möglich. Ein tiefgründiger Boden ohne Staunässe ist günstig. Die Aussaat erfolgt Mitte März bis Ende Mai in Reihen; das Saatgut nicht abdecken, da Baldrian ein Lichtkeimer ist. Die Kulturen sind mehrjährig. - Von dem typischen Baldriangeruch fühlen sich Katzen und auch Ratten angezogen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Unterirdische Organe. Sammlung September bis Oktober. Schnelltrocknung bei 40° C ist notwendig.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl, > 0,5 %. Dieses besteht aus Monoterpenen, wie (-)-Bornylisovalerianat, (-)-Camphen, p-Cymol, (-)-Limonen, alpha- und beta-Pinen u. a. • So genannte Lignane vom Pinoresinoltyp. • Sog. Valepotriate, 0,2 – 2 %. Die Verbindungen stellen Monoterpenderivate dar, die bisher nur im Baldrian und in der Roten Spornblume (Centranthus ruber DC.) gefunden wurden. Es sind empfindliche Ester mit dem Grundgerüst eines Iridoids. • Valerensäure und Hydroxyvalerensäure; zwei Verbindungen, die für die chemische Kennzeichnung der Baldrianwurzel wichtig sind. • Alkaloide, 0,01 – 0,05 %; u. a. Valerianin und alpha-Methylpyrrylketon.
Der charakteristische Geruch der Baldrianwurzel ist im Wesentlichen auf das oben erwähnte (-)-Bornylisovalerianat und auf Isovaleriansäure zurückzuführen. Die Isovaleriansäure entsteht erst beim Trocknen und Lagern der Wurzel durch Esterspaltung.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Tinktur, Extrakt.

Medizinische Verwendung
Nervöse Angst- und Spannungszustände. Unruhezustände und nervös bedingte Einschlafstörungen. - Teebereitung: 1 Teelöffel Baldrianwurzel (3 bis 5 g) wird mit ca. 150 mL heißem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Sieb gegeben. 2 bis 3-mal täglich und vor dem Schlafengehen eine Tasse frisch bereiteten Teeaufguss trinken. Oder Baldriantinktur (Baldriantropfen) ½ bis 1 Teelöffel voll ein- bis mehrmals täglich. Gegenanzeigen und unerwünschte Wirkungen der Baldrianwurzel sind nicht bekannt.

Bewertung. Die Wirkung des Baldrians ist vor allem eine Angst lösende. Der Schwellenwert für das Auslösen einer Angstreaktion wird angehoben, d.h. das Individuum wird unempfindlicher gegenüber Angst auslösenden Reizen. Nach dem eigentlichen Wirkstoff in der Wurzel ist im Laufe der Zeit überaus intensiv gesucht worden. Trotzdem ist bis heute ungeklärt, welche Stoffe die dominierende Rolle spielen. Man muss annehmen, dass nahezu jede Komponente des Stoffkomplexes der Wurzel in mehr oder weniger großem Ausmaß an der Wirkung beteiligt ist.
In der Schulmedizin werden Baldrianpräparate häufig als Placebo-Zubereitungen (Scheinmedikamente) betrachtet. Wenn diese Beurteilung zutreffen sollte, sind sie dennoch nicht wertlos, weil auf Schlafstörungen oftmals Saft- oder Tropfenzubereitungen mit zuversichtlichen Aufmachungen oder Deklarationen bereits wirksam sind. Die in der Wurzel vorkommenden Valepotriate sind in vitro zytotoxisch und mutagen wirksam. In Zubereitungen ist deren Gehalt auf Grund ihrer chemischen Unbeständigkeit so gering, dass sie nur in unbedenklichen Spuren vorkommen können.

Homöopathie. „Valeriana officinalis“. Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile. Anwendungsgebiete sind Schlafstörungen mit Unruhe, nervöse Störungen und Ischiasschmerz. Die gebräuchliche Verdünnung ist D2.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Wie oben angegeben; zudem bei nervöser Erschöpfung und geistiger Überarbeitung, Konzentrationsschwäche, nervösen Herzleiden, Erregungszuständen der Periode, der Gravidität und des Klimakteriums. Ferner u. a. bei Koliken, nervösen  Magenkrämpfen, Uterusspasmen. Die Dosierung entspricht den obigen Angaben. Die häufig vorgeschlagene Applikation von 20 Baldriantropfen auf einen Würfel Zucker ist zu gering!

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste


Image 55589291

Echter Ehrenpreis (Common Speedwell) Veronica officinalis L.

Botanik
FAMILIE: Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
HABITUS: Bis 20 cm hohe Ausläuferstaude. Niederliegende Sprosse mit aufsteigenden Seitenzweigen und aufrechten Blütenständen.
BLÄTTER: Bis 5 cm lang, 2,5 cm breit, gegenständig, derb, verkehrt-eiförmig, zerstreut mit steifen Haaren besetzt.
BLÜTEN: Hellviolett in gedrungenen, aufrechten Trauben.
BLÜTEZEIT: Juni bis September.
VERBREITUNG: Europa, Vorderasien, Nord-Amerika. Bei uns verbreitet in Laub- und Nadelwäldern, Magerrasen, Heiden. Die Pflanze  bevorzugt mehr oder weniger trockene, saure, nährstoff- und kalkarme, humose Böden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Blühendes Kraut.
INHALTSSTOFFE: • Iridoidglykoside (0,5 – 1 %) mit Aucubin, Catalpol und Catalpolester. • Flavonoide. Insgesamt 12 verschiedene Stoffe, darunter 0,7 % Flavone mit Luteolin, Apigenin und Flavonglykosiden. • Triterpensaponine, 
9,5 % . • Weitere Inhaltsstoffe: Wenig Gerbstoffe, Zimtsäurederivate (Chlorogensäure, Kaffeesäure) und Mannitol.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Die medizinische Verwendung wird nicht positiv bewertet. Die Gutachterkommission „E“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellt die Droge unter die sog. „Nullmonographien“ und gibt daher keine Verwendungsempfehlungen. Somit verbleiben die volkstümlich überlieferten Anwendungen, s.u.

Bewertung. Die Zuordnung der Ehrenpreis-Droge zu Verdauungsmitteln ist sicher nicht prägnant. Die vielfältigen, unspezifischen Anwendungen in der Volksheilkunde und fehlende Berichte über schädliche Wirkungen lassen es  gegenwärtig zu, die Pflanze als harmloses Kraut anzusehen. Eine nähere Untersuchung der Pflanze könnte die Bewertung u.U. ändern.

Homöopathie. „Veronica officinalis“. Verwendet werden die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anwendungsgebiete sind Chronische Bronchitis, Blasenkatarrh, chronische Hauterkrankungen. Die Gutachterkommission „D“ am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)  beurteilt die Zubereitungen negativ. „Veronica officinalis, äthanol. Decoctum“. Ein ethanolischer Auszug der zur Blütezeit gesammelten, getrockneten, oberirdischen Teile. Verwendet wird die Zubereitung nach den Therapieprinzipien der Anthroposophie.

VOLKSTÜML VERWENDUNG: Innerlich: Bronchitis, Asthma bronchiale, Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes (Appetitlosigkeit), „Blutreinigung“ und nervöse Überreiztheit. Teeaufguss: 1,5 g fein zerschnittene Droge werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 Minuten abgeseiht. 2 bis 3-mal täglich eine Tasse Tee trinken. Äußerlich: Schleimhautentzündungen im Rachenraum, Förderung der Wundheilung. Teebereitung: Ein handvoll Droge auf 1 Liter Wasser. 10 Minuten lang kochen lassen. Für Waschungen, Umschläge und zum Gurgeln. Risiken, die mit der Anwendung verbunden sein können, sind nicht bekannt.

zum Seitenanfang                                                                                                nach oben zur Liste