Harnwege

Die Nieren trennen vom Körper nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte aus dem Blut ab. Die Endprodukte werden über die Blase mit dem Harn ausgeschieden. Nieren und Blase arbeiten störungsfrei, solange sie gut durchspült werden. Wird allerdings zu wenig Harn gebildet, steigt der Gehalt an Abfallstoffen. Diese lösen sich zuweilen nicht mehr richtig im Harn, können auskristallisieren und als Nierengrieß oder Nierensteine in Erscheinung treten. Zudem begünstigt eine zu geringe Harnproduktion das Aufsteigen von Keimen in den Harnwegen mit der Folge einer Harnwegsinfektion oder Blasenentzündung. Daraus ergibt sich, dass die im Bereich der Harnwege genutzten Arzneipflanzen meist zur Anregung der Wasserausscheidung (Diurese) dienen. Die gesteigerte Harnmenge soll vorbeugend gegen Infektionen wirken. Arzneipflanzen, die diesen Bereich abdecken, sind die Birke und Brennnessel, das Eisenkraut, die Gartenbohne und Goldrute sowie Liebstöckel, Quecke und Schachtelhalm (Zinnkraut). Hauhechel und Wacholder sollen sowohl die Harnbildung anregen als auch keimhemmend wirken. Der Bärentraube werden überwiegend antiseptische Eigenschaften zugesprochen. Generell gilt jedoch, dass Teezubereitungen für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege zu einem gefährlichen Therapieweg werden können, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.
Für Prostatabeschwerden, die auf eine gutartige Gewebsvergrößerung zurückgehen und zur Harnverhaltung führen können, werden Brennnesselwurzel und Kürbissamen eingesetzt.

Wirksame Inhaltsstoffe:
ÄTHERISCHE ÖLE: Die flüchtigen Wirkstoffe im LiebstöckelHauhechel und Wacholder können die Keimvermehrung in den Harnwegen hemmen, die Nierendurchblutung fördern und die Harnmenge steigern. FLAVONOIDE: Mithilfe dieser Inhaltsstoffe fördern Birke, Brennnesselblätter, EisenkrautGoldrute und Schachtelhalm die Nierendurchblutung und steigern die Harnmenge.
PHENOLGLYKOSIDE: Die Bärentraubenblätter hemmen mit diesen Inhaltsstoffen bzw. deren Abbauprodukten die Keimvermehrung in den Harnwegen. Die Pflanze enthält ferner Gerbstoffe, die in vielen Arzneipflanzen sehr nützlich sind. Hier sind sie jedoch als Störstoffe zu betrachten, von denen der Patient nur wenig zu sich nehmen sollte.
PHTHALIDE: Das sind aromatische Verbindungen im Liebstöckel, die für das typische Maggi-Aroma, nicht aber für die Wirkung verantwortlich sind.
PHYTOSTEROLE: Sie sind die wirksamen, den Steroidhormon-Haushalt beeinflussenden, Bestandteile der Brennnesselwurzel und des Kürbis.
SAPONINE: Ob Birke und Goldrute wirklich über diese seifenartigen Substanzen wirken, ist unklar. Möglicherweise begünstigen sie die Aufnahme anderer Pflanzenstoffe.

Erntegut und Sammelzeit

Arzneipflanze

Erntegut

Erntezeit

Bärentraube Blätter April bis Juli
Birke Blätter Mai/Juni
Brennnessel Kraut Juni bis August
Brennnessel Wurzel Herbst
Eisenkraut Kraut Juni bis September
Gartenbohne Schalen der Hülsenfrüchte August bis Oktober
Goldrute Kraut Juli bis Oktober
Hauhechel Wurzel März/April und Sept./Okt.
Kürbis Samen Oktober
Liebstöckel Wurzel März/April und Sept./Okt.
Quecke Wurzel März/April und Sept./Okt.
Schachtelhalm Kraut Mai bis August
Wacholder Beeren September bis November

 

Anwendungsweise:
Im Allgemeinen werden Teeaufgüsse oder Fertigpräparate verwendet. Bei der Liebstöckelwurzel stellt man
Kaltwasserauszüge her. Die Kürbissamen werden gekaut oder als Fertigpräparat eingenommen. Bei Teeaufgüssen ist die Flüssigkeitszufuhr wichtig (drei Liter am Tag für diejenigen, die unter Nierengrieß leiden oder schon einmal Nierensteine hatten).

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Echte Bärentraube (Bearberry) Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG.

Botanik
FAMILIE: Heidekrautgewächse (Ericaceae).
HABITUS: Bis 60 cm hoher, immergrüner Spalierstrauch, teppichbildend.
BLÄTTER: Kahl, buchsbaumähnlich.
BLÜTEN: Erika-ähnlich, weiß bis rosa.
FRÜCHTE: rot, beerenartig mit 5 bis 7 Steinkernen, ca. 10 mm im Durchmesser.
BLÜTEZEIT: März bis Juli.
VERBREITUNG: Subarktisch; in südlicheren Regionen nur noch in Gebirgshöhen. Bei uns in lichten Kiefernwäldern, Zwergstrauchheiden und mageren Weiden. Auf trockenen, sommerwarmen, humosen, meist sauren Böden. Zerstreut vorkommend im Nordwesten und Alpen; selten in mittleren Gebieten. - Die Echte Bärentraube steht unter Naturschutz.

Pharmazie
ERNTEGUT: Von Dezember bis Januar gesammelte Blätter.
INHALTSSTOFFE: • 5 – 12 % Phenolglykoside (vor allem Arbutin und Methylarbutin), • 0,8 – 1,5 % Flavonoide (besonders Flavonolglykoside). • Weniger als 10 % Gerbstoffe, die vorwiegend aus Gallotanninen und Ellagitanninen bestehen. • Um 0,5 % Triterpene (u.a. Ursolsäure). • Iridoidglucosid Monotropein (0,025 %, bezogen auf das Frischgewicht).
VERARBEITUNG: Kaltwasserauszug der grob gepulverten Blätter. Warmwasserauszüge der Droge sollten vermieden werden, da diese einen hohen Gehalt an Gerbstoffen aufweisen und den Magen reizen können.

Medizinische Verwendung
Zur Unterstützung bei Harnwegsinfektionen: Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Blasen- und Nierenbeckenkatarrhe. Teebereitung: 2 g gepulverte Blätter mit 150 mL Wasser versetzen, 6 bis 12 Stunden lang ziehen lassen und durch ein enges Teesieb abgießen. Die Tagesdosis beträgt 10 g. – Tee aus Bärentraubenblättern soll ohne Rücksprache mit dem Arzt nicht langfristig angewendet werden.
Die Drogen-Zubereitungen sollen bei alkalisch reagierendem Harn zur Anwendung kommen, da in diesem Milieu die antibakterielle Wirkung der Bärentraubenblätter besser zur Geltung kommen soll. Gesicherte Beweise für diese Empfehlung gibt es nicht. Eine Alkalisierung des Harns wird durch die Gabe von 6 bis 8 g Natriumhydrogencarbonat (Doppeltkohlensaures Natron) pro Tag oder durch reichlich pflanzliche Kost erreicht.
Bewertung: Bereits unter therapeutischen Dosierungen können Übelkeit und Brechreiz auftreten. Bei längerer Anwendung ist mit Obstipation und Leberschaden zu rechnen. Für die Inhaltsstoffe Arbutin und Methylarbutin, die Hydrochinon-Abkömmlinge darstellen, besteht der begründete Verdacht, beim Menschen Leukämie auslösen zu können. Deshalb besteht für die therapeutische Verwendung der Blätter ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis. Über die Marktrücknahme von Bärentraubenprodukten sollte nachgedacht werden.
Homöopathie: „Arctostaphylos uva-ursi“. Die frischen Blätter oder die frischen jungen Zweigspitzen. Anwendung bei Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege.
VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bettnässen. Hinweis: Nicht bei Kindern unter 12 Jahren verwenden.

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Garten-Kürbis (Courgette) Cucurbita pepo L.

Botanik
FAMILIE: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae).
HABITUS: Einjähriges, niederliegendes oder kletterndes Kraut. 3 bis 8 m lange Ranken.
BLÄTTER: Groß, herzförmig, 5-lappig, borstig-steife Haare.
BLÜTEN: Einhäusig, getrenntgeschlechtlich. Männl. Blüten goldgelb, bis 10 cm breit, becherförmig, etwas eingeschnürt, mit Zipfeln.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Verschieden gestaltige Beerenfrüchte, bis 40 cm dick. Fleisch faserig. Zahlreiche weiße, oval-flache Samen bis 15 mm lang.
VERBREITUNG: Heimisch im tropischen Mittelamerika. Bei uns werden die Pflanzen am besten in Töpfen vorkultiviert und vom 15. bis 20. Mai ausgepflanzt. Die Pflege ist ähnlich wie bei Gurken. Die Ranken werden gestutzt, wenn sie über den ihnen zugewiesenen Platz hinauswachsen. Für die Fruchtentwicklung benötigen sie viel Wasser.

Pharmazie
ERNTEGUT: Samen; Gewinnung im Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Fettes Öl (35 – 53 %, überwiegend aus Öl- und Linolsäure bestehend). • Phytosterole [um 1 %, z.B. (24S)-Ethyl-5alpha-cholesta-7,25(27)-dien-3b-ol] und Phytosterolglykoside. Verschiedene ∆5-,∆7-,∆8-Sterole.• Protein und trypsininhibierende Proteine.
• beta- und alpha-Tocopherol.• Phosphatide.
Carotinoide. • Mineralstoffe (4 - 5 % mit 0,03 % Selen und den weiteren Spurenelementen Mangan, Zink sowie Kupfer).
VERARBEITUNG: Ganze oder grob zerkleinerte Samen zum Einnehmen.

Medizinische Verwendung
Reizblase und Miktionsbeschwerden bei Prostataadenom Stadium I und II.
Anwendung: Im Allgemeinen morgens und abends 1 bis 2 gehäufte Esslöffel (10 -  15 g) Kürbissamen, gemahlen oder zerkaut, mit Flüssigkeit einnehmen. Auszüge der Droge sind zudem Bestandteil einer Reihe von Phytopharmaka.
Wirkungsbild: Über die Wirkstoffe besteht keine Klarheit. Die Wirkung ist als Zusammenspiel von Einzeleffekten bestimmter Inhaltsstoffe aufzufassen.
Bewertung: Die Schulmedizin beurteilt den Einsatz von Kürbissamenextrakt als eine zweifelhafte Therapie, weil fundierte Studien fehlen, die einen klinisch eindeutigen Nutzen erkennen lassen. Demnach basieren die Angaben zur Verwendung der Kürbiszubereitungen auf der Erfahrungsheilkunde. Bei der Anwendung von Kürbissamenextrakt muss mit einem Placebo-Effekt (unwirksames Scheinmedikament) von 40% bis 60% gerechnet werden.

Homöopathie: „Cucurbita pepo“. Die frischen Samen. Anwendung unter anderem gegen Erbrechen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Gegen Eingeweidewürmer, bei Nierenentzündung. Kürbissamen dienen auch zur Gewinnung des so genannten Kürbiskernöles, das ein gutes Speiseöl von angenehm nussartigem Geschmack ist.

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Acker-Schachtelhalm (Zinnkraut) (Common Horsetail) Equisetum arvense L.

Botanik
FAMILIE: Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae).
HABITUS: Krautige Sporenpflanze, bis 50 cm hoch. Sterile und sporentragende (fertile) Sprosse unterschiedlich. Das Wurzelgeflecht reicht bis 2 m tief in den Boden.
SPROSSE: Hohl, 5 mm dick. Auffällig schachtelartig gegliedert in 2 bis 6 cm lange Abschnitte. Abschnitte mit etwa 15 Längsrippen, rau, brüchig.
• Sterile Sprosse: Tannenbaumartiger Habitus.
• Fertile Sprosse: Unverzweigt mit ährenartigen oder zapfenförmigen Sporophyllständen an der Spitze.
REIFEZEIT DER SPOREN: März/April.
VERBREITUNG: Kosmopolit der nördl. Erdhalbkugel. Schachtelhalm gehört zur Unkrautgesellschaft und gedeiht besonders auf nährstoffreichen, lehmigen, untergrundfeuchten Böden; er ist eine Zeigerpflanze für Staunässe. Auf Äckern ist das Auftreten von Schachtelhalm ein Zeichen für schlechte Bodenbearbeitung (Bodenverdichtung).

Pharmazie
ERNTEGUT: Sterile Sprosse; Ernte zur Sommerzeit.
INHALTSSTOFFE: • Alkaloide (sehr wenig, darunter Nicotin und 3-Methoxypyridin). • 0,2 – 0,9 % Flavonoide (hauptsächlich Glykoside der Flavonole Kämpferol und Quercetin). • Verschiedene Kaffeesäurederivate, u. a. Caffeoylshikimisäure und Dicaffeoyl-meso-weinsäure. • 5 – 7,7 % Kieselsäure; ein Zehntel davon liegt in wasserlöslicher Form vor.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülung der ableitenden Harnwege bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen. Bei Ödemen. Äußerlich zur Behandlung schlecht heilender Wunden. Dosierung: Innerlich 2 bis 4 g Droge werden mit 150 mL siedendem Wasser 5 Minuten lang gekocht und nach 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Mehrmals täglich eine Tasse Tee zwischen den Mahlzeiten trinken. 
Bei einer Durchspülungstherapie sollte auf eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 L pro Tag geachtet werden.

Bewertung. Die Droge wird als schwach harntreibendes Mittel eingeschätzt. Die diuretische Wirkung wird insbesondere den Flavonoiden und Kaffeesäurederivaten zugeschrieben. Die Wirkung gegen entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß besteht vor allem in der vermehrten Durchspülung ohne Verlust von Natrium- und Kaliumionen.

Hinweis: Zubereitungen von Schachtelhalm für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Homöopathie: „Equisetum arvense“. Frische, im Spätsommer gesammelte Pflanzen mit sterilen Stängeln. Anwendung bei Nieren- und Harnwegserkrankungen.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Blutstillendes Mittel bei zu starken Monatsblutungen der Frau; Nasen-, Lungen- und Magenblutung. Bei rissigen Fingern und Haarausfall. – Äußerlich für Sitzbäder; bei Rheumatismus und Frostbeulen. Für Umschläge bei schlecht heilenden Wunden nimmt man 10 g Doge auf 1 L Wasser. – Wegen des Kieselsäuregehaltes kann das Kraut als Scheuermittel für Metallgegenstände verwendet werden; daher der Volksname Zinnkraut.

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Kahles Bruchkraut (Glabrous Rupturewort) Herniaria glabra L.

Botanik
FAMILIE: Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
HABITUS: Einjähriges bis ausdauerndes Kraut mit niederliegendem Spross. Unbehaart. Vielfach einen dichten Rasen bildend.
BLÄTTER: Klein, elliptisch.
BLÜTEN: In Knäueln, Hülle sehr klein, gelbgrün.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
VERBREITUNG: Mitteleuropa bis Nordafrika; gemäßigtes Asien. Das Bruchkraut wächst ursprünglich auf Sandtrockenrasen und in Heiden. Heute trifft man es meistens an sandigen Ruderalstellen wie z.B. in Pflasterritzen von selten begangenen Verkehrsinseln oder zwischen den Steinen von Dämmen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Oberirdische Teile während der Blütezeit.
INHALTSSTOFFE: • 3 – 9 % Triterpensaponine, bezeichnet als „Herniariasaponine 1 bis 7“. Die Naturstoffe sind mono- und bisdesmosidische Glykoside der Medicagensäure. Der hämolytische Index der Verbindungen beträgt etwa 10 – 50 % von demjenigen des „Merckschen Saponins“, das als Standard angesehen werden kann.
 • 0,2 – 1,2 % Flavonoide mit Isorhamnetin- und Quercetinderivaten. • 0,1 – 0,4% Cumarine, wie Herniarin und Umbelliferon.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülungstherapie bei Harnsteinen, Nierengrieß und Krämpfen. Bei einer Durchspülungstherapie ist auf die Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 L pro Tag zu achten.

Bewertung. Die Wirksamkeit ist nicht ausreichend belegt, deshalb wird eine therapeutische Anwendung des Krautes nicht befürwortet. Die Verwendung erfolgt im Rahmen volkstümlicher Überlieferung.
Die Wirkungen werden den Flavonoiden und Saponinen in der Pflanze zugeschrieben. Bei Laborratten fördern die Saponine die Filtrationsrate der Nieren.

Hinweis: Zubereitungen von Bruchkraut für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Homöopathie: „Herniaria glabra (Harnkraut)“. Die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anwendung bei Erkrankungen der Niere und ableitenden Harnwege

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Bei Blasenerkrankungen. Teebereitung. 1,5 g fein geschnittene Droge mit kaltem Wasser versetzen und kurz aufkochen; nach 5 Minuten durch ein Teesieb geben. 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse trinken.

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Gewöhnlicher Wacholder (Common Juniper) Juniperus communis L.

Botanik
FAMILIE: Zypressengewächse (Cupressaceae).
HABITUS: Immergrünes Nadelgewächs; Strauch oder kleiner Baum, zylindrischer Wuchs. Zweihäusig.
BLÄTTER: Nadelförmig, blaugrün, 10 bis 15 mm lang. Jeweils drei Nadeln bilden einen Wirtel.
BLÜTEN: Männl. Blüten in den Blattachseln, kurz gestielt, 4 bis 5 mm lang, in mehreren Quirlen, gelb. Weibl. Blüten 2 mm lang, aus dreigliedrigen Quirlen schuppenförmiger Fruchtblätter bestehend.
BLÜTEZEIT: April bis Mai.
FRÜCHTE: Schwarzbraun bis blau bereift, 4 bis 9 mm dick, fleischig, mit 3-strahligem, sternförmigem Spalt am Pol (so genannte Beerenzapfen).
VERBREITUNG: Eurasien, Nordafrika, Nordamerika. Juniperus communis hat von den Nadelbäumen die größte Ausbreitung. Gegenüber anderen Gehölzen ist der Wacholder jedoch sehr konkurrenzschwach, so dass er leicht verdrängt wird. Die Bestände in Deutschland sind meist sekundär durch Weidenutzung entstanden, da der Wacholder vom Vieh nicht verbissen wird. - Bei uns findet man den Wacholder auf sonnigen Magerweiden, an Felsen und in lichten Wäldern. Er bevorzugt eher trockene, meist basenreiche, oft kalkhaltige Böden. Er ist eine Lichtpflanze.

Pharmazie
ERNTEGUT: Die reifen, getrockneten Beerenzapfen. Sammlung September bis November.
INHALTSSTOFFE: • 0,8 – 2,0 % Ätherisches Öl. Dieses besteht überwiegend aus Monoterpenkohlenwasserstoffen, wie alpha-Pinen, beta-Myrcen, Limonen und Sabinen. Dazu kommen der tertiäre Monoterpenalkohol Terpinen-4-ol (0,7 – 6 % des Gesamtöls) und den Sesquiterpenabkömmling beta-Caryophyllen. • Etwa 30 % Invertzucker im Beerenzapfen; • 3 – 5 % Gerbstoffe vom Catechintyp;
• geringe Mengen Flavonoide.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Gewinnung von ätherischem Öl.

Medizinische Verwendung
Innerlich bei
• Verdauungsbeschwerden,
• Aufstoßen,
• Sodbrennen und
• Völlegefühl.
Etwa 2,5 g zerkleinerte Beeren werden mit 150 mL siedendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. 1- bis 4-mal täglich. Die Anwendungsdauer sollte 4 bis 6 Wochen nicht überschreiten. Äußerlich als Badezusatz bei Rheumatismus.

Wirkungsbild. Die Anwendung bei Verdauungsbeschwerden geht auf den aromatischen Charakter der Scheinfrüchte zurück. Wacholderbeeren sollen zudem die Wasserausscheidung fördern. Verantwortlich dafür sind die flüchtigen Terpene in dem ätherischen Öl. Besonders der Gehalt an Terpinen-4-ol ist vorteilhaft. Dieser Alkohol wirkt nicht gewebsreizend, im Gegensatz zu den Monoterpenkohlenwasserstoffen, die über eine Hyperämisierung der Glomeruli die Tätigkeit des sezernierenden Epithels anregen. Die Reizung des Nierenepithels, die heute mancherorts bestritten wird, gibt vielfach zu der Warnung Anlass, Wacholderbeeren nicht bei Nierenentzündung und in der Schwangerschaft anzuwenden. Die Wacholderbeeren sind wegen dieser möglichen Nierentoxizität offiziell nur als Mittel gegen leichte Komplikationen im Magen-Trakt-Trakt zugelassen. Für den äußerlichen Einsatz macht man die Monoterpenkohlenwasserstoffe des Öls verantwortlich. Diese wirken schwach hautreizend und fördern damit die Durchblutung.

Homöopathie: „Juniperus communis“. Verwendet werden die frischen, reifen Beerenzapfen. Anwendung bei Ausscheidungsstörungen der ableitenden Harnorgane; dyspeptischen Beschwerden. – „Juniperus communis e fructibus siccatis“. Verwendet werden die reifen, getrockneten Beerenzapfen. Die Anwendung erfolgt in Bereichen der anthroposophischen Therapierichtung.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG:
• Arteriosklerose,
• Blasenentzündung,
• Rheumatismus und
• Bronchialleiden.
In der Erfahrungsmedizin werden die Früchte gern zur Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege verwendet. Besonders sinnvoll ist die Kombination mit anderen für die Behandlung von Harnwegsbeschwerden geeigneten Drogen, wie Birkenblätter oder Orthosiphonblätter. Ferner dienen die Früchte zur Entwässerung im Rahmen der so genannten „Frühjahrskur“ und bei Muskelverspannungen. Die Dauer der Anwendung sollte, wie oben bereits erwähnt, nicht über 4 bis 6 Wochen hinausgehen.

Hinweis: Zubereitungen von Wacholderbeeren für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Bemerkung zum Wacholderschnaps. Die üblichen Wacholderschnäpse (Genever, Gin, Steinhäger) sind mit Wacholder aromatisierte Spirituosen. Im einfachsten Fall wird 1 L Korn mit einer handvoll zerstoßenen Wacholderbeeren versetzt und das Ganze nach 8- bis 14-tägiger, kühler Lagerung filtriert. Wacholderschnaps ist ein Magenmittel.

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Liebstöckel („Maggikraut“) (Lovage) Levisticum officinale W.D.J.KOCH

Botanik
FAMILIE: Doldenblütler (Apiaceae).
HABITUS: Ausdauernde, krautige, bis 2 m hohe Staude. Stark aromatisch duftend.
BLÄTTER: 2- bis 3-fach gefiedert, unten etwa 65 mal 70 cm groß, kahl, etwas lederig und glänzend. Blättchen, verkehrt eiförmig.
BLÜTEN: Kleine gelbgrüne Zwitterblüten in Dolden mit 8 bis 20 Strahlen. 1 mm große Hüllblätter, Kelch fehlt.
BLÜTEZEIT: Juli bis August.
VERBREITUNG: Wildform der Pflanze unbekannt. Kultiviert oder verwildert in weiten Teilen Europas und Nordamerikas. Liebstöckel verlangt einen kräftig gedüngten Boden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Wurzel. Sammlung März/April oder September/Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl (0,4 – 1,8 %), das bis zu 70 % aus Alkylphthaliden besteht. Diese Phthalide sind die Geruchsträger der Droge („Maggiaroma“). Die Hauptkomponente der Fraktion ist das Z-Ligustilid. Terpenkomponenten des Öls sind alpha-, beta-Pinen und beta-Phellandren sowie Pentylcyclohexadien. • Cumarine (um 0,1 %) mit den Furanocumarinen Bergapten und Psoralen.• Das Polyacetylen (+)-Falcarindiol (0,06 %).
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Durchspülungstherapie zur Vorbeugung von Nierengrieß, wobei auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 L pro Tag geachtet werden muss. Teeaufguss: 2 bis 4 g Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen. Die Tagesdosis beträgt  4 bis 8 g Droge. Eine Kombination mit anderen, zur Durchspülung empfohlenen Drogen, wie Birkenblätter und Schachtelhalm ist sinnvoll.

Wirkungsprinzip. Die diuretische Wirkung der Droge soll auf die Anwesenheit der Terpene im ätherischen Öl zurückgehen. Die auffälligen Phthalide seien an der Wirkung nicht beteiligt.

Gegenanzeigen sind Ödeme infolge eingeschränkter Herz- oder Nierenfunktion.
Vorsichtsmaßnahmen sind bei längerer Einnahme geboten, weil die Furanocumarine bei intensiver Sonneneinstrahlung einen photosensibilisierenden Effekt auslösen können, wie Hautrötungen u.ä.

Homöopathie: „Levistium officinale (Levisticum)“. Verwendet wird der frische, im Herbst gesammelte Wurzelstock mit dranhängenden Wurzeln. „Levistium officinale, äthanol. Decoctum“. Verwendet werden die mit Ethanol ausgezogenen, getrockneten unterirdischen Teile. Der Einsatz erfolgt im Rahmen der anthroposophischen Therapierichtung.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Verdauungsbeschwerden. Schleimlösung bei Katarrhen der Luftwege. Für diese Indikationen liegen keine klinisch kontrollierten Belege vor, welche die Wirkung bestätigen.

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Dorniger Hauhechel (Restharrow) Ononis spinosa L.

Botanik
FAMILIE: Schmetterlingsblütler (Fabaceae).
HABITUS: Bis 60 cm hohe Staude oder laubabwerfender Halbstrauch. Stängel aufsteigend, dornig, meist drüsig-zottig behaart.
BLÄTTER: Mehrgestaltig, die unteren 3-zählig; insgesamt kürzer als die Dornen.
BLÜTEN: Hell- bis purpurrot, dunkler gestreift.
FRÜCHTE: Weichhaarige Hülsen.
BLÜTEZEIT: Juni bis September.
VERBREITUNG: Eurasien ohne die nördlichsten Gebiete. Die Pflanze gehört zur Trockenrasengesellschaft; sie wächst auf Lehm- und Kalksteinböden. Die dornigen Büsche können Futterpflanzen verdrängen und beim Weidevieh Fußgeschwüre verursachen.

Pharmazie
ERNTEGUT: Wurzel und Wurzelstöcke, gesammelt im März/April oder September/Oktober.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl [ca. 0, 1% mit (E)-Anethol]. • Wenig Isoflavonoidglykoside; bemerkenswert sind Formononetin (um 4 mg/100 g Droge) und Genistein (um 3 mg/100 g). Die Isoflavonoide kommen auch in Kleearten vor. Sie haben strukturelle Ähnlichkeit mit Stilben-Derivaten. • Der tetracyclische Triterpenalkohol alpha-Onocerin (etwa 0,4 %) zeigt eine strukturelle Ähnlichkeit mit der Glycyrrhetinsäure im Süßholz.
VERARBEITUNG: Teeaufguss, Abkochung.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß, wobei auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 l pro Tag zu achten ist. Die Droge ist ein typischer Bestandteil von Blasen- und Nierentee. 

Teebereitung: Gebräuchlich ist die Abkochung von 1,5 bis 2 g Droge auf eine Teetasse bis zu 6-mal täglich. Da die Isoflavonoide hormonwirksamen Stilben-Derivaten ähnlich sind, könnten Östrogenwirkungen vermutet werden (Östrogen: weibl. Sexualhormon). Für den Menschen erscheint jedoch der Isoflavonoidgehalt der Pflanze zu gering, um Effekte auslösen zu können. Die Bedeutung von alpha-Onocerin ist unklar. - Im Tierversuch wirkt Hauhechel harntreibend. Auf der Erkenntnis beruht die Anwendung. Beim Menschen ist der Effekt wissenschaftlich und therapeutisch nicht belegt.

Gegenanzeigen sind Ödeme, die sich durch eingeschränkte Tätigkeiten von Herz und Nieren bilden.

Hinweis: Zubereitungen von Hauhechel für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Homöopathie: „Ononis spinosa“ besteht aus den frischen, zur Blütezeit geernteten oberirdischen Teilen. Anwendungsgebiete sind Erkrankungen des Herzens (Wassersucht), der Niere und ableitenden Harnwege. - „Ononis spinosa, äthanol. Decoctum“ wird aus den getrockneten unterirdischen Teilen hergestellt und als Präparat für die anthroposophische Therapierichtung eingesetzt.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Gicht, Rheumatismus, Leberschwellung, Ikterus und Wassersucht.

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Gartenbohne (Bean, Kidney Bean) Phaseolus vulgaris L.

Botanik
FAMILIE: Schmetterlingsblütler (Fabaceae).
HABITUS: Einjährige Pflanzen. Stangenbohnen sind bis 4 m lang, kletternd. Buschbohnen sind 50 cm groß, aufrecht.
BLÄTTER: Lang gestielt, aus 3 Blättchen zusammengesetzt.
BLÜTEN: Meist weiß.
BLÜTEZEIT: Juni bis September.
FRÜCHTE: 10 bis 20 cm lange Hülsen.
VERBREITUNG: Kulturpflanze. Ursprungsland ist wahrscheinlich das Bergland Mittelamerikas. Buschbohnen sind nicht so anspruchsvoll wie Stangenbohnen. Bei uns wachsen sie in fast jedem Garten, auf fast jedem Boden. Allerdings sollte der Gartenboden locker und durchlässig sein. Buschbohnen können auch an halbschattigen Plätzen gepflanzt werden. - Buschbohnen sind frostempfindlich und sollten daher nach den Eisheiligen, also ab Mitte bis Ende Mai direkt ins Freiland gesät werden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Von den Samen befreite Hülsen. Sammlung August/September.
INHALTSSTOFFE: • Untypische Stoffe, wie Aminosäuren, • Chromsalze in geringen Mengen von 1 bis 9 ppm (parts pro million), • Blausäureglykoside in sehr geringer Menge, • Trigonellin, • Monoaminofettsäuren.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Der Einsatz der Bohnenschalen in der Schulmedizin ist nicht üblich, da ein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Belege fehlt.

Homöopathie. - „Phaseolus vulgaris var. nanus e planta tota“. Die nach der Blüte gesammelten Pflanzen ohne Wurzel. - „Phaseolus vulgaris var. nanus e seminibus“. Die Samen. Anwendung für beide: Herzschwäche.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Harntreibendes Mittel bei Harnverhaltung und Wassersucht, aber auch bei Nierensteinen, Nierenentzündungen und vielem mehr. Als Diabetikertee, häufig zusammen mit Heidelbeerblättern, zur Senkung des Blutzuckergehaltes.

Teebereitung: 1 gehäufter Esslöffel geschnittener Schalen (2,5 g) mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 bis 15 Minuten lang ziehen lassen. Die Tagesdosis beträgt 5 bis 15 g Droge. Um ein Entwässern und Entschlacken zu unterstützen, sollte zusätzlich viel getrunken und sich natriumarm ernährt werden. Auf stark gesüßte, koffein- und alkoholhaltige Getränke sollte verzichtet werden. Vorsicht: Patienten, die unter Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit leiden, sollten vorher den Arzt befragen.

Bewertung. Die Anwendungen sind traditionell und basieren auf Überlieferung oder langjähriger Erfahrung. Die wassertreibende Wirkung ist vornehmlich der Flüssigkeitszufuhr zuzuschreiben. Direkt harntreibende Inhaltsstoffe sind nicht bekannt. - Die Blutzucker senkende Wirkung ist sehr gering, der Tee ist keinesfalls ein Ersatz für Arzneimittel bei Diabetes. Die Bohnenschalen enthalten keine Insulin-ähnlichen Stoffe. Die Verwendung kann höchstens zur Vorbeugung oder als begleitende Maßnahme, zusätzlich zur Therapie durch den Arzt, gedacht sein. Keinesfalls soll die Anwendung eine Beratung durch einen Arzt ersetzen.

Wirkungsbild. Zur Deutung eines Blutzucker senkenden Effektes wurde das Vorkommen von Chromsalzen in den Schalen herangezogen. Das Element ist ein essentielles Spurenelement, das dem Menschen üblicherweise von Pflanzenfressern über die Milch zugeführt wird. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass der so genannte Glucose-Toleranz-Faktor (ein niedermolekularer Chromsalz-Komplex), der vermutlich ein Bestandteil des Membranrezeptors der Zielzellen im Organismus ist, an dem Insulin angreift. Bei seiner Abwesenheit kann das Insulin nur unzureichend wirksam werden. Durch die heutzutage nicht selten einseitige Ernährung mit veredelten Nahrungsmitteln sind Chrom-Mangelerscheinungen und damit eine Funktionseinschränkung des Insulins denkbar. – Eine andere, in keiner Weise untermauerte Hypothese behauptet, dass die Inhaltsstoffe der Bohnenschalen die Zuckeraufnahme im Darm verlangsamen können.

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Riesen-Goldrute (Goldenrod) Solidago gigantea AITON

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Ausdauernde, krautige, bis 2,5 m hohe Staude. Stängel aufrecht und kahl, oft weißlich oder rot überlaufen.
BLÄTTER: Lanzettlich, scharf gesägt, mehr oder weniger 3-nervig, bis 12 cm lang und 2 cm breit.
BLÜTEN: Köpfchen goldgelb, zahlreich. In bogig gekrümmten Trauben formieren sie sich am Sprossende zu einer pyramidenförmigen Rispe.
BLÜTEZEIT: August bis September.
VERBREITUNG: Nordamerika, in Europa aus Gärten verwildert. Nicht selten in dichten, ausgedehnten Beständen. Die Pflanze liebt feuchten, stickstoffhaltigen Lehmboden.

Pharmazie
ERNTEGUT: Während der Blüte gesammelte oberirdische Teile.
INHALTSSTOFFE: • 0,5 % Ätherisches Öl, etwa zur Hälfte aus gamma-Cadinen bestehend. • 3,9 % Flavonoide mit Quercitrin (Quercetin-3-O-alpha-L-rhamnosid) als Hauptkomponente. • 0,8 – 1,9 % bisdesmosidische Triterpensaponine. Das Aglykon der Hauptsaponine ist das Bayogenin (2ß,3ß,23-Trihydroxy-28-carboxy-∆12-oleanen).
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülungstherapie (Erhöhung der Harmenge) bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Zur vorbeugenden Behandlung von Harnsteinen und Nierengrieß.
Teebereitung: 1 bis 2 Teelöffel (3 bis 5 g) Riesengoldrutenkraut werden mit 150 mL siedendem Wasser übergossen und nach 15 Minuten durch ein Teesieb gegeben. 3- bis 5-mal täglich eine Tasse Teeaufguss zwischen den Mahlzeiten trinken.

Bewertung. Eine Therapie mit Goldrutenkraut-Extrakt wird von der Schulmedizin als eine zweifelhafte Medikation angesehen, weil klinische Studien fehlen, welche die beanspruchten Indikationen belegen.

Hinweis: Zubereitungen für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

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Gewöhnliche Goldrute (Europaen Goldenrod) Solidago virgaurea L.

Botanik
FAMILIE: Korbblütler (Asteraceae).
HABITUS: Ausdauernde, 10 bis 100 cm hohe, krautige, aufrechte Staude. Stängel oben kantig gefurcht, zuweilen etwas flaumig; unten kahl und rötlich überlaufen.
BLÄTTER: Unten elliptisch mit grob gesägtem Rand, am Grunde in einen geflügelten Stiel verlaufend; oben lanzettlich und sitzend.
BLÜTEN: Köpfchen goldgelb in endständigen Trauben oder Rispen, bis 15 mm breit mit schmalen, auffälligen Zungenblüten.
BLÜTEZEIT: August bis Oktober.
VERBREITUNG: Eurasien bis Nordamerika. Bei uns in Laub- und Nadelwäldern, Gebüschen, auf Dünen, an Wegrändern; meist auf trockenen, mehr oder weniger sauren, sandigen und lehmigen Böden. Vereinzelt auftretend und nicht dichte Bestände bildend wie bei Virgaurea canadensis.

Pharmazie
ERNTEGUT: Während der Blütezeit geerntete, oberirdische Teile.
INHALTSSTOFFE: • Ätherisches Öl (0,4 – 0,5 % mit gamma-Cadinen als Hauptkomponente), • Flavonoide (ca. 1,5 % mit Rutosid als Hauptbestandteil), • Phenolglykoside mit 1,5 % Leiocarposid. • Triterpensaponine (0,2 – 0,5 %) vom Oleanen-Typ. Die Saponine sind bisdesmosidisch. Das Aglykon ist der Triterpenabkömmling Polygalasäure (= 2beta,3beta,16alpha,23-Tetrahydroxyolean-12-en-28-säure).
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Zur Durchspülung der Harnwege bei Entzündungen, Harnsteinen, Harngrieß. Ferner zur Vorbeugung gegen diese Leiden.
 Teeaufguss von 2- 4 g (1 bis 2 Teelöffel) fein geschnittener Droge auf 150 mL siedendem Wasser; nach 15 Minuten abseihen. Die Tagesdosis beträgt 6 bis 12 g Droge 
Im Vordergrund stehen entzündungshemmende, krampflösende und das Pilzwachstum hemmende Eigenschaften.


Bewertung. Eine Therapie mit Goldrutenkraut-Extrakt wird von der Schulmedizin als eine zweifelhafte Medikation angesehen, weil klinische Studien fehlen, welche die beanspruchten Indikationen belegen.

Hinweis: Zubereitungen von Goldrute für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Homöopathie: „Solidago virgaurea“. Die frischen Blütenstände. Anwendung bei Nierenschwäche und Leberstörungen.
VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Rheuma, Gicht, Hämorrhoiden, Prostatahypertrophie, Leberschwellung. Äußerlich bei Entzündungen der Mund- und Rachenhöhle.

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Große Brennnessel (Nettle, Stinging Nettle) Urtica dioica L.

Botanik
FAMILIE: Brennnesselgewächse (Urticaceae).
HABITUS: Bis 1,5 m hoch, zweihäusig, ausdauernd, aufrecht mit 4-kantigem Stängel und weit verzweigtem, unterirdischem Wurzelstock. Windbestäuber.
BLÄTTER: Graugrün, gestielt, gegenständig, eiförmig-länglich, grob gesägt mit Brennhaaren und drüsenlosen Haaren.
BLÜTEN: Grünlich. Weibl. Stände nach der Befruchtung hängend; männl. Stände auch nach dem Stäuben aufrecht.
BLÜTEZEIT: Juli bis Oktober.
VERBREITUNG: Kosmopolitische Ruderalpflanze (Schutt- u. Wegrandpflanze), die menschlichen Siedlungen folgt. Auf nährstoffreichen Böden dichte Bestände bildend.

Pharmazie
ERNTEGUT: Obere Sprossteile zur Blütezeit. Rhizome und Wurzeln zur Ruhezeit.
INHALTSSTOFFE: Getrocknete oberirdische Teile: • Flavonoide (bis 0,6 %). • Phytosterole (unter 0,1 % ß-Sitosterol und dessen Glykoside). • Je nach Standort bis zu 20 % Mineralstoffe mit Calcium, Kalium, Nitraten (ca. 1,5 %), • Kieselsäure (um 2 %) u. a. • Im Unterschied zu Urtica urens  bis zu 1,6 % Kaffeoyläpfelsäure. Unterirdische Teile: • Glykoproteine (sog. Lektine mit 0,1 % des so genannten UDA = Urtica dioica Agglutinin).
• Oleanolsäure. • Lignane (dimere Phenylpropane) in Mengen unter 0,1 %.
VERARBEITUNG: Teeaufguss beim Kraut. Extrakte bei den unterirdischen Teilen.

Medizinische Verwendung
Oberirdische Teile: Rheumatische Beschwerden. Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege.  Zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 L pro Tag zu achten ist. Teeaufguss: 3 bis 4 Teelöffel werden mit 150 mL heißem Wasser übergossen und nach etwa 10 Minuten durch ein Teesieb gegeben. Drei- bis viermal täglich. 
Unterirdische Teile: Miktionsbeschwerden, gutartige Prostatahyperplasie. Die Wurzeln bessern nur die Beschwerden, ohne die Vergrößerung der Prostata zu beheben. Teezubereitungen sind kaum üblich; es werden Fertigpräparate eingesetzt.

Hinweis: Zubereitungen von Brennnesselkraut für eine unspezifische Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege können zu einem gefährlichen Therapieweg werden, wenn eine wirksame Behandlung mit Antibiotika versäumt wird.

Wirkungsbild. Über die Wirksamkeit der Drogen gibt es zahlreiche, zum Teil widersprüchliche Angaben. 
Für die Blätter sind entzündungshemmende, antirheumatische und diuretische Effekte nachweisbar. Pflanzenpresssaft scheint besonders geeignet zu sein. 
Nach einer Theorie kommt für die Wurzel ein Effekt hinzu, der auf die Senkung der Neubildungsrate oder Bindungsfähigkeit von Sexualhormon-bindendem Globulin im Plasma hinausläuft. Dadurch wird dem Stoffwechsel vermehrt Testosteron zur Verfügung gestellt. Der Umbau von Testosteron zu 5-alpha-Dihydrotestosteron im Prostatagewebe soll zudem gehemmt werden. Das hat zur Folge, dass mehr Testosteron zur Synthese bestimmter Östrogene bereit steht. Die vermehrt gebildeten Östrogene hemmen dann die Ausbildung von Hyperplasien.

Bewertung. Die Schulmedizin betrachtet die Anwendung von Brennnesselwurzelextrakt als eine zweifelhafte Therapie, weil kritiksichere, klinisch ermittelte Untersuchungsergebnisse fehlen. Von einem Plazeboeffekt im Bereich von 40% bis 60% „Besserung“ ist auszugehen.

Homöopathie: „Urtica dioica“. Die frischen, blühenden Pflanzen. Die Kommission D am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertet das Produkt negativ.

VOLKSTÜML. VERWENDUNG: Kraut als "Blutreinigungsmittel" (d.h. im engeren Sinne Durchspülung der Harnwege) bei Frühjahrskuren; bei Leberbeschwerden, zur Senkung des Blutzuckergehaltes. Äußerlich als Haarwuchsmittel und gegen Schuppen. Wurzel: „Blutreinigung“, Wassersucht, Prostatitis, Gicht und Rheuma.

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Echtes Eisenkraut (Simpler’s Joy) Verbena officinalis L.

Botanik
FAMILIE: Eisenkrautgewächse (Verbenaceae).
HABITUS: Ein- bis mehrjähriges Kraut, bis 75 cm hoch. Triebe 4-kantig, auf  2 Seiten rinnig vertieft.
BLÄTTER: Gegenständig, bis 6 cm lang, grob gekerbt, die mittleren mit tiefen Einschnitten.
BLÜTEN: Blass-lila, Krone bis 5 mm lang, in drüsig-behaarten Ähren, die oben immer weiter wachsen und neue Blüten bilden.
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
VERBREITUNG: Eurasien, Nordafrika. Eisenkraut gehört zur Unkrautgesellschaft und kommt bei uns verbreitet an Weg- und Straßenrändern, sowie auf Schutt vor. Eisenkraut fehlt allerdings in Nordwestdeutschland.

Pharmazie
ERNTEGUT: Blühende, oberirdische Teile.
INHALTSSTOFFE: Die Pflanze ist in neuerer Zeit nicht näher untersucht worden, so dass über Inhaltsstoffe und vor allem über die Wirkstoffe bislang kein umfassendes Bild vorliegt. Zu erwähnen sind
• Hydroxyzimtsäurederivate: 0,8 % Verbascosid (= 3,4-Dihydroxy-beta-phenylethoxy-alpha-L-rhamnopyranosyl-(1->3)-4-O-caffeoyl-beta-D-glucopyranosid).
Iridoide: Der Gehalt liegt um 0,2 % mit Komponenten, wie Verbenalin und Hastatosid. • Flavonoide: Der Gehalt ist gering; u.a. liegen Glykoside des 6-Hydroxyapigenins und 6-Hydroxyluteolins vor.
VERARBEITUNG: Teeaufguss.

Medizinische Verwendung
Homöopathie: „Verbena officinalis“. Die zur Blüte geernteten, frischen, oberirdischen Triebe. Anwendung: Blutergüsse, zerebrale Anfallsleiden.
VOLKSTÜML. VERWENDUNG:
• Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Niere und ableitenden Harnwege (Diuretikum).
• Akute und chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen, der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Atemwege. Eisenkraut ist Bestandteil von Sinupret®, einem Rhinologikum gegen Sinusitis (Fa. BIONORICA AG). • Beschwerden im Klimakterium; unregelmäßige Periode; zur Förderung der Milchsekretion bei Stillenden (Galaktogogum).
• Rheumatische Erkrankungen (Antirheumatikum).
Man nimmt 5 bis 20 g Droge auf 1 L Wasser als Teeaufguss, verteilt auf 2 bis 5 Tassen täglich.

Bewertung. Konkrete wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der vielfältigen Anwendungen liegen nicht vor. Möglicherweise kommen immunmodulierende und entzündungshemmende Effekte zur Geltung. Die so genannte Kommission E am Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beurteilt das Eisenkraut nicht positiv, weil die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Es wird aber angemerkt, dass die Anwendung nicht mit Risiken verbunden ist. Die Kommission E spricht von einer „Nullmonographie“. Die Kombination von Eisenkraut mit anderen Drogen, die positiv bewertet werden, ist danach vertretbar.

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