Prekäre Kindheit

Laufzeit
2010-2012

Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. Sabine Andresen

Stud. Mitarbeiterin 
Judith Blume

Kooperationspartnerin, Projekt Urbane Lernräume
 
Dipl. Päd. Elena Bütow  

Links 
Löwenhaus und LöwenArthaus Hamburg- HarburgGepris - Geförderte Projekte der DFG; Radiobeitrag des SWR2 Wissen "Stille Botschaften aus dem Prekariat. Die Welt der armen Kinder" von Hans-Volkmar Findeisen (23.04.2011; 08:30 Uhr) Audiodatei zum Download (27:01 min / mp3)

Kurzdarstellung
Im Zentrum der Studie stehen die Sichtweisen von Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren (Andresen/Diehm 2006), die unter Armutsbedingungen in der Großstadt aufwachsen, auf ihre Erfahrungen, Teilhabe- und Handlungsmöglichkeiten: Wie erfahren Kinder das Aufwachsen unter prekären Lebensbedingungen?
Eine qualitative Untersuchung darüber, wie Kinder die eigene prekäre Kindheit erfahren, stand in der Kindheits- und Armutsforschung noch aus. So konnten wir mit dieser Studie einen ersten Grundstein setzen. Unsere Analyse der Folgen und Auswirkungen von Armut gibt Aufschluss über das Wohlbefinden, die Ängste und das Erleben von Unsicherheiten in Beziehungen, Räumen und Zeiten im Alltag der Kinder. Durch unsere Herangehensweise konnten grundlegende Erkenntnisse für beide Forschungsbereiche gewonnen werden.
Wir gehen davon aus, dass Kinder als Experten ihrer Lebenswelt angesprochen werden müssen, und haben durch die Verknüpfung von Methoden (»Mosaik Approach«) (Clark/Moss 2001; Fuchs 2004) ihre Alltagserfahrungen, deren Deutung und erlebte sowie wahrgenommene Handlungsräume transparent gemacht. Das Forschungsdesign wurde gebildet aus ethnografischen und teilnehmenden Beobachtungen (Kelle/Breidenstein 1998; Breidenstein/Prengel 2005; Lareau 2000, 2003; James 2001 S. 40), qualitativen Interviews (ethnografische und leitfadengestützte Interviews) (Heinzel 2000; Krüger/Grunert 2002; Grunert/Krüger 2006) sowie Gruppendiskussionen.
Die zentrale Perspektive des Projektes zielt auf das Armutserleben von Kindern. Generell wird Kinderarmut eng mit dem Elternhaus verknüpft, aber aus Sicht der Kindheitsforschung ist es zentral, Kinderarmut als eigenständiges Phänomen zu betrachten und die besonderen Bedürfnisse und Handlungsziele der Kinder selbst zu untersuchen (BMFSFJ 1998; Neef/ Keim 2003; Fölling-Albers 2005; UNICEF 2006/2010; World Vision 2007/2010; BMAS 2008; Bertram 2010). Insofern zielt das Projekt auf Erkenntnisse darüber, wie Kinder in der Großstadt leben, was ihnen wichtig ist und was sie gerne machen, was ihre Wünsche sind, aber auch, was ihnen nicht gefällt. Dabei begleitete uns die Frage, welche unbegrenzten und begrenzten Möglich­keiten sozial benachteiligte Kinder im urbanen Raum haben und was ihr alltägliches Leben besonders unsicher macht (Zeiher/ Zeiher 1994; Muchow/ Muchow 1998; Kronauer 1998). 

Forschungschronologie

März 2009
 Beginn des Projektes. Mai-Juni 2009 Vorbereitung der ersten Feldphasen. Ende Juni 2009 1. Feldphase: Teilnehmende Beobachtung & erste Auswertungen des Datenmaterials. Ende Juli 2009 2. Feldphase: Teilnehmende Beobachtung & erste Auswertungen des Datenmaterials. September 2009 3. Feldphase: Teilnehmende Beobachtung & erste Auswertungen des Datenmaterials. November 2009 Vorbereitung der Interviewphase. Dezember 2009 Durchführung von 14 Interviews & erste Auswertungen des Datenmaterials. 

Januar 2010
 Supervision Auswertung der Interviews. Februar 2010 Projektpräsentation Magdeburger Methodentreffen Auswertung der Interviews. März 2010 Auswertung der Interviews. April 2010 Auswertung der Interviews und Beobachtungsprotokolle. Mai 2010 Vorbereitung der Gruppendiskussion und Durchführung eines Methodenworkshops mit Karin Bock. Juni 2010 Durchführung der Gruppendiskussionen. Dezember 2010 Verfassung des Zwischenberichtes. 

Januar 2011 Auswertung und Zusammenführung aller Daten Aufbereitung der Daten. Juli 2011 Verlängerung des Projektes um 9 Monate Vortrag. "The Precarious Worlds of Children - A methodological approach to the experience of poverty from the point of view of children" auf der internationalen Tagung von International Society for Child Indicators "Children's Well-Being: the Research & Policy Challenges" an der Universität in York. November 2011 Vortrag "Prekäre Kindheit - Kindliche Lebenswelten im Kontext der neuen Mitleidsökonomie" im Rahmen einer Diskussion im Buchladen "Eulenspiegel" in Bielefeld "Tafeln, Sozialkaufhäuser, Schulkisten & Co. Von der neuen Ökonomie des Mitleids" unter der Moderation von Prof. Dr. Fabian Kessl Vortrag "Bei aller Liebe zum Feld… Supervision im ethnographischen Forschungsprozess" auf der internationalen Tagung "Ethnography and Difference in Educational Fields. International Developments of Educational Research" an der Universität in Erlangen. Dezember 2011 Auswertung der Gruppendiskussionen.

Publikationen

  • Albus, Stefanie/ Andresen, Sabine/ Fegter, Susann/ Richter, Martina (2009): Wohlergehen und das "gute Leben" in der Perspektive von Kindern. Das Potenzial des Capability Approach für die Kindheitsforschung. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 29. Jg.. H. 4, S. 346-359.
  • Andresen, Sabine (2008): Potentiale der Kindheitsforschung. Wohlbefinden und Verantwortung zwischen westlicher Begrenzung und globalem Ausblick. In: ZEP: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Erlebnispädagogik, 31. Jg., H. 4, S. 9-13.
  • Andresen, Sabine (2008): Kinder und soziale Ungleichheit. Ergebnisse der Kindheitsforschung zu dem Zusammenhang von Klasse und Geschlecht. In: Rendtorff, Barbara/ Prengel, Annedore (Hg.): Jahrbuch Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft. Folge 4/2008, Kinder und ihr Geschlecht. Leverkusen: B. Budrich, S. 35-48.
  • Andresen, Sabine (2008): Kinder und Armut. Perspektiven der Forschung. In: Sünker, Heinz/ Swiderek, Thomas (Hg.): Lebensalter und Soziale Arbeit. 2. Kindheit. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 164-178.
  • Andresen, Sabine (2008): Erfahrungsräume von Kindern erweitern. In: Thema Jugend, 4, S. 12-14.
  • Andresen, Sabine (2008): Die Familie im Spannungsfeld von Rechten und Pflichten.In: Vorgänge, H. 183, S. 16-23.
  • Andresen, Sabine (2009): Wohlbefinden aus Sicht der Kinder. Ergebnisse der World Vision Kinderstudie. In: Grundschule aktuell. Zeitschrift des Grundschulverbandes. H. 105, S. 6-9.
  • Andresen, Sabine (2009): Wohlergehen und das "gute Leben" in der Perspektive von Kindern. Das Potenzial des Capability Approach für die Kindheitsforschung (zus. mit Stafenie Albus, Susann Fegter, Martina Richter). In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 29. Jg,. H. 4, S. 346-359.
  • Andresen, Sabine (2009): Und raus bist du! In: Grundschule 41. Jg., H. 1, S. 6-40. 
  • Andresen, Sabine (2009): Standesdünkel? Was bedeutet die soziale Herkunft für Elternarbeit und Schulerfolg? In: Grundschule. Magazin für Aus- und Weiterbildung. H. 1, S. 33-35.
  • Andresen, Sabine (2009): Kinder, soziale Ungleichheit und Beteiligung. Perspektiven aus der World Vision Studie. In: Schulverwaltung. Nordrhein-Westfalen, 20. Jg., H. 2, S. 58-59
  • Andresen, Sabine (2010): Education and Capabilities from a historical point of view. In: Otto, Hans-Uwe/Ziegler, Holger: Education, Welfare and the Capabilities Approach - European Perspectives. New York/Wiesbaden.
  • Andresen, Sabine/ Albus, Stefanie (2010): Children and Their Needs. In: Children and the Good Life: New Challenges for Research on Children. Berlin/Heidelberg: Springer. Forthcoming October 2010.
  • Andresen, Sabine/ Brumlik, Micha/ Koch, Claus (2010): Das ElternBuch: Wie unsere Kinder geborgen aufwachsen und stark werden. Weinheim: Beltz.
  • Andresen, Sabine/ Diehm, Isabell/ Sander, Uwe/ Ziegler, Holger (2010): Children and the Good Life: New Challenges for Research on Children (Children (TM)S Well-Being: Indicators and Research. Springer Netherlands.
  • Andresen, Sabine/ Fegter, Susann (2010): Children Growing Up in Poverty and Their Ideas on What Constitutes a Good Life: Childhood Studies in Germany. In: Child Indicators Research. The official journal of the International Society for Child Indicators. Vol. 3, No. 4. Online published: http://www.springerlink.com/content/c1330103875g34g5/?p=a8f5b5 8a3fda410dbe48293e4110f143&pi=1Accepted 4. May 2010.
  • Andresen, Sabine/ Hunner-Kreisel, Christine (Hg.) (2010): Kindheit und Jugend in muslimischen Lebenswelten: Aufwachsen und Bildung in deutscher und internationaler Perspektive. Wiesbaden: VS. 
  • Andresen, Sabine/ Hurrelmann, Klaus/ Fegter, Susann (2010): Kinder in Deutschland 2010: 2. World Vision Kinderstudie. In: World Vision Deutschland e.V. (Hg.): Frankfurt a.M.: Fischer, S.35-60. 
  • Andresen, Sabine/ Hurrelmann, Klaus (2010): Was bedeutet heute "Glück" für Kinder? Essay. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. 38/2010, S.3-8.
  • Bütow, Elena/ Korenke, Sarah (2010): Bildung, ein Privileg der reichen Kinder?! Wie Armut Kindern bereits frühe Bildungschancen in Deutschland verwehrt. In: WIR FRAUEN, 29. Jahrgang, Herbst 3/2010.
  • Bütow, Elena (2010): Die Armut ist weiblich. Armut von alleinerziehenden Frauen in Deutschland. In: WIR FRAUEN, 29. Jahrgang, Herbst 3/2010. Sonderartikel Download unter: http://www.wirfrauen.de/03-2010/wf_2010-03_extra.pdf (Stand: 30.09.2010).
  • Radiobeitrag vom SWR2 Wissen "Stille Botschaften aus dem Prekariat. Die Welt der armen Kinder" von Hans-Volkmar Findeisen (23.04.2011; 08:30 Uhr) Der Radiobeitrag ist im Löwenhaus in Hamburg-Harburg entstanden. Dabei kommen sowohl Kinder aus dem Löwenhaus, eine Betreuerin des Löwenhauses, Professorin Sabine Andresen Leiterin des DFG-Forschungsprojektes und eine Mitarbeiterin des DFG-Forschungsprojektes "Prekäre Kindheit" zu Wort. Inhaltlich geht es sowohl um das genannte Forschungsprojekt als auch um das Konzept des Löwenhauses, den Alltag im Löwenhaus als auch um politische Debatten, die im direkten Zusammenhang mit Kinderarmut stehen sowie um einschlägige Studien aus der Kindheitsforschung.