Konferenzthema

Transsexualität.

Eine gesellschaftliche Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften

 Internationale, interdisziplinäre Konferenz

4.-6. Februar 2016

Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Transsexualität galt jahrhundertelang als schwere psychische Störung: Man ging davon aus, dass die persönliche Überzeugung, einem anderen Geschlecht anzugehören als dem genital festgelegten, eine Art Wahn o.Ä. darstellt. Man glaubte, das „wahre“ Geschlecht werde durch die Genitalien exakt und unzweideutig angezeigt.

In den letzten 20 Jahren hat die Wissenschaft eine neue Ära der Bemühung eingeleitet, transsexuelle Menschen besser zu verstehen. Dank der Erkenntnisse neuro- und biowissenschaftlicher Untersuchungen wird Transsexualität nunmehr als angeboren betrachtet, biologische Grundlage ist das Gehirn (Milton Diamond: „Das wichtigste Sexualorgan sitzt zwischen den Ohren“); das Gehirn ist die Basis des eigenen Geschlechtsbewusstseins - und des eigenen Geschlechtes. Transsexuelle Menschen besitzen mithin ein tiefes inneres Wissen, ein Geschlecht zu haben, das ihnen bei der Geburt nicht zugewiesen, sondern vorenthalten wurde. Daher sind in diesem Fall die Genitalien in gewisser Weise geschlechtlich „diskrepant“ zum Gehirn. Das explizite Bedürfnis der Betroffenen nach Angleichung von Körper und Lebensweise an das eigentliche Geschlecht wird aus heutiger Sicht als natürlich und nicht-pathologisch beurteilt.

Weitgehend unbeeindruckt vom wissenschaftlichen State of the Art zeigen sich bislang Theologie und Kirche. Die gründliche, insbesondere systematisch- und praktisch-theologische Reflexion von Transsexualität im Interesse eines veränderten Umgangs mit transsexuellen Menschen als Teil nicht nur der Gesellschaft, sondern auch der kirchlichen Gemeinschaft, ist daher ein dringendes Desiderat, das die geplante Konferenz zumindest ansatzweise beheben soll. Zentrales Anliegen dieser Konferenz ist der offene und sachlich vorurteilsfreie Dialog zwischen Theologie und Neuro- bzw. Biowissenschaften über Geschlechtervielfalt am Paradigma der Transsexualität. Die Konferenz stellt nach Thema und Spektrum der beteiligten Disziplinen ein Novum dar und versteht sich als Plattform für den inner- und interdisziplinären Austausch über eine aktuelle gesellschaftliche Herausforderung ersten Ranges. (gs)