Laufende Forschungsprojekte

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Pfungstadt 2020

„Eine sozialräumliche Studie zu zivilgesellschaftlichen Einstellungen der Bevölkerung einer hessischen Kommune“

Verantwortlicher Person: Prof. Dr. Harry Harun Behr

Gegenstand und Fragestellung

Das Projekt ist eine sozialräumliche Untersuchung zu zivilgesellschaftlichen Einstellungen der Bevölkerung Pfungstadts – welche Themen sie bewegen, welche Mentalitäten vorherrschen, welche Einstellungen sie teilen und wie sich das auf die Kommunikation unter den Bürger*innen und innerhalb städtischer Institutionen auswirkt. Ziel war es herauszufinden, welche Impulse in die Stadtgesellschaft hinein gegeben werden können, um die Situation – und zwar ganz wertfrei und unabhängig von der Frage, wer die nun gerade aus der eigenen Sicht heraus als gut oder schlecht empfindet – zu verbessern. Es ging dabei weder um die Diagnose eines Defizits noch um die Vision einer idealen Kommune, wohl aber um die Idee, Dinge die gut laufen zu stärken, und Dinge die nicht so gut laufen zu verbessern.


Forschungsmethode und Theoriebezüge

Als grundlegender Ansatz wurde die soziologische Reportage gewählt; andere Methoden richten sich meist an umfassendere vergleichende sozialräumliche Studien über einen längeren Zeitraum hinweg. Hier geht es um eine Momentaufnahme. Die soziologische Reportage hat einen Bezug zur journalistischen Arbeit und wurzelt in einem grundsätzlich empathischen Anliegen.


Qualitativer Teil

Der Erhebungsansatz gründet in der Tradition der soziologischen Erzählung, die darauf zielt, „das lebenspraktische acquaintance with in ein soziologisches knowledge about zu verwandeln“ (Bude 1993, 409). Dieser Ansatz versteht sich insofern als invasiv und investigativ, indem zunächst mit Akteur*innen gesprochen wurde, die auch Berichterstatter*innen sind. Er knüpft damit an die soziologische Forschung zur Urbanisierung an, insoweit als sie die Reportage als Methode berücksichtigt.[1] Für die erziehungswissenschaftliche Forschung in ihrer sozial-empirischen Ausformung wird dabei signifikant, dass die Erzählung aus dem Erfahrungsfeld und aus der Betroffenheit heraus auf Handlungstheorien mit Bezug zu diesem Feld verweist, die im Zusammenhang mit Sinn- und Zweckverwirklichungstheorien stehen, ohne dass die Sinn- und Zweckkonstruktionen bewusst sein müssen.


Quantitativer Teil

In den Interviews mit Lehrkräften wurden sukzessive erzählende, beschreibende oder erklärende Rekonstruktionen des beruflichen Selbstbildes erarbeitet und gestaltet. Entscheidend waren dabei die Ich-Figuration und die Realitäts-Konstruktion der Interviewten aus ihrer beruflichen Situation  heraus. Aus den Interviews ließ sich die Notwendigkeit begründen, grundlegende Einstellungen der Lehrerschaften zu ihrer beruflichen Situation vor Ort, ihren Zielgruppen und zu Themen wie Migration und Religion über einen Fragebogen quantitativ zu erfassen. Die Fragebögen wurden vom zuständigen Staatlichen Schulamt genehmigt – dies trotz der zum Teil sehr kritischen und persönlichen Fragen, über die auch in öffentlichen Debatten kontrovers debattiert wird und die substanziell das Potenzial der negativen Markierung beinhalten, etwa Fragen nach der persönlichen Einstellung zu Muslim*innen, zu Migrant*innen, zu den Schüler*innen, zum Kollegium, zu Vorgesetzten oder zu Wahrnehmungen der eigenen Person, zum Beispiel Ängste mit Blick auf mögliche Anomien.

[1] Siehe dazu Schäfers & Kopp 2006, Lindner 2004 und Korte 2006.