Reflexion, Leistung & Inklusion - Qualifizierungserfordernisse für einen reflexiven Umgang mit Leistung in der inklusiven Sekundarstufe (ReLInk)

BMBF-gefördertes Verbundprojekt:
Goethe-Universität Frankfurt, Leibniz-Universität Hannover, Universität Bielefeld/ Wissenschaftliche Einrichtung Oberstufen-Kolleg Bielefeld
Verbundkoordinator: Prof. Dr. Michael Urban
Teilprojektleitungen und -mitarbeiter_innen:
Frankfurt: Prof. Dr. Michael Urban (Projektleitung), Jonas Becker (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)
Hannover: Prof. Dr. Rolf Werning & Jessica Löser (Projektleitung), Ann-Kathrin Arndt (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Bielefeld: Prof. Dr. Martin Heinrich (Projektleitung), Ramona Lau (Wissenschaftliche Angestellte)
Projektlaufzeit: 1.11.2017-31.10.2020
Beschreibung des Verbundprojekts:
Die Qualifizierung der Lehrkräfte im Sekundarbereich stellt eine zentrale Herausforderung für die inklusive Bildung dar. Angesichts des nach Leistung differenzierenden Schulsystems sowie einer verstärkten Leistungsorientierung und -messung können „Inklusion“ und „Leistung“ im Sekundarbereich unvereinbar erscheinen. Zugleich zielt inklusive Bildung sowohl auf die Anwesenheit von Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen in der Regelschule als auch auf die Verbesserung der Akzeptanz, Partizipation und Lern- und Leistungsentwicklung aller Schüler*innen. Aus sozialkonstruktivistischer Perspektive ist hierbei „Leistung“ nicht einfach gegeben, sondern wird in der Schule hergestellt und ist verwoben mit sozialen Differenzkategorien. Ein reflexiver Umgang mit Leistung stellt eine zentrale Anforderung für die Lehrkräfte dar.
In einer ersten Phase zielt das Verbundvorhaben auf Basis einer qualitativen Untersuchung an Gesamtschulen und Gymnasien auf die Identifizierung von Qualifizierungserfordernissen und -inhalten für einen reflexiven Umgang mit Leistung in der inklusiven Sekundarstufe.
Hierauf aufbauend werden in einer zweiten Phase Materialien entwickelt, die nach der Erprobung in verschiedenen Lehramtsstudiengängen Verwendung in der kasuistischen Lehrer*innenaus- und –fortbildung finden sollen. Daneben werden Einzelworkshops in der Lehrer*innenfortbildung auf Basis der Materialien entwickelt und durchgeführt. Anhand der Analyse der Reaktionsmuster der Lehrkräfte auf diese Workshops wird eine Konzeption für eine längerfristige schulinterne Fortbildung zum reflexiven Umgang mit Leistung erarbeitet.
Die Projektmitarbeiter_innen, v.l.n.r.: Prof. Dr. Michael Urban (Frankfurt), Prof. Dr. Rolf Werning (Hannover), Jonas Becker (Frankfurt), Dr. Jessica Löser (Hannover), Prof. Dr. Martin Heinrich (Bielefeld), Ann-Kathrin Arndt (Hannover); es fehlt Ramona Lau (Bielefeld)
Das Verbundprojekt als Kurzübersicht:
Teilprojekt Frankfurt: Relation von Leistung und Verhalten
Projektleitung: Prof. Dr. Michael Urban
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Jonas Becker
Studentische Hilfskraft: Jaja Opher
Im Frankfurter Teilprojekt sind neben dem Bezug auf den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung auch grundsätzlich Phänomene relevant, die als Unterrichtstörungen wahrgenommen werden. Hier stehen häufig Schüler_innen mit einem Förderbedarf im Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Rahmen des Projekts wird darüber hinaus aber die grundlegende Frage danach gestellt, inwiefern eine Passung bzw. Nicht-Passung zwischen dem Verhalten besteht, welches Lehrkräfte von einzelnen Schüler_innen oder Lerngruppen erwarten, und dem Verhalten, welches Lehrkräfte bei diesen Schüler_innen oder Lerngruppen konkret wahrnehmen. Hieraus leiten sich verschiedene Fragen ab. Beispielsweise ist die Dynamik von Interesse, durch die die Interaktionen zwischen Lehrkraft und Schüler_in (bzw. zwischen Schüler_innen untereinander) mehr durch die wahrgenommenen Prozesse auf der Verhaltensebene bestimmt werden als durch den Lernprozess am Unterrichtsgegenstand. Weitergehend stellt sich die Frage, inwiefern schulische Leistungsanforderungen zeitweise bewusst „bei Seite gestellt“ werden (können), etwa im Fall umfassender Traumatisierungen oder passagerer Krisen.