2016/2017 Faszination Erde

181. Vereinsjahr

Faszination Erde – aktuelle geographische Facetten aus allen Kontinenten

26.10.2016 Prof. Dr. Barbara Hahn (Universität Würzburg)
Wachsende und schrumpfende Städte in den USA

In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Städte der USA aufgrund von Suburbanisierung und Deindustrialisierung einen enormen Bevölkerungsrückgang erlebt, während die Zahl der Einwohner anderer Städte im Süden und Westen des Landes geradezu explodiert ist. Beide Prozesse sind mit großen Problemen verbunden. In den schrumpfenden Städten sind die Erfolglosen zurückgeblieben und die Steuereinnahmen eingebrochen. Gleichzeitig steigen in anderen Städten die Immobilienpreise stark an, und es muss jede Woche eine neue Schule eröffnet werden.

Der Vortrag präsentiert die Gründe und Auswirkungen der Schrumpfungs- und Wachstumsprozesse unter besonderer Berücksichtigung der schrumpfenden Städte Detroit und St. Louis und der wachsenden Städten Las Vegas und San José. Chicago ist eine Stadt, in der beide Prozesse gleichzeitig zu beobachten sind.


09.11.2016 Prof. Dr. Georg Kleinschmidt (Universität Frankfurt)
Antarktika – vom Eis geprägter Kontinent

Im Kontrast zu allen übrigen Kontinenten scheint heute die Antarktis vom Eis beherrscht und geprägt zu sein. Dieser erste Eindruck ist zwar nicht verkehrt, wird die Antarktis doch zu rd. 99% von bis zu 4776 m dickem Inlandeis bedeckt, und zwar mit den verschiedenartigsten Folgen; unter anderen der, dass der Kontinent extrem lebensfeindlich ist und bis jetzt (fast) keine dauerhaften menschlichen Siedlungen beherbergt, ganz zu schweigen von einer Prägung durch den Menschen.

Aber aus der Sicht eines Geologen verhält bzw. verhielt sich die Antarktis wie ein ganz normaler Kontinent: „Uralte“ Kerne („Kratone“) werden umgeben von Orogenen unterschiedlichsten Alters, deren Strukturen sich in den Nachbarkontinenten ohne weiteres wiederfinden lassen und so die Rekonstruktion früherer Superkontinente ermöglichen.


23.11.2016 Prof. Dr. Cyrus Samimi (Universität Bayreuth)
Botswana und Namibia. Musterländer im südlichen Afrika?

Die Nachbarstaaten Botswana und Namibia, gelten als Musterländer in Afrika. Beide zeichnen sich durch stabile demokratische Strukturen aus, Botswana schon seit der Unabhängigkeit im Jahr 1966, Namibia seit 1990, als es von Südafrika unabhängig wurde. Neben den weitgehend freiheitlichen Verhältnissen wird zudem die vergleichsweise geringe Korruption hervorgehoben. Auch der Bildungsbereich und die Gesundheitsversorgung sind im afrikanischen Kontext als gut zu bewerten. In beiden Ländern dominieren Bergbau, Landwirtschaft und Tourismus die Wirtschaftsgrundlage. Letzterer basiert auf den naturräumlichen Gegebenheiten wie der Wüste Namib und dem Okavango Delta sowie auf dem Wildreichtum, nicht nur in den großen Nationalparks.

Der Vortrag präsentiert die oben angesprochenen Verhältnisse im historischen Kontext, hinterfragt aber auch die Situation in den Ländern kritisch. Neben der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Naturressourcen und den großen gesellschaftlichen Disparitäten sind hier unter anderem auch Probleme der Wasserversorgung zu nennen.


Der Vortrag von Prof. Dr. Coy musste am 07.12.2016 leider ausfallen und wird am 18.01.2017 nachgeholt:

18.01.2017 Prof. Dr. Martin Coy (Universität Innsbruck)
Im Griff der Globalisierung. Das Agrobusiness in Brasilien und seine Folgen

Im Zuge des weltweiten Booms der commodities hat die brasilianische Wirtschaft in den letzten Jahren einen Prozess der „Re-Primarisierung“ durchlaufen. Neben mineralischen spielen in diesem Zusammenhang agrarische Rohstoffe, vor allem Soja, eine zentrale Rolle, wobei sich die Absatzmärkte zunehmend von Europa nach Asien verschieben. Von dieser Entwicklung sind einige Teilregionen Brasiliens in besonderem Maße betroffen. So haben hochmoderne, ausschließlich weltmarktorientiert wirtschaftende Großfarmen in den letzten Jahren den vormals absolut peripheren Bundesstaat Mato Grosso im Übergang des brasilianischen Mittelwesten nach Amazonien zu einer der weltweit wichtigsten Regionen des Sojaanbaus gemacht. Diese „Erfolgsgeschichte“ ist jedoch mit erheblichen sozialökologischen Kosten verbunden.  Die Abhängigkeit von den globalen Märkten führt zu besonderen Verwundbarkeiten, zur Verdrängung derjenigen, die mit der globalisierten Landwirtschaft nicht mithalten können, und zu permanentem Anpassungsdruck. So sind die letzten Jahre beherrscht von Großprojekten zum Ausbau logistischer Infrastrukturen (insbesondere dem Fernstraßenbau und der Anlage von Privathäfen am Amazonas), die die Einbindung der Region in globale Wertschöpfungsketten erleichtern und garantieren sollen. Das dadurch verursachte sozialökologische Konfliktpotenzial ist enorm. Das widersprüchliche Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verdrängung und ökologischer Degradierung sowie die Frage nach alternativen Entwicklungspfaden stehen im Zentrum des Vortrages.


Der Vortrag von Dr. Titz am 11.01.2017 fällt leider aufgrund von Erkrankung der Referentin aus. Über einen möglichen Ausweichtermin werden wir Sie rechtzeitig informieren.

FÄLLT AUS!!

11.01.2017

Dr. Alexandra Titz (Universität Erlangen-Nürnberg)
„Khe garne?“ – Überlebenssicherung unter Risikobedingungen in Nepal

Nepal ist für viele der Innbegriff imposanter Bergwelten und kultureller Vielfalt. Trotz dieses „Reichtums“ gehört die südasiatische Bundesrepublik zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Die Überlebenssicherung der Bevölkerung ist eng an die Nutzung natürlicher Ressourcen geknüpft und wird durch Umweltveränderungen und extreme Naturereignisse (wie z.B. die Erdbeben 2015) bedroht.

Die kulturell vielfältige Gesellschaft ist hochgradig fragmentiert, was sich in massiver sozio-ökonomischer Ungleichheit und der systematischen Exklusion einiger Gruppen von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozessen manifestiert. Dies führt dazu, dass Teile der Bevölkerung potentiell vorhandene Strategien zur Überlebenssicherung und Risikominderung nicht mobilisieren können oder ihnen die Möglichkeit zur Katastrophenabwehr sogar gänzlich fehlt.

Der Vortrag widmet sich aus kulturgeographischer Perspektive dem Zusammenspiel von gesellschaftlicher Ungleichheit und fehlender Bewältigungskapazität sowie dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozess in Nepal.


25.01.2017 Prof. Dr. Reinhold Grotz (Universität Bonn)
Der Klimawandel in Australien und die Folgen

Australien ist der trockenste der bewohnten Kontinente. Schon die ersten europäischen Siedler berichteten über lange Dürreperioden und gefährliche Busch- und Waldbrände.
Andererseits gab es wolkenbruchartige Regenfälle mit großflächigen Überflutungen. Solche Erscheinungen gehören offenbar zur Natur des Kontinents. In den letzten Jahrzehnten nahmen jedoch die extremen Wetterereignisse mit Dürren, Bränden, Wirbelstürmen und Überschwemmungen an Intensität zu. Sie führten zu Missernten, kosteten viele Menschenleben und verursachten riesige Schäden.
Wissenschaftler sind sich sehr sicher, dass diese Erscheinungen nicht mehr innerhalb der bisherigen natürlichen Schwankungsbreite liegen, sondern Folgen eines Klimawandels sind. Unter der Verschärfung der Extremsituationen leiden auch die Bewohner der Millionenstädte, wo über 60% aller Australier leben.
Der Vortrag erläutert den Klimawandel und beschreibt die notwendigen und teilweise in Gang gebrachten Anpassungen an die neue Situation.


01.02.2017

Prof. Dr. Gernot Patzelt (Universität Innsbruck)
Klimageschichte der Nacheiszeit – von den Gletschern der Alpen geschrieben

Im Zuge der gegenwärtigen starken Erwärmung schmelzen die Alpengletscher stark ab. Dabei wird vielfach Gelände eisfrei, das in der nacheiszeitlichen Vergangenheit bewaldet war. Außerhalb der Gletscherbereiche sind in Mooren Bäume erhalten, die in Höhen gewachsen sind, in denen heute kein Baumwachstum möglich ist. Aus Gletscherverhalten und Waldentwicklung lässt sich die Klimaentwicklung der letzten 10.000 Jahre sehr detailreich rekonstruieren. Damit kann gezeigt werden, dass 65 % dieses Zeitraumes so warm oder wärmer waren als die Gegenwart. Die derzeitige Erwärmung, zusammen mit dem von Menschen verursachten Anteil, liegt deutlich innerhalb des natürlichen Schwankungsbereiches der Temperatur der Nacheiszeit. Diese Feststellung wird jedoch nicht als Freibrief für sorglosen Umgang mit den Umweltgegebenheiten verstanden.


Weitere Informationen

Veranstaltungsort

Geänderter Vortragsort: Vorträge jetzt im Hörsaal H IV, 1. OG

Die Vorträge beginnen jeweils mittwochs um 18:15 Uhr im Hörsaal H IV, 1. OG, Campus Bockenheim, Gräfstraße 52/ Eingang Mertonstraße, 60325 Frankfurt am Main.

Anfahrt

Das Hörsaalgebäude in der Mertonstraße ist zu Fuß von der Bockenheimer Warte zu erreichen (U-Bahn U4. U6, U7; Tram 16, Bus 32, 36, 50, 75; Haltestelle "Bockenheimer Warte").

Vom Campus Riedberg führt der kürzeste Weg mit der U-Bahn U9 bis Ginnheim und von dort mit der Tram 16 zur Bockenheimer Warte. Eine individuelle Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit der RMV-Fahrplanauskunft möglich

Im Umfeld des Campus Bockenheim (Bockenheim, Westend, Messe) sind nur begrenzt Parkplätze vorhanden.

Eintritt

Der Eintritt für Mitglieder der FGG ist frei

Nichtmitglieder zahlen 5,00 € — Schüler und Studenten 3,00 €.

max. zwei Schulklassen nach Anmeldung frei

Lehrerfortbildung

Alle Vorträge sind beim Hessischen Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) als Lehrerfortbildung akkreditiert.