Jana Niemeyer M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Bereich eLearning

Wo arbeiten Sie und wie kamen Sie zu dieser Stelle?

Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Mediendidaktik, Evaluation und ePrüfungen bei studiumdigitale, der Zentralen eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ich habe 2010 als studentische Mitarbeiterin im Evaluationsteam angefangen. Nach meinem Abschluss hatte ich die Möglichkeit mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin auf eine Stelle zu bewerben.

Was sind Ihre generellen Aufgaben? Welche Tätigkeiten gibt es, die sich von den alltäglichen unterscheiden?

Ich koordiniere unter anderem die Durchführung der allgemeinen Lehrveranstaltungs­evaluation für nahezu die gesamte Universität, erstelle Evaluationsberichte, administriere die Systeme EvaSys (Evaluationssoftware) und EvaExam (Prüfungssoftware), gebe Workshops und Schulungen für Lehrende (u.a. in den genannten Systemen) und unterstütze User*innen der gesamten Universität zu Systemfragen (First-Level-Support). Darüber hinaus bin ich auch Ansprechpartnerin für Fragen zu Evaluationen und Prüfungsdidaktik.

Das Tagesgeschäft beinhaltet somit vor allem viel Organisations- und Koordinationsarbeit, d.h. ich bin damit beschäftigt Besprechungen durchzuführen, E-Mails zu schreiben, Prozesse abzustimmen und Arbeit zu delegieren. Aber auch Schulungstätigkeiten im eLearning und im mediendidaktischen Bereich sowie wissen­schaftliche Tätigkeiten, wie Auswertungen, Kodierungen oder das Verfassen wissen­schaftlicher Texte gehören zu meinen Aufgaben. Ich habe Führungsverantwortung für vier studentische Hilfskräfte, die mir zuarbeiten.

Besondere Aufgaben ergeben sich gelegentlich in wissenschaftlichen Kooperationen mit anderen Hochschulen und Einrichtungen, selten auch mit Unternehmen. Das sind zum Teil interessante Projekte, in denen alle Beteiligten ein Interesse an der „Digitalisierung (der Lehre)“ oder auch an Evaluationen haben.

Welche theoretischen und praktischen Kompetenzen aus dem Studium der Kulturanthropologie können Sie in Ihrer jetzigen Tätigkeit nutzbar machen?

Der Bereich Digitalisierungsprozesse und Medienanthropologie waren wichtiger Bestandteil meines Studiums und vor allem im Master hatte ich mein Studium vermehrt auf die Anthropologie des Medialen fokussiert. Das knüpft gut an meinen Tätigkeitsbereich an. In meiner Tätigkeit geht es beispielsweise auch darum, Medien in der Anwendung der User*innen zu begreifen, beispielsweise Usability-Fragen zu diskutieren.

Vor allem die Science and Technology Studies sowie die Medienanthropologie helfen mir bei meiner Arbeit, genauso wie der „anthropologische Blick“ auf Wissens- und Transformations­prozesse. Darüber hinaus habe ich mir in meinem damaligen Lehrforschungsprojekt am Institut für Kulturanthropologie in Frankfurt ganz grundlegend strukturelles Handeln in Projekten angeeignet. Das Lehrforschungs­projekt des Bachelor-Studiengangs finde ich vor allem gelungen, da es trotz zunehmend modularisierter Studiengänge dennoch ein Projekt ist, das für eine komplexe Thematik genügend Zeit einräumt – ganze drei Forschungssemester. Davon können andere Studierende nur träumen (oder es wird ihnen als Prokrastination ausgelegt).

Was gibt es für Erfahrungswerte aus Projekten oder Veranstaltungen aus Ihrer Studienzeit, auf die Sie nun zurückgreifen können oder die Sie weiterempfehlen würden?

Für das Studium der Kulturanthropologie sowie für alle Studiengänge in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist es meines Erachtens wesentlich, dass man sich bereits während des Studiums überlegt, in welche Richtung man damit eventuell gehen möchte. Das soll nicht heißen, dass dies eins zu eins planbar wäre, aber seinen Neigungen und Interessen nachzugehen, kann Grundlage für die spätere Orientierung sein.

Außerdem halte ich es für wichtig, sich in der Fachschaft oder bei freiwilligen Organisationen wie z.B. der Gesellschaft zur Förderung der Kulturanthropologie (GeFKA e.V.), welche am Frankfurter Institut besteht, zu engagieren – und das nicht für den Lebenslauf, sondern weil es einem selbst Freude bereitet.

Ich kann also nur empfehlen Netzwerke und Kooperationen während des Studiums aufzubauen, herauszufinden, an welchen Arbeitsbereichen oder -prozessen man potentiell Spaß hat und diese in Form von Praktika oder Nebenjobs ausprobieren. Ansonsten: einfach machen und schauen, was kommt.

Welche Kompetenzen haben Ihnen vielleicht bei Beginn des Jobs gefehlt bzw. hätten Sie sich im Rückblick als weiteren Ansatz im Studium gewünscht?

Das Studium könnte einen größeren Fokus auf quantitative Auswertungsmöglichkeiten richten, sodass Absolvent*innen die Möglichkeit erhalten bei der Methodenwahl im wissenschaftlichen Arbeiten breiter aufgestellt zu sein und nicht nur die beliebter werdenden, interdisziplinären Arbeitsansätze kennenzulernen. Ich musste mir das Wissen über die „quantifizierende Wissenschaft“ im Laufe meiner Tätigkeit aneignen. Das ist aber selbstverständlich auch meinem Beschäftigungsfeld geschuldet.

Möchten Sie noch etwas anfügen, das noch nicht gesagt wurde?

Mein Studium der Kulturanthropologie und Europäischen Ethnologie hat mir durchweg viel Freude gemacht. Herzlichen Dank.


Initiiert und editiert von Marlen Heislitz, B.A. Das Interview fand im Februar 2017 statt.