Julia Karolina Frey B.A., Marketingkommunikation und Presse

Wie sind Sie zu Ihrem Praktikumsplatz gekommen?
Während der Forschung zu meiner Bachelor-Thesis habe ich mehrere Interviews in den Bereichen der Innovationsforschung und der Modebranche geführt und einer meiner Interviewpartner bot mir die Stelle als Praktikantin an, die ich sehr gerne annahm. So kam es dazu, dass ich für drei Monate bei der Messe Frankfurt im Bereich Textiles & Textile Technologies in der Abteilung für Marketingkommunikation und Presse arbeitete.

Was waren Ihre generellen Aufgaben und was waren besondere Moment in ihrem Praktikum?
Die Abteilung für Marketingkommunikation und Presse der Messe Frankfurt betreut Textilveranstaltungen im In- und Ausland bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit, das heißt im Werbe-, Presse- und Marketingbereich. Dabei ist sie für alle repräsentativen Medien und die komplette Kommunikation zuständig und organisiert dazu verschiedene Veranstaltungen, die während einer Messe stattfinden. Die betreuten Messen decken die komplette Wertschöpfungskette von Textilien und Bekleidung ab.
Ich war mitverantwortlich für die Akkreditierung von Journalisten, die auf die Heimtextil kommen – die weltweit größte internationale Messe für Interior Textiles, Interior Design und Interior Trends in Frankfurt am Main – und war auch bei Akkreditierungsfragen ihre Ansprechpartnerin. Zudem unterstützte ich zwei Modemessen, die Teil der Berlin Fashion Week sind, im Social Media-Bereich und vertrat sie auf Facebook und Instagram. Ich half auch bei der Organisation von Veranstaltungen mit und kommunizierte mit Journalisten, Medienpartnern und Ausstellern.

Eine besondere Aufgabe im Rahmen meines Praktikums war es, für die Betreuung des Topmodels Eva Padberg mitverantwortlich zu sein, die 2017 Ehrengast auf der Heimtextil war.
Ich habe Frau Padberg am Flughafen abgeholt, mit ihrer Managerin kommuniziert und war während der Messe als Koordinatorin für sie zuständig. Beispielsweise habe ich eine Limousine und einen eigenen Raum auf dem Messegelände für sie gebucht sowie mich um das Catering und eine Visagistin gekümmert. Ich habe sie über das Messegelände begleitet und dafür gesorgt, dass alle geplanten Termine wahrgenommen werden konnten.
Eine weitere spannende Aufgabe bei der Heimtextil war die Organisation einer Veranstaltung für Blogger, die „Blogger-Lounge“. Die Organisation dieses Projekts lag in meiner Verantwortung, natürlich aber immer in Abstimmung mit meinen Kollegen. Die Lounge bietet Modebloggern die Möglichkeit, sich untereinander und mit Branchenkollegen oder Designern auszutauschen und z.B. kostenloses WLan an einem eigenen Aufenthaltsort zu nutzen. Da die Kapazitäten für dieses Event beschränkt waren, habe ich geeignete Blogger recherchiert, ausgewählt und sie schließlich eingeladen.
Den Höhepunkt meines Praktikums stellte dann der Besuch der Berlin Fashion Week im Januar dar. Die Messe Frankfurt ist dort mit zwei grünen Modemessen vertreten, der Ethicalfashionshow und dem Greenshowroom, für welche ich als Social Media-Beauftragte gearbeitet habe. Ich habe Statements bei Labels und Modedesignern eingeholt – d.h. viele kleine Interviews geführt – habe Fotos gemacht, um diese auf Facebook und Instagram zu posten und die Aussteller der Messe in Social Media entsprechend zu repräsentieren. Die Kommunikation in den Social Media Kanälen fand immer auf Englisch und „live“ statt. Des Weiteren habe ich auch die zwei Modenschauen in den sozialen Medien präsentiert. Eine kontinuierliche Aufgabe während der beiden Modemessen war außerdem das Bearbeiten und die Aktualisierung der dazugehörigen Websites sowie dem Mithelfen bei allen weiteren anfallenden organisatorischen Tätigkeiten.

Welche Verbindungslinien sehen Sie zwischen Studium und jetziger Tätigkeit?
Als besonders nützlich betrachte ich das „Outside the Box“- Thinking der Kulturanthropologie. Der Anspruch ist, sich unvoreingenommen und flexibel neuen Themen anzunähern und dabei sowohl das große Ganze als auch die Praxen der Mikro-Ebene zu beachten. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Thematiken, Kulturen und Personen während des Studiums bildet eine schnelle Anpassungsgabe heraus, die das Erkennen und Einarbeiten in z.B. spezifische Kulturen von Unternehmen erleichtert.
Weitere Kompetenzen, die mir im Studium vermittelt wurden und auf die ich nun zurückgreifen kann, sind strukturiertes und gut organisiertes Vorgehen bei neuen Aufgaben sowie das Konzipieren von Recherchen. In der Forschung durchgeführte Interviews verlangen ein sicheres Auftreten und generelle Offenheit gegenüber Menschen, was mir beim Ausbilden von professionellen Kommunikationsformen sehr geholfen hat. So werden auch die sprachlichen Kompetenzen (Deutsch, Englisch) geschult, die zum Beispiel eine Grundvoraussetzung für meine Praktikumsstelle waren. Die Zusammenarbeit mit Kommilitonen während des Studiums bereitet außerdem insofern auf die Arbeitswelt vor, als dass man auch dort einen Weg finden muss mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten oder mit verschiedenen Ansichten umzugehen.
Während meiner Studienzeit habe ich auch einige Zeit als studentische Hilfskraft im International Office der Goethe-Universität gearbeitet, wo ich zum ersten Mal mit administrativen und organisatorischen Büroaufgaben zu tun hatte, die ebenfalls eine Grundlage für meine Tätigkeiten während des Praktikums bildeten.

Worauf bereitete Sie das Studium nicht vor?
Natürlich muss man sich erstmal mit den Abläufen innerhalb eines Unternehmens vertraut machen und die können von Unternehmen zu Unternehmen sehr verschieden sein. Darauf kann man im Studium nur insofern vorbereitet werden, in dem man sich eine flexible Herangehensweise aneignet. Genauso ist es mit bestimmten technischen Systemen, mit denen in Firmen gearbeitet wird. In jedem neuen Job heißt es erst einmal: „learing by doing“.

Möchten Sie noch etwas anfügen, das noch nicht gesagt wurde?
Als KulturanthropologIn kann es zu Beginn schwierig sein, seinen Platz in der Arbeitswelt zu finden. Umso wichtiger ist es, offen und selbstbewusst um seine Kompetenzen und Erfahrungen zu wissen und diese in verschiedenen Situationen vertreten und vermitteln zu können. Genauso sollte man sich immer hoch motiviert und ehrgeizig präsentieren. Diese Herangehensweisen wurden mir bei meinen bisherigen Joberfahrungen stets sehr hoch angerechnet. Ich denke diese Soft Skills sind mindestens so wichtig wie die akademische Ausbildung. Dann ergibt sich vielleicht ein guter Kontakt, der zu einem Job oder Praktikum führen könnte, so wie es in meinem Fall war. Dazu ist es hilfreich, wenn man schon während des Studiums viel ausprobiert. So kann man seine Interessen herausfinden und überlegen, wie sich diese mit Jobs auf dem Arbeitsmarkt verbinden lassen. Mit den eigenen Interessen verknüpfte Veranstaltungen, Gespräche oder Begebenheiten sollte man dazu nutzen, um von den Erfahrungen anderer zu lernen und sich mit verschiedenen Perspektiven vertraut zu machen. Viel fragen hilft viel. Nicht umsonst heißt es auch unter Führungskräften „Wer fragt, führt“.
Ich bin davon überzeugt, dass im Zeitalter der Digitalisierung sozio-kulturelle Kompetenzen immer gefragter werden und so KulturanthropologInnen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.


Initiiert und editiert von Marlen Heislitz, B.A. Das Interview fand im Februar 2017 statt.