Was ist das Besondere des Masterstudiengangs Arzneimittelforschung?

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Naturwissenschaftliche BachelorabsolventInnen erwerben zunächst alle für den Studiengang wesentlichen pharmazeutischen Kompetenzen. Der Schwerpunkt ist es, pharmazeutisches Grundlagenwissen zu vermitteln, was durch die Teilnahme an ausgewählten Inhalten von Veranstaltungen aus dem Hauptcurriculum des Pharmazie-Staatsexamen-Studiengangs am Fachbereich erreicht wird. Hierbei wird nicht auf enzyklopädische Abdeckung der gesamten pharmazeutischen Inhalte des Hauptstudiums wertgelegt, sondern auf exemplarisches Lehren und Lernen. Thematisch werden folgende Bereiche abgedeckt:
   - Pharmazeutische Biologie
   - Pharmazeutische/Medizinische Chemie
   - Arzneistoffanalytik
   - Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
   - Biochemische und molekularbiologischen Grundlagen der Arzneimittelwirkung
   - Pharmakologie und Toxikologie sowie Pathophysiologie/Pathobiochemie.
Im Rahmen von Einführungsseminaren erhalten sie zudem einen grundlegenden Einblick in das Themenfeld der Arzenimittelforschung und des Studiengangs. Insbesondere wird hierbei die Basis für ein grundsätzliches Verständnis für den Wirkungsmechanismus, unterschiedliche Applikationsformen und die Pharmakokinetik von Arzneistoffen gelegt. Ferner werden grundlegende Methoden zur Wirkstoffcharakterisierung vermittelt, ergänzt durch (ethisch) relevante Aspekte klinischer Studien und der Arzneimittelzulassung. Durch die didaktische Verknüpfung der unterschiedlichen pharmazeutischen Wissenschaften erarbeiten sich die Studierenden breite, interdisziplinäre Kenntnisse. Die Form dieser inhaltlichen Konzeption dieses Seminars fördert das interdisziplinäre Denken durch das Verknüpfen der unterschiedlichen pharmazeutischen Fachrichtungen. Ebenso werden in diesem Seminar über die Grundlagen hinaus aktuelle wissenschaftliche Inhalte in Form aktueller Forschungsprojekte der einzelnen pharmazeutischen Arbeitskreise miteinbezogen.

In der zweiten Hälfte des Studium bekommen die Studierenden eine systematische Orientierung und vertiefte Kenntnisse im Gebiet der Pharmazeutischen Wissenschaften mit methodischer Weiterbildung für praktische Anwendungen im Rahmen moderner Pharmaforschung vermittelt. Sie erlangen ein grundlegendes Verständnis für die Wirkung von Arzneistoffen sowie Verständnis und Lösungskompetenz für die in der Arzneimittelforschung und deren Entwicklung relevanten Fragestellungen wie z. B. Methoden zur Wirkstoffcharakterisierung in Forschung und anschließender prä-/klinischer Entwicklung eines neuen Arzneistoffs.

Im Rahmen von zwei großen Forschungspraktika und der Masterarbeit liegt die Fokussierung auf Forschungsaspekten mit pharmazeutischem Bezug. Die Studierenden werden zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten nach den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis befähigt. Die Studierenden bearbeiten, unter Anleitung, kleine Forschungsprojekte und lernen ferner, Ergebnisse schriftlich darzustellen und im Rahmen des aktuellen wissenschaftlichen Kontexts kritisch zu bewerten und zu diskutieren. Durch die freie Wahl der Forschungspraktika (eines kann auch im Ausland oder in der Industrie absolviert werden) und der Masterarbeit können sich die Studierenden entsprechend ihrer Stärken theoretisches Wissen und individuelle praktische Fertigkeiten aneignen.
Innerhalb der Arbeitskreise der Pharmazie stehen folgende Fachrichtungen und Forschungsschwerpunkte zur Wahl:

  • Pharmazeutische Chemie: Medizinische Chemie von Liganden nukleärer Rezeptoren; Entwicklung von Testsystemen und Konzepten für neue Wirkstoffe für Entzündungskrankheiten; Methoden der Instrumentellen Analytik von Proteinen und Arzneistoffen; rationales Design selektiver Hemmstoffe von Proteinkinasen und Bromodomänen; (fragmentbasiertes) Wirkstoffdesign von Lipid-Signaling-Modulatoren und Wirkstoffen mit mehreren Zielstrukturen (multitarget drugs)
  • Pharmazeutische Biologie: Identifizierung und Charakterisierung entzündungshemmender Naturstoffe; Diagnostik, molekulare Pathomechanismen und Therapie von Leukämien
  • Pharmazeutische Technologie: Vorhersage der In-vivo-Wirksamkeit von Wirkstoffen und oraler Dosierungsformen; Erforschung des Transports von Arzneistoffen zum Wirkort sowie 3R-Strategien zur Vermeidung, Verminderung und Verbesserung von Tierversuchen
  • Pharmakologie: Erforschung des peripheren und zentralen Nervensystems in den Bereichen chronischer Schmerz, Demenz und Schlaganfall

Ergänzt wird dieses forschungsorientierte Curriculum durch das Modul Wirkstoff- und Arzneimittel-entwicklung, in dem die Studierenden einen umfassenden Blick auf die interdisziplinären Ansätze in der Wirkstoffforschung erlangen. Sie lernen die wichtigsten Methoden zur Identifizierung und Optimierung neuer Wirkstoffe, des Wirkstoffdesigns einschließlich computergestützter Methoden, moderne Synthesemethoden der Medizinischen Chemie kennen, die biochemische und molekularbiologischen Grundlagen der Wirkungsweise von Arzneistoffen und des Arzneistoffmetabolismus, den Zusammenhang zwischen der Chemie der Arzneistoffe und den pharmakologische Eigenschaften, die Unterschiede von niedermolekularen und rekombinant erzeugten Arzneistoffen, unterschiedliche Arzneiformen und Applikationsrouten, beantworten Fragen der Pharmakokinetik und der Bioverfüg-barkeit von Arzneistoffen und wissen um regulatorische Anforderungen in der Arzneimittelforschung und -entwicklung und erhalten Einblick in die Qualitätskontrolle von Arzneimitteln.