Literatur, Film, Fotografie – Diskussion. Ihr habt lange gewartet und nun sind sie wieder da – unsere Autonomen Tutorien zum Wintersemester 2017/2018

Sechs Konzepte haben es geschafft, darunter auch wieder ein ehrenamtlich angebotenes Tutorium. Im Zeitraum vom 23.10.2017 bis zum 05.02.2018 können die Tutorien besucht werden. Die Bewerbungsfrist endete am 01. August 2017.

Wir danken an dieser Stelle dem Dekanat für die gute Zusammenarbeit und hoffen, auf zahlreiche Teilnahmen. Und wenn ihr nun selber Lust bekommen habt, ein Tutorium zu veranstalten, dann könnt ihr hier alle Anforderungen für eine Bewerbung nachlesen. Auf unserer Startseite geben wir die neue Ausschreibung rechtzeitig bekannt.


Jetzt starten!


„Wenn ihr ein Leben wollt, so stehlt es." – Lou Andreas-Salomé

Dienstag | 18:00 bis 20:00 Uhr | IG 0.201 | Zeitraum: 24.10. bis 06.02.2018

Tutor: Marvin Luh
Kontakt: marvin.luh@stud.uni-frankfurt.de

In diesem Tutorium widmen wir uns der Schriftstellerin, Philosophin, Psychoanalytikerin und Person Lou Andreas-Salomé. Oft auf ihre prägenden Beziehungen zu Nietzsche, Rilke oder Freud reduziert, findet ihr beeindruckendes und transdisziplinäres Schaffen noch immer zu selten die ihm und ihr gebührende Beachtung. In diesem Sinne sollen neben Einblicken in ihr Leben ihre bedeutenden Schriften zur Psychoanalyse und gesellschaftlichen Rolle der Frau, sowie ihr breites schriftstellerisches Schaffen reflektiert werden.

Literatur (u.a.): Ruth (1895), Aus fremder Seele: Eine Spätherbstgeschichte (1896), Das Paradies (1899), Die Erotik (1910).


#getstoned! – Multimediale Repräsentationen von Steinen im Wandel der Zeit

Dienstag | 12:00 bis 14:00 Uhr | IG 1.201 | Zeitraum: 24.10. bis 06.02.2018

Tutorinnen: Katrin Sander & Carla Spellerberg
Kontakt: katrin-sander@gmx.net

Obwohl Steine seitdem (literarische) Texte verfasst werden in ebendiesen vorkommen, wurde bisher noch nicht systematisch erfasst, wie und warum sie wo eingesetzt werden. In verschiedensten Formen und nahezu allen Medien sind Steine präsent, ohne jemals genauer wahrgenommen zu werden. Unser Tutorium soll das Unsichtbare nun sichtbar machen. Nach einer kurzen Einführung in den Begriff "Stein" und was man sich darunter vorstellen kann wollen wir mit verschiedenen theoretischen Ansätzen den Steinen auf den Grund gehen. Mit Foucaults Raumtheorie erforschen wir Bergwerke, der vestimentäre Code soll Aufschluss geben über die Verwendung von Edelsteinen in all ihren Formen. Von mittelalterlichen Erzählungen (Laurin) über Klassiker der neueren deutschen Literatur (Bunte Steine) bis hin zu kontemporären Songs (Ich Steine, du Steine) wollen wir uns mit vielfältigem Material beschäftigen. Ob Film, Roman, Gedicht, Serie oder Bild – nichts bleibt unergründet. Ob kritische Ökonomie und soziologische Theorie oder der Mythos des Steins der Weisen (nicht nur in Harry Potter) – unser Tutorium macht weder vor sprachlichen, noch vor disziplinären Grenzen Halt.

Wir werden uns verschiedenster Medien in zahlreichen Sprachen bedienen und damit Studierende der Germanistik, Anglistik, Ästhetik, Romanistik, TFM, Soziologie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft ansprechen. Etwa drei Viertel des Semesterplans wird von uns festgelegt, die restlichen Sitzungen können die Teilnehmer*innen unseres Tutoriums mit eigenen Vorschlägen füllen, wenn gewünscht. Einen Reader mit Texten können wir erstellen, zahlreiche Werke sind allerdings auch über die Bibliothek entleihbar.


Alle Anderen II. Filme als (Ausdruck von) feministische(r) Politik.

Dienstag | 18:00 bis 22:00 Uhr | Screening 20:00-22:00 Uhr | IG 7.312 | Zeitraum: 24.10. bis 06.02.2018 | 19.12.2017: Fällt aus!

Tutor*innen: Elena Baumeister, Fatma Keser, Jan Wetzel
Kontakt: alle.anderen2@gmail.com

Im letzten Semester haben wir uns in Alle Anderen I  ein Semester lang ausschließlich (!) und nur (!) mit Filmen von Macherinnen* beschäftigt, haben hierfür Festivals und Symposien besucht, waren im Kino und haben mit Kuratorinnen* gesprochen. Dieses Semester widmen wir uns ausschließlich der Frage nach dem feministischen Film und schauen uns dabei den Zusammenhang mit feministischer Politik und Bewegung an. Diese schreibt sich in den Film ein, so wie der Film auf feministische Politik wirkt und in sie eingreift.

Um dem nachzugehen, sichten wir gemeinsam Filme mit feministischem Anspruch und besprechen, auf welche Weise diese Forderungen, Fragen und Probleme feministischer Politik aufgreifen und ästhetisch verarbeiten. Wir beschäftigen uns mit dem Spannungsverhältnis von feministischer Praxis - die sich beispielsweise in theoretischen Auseinandersetzungen, Romanen, politischen Manifesten und Flugblättern niederschlägt - und feministischer Filmkunst. Bei der Film- und Textauswahl orientieren wir uns an zentralen Aktions- und Diskussionsfeldern feministischer Praxis, wie Arbeit, Körper, Sexualität, Gewalt, Öffentlichkeit und Privatheit, Consciousness Raising und Biographiearbeit, Frauensolidarität, Gleichheit, Differenz und Intersektionalität, Schwarze und lesbische Kritiken, Streit um Pornographie, Debatten über umgestaltende Integration oder den Aufbau von Gegenkulturen. Die genauen Felder legen wir gemeinsam fest. Dabei wollen wir nach den unterschiedlichen Potentialen von fiktionalen, dokumentarischen und experimentellen Formen fragen. Außerdem wollen wir uns mit alternativen feministischen Produktionsweisen beschäftigen (Arbeit im Kollektiv, unabhängiges Produzieren, Gleichberechtigung der Personen vor und hinter der Kamera) und mit spezifischen Distributionsformen (Frauenkinos, feministische Festivals und Verleihe). Schließlich soll das Publikum nicht zu kurz kommen: Wen sprechen feministische Filme an, welche Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Grenzen gibt es auf Seiten des Publikums?

Alle Anderen II will herausfinden, wie feministische Themenfelder im Film behandelt werden, welche ästhetischen Strategien entwickelt wurden und inwiefern die Filme ihrerseits auf die feministische Praxis gewirkt haben. Die Texte und Filme sollen anschließend nicht zuletzt im Dialog mit Gästen aus der filmischen, politischen und kuratorischen Praxis auf ihre Aktualität hin geprüft werden. Geplant sind zudem Besuche bei verschiedenen Archiven, um anhand der überlieferten Dokumente einen Einblick in politische und filmästhetische Debatten zu bekommen. Welche Perspektiven ergeben sich aus der Beschäftigung mit den Interdependenzen von feministischer Praxis und feministischem Film für uns als Kinogänger*innen, als Feminist*innen, als Kurator*innen?

In der ersten Sitzung am 24. Okt. 2017 wollen wir den Semesterplan gemeinsam mit Euch festlegen. Wir sind gespannt auf Eure Vorschläge und Ideen zu Filmen, Themen und Texten!

Alle Teilnehmende mit oder ohne Vorkenntnissen sind willkommen. Wir freuen uns über Studierende aus vielen verwandten Instituten. Sehr gerne darf auch nur an den Screenings im Vorführraum der Filmwissenschaft teilgenommen werden.


Fotoentwicklung in der Dunkelkammer

Freitag | 12:00 bis 14:00 Uhr | IG 7.206 | Zeitraum: 27.10. bis 09.02.2018

Tutor*in: Marie Meitzler & Jannis Pohl
Kontakt: mmeitzler@gmx.de

Für alle, die Lust haben, dieses alte Handwerk zu lernen oder einfach mit Belichtung experimentieren wollen. Zunächst werden wir über die analoge Fotografie sprechen, Filme belichten und entwickeln und zuletzt Abzüge davon nehmen.

Jeder dieser Schritte bietet viele Möglichkeiten zur Verfremdung und zum Ausprobieren von ästhetischen Gestaltungstechniken. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Das Tutorium findet im Fotolabor statt, Raum: 7.206 (neben dem Medienraum).


On Pillow Talk

Mittwoch | 14:00 bis 16:00 Uhr | IG 4.201 | Zeitraum: 25.10. bis 07.02.2018

Tutorin: Sonia Knop
Kontatk: soniaknop@hotmail.de

”Er ruhte dann auf der Liege neben mir [..] und es schlief niemand anderes im Zimmer als wir. [..] Ich stieß ihn also an und sagte: Sokrates, schläfst du?
Keineswegs, sagte er. Weißt du eigentlich, welchen Eindruck ich habe?
Welchen denn? , fragte er.
Du scheinst mir, sagte ich, mein einziger würdiger Liebhaber zu sein, und ich habe den Eindruck, als wolltest du mir gegenüber nicht mit der Sprache herausrücken.”
(Alkibiades und Sokrates in Platons Symposion 218a)

‘That’s one of the nicest things that’s been done to me all week.’
‘I liked it too.’ (Philip Roth, Deception S.143)

In beiden Zitaten liegen zwei Menschen in einem Bett nebeneinander, sich zugeneigt oder zur Decke blickend und - sie reden. Sie halten einen Dialog vor oder nach dem Sex.
In diesem Tutorium soll das Augenmerk auf der Darstellung dieser sprachlich vertraulichen Situation in der Literatur liegen. Die Gespräche umrahmen den Akt, was nicht heißt, dass sie wie zumeist in der Pornographie, zur Rahmenhandlung werden. Im Reden manifestiert sich die noch bevorstehende Lust, während sie nach errungener Wärme sprachlich ausklingt. Das Explizite soll im Vergleich zu Impliziten gelesen werden.

Für einen Dollar pro Seite schrieb Anais Nin Erotik für einen Sammler. Sie hatte den Auftrag von ihrem Geliebten Henry Miller übernommen, der auch mehr als genau wusste wie ein Gespräch um Sex herum geschrieben werden konnte. Der Auftraggeber forderte: „konzentrieren Sie sich auf den Sex und lassen Sie den poetischen Firlefanz weg”. Bald entgegnete ihm jedoch Anais Nin: „Wir hassen Sie. Das Geschlechtliche verliert alle Macht und Magie, wenn es überdeutlich, übertrieben, mechanisch dargestellt, wenn es zur fixen Idee wird. Es wird stumpfsinnig.” Später wurde aus den bereits entstanden Texten Das Delta der Venus. Im Gegensatz dazu wurde Catherine Millet mit ihrem Roman Das sexuelle Leben der Catherine M., gerade durch ”mechanische” Beschreibungen ihrer Sexualität bekannt. Gerade diese verschiedenen Herangehensweisen und Wertungen sollen im Vergleich gelesen werden.

Welche Formen kann eine solche Konversation annehmen? Wird unverblümt zu einander gesprochen oder in Metaphern? Spricht das Paar über Politik oder über sich? Wie drücken sich Macht- und Geschlechterverhältnisse aus? Selbst wenn es sich nicht immer um eine Situation im Bett handelt, ist Sprache unabdingbar um dem Leser zu vermitteln, dass zwei Menschen miteinander schlafen werden oder es bereits getan haben.

Wir wollen uns gemeinsam anhand ausgewählter Textausschnitte in die Rhetorik des Bettgeflüsters von Plato, über Balzac zu Chris Kraus, einlesen. Die literarischen und theoretischen Grundlagen werden während des Tutoriums betrachtet. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die jeweiligen Textausschnitte werden per E-Mail versendet, im Tutorium gelesen und gemeinsam diskutiert.

Vorläufige Literaturliste

Symposion, Platon
The Pillow Book, Sei Shonagon
Das Delta der Venus, Anais Nin
Madame Bovary, Flaubert
Deception, Phillip Roth
Das sexuelle Leben der Catherine M., Catherine Millet
Stille Tage in Clichy, Henry Miller
I love Dick, Chris Kraus
Glanz und Elend der Kurtisanen, Balzac
Fragmente einer Sprache der Liebe, Roland Barthes
Sexualität und Wahrheit, Michael Foucault
Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten, Sigmund Freud
Einen aktuelles Erotik Heft aus dem Kiosk


Schauen. Spielen.

Montag | 18:00 bis 20:00 Uhr | IG 201 | Zeitraum: 23.10. bis 05.02.2018

Tutorin: Laura Palys
Kontakt: laurapalys@web.de

Wieder mal eine Serie auf Netflix in kürzester Zeit durchgeschaut! Das kennen viele. Doch kommt da die Arbeit der Schauspieler nicht etwas zu kurz? Was lässt uns die Geschichten und Charaktere glauben, die da vor uns über den Bildschirm flimmern? Das Tutorium beschäftigt sich mit den zahlreichen Theorien von Stanislawski bis Stella Adler, die versuchten die Schauspielerei nicht einfach als Kunst, sondern auch als Handwerk zu sehen. Wir werden verschiedene Schriften lesen, Film- und Theaterausschnitte anschauen und über unsere Eindrücke diskutieren. Die ein oder andere Übung werden wir auch in der Gruppe ausprobieren, um die Arbeit eines Schauspielers besser zu verstehen. Es wird Material in Form eines Semesterapparates zur Verfügung gestellt.