Was sind Geowissenschaften?


Die Geowissenschaften beschäftigen sich mit der Erforschung des Planeten Erde, seinem Aufbau und seiner Struktur, dem Material, aus dem er besteht, sowie den in und auf ihm ablaufenden physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen. Das System Erde unterliegt dabei ständigen Veränderungen, die an natürlichen Archiven wie Gesteinen und Fossilien untersucht werden können. Diese verändernden Prozesse verlaufen in ganz unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Dimensionen, von der atomaren Skala bis zu plattentektonischen Vorgängen und von sehr kurzlebigen Ereignissen wie Erdbeben bis zur seit mehr als 3 Milliarden Jahren andauernden Evolution der Lebewesen.

Die Geowissenschaften umfassen verschiedene Teildisziplinen wie Geologie, Paläontologie, Mineralogie und Geophysik, die wiederum in speziellere Fachrichtungen unterteilt werden. Jedoch erlaubt nur die Verknüpfung der unterschiedlichen Disziplinen eine vollständige und genaue Beschreibung des komplexen Systems Erde. Die Geowissenschaften sind daher traditionell ein interdisziplinäres naturwissenschaftliches Fach und bauen auf den Erkenntnissen der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie auf, sodass ein fundiertes Verständnis dieser naturwissenschaftlichen Disziplinen für einen Geowissenschaftler unersetzlich ist.

Um die Prozesse auf und in der Erde studieren und verstehen zu können, bedienen sich Geowissenschaftler ganz unterschiedlicher Methoden. Am Anfang steht meistens die Arbeit im Gelände, um Proben zu nehmen, Messgeräte zu installieren oder die an der Erdoberfläche aufgeschlossenen Gesteine zu kartieren. Im Anschluss erfolgen dann weitere Untersuchungen und Analysen sowie Modellierungen am Computer oder im Labor, um die beobachteten Phänomene näher beschreiben und interpretieren zu können. Solche Methoden und Analysen umfassen z.B. die Auswertung seismischer oder geoelektrischer Messungen, die Untersuchung von Gesteinen und Fossilien mit hochauflösenden materialanalytischen Methoden, die relative zeitliche Einordnung von Prozessen anhand von Fossilien und Sedimentabfolgen, die absolute Altersdatierung von Gesteinen mittels massenspektrometrischer Messungen von radiogenen Isotopen, Experimente zur Bestimmung des Reaktions-, Schmelz- und Verformungsverhaltens unter bestimmten Druck- und Temperaturbedingungen und die numerische oder analoge Modellierung aller Arten geologischer Prozesse in unterschiedlichen Maßstäben.

Das so gewonnene Wissen findet seine Anwendung z.B. bei der Suche nach Bodenschätzen und der Erschließung natürlicher Ressourcen, bei der Katastrophenvorhersage und -prävention, z.B. bei Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen, bei der Herstellung neuer Materialien und bei der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt.

Am Institut für Geowissenschaften (IfG) der Goethe-Universität ist ein umfangreiches Spektrum geowissenschaftlicher Disziplinen vertreten, sodass Studierende aus einer Vielzahl an Veranstaltungen und Spezialisierungen auswählen können. Studieninteressierte können sich jederzeit für weitere Informationen zu den Inhalten des Studiums mit der Studienberatung in Verbindung setzen. Für Schulen, Hobby-Geowissenschaftler und andere Interessierte bieten das IfG sowie die GeoAgentur des Fachbereichs Geowissenschaften/Geographie eine Vielzahl an Veranstaltungen an, wie z.B. den Girl’s Day, den Tag der Naturwissenschaften oder Vorträge während der Night of Science.