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Sep 2 2014
10:51

Tagung des Instituts für Jugendbuchforschung im Holzhausenschlösschen – Öffentliche Abendvorträge

Kinder und Jugendliche als Zielgruppe für Propaganda im Ersten Weltkrieg

FRANKFURT. Der Erste Weltkrieg gilt als einer der ersten modernen Propagandakriege. So wurden in allen beteiligten Ländern auch Bilder-, Kinder- und Jugendbücher für kriegspropagandistische Zwecke eingespannt. Internationale Experten treffen sich vom 10. bis 12. September im Frankfurter Holzhausenschlösschen zu der Tagung „1914/2014 – Erster Weltkrieg. Kriegskindheit und Kriegsjugend, Literatur, Erinnerungskultur“. Sie wollen beleuchten, welche Auswirkungen der Weltkrieg auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene hatte und wie diese sich in der Literatur, in Tagebüchern und Schulaufsätzen niedergeschlagen haben.

Im Rahmen dieser Tagung finden zwei öffentliche Vorträge statt: Am Mittwochabend (10.9., 19.30 Uhr) sprechen die Historikerin Barbara Stambolis (Paderborn) und der Historiker Jürgen Reulecke (Gießen) über „Kriegskinder des Ersten Weltkriegs: Erfahrungen, Prägungen und rückblickende Selbstreflektionen der Jahrhundertgeneration“. Am Donnerstagabend (12.9., 19,30 Uhr) hält der französische Historiker Stéphane Audoin-Rouzeau (Paris) einen Vortrag in französischer Sprache zum Thema „Mort des jeunes, mort des étudiants en 1914-1918“.

„Es gehört zur Tradition des Instituts für Jugendbuchforschung, zu markanten Daten und Anlässen mit wissenschaftlichen und kulturellen Aktivitäten an die Öffentlichkeit zu treten“, sagt der Direktor des Instituts, Prof. Hans-Heino Ewers. So hat sich das Institut in diesem Jahr mit wissenschaftlichen und kulturellen Projekten intensiv mit dem Ersten Weltkrieg und seiner Spiegelung in der Kinder- und Jugendliteratur beschäftigt – „und dies auch als Teil des eigenen wie des gesamtuniversitären Jubiläums“, ergänzt Ewers. Die geplante Tagung versteht sich als Fortsetzung des internationalen Projekts „Approaching War: Childhood, culture and the First World War“, in dessen Rahmen bereits Tagungen in Sidney (Dezember 2011), Toronto (Mai 2012) und Newcastle (März 2013) durchgeführt wurden. In Frankfurt werden Referenten aus Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Polen, Kanada, Österreich und den USA erwartet. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Tagung findet in Kooperation mit dem eng mit der Universität kooperierenden Institut français d’histoire en Allemagne und der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen statt. Sie wird gefördert durch die Universität Frankfurt und die Waldemar-Bonsels-Stiftung, München.

Im Ersten Weltkrieg wurden sämtliche Kommunikationsmedien in Anspruch genommen, um die Bevölkerung in der Heimat für den Krieg einzunehmen. Dies gilt für alle beteiligten Mächte: für Deutschland und Österreich ebenso wie beispielsweise für Frankreich und England. Zu den Zielgruppen zählten in besonderer Weise auch Kinder und Jugendliche, Jungen ebenso wie Mädchen. Für sie wurde eine Flut von Bilder-, Kinder-, Jungen- und Mädchenbüchern sowie Zeitschriften herausgebracht. In den Schulen wurden die Kinder angehalten, ihre Erlebnisse in Form von Schüleraufsätzen und Schülerbildern festzuhalten und auch Tagebücher zu führen. Der Krieg schuf in allen beteiligten Ländern eine eigene Informations- und Medienkultur, die bislang noch weitgehend unerforscht ist.

„Mit Fortgang des Krieges änderte die literarische Kriegspropaganda ihren Charakter: Aus hurrapatriotischer Kriegsverherrlichung wurde eine ernste Durchhaltepropaganda, die mehr und mehr den realen Erfahrungen sowohl der Soldaten wie der Daheimgeblieben, der Familien, der Kinder und Jugendlichen, Rechnung tragen musste“, so Ewers. Gegen Kriegsende und in der Zwischenkriegszeit nahm international die Literatur zu, die sich kritisch mit dem Kriegsgeschehen auseinandersetzte. „Diese wurde zu einem großen Teil von Angehörigen der Generation der jungen Frontsoldaten verfasst; Erich Maria Remarques ‚Im Westen nichts Neues‘ ist dafür prototypisch. Umfangreicher scheint jedoch die weiterhin kriegsbejahende Literatur gewesen zu sein, für die heute der Name Ernst Jüngers steht“, ergänzt der Frankfurter Literaturwissenschaftler Ewers. 

Informationen: Informationen: Prof. Hans- Heino Ewers, Institut für Jugendbuchforschung, Fachbereich Neure Philologien, Tel: (069)798 32995, ewers@em.uni-frankfurt.de, Programm im Internet http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb10/jubufo/