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Feb 9 2018
11:40

Symposion an der Goethe-Universität befasst sich mit inneren Vorgängen in biographischen Übergangsphasen

Ambivalenz als Chance begreifen

FRANKFURT. Brüche und Übergangsphasen im Leben stellen Menschen oft vor schwierige Entscheidungen. Dass es dabei nicht unbedingt um „Lösung A“ oder „Lösung B“ geht, sondern um eine Vielzahl von Möglichkeiten, kann als Chance gedeutet werden. Mit dieser Art von Ambivalenzen befasst sich ein Symposion an der Goethe-Universität. Sein Titel lautet: „Ambivalenzen: Altern und biographische Übergänge“.

Der Übertritt ins Erwachsenenalter, der 90. Geburtstag, als Mann alleinstehend im Alter zu sein, Tod eines lieben Angehörigen, drohender Burnout: Es gibt in jedem Leben Brüche, kritische Zeiten und Phasen des Übergangs. Wie geht es weiter? Wofür soll ich mich entscheiden? Welche Erwartungen habe ich an mich, welche haben andere an mich? Das Hin- und Hergerissensein, die Mehrdeutigkeit solcher Phasen kann eine starke Dynamik in Gang setzen.

Bruchstellen im Lebensverlauf und potentiell krisenhaften Verläufe werden im Symposion aus der Perspektive eines erweiterten Konzepts „des Ambivalenten“ betrachtet, dessen Tragfähigkeit als erkenntnisleitender Referenzrahmen auf dem Prüfstand steht. Das hier vorgeschlagene Ambivalenzkonzept plädiert für die Überwindung der normativen Engführung einer zweiwertigen „Entweder-Oder“-Logik und stattdessen für die Entwicklung einer Haltung des „Sowohl-als-Auch“, die gleichzeitig Handlungsfähigkeit ermöglicht sowie die Bezugnahme auf Kontinuität und Veränderung. Zwei Tage lang diskutieren Expertinnen und Experten aus erziehungswissenschaftlicher, soziologischer, psychologischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive, ob und wie ein so aufbereitetes Ambivalenzkonzept zum Verständnis von biographischen Übergängen und Alternsprozessen beitragen kann.

„Ambivalenz wird oft negativ gedeutet, sie birgt jedoch ein Potenzial, das man nutzen kann“, sagt Prof. Insa Fooken, die das Symposion mit veranstaltet. „Ambivalenz ist ein sensibilisierendes Konzept, das zu Klärungsprozessen führen und helfen kann, an der eigenen Identität zu arbeiten“, so die Seniorprofessorin, die am Fachbereich Erziehungswissenschaften lehrt. Dass Menschen Ambivalenzen zulassen könnten, sei eine besondere Fähigkeit und schaffe Spielräume, das eigene Leben zu gestalten. So müsse man sich im Fall von Krisen nicht unbedingt immer entscheiden zwischen zwei sich ausschließenden Alternativen, sondern könne sich auch auf andere Denkrichtungen einlassen.

Das Symposion „Ambivalenzen: Altern und biographische Übergänge“ findet vom 14. bis zum 16. Februar am Campus Westend statt. Veranstalter sind das Frankfurter Forum für interdisziplinäre Alternsforschung (FFIA) der Goethe-Universität und der „Interdisziplinäre Arbeitskreis Ambivalenz“. Bei der Auftaktveranstaltung hält Prof. Johannes Bilstein von der Kunstakademie Düsseldorf den Festvortrag zum Thema „Metaphern der Ambivalenz – Ambivalenz der Metaphern“. Im Anschluss daran ist eine Tanzperformance zum Thema „Dancing Age(ing)” zu sehen. Die Tänzerin und (promovierte) Forscherin Susanne Martin zeigt Ausschnitte aus ihren Stücken „The Fountain of Youth“ und „The Fountain of Age“ und erprobt dabei das Potential von zeitgenössischem Tanz für den Ausdruck ambivalenter und komplexer Perspektiven, Erfahrungen, Bedeutungen und Narrative zum Thema Alter(n).

Symposion „Ambivalenzen: Altern und biographische Übergänge“
Öffentliche Auftaktveranstaltung
Dienstag, 14. Februar, von 18 bis 21 Uhr
Campus Westend
Casinogebäude, Nina-Rubinstein-Weg 1, Raum 1.811

Information: http://www.uni-frankfurt.de/70279876/IAA_Programm_final_01_2018.pdf