Friedrich Dessauer (1881 – 1963)

Friedrich Dessauer war Röntgenpionier, Biophysiker und Reichstagsabgeordneter. Seine Karriere begann er als Unternehmer und begabter Konstrukteur von Röntgengeräten. 1920-1933 erforschte er als Professor für Physik an der Frankfurter Universität die Strahlentherapie bei Krebs. Das NS-Regime zwang ihn 1934 ins Exil. 1953 kehrte er nach Frankfurt zurück.

Friedrich Dessauer wurde am 19. Juli 1881 in Aschaffenburg geboren. Ab 1899 studierte er Elektrotechnik und Physik an der Universität München und an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Er brach das Studium jedoch ab und gründete eine Firma für den Vertrieb des von ihm konstruierten Röntgenapparats.

1906 fusionierte sein Betrieb mit einem Frankfurter Unternehmen zu den Vereinigten Elektroinstituten Frankfurt-Aschaffenburg VEIFA. Dank Dessauers Erfindungsreichtums –er baute Röntgenapparate für verschiedenste diagnostische Aufgaben - florierte das Unternehmen. Die wirtschaftlich schwierigen Bedingungen im Ersten Weltkrieg zwangen ihn schließlich zum Verkauf der VEIFA an die Konkurrenz. Im Alter von 33 Jahren setzte Dessauer sein Studium 1914 an der neu gegründeten Universität Frankfurt fort und beendete es 1917 mit der Promotion.

Beeindruckt durch den politischen Umschwung zur Demokratie nach Ende des Ersten Weltkriegs trat Dessauer der christlichen Zentrumspartei bei und wurde im März 1919 Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und des Frankfurter Zentrumsvorstandes. Gleichzeitig setzte er seine wissenschaftliche Karriere fort. 1920 wurde er Honorarprofessor an der Naturwissenschaftlichen Fakultät. 1921 wurde er Leiter des auf seine Initiative gegründeten Instituts für physikalische Grundlagen der Medizin. 1922 erhielt er schließlich eine ordentliche Professur. Zu seinen wichtigsten Leistungen als Physiker gehört die Begründung der Quantenbiologie. Aus seinem Institut ist das heutige Max-Planck-Institut für Biophysik hervorgegangen.

Dessauers politische Karriere gipfelte 1924 eher wider Willen in seiner Wahl zum Reichstagsabgeordneten für die Zentrumspartei. Er gehörte zu den wenigen Politikern, die 1933 bis zuletzt gegen das Ermächtigungsgesetz stimmen wollten. Zwar beugte sich Dessauer schließlich dem Fraktionszwang, aber sein Widerstand gegen die Nationalsozialisten führte im Sommer 1933 zu seiner Verhaftung und einer konstruierten Anklage. Der Prozess gegen ihn endete mit einem Freispruch; dennoch wurde er im April 1934 in den erzwungenen Ruhestand versetzt. Zu diesem Zeitpunkt war Dessauer schon in Verhandlungen mit der Universität Istanbul, die ihn auf eine Professur für Radiologie und Biophysik berief. Drei Jahre später wechselte an das Physikalische Institut der Universität Fribourg in der Schweiz.

1953 kehrte der 72-Jährige aus dem Exil nach Deutschland zurück. Er war für einige Jahre der am meisten gefragte Redner nach Theodor Heuss. Während seiner Vorlesungen zu wissenschaftlichem Erkennen und zur Philosophie der Technik an der Goethe-Universität war der Hörsaal bis zum letzten Platz besetzt. Er starb 1963.

Wolfgang Trageser

Friedrich Dessauer lebte in der Stresemannallee 36

Stresemannallee 36,
60596 Frankfurt am Main,
Süd