Franz Oppenheimer

Franz Oppenheimer wurde 1864 in Berlin geboren – im damaligen “Berlin j.d.“, also „janz draussen“, wie er in seinen Lebenserinnerungen schreibt. Sein Vater war als Reformprediger in der Johannissynagoge tätig, seine Mutter führte den großen Haushalt. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“, die er im Elternhaus erlebt hatte, „in die große Welt einzuführen“ wurde Oppenheimers lebenslanges Streben. Zunächst versuchte er als Arzt die Leiden der armen Bevölkerung zu bekämpfen, gelangte aber zu der Überzeugung, dass es eines tiefgreifenden gesellschaftlichen und somit auch ökonomischen Wandels bedürfe, um eine tatsächliche Veränderung der Umstände zu bewirken.

Er setzte sich zum einen mit Karl Marx und den Utopien der Frühsozialisten auseinander, zum anderen arbeitete er sich in die nationalökonomischen und soziologischen Theorien seiner Zeit ein und habilitierte sich im Jahre 1909 in der Volkswirtschaftslehre. Nach Tätigkeiten als Aktivist innerhalb der siedlungsgenossenschaftlichen Strömung, als Delegierter innerhalb der zionistischen Bewegung, als Vorstand des Komitees für den Osten während des Ersten Weltkriegs und als Privatdozent an der Berliner Universität wurde er im Jahre 1919 in Frankfurt am Main zum Ordentlichen Professor berufen.

Der Frankfurter Kaufmann Karl Kotzenberg hatte den Lehrstuhl für Soziologie und Theoretische Nationalökonomie gestiftet und somit konnte Oppenheimer die erste ordentliche Soziologie-Professur Deutschlands antreten. Während seiner Frankfurter Zeit verfasste er sein umfangreiches „System der Soziologie“, in dem er die Soziologie als Universalwissenschaft entwarf. Durch seine Studien, eigene Initiativen und Siedlungsgründungen wie auch auf politischem Wege stritt Oppenheimer für den dritten Weg eines „liberalen Sozialismus“. Einige seiner Ideen realisierte später und in gemäßigter Form sein berühmtester Schüler Ludwig Erhard mit der Sozialen Marktwirtschaft.

Nach seiner Emeritierung und Rückkehr nach Berlin musste er im Jahre 1938 gemeinsam mit seiner Tochter aus dem nationalsozialistischen Deutschland fliehen. Sein Weg führte über Tokio und Shanghai in die USA, wo er im Jahre 1943 verstarb.

(CW)

Franz Oppenheimer lebte von 1919 bis 1929 im Hühnerweg 1

Hühnerweg 1,
60599 Frankfurt am Main
Sachsenhausen