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G l o b a l e K a r t o g r a m m e |
Die Erde ist nicht flach. Zur Darstellung von Karten auf flachen Oberflächen sind Projektionen erforderlich, und eine Verzerrung von Formen ist unvermeidlich. Kartogramme sind thematische Karten, bei denen Verzerrung gezielt eingesetzt wird, um Informationen zu transportieren. Genauer gesagt werden Polygone, für die Daten vorliegen, so verzerrt, dass die Flächen der verzerrten Polygone proportional zu einer numerischen Polygoneigenschaft sind. Um beispielsweise zu visualisieren, wieviel CO2 von den Ländern der Erde ausgestoßen wird, werden die Umriss-Polygone aller Länder so verzerrt, dass die Flächen der Länderpolygone proportional zu den Emissionen sind. Auf dem Kartogramm hat das Polygon des Landes A mit halb so viel CO2-Ausstoß wie Land B auch nur eine halb so große Fläche wie das Polygon von Land B. Im Deutschen werden Kartogramme auch als anamorphe, d.h. verzerrte, Karten bezeichnet.
Kartogramme können eingesetzt werden, um zwei Eigenschaften von Polygonen gleichzeitig darzustellen. Zum Beispiel können Gitterzellen von 0,5° geographische Länge x 0,5° geographischer Breite, was der räumlichen Auflösung vieler globaler hydrologischer Modelle entspricht, entsprechend der Bevölkerungszahl innerhalb der Gitterzelle verzerrt werden, während die Farbe der Zelle die Wasserressourcen innerhalb der Zelle anzeigt. In solchen Kartogrammen werden Regionen mit einer hohen Bevölkerung größer dargestellt als weniger dicht besiedelte Gebiete. Da ein solches Kartogramm den Blick auf Gebiete lenkt, in denen viele Menschen leben, ist es besser als als eine normale thematische Karte geeignet, Wasserressourcen für Menschen zu zeigen anstatt Wasserressourcen auf Landflächen.
Auf dieser Webseite stellen wir eine Reihe globaler Kartogramme zur Verfügung, die über Wasserressourcen sowie über Risiken durch und Verantwortlichkeiten für den Klimawandel informieren. Mit einer Ausnahme basieren sie auf Ergebnissen und Input-Werten des globalen hydrologischen Modells WaterGAP, das Wasserressourcen und Wassernutzung für alle Kontinente der Erde (außer der Antarktis) mit einer räumlichen Auflösung von 0,5° x 0,5° berechnet.
Kartogramme und ihre Beschreibung zum Download
Wasserressourcen für Menschen
Verteilung von Wasser und Bevölkerung
Länderpolygone, verzerrt durch
(oben) erneuerbare Grundwasserressourcen 1981 - 2010 in 0,5°-Gitterzellen,
(Mitte) Bevölkerung im Jahr 2010 in 0,5°-Gitterzellen und
(unten) Bevölkerung im Jahr 2085 in 0,5°-Gitterzellen.
Entsprechend der angenommenen Zunahme der Weltbevölkerung von 6,9 Mrd. im Jahr 2010 auf 9,9 Mrd. im Jahr 2085 ist die gesamte Landfläche im unteren Kartogramm um 45% größer dargestellt als im mittleren Kartogramm.
(Döll und Herbert 2018)
Wenn das obere und das mittlere Kartogramm gleich aussähen, bedeutete das, dass die erneuerbaren pro-Kopf-Grundwasserressourcen für alle Menschen auf der Welt gleich groß wären.
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Zukünftige Änderung der Grundwasserressourcen
Mögliche Änderung
der erneuerbaren Grundwasserressourcen (oben) und
der Grundwasserressourcen pro Kopf der Bevölkerung (unten)
von 2010 bis zum Ende des 21. Jahrhunderts infolge des Klimawandels (Szenario RCP 8.5 mit hohen Treibhausgasemissionen) und der Veränderungen der Bevölkerungsanzahl (Bevölkerungsszenario SSP2). Mittelwert von fünf WaterGAP-Läufen auf Basis der Ergebnisse von fünf globalen Klimamodellen.
(Döll und Herbert 2018)
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Komponenten der Risiken des Klimawandels
Natürliche Ressourcen unter Stress
Nationale Verantwortlichkeiten für den Klimawandel
Kartogrammsatz "Nationale Verantwortlichkeiten für den Klimawandel": Visualisierung der Beziehung zwischen Bevölkerungszahlen, CO2-Emissionen und Wohlstand der Länder durch Verzerrung der Länderpolygone durch
Die Ähnlichkeit von c und d visualisiert, dass der Wohlstand der meisten Länder auf deren klimaschädlichen Emissionen seit der Industrialisierung gründet; diese und nicht die Emissionen in einem bestimmten Jahr sind ausschlaggebend für den Klimawandel (Döll 2017). Quelle: Döll, P. (2017) |
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Kartogrammsatz "Nationale Verantwortlichkeiten für den Klimawandel": Visualisierung der Beziehung zwischen Bevölkerungszahlen, CO2-Emissionen und Wohlstand der Länder durch Verzerrung der Länderpolygone durch
Die Ähnlichkeit von c und d visualisiert, dass der Wohlstand der meisten Länder auf deren klimaschädlichen Emissionen seit der Industrialisierung gründet; diese und nicht die Emissionen in einem bestimmten Jahr sind ausschlaggebend für den Klimawandel (Döll 2017). Bei diesem Kartogrammsatz handelt es sich um eine Aktualisierung des entsprechenden Kartogrammsatzes für das Jahr 2010, der in Döll (2017) beschrieben wurde. Für die Aktualisierung auf das Jahr 2020 wurden zu den bis 2010 kumulierten CO2-Emissionen in Döll (2017) jährliche Emissionen 2011-2020 von Crippa et al. (2021) addiert. Daten zu Bevölkerung und Bruttoinlandsprodukt für das Jahr 2020 stammen, mit wenigen Ausnahmen, von der Weltbank (World Bank 2021). Quellen |
Wie Kartogramme funktionieren
Prinzip der Generierung von bivariaten Kartogrammen.
Aus einer flächentreuen Karte A, die Variable 1 (z.B. die Pro-Kopf-Kohlendioxidemissionen) in Farbe zeigt (links), wird ein bivariates Kartogramm B, in der die Variable 2 jeder Zelle (z.B. die Bevölkerung) als Verzerrer zusätzlich dargestellt ist (rechts). Die Zellpolygone werden so verzerrt, dass die Flächen aller Polygone z.B. proportional zu der darin wohnenden Bevölkerung sind (in B) und damit die Dichte der Verzerrervariable 2 in allen verzerrten Polygonen gleich ist.
Döll, P. (2017)
Als .pdf herunterladen (182 kB)
Publikationen zu Kartogrammen
Döll, P., Herbert, C. (2018): Wasserressourcen und Wasserknappheit: Visualisierung mit anamorphen Weltkarten. Geographische Rundschau, 1/2-2018, 44-50.
Döll, P. (2017): Cartograms facilitate communication of climate change risks and responsibilities. Earth’s Future, 5, 1182-1195. doi:10.1002/2017EF000677