Fachprofil Baltistik

Bildnachweis:

„Die baltischen Sprachen“, in: Zinkevičius, Zigmas / Luchtanas, Aleksiejus / Česnys, Gintautas, 2005: Woher wir stammen. Der Ursprung des Litauischen Volkes, Vilnius: Mokslo ir enciklopedijų leidybos institutas, S. 80.

„Baltic tribes and provinces c. A.D. 1200“, in: Gimbutas, Maria, 1963: The Balts. London: Thames and Hudson, 23.

1. Die Baltistik gehört zu den sogenannten kleinen Fächern. Bitte stellen Sie uns Ihr Fach in wenigen Sätzen vor.

Die Baltistik befasst sich mit den baltischen Sprachen und Kulturen. Zum baltischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie gehören die heute erhaltenen Sprachen Litauisch und Lettisch sowie die  ausgestorbenen Sprachen Altpreußisch, Kurisch, Semgallisch, Selisch (anders Selonisch), Galindisch und Jatwingisch. Heute gibt es ca. 3,1 Millionen Sprecher des Litauischen und ca. 1,5 Millionen Sprecher des Lettischen. Das Litauische gilt nicht nur als die dem Urbaltischen ähnlichste baltische Sprache. In der Phonologie und Morphologie der Substantive ist das Litauische konservativer als andere lebendige indogermanische Sprachen. Andererseits jedoch gehören das Litauische und das Lettische zu den jüngsten Schriftsprachen Europas.

2. Was zeichnet Ihr Fach (oder Baltistik) am Standort Frankfurt besonders aus?

Als „Lieblingskind“ der Indogermanistik wird vor allem das Litauische seit über zwei Jahrhunderten in Deutschland erforscht und gelehrt. Am Standort Frankfurt am Main ist die Baltistik in den Studiengang Empirische Sprachwissenschaft integriert. Dadurch ergibt sich eine einzigartige Möglichkeit, die Baltistik mit der Indogermanistik und der Allgemeinen Vergleichenden Sprachwissenschaft zu verzahnen. Darüber hinaus versteht sich die Frankfurter Baltistik als ein Teil der trinationalen deutsch-italienisch-litauischen Fachkooperation zwischen den Universitäten Frankfurt, Pisa und Vilnius.

3. Womit beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Forschung?

Im Fokus der baltischen Sprachwissenschaft in Frankfurt steht die Grammatik des Altlitauischen (16.–17. Jh.) und die Erstellung eines Referenzcorpus der altlitauischen Texte.

Die Frankfurter Baltistik kooperiert eng mit dem von der Universität Vilnius durchgeführten Projekt „Förderung der Zusammenarbeit zwischen Baltistikzentren im Ausland und wissenschaftlichen Institutionen und Hochschulen in Litauen“. Dieses Projekt macht es möglich, einen langfristigen Litauischunterricht (das C1 Niveau nach der Sprachniveau-Globalskala kann erreicht werden) in Frankfurt zu sichern. Das Projekt bietet Studierenden die Möglichkeit, einen akademischen Aufenthalt (Intensivkurse, Sommerkurse oder dialektologische Feldpraktika) an einer litauischen Universität zu absolvieren.

4. Was erwartet diejenigen, die sich für ein Studium der Baltistik entscheiden?

Das Studium der Empirischen Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Baltische Sprachwissenschaft bietet neben einem allgemeinen sprachwissenschaftlichen Teil eine Einführung in die baltischen Sprachen, vertiefende Lehrveranstaltungen zu einzelnen Sprachen (Litauisch und insbesondere Altlitauisch; Altpreußisch und Lettisch) sowie zu sprachübergreifenden Phänomenen. Eine enge Kooperation mit den Universitäten Vilnius und Pisa bietet den Studierenden zahlreiche Möglichkeiten, einen Teil des Studiums in Litauen wie Italien zu absolvieren und an gemeinsamen wissenschaftlichen Vorhaben teilzunehmen.

5. Nennen Sie uns drei Gründe, warum es aus Ihrer Sicht eine gute Entscheidung ist, Baltistik zu studieren.

  1. Baltistik ist ein kleines und exklusives Fach, das für die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft enorm wichtig ist.
  2. Baltistik umfasst die Sprachen, die im geographischen Zentrum Europas (etwas nördlich von Vilnius, 1989 vom französischen Institut national de l'information géographique et forestière errechnet) gesprochen werden sowie ein integraler Bestandteil des europäischen Kulturgutes waren und sind.
  3. Baltistik befasst sich mit dem baltischen Sprachraum, der seit acht Jahrhunderten in kultureller Wechselwirkung mit Deutschland steht. Z. B. hat der baltische Stamm Preußen ihren Namen einem beträchtlichen Teil Deutschlands vererbt (zuerst ab 1525 als Herzogtum Preußen und später ab 1701 als Königreich Preußen).