Fachprofil Afrikanistik

Bildnachweis: Julia Schwarz

1. Die Afrikanistik gehört zu den sogenannten kleinen Fächern. Bitte stellen Sie uns Ihr Fach in wenigen Sätzen vor.

Der Fachverband Afrikanistik (e.V.) charakterisiert unser Fach folgendermaßen: „Als Wissenschaftsdisziplin im deutschsprachigen Raum beschäftigt sich die Afrikanistik mit den Sprachen Afrikas, die etwa ein Drittel der Sprachen weltweit ausmachen. Gegenstand des Faches sind die Sprachen und Literaturen Afrikas in all ihren Erscheinungsformen, sowie die ihnen zugrundeliegenden soziokulturellen und historischen Bedingungen und Gebrauchsweisen. In Lehre und Forschung sind linguistische Teilbereiche wie etwa Typologie, historisch-vergleichende Sprachwissenschaft oder Kognitionslinguistik ebenso vertreten wie ethnologische, soziologische, literatur-, kultur- und religionswissenschaftliche Ansätze und Methoden. Die Afrikanistik zeichnet sich damit durch einen hohen Grad an disziplinärer Heterogenität aus, die maßgeblich zum Innovations- und Vernetzungspotential des Faches beiträgt.“

2. Was zeichnet Ihr Fach am Standort Frankfurt besonders aus?

Die deskriptive Linguistik, also die Beschreibung afrikanischer Sprachen, ist ein zentraler Bestandteil der Forschung und Lehre der Afrikanistik in Frankfurt. Wir arbeiten hier eng mit der Empirischen Sprachwissenschaft am Fachbereich 09 „Sprach- und Kulturwissenschaften“ der Goethe Universität zusammen. Unsere regionalen Schwerpunkte liegen dabei in Westafrika und im südlichen Afrika. Internationale Partner, mit denen wir zusammenarbeiten – und dies in Zukunft noch intensivieren wollen –, sind Universitäten in Ghana und Äthiopien. Darüber hinaus bestehen aber auch enge Beziehungen zu einer Reihe von Universitäten z.B. in Südafrika und verschiedenen Ländern Europas.

Auf der Grundlage unserer Expertise in der deskriptiven Linguistik widmen wir uns vermehrt auch soziolinguistischen Fragestellungen und Themen aus dem Bereich der linguistischen Anthropologie. Beispiele hierfür sind unsere Forschungen zu Spracherwerb afrikanischer Migrant*innen in Europa, sowie Untersuchungen zu interkultureller Kommunikation und Sprachverhalten in europäisch-afrikanischen Kontaktszenarien.

Spracherwerb liegt uns als Teil einer soliden afrikanistischen Ausbildung sehr am Herzen. In Frankfurt bieten wir Unterricht in drei afrikanischen Sprachen an: Swahili als wichtigster Verkehrssprache Ostafrikas, und daneben zwei westafrikanische Sprachen mit ebenfalls großer Sprecher*innenzahl und von internationaler Bedeutung, nämlich Hausa und Fula. Unsere Studienprogramme haben wir nun erweitert um ein Masterprogramm „Sprache und Gesellschaft in Afrika“, das auch Bachelorabsolvent*innen anderer Disziplinen offensteht. In Kooperation mit dem Institut für Ethnologie und Afrikastudien der JGU Mainz gestalten wir derzeit einen gemeinsamen Bachelorstudiengang zu afrikanischen Sprachen und deren wachsender globaler Bedeutung für Gesellschaften in Afrika und Europa, mit Blick auf neue Medien und Kommunikationsstrategien. Wir arbeiten daran mit vielen enthusiastischen Beteiligten an beiden Universitäten und hoffen, dieses neue Angebot ab dem Wintersemester 2021/22 zu etablieren.

3. Womit beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Forschung?

Viele unserer Mitarbeiter*innen arbeiten im Bereich der Sprachdokumentation und –beschreibung zu Sprachen in so unterschiedlichen Ländern wie Guinea, Kamerun, Äthiopien und Botswana. Zu nennen ist außerdem die wichtige Arbeit im Bereich der Dokumentation in Zusammenarbeit mit Angehörigen der Herkunftsgemeinschaften. Das Oswin-Köhler-Archiv ist eine Sammlung unterschiedlichster Dokumente und Artefakte mit einem Schwerpunkt auf der Kultur der Khwe, die in Nordnamibia und angrenzenden Staaten leben. Die Afrikanistik hat ihre Ursprünge in den missionarischen Bestrebungen, afrikanische Sprache zu verstehen und zu erlernen, und hat durch die koloniale Präsenz Deutschlands auf dem afrikanischen Kontinent einen weiteren Impetus erhalten. Diese forschungsgeschichtlichen Ursprünge sind natürlich nicht unkritisch zu sehen. In bewusster Auseinandersetzung mit postkolonialen Zusammenhängen, die auch heute noch die europäisch-afrikanischen Beziehungen an vielen Stellen kennzeichnen, befassen wir uns in unserer derzeitigen Forschung mit interkulturellen Zusammenhängen, so zum Beispiel dem informellen Spracherwerb, wie ihn Afrikanerinnen und Afrikaner nach Ankunft in Deutschland oder auch im Kontext touristischer Hochburgen entlang der kenianischen Ostküste praktizieren.

4. Was erwartet diejenigen, die sich für ein Studium der Afrikanistik entscheiden?

Die Afrikanistik ist sehr breit aufgestellt. Unser Zugang funktioniert dabei stets über Sprache. Wenn Sie sich für ein Studium bei uns interessieren, sollte Ihnen die Auseinandersetzung mit Sprache Spaß machen. Lernen Sie gern Fremdsprachen? Sind Sie neugierig darauf, wie Sprache und Kommunikation funktionieren? Dann wäre das etwas für Sie.

Unser Blickwinkel ist linguistisch, doch die Inhalte, die wir behandeln gehen darüber hinaus. Deswegen gehören neben dem praktischen Erwerb afrikanischer Sprachen und dem „sprachlichen Handwerkszeug“ auch die Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen und –historischen Afrikathemen zu den Lerninhalten.

5. Nennen Sie uns drei Gründe, warum es aus Ihrer Sicht eine gute Entscheidung ist, Afrikanistik zu studieren.

Bei uns studieren Sie in kleinen Kohorten. Dies ermöglicht eine intensive und „maßgeschneiderte“ Betreuung. Das Lernen mit Peers stellt dabei einen wichtigen Mechanismus dar, kompetitiven und kooperativen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden.

Das Studium ist vielseitig und abwechslungsreich, wobei selbstbestimmtes Lernen befähigen soll zu eigenständiger Recherche, kritischer Analyse und verantwortungsbewusster Umsetzung afrikaspezifischer Themenanforderungen in verschiedenen beruflichen Arbeitsbereichen.

Ein Studium, das aus der Masse heraussticht und somit in der eigenen Karriereplanung einen Baustein liefert, der aufhorchen lässt. Hinter unserer akademischen Ausbildung steht ein ganzer Kontinent - mit vielfältigen Möglichkeiten, das eigene Profil zu gestalten.