(Sich) kleiden, hier verstanden als soziale und körperliche Praxis, wirkt wie ein Scharnier zwischen Körper und sozialer Welt, ist bedeutend für die Konstruktion von Identität und macht die Wechselwirkung von sozialen Anforderungen und individueller Handlungsmächtigkeit sichtbar. Kleidung (als materielles Objekt), sich kleiden (als alltägliche Handlung) und die Bedeutungen, die sich hierbei biographisch und gesellschaftlich bedingt vergeschlechtlicht entwickelt haben, sind das Erkenntnisinteresse des vorliegenden Projekts. Das Forschungsprojekt widmet sich der Frage, inwiefern sich Frauen* über 70 Jahre im Umgang mit Kleidung und gesellschaftlichen Anforderungen sich selbst als handlungsmächtige Akteurinnen begreifen und wie sie Fragen nach (Un)Sichtbarkeit und Attraktivität fortlaufend neu verhandeln. Hierzu werden narrative Interviews mit biographischen Anteilen und Fotographien von Kleidungsstücken mit einer Stichprobe von ca. zehn Personen in Frankfurt am Main durchgeführt. In den Interviews kommen zudem historische Zeitlinien zum Einsatz auf denen wichtige historische Daten sowie kulturelle Umbrüche markiert sind, die den Erzählfluss stimulieren sollen sowie Erinnerungen an biographischen und zeithistorischen Bezüge im Umgang mit Kleidung hervorbringen sollen. Um eine maximale Kontrastierung der Fälle zu ermöglichen, wird ein diverses Sample, z. B. in Bezug auf Einkommen, religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung und Bildungsstand angestrebt. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Breite der unterschiedlichen Erfahrungen, Praktiken und Bedeutungen in Bezug auf Kleidung im Alter in unterschiedlichen Kontexten zu erkennen sowie Ähnlichkeiten und Differenzen herauszuarbeiten.
